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Vom ›Pempelforter Musenhof‹ zum »Zigeunerleben« in Norddeutschland


Friedrich Heinrich Jacobi als Revolutions­flüchtling zwischen Wandsbek, Emkendorf und Eutin


Vorbemerkungen


Der Philosoph, Dichter, Schriftsteller und Wirtschaftsreformer Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) ist uns heute in der Regel allenfalls noch als empfindsamer Dichter und Kritiker Kants bekannt. Tatsächlich gab es um 1800 wohl keinen Gebildeten, dem Jacobi nicht ein Begriff war, viele korrespondierten mit ihm, nicht wenige besuchten ihn auf seinem Landsitz in Pempelfort, unmittelbar vor den Toren der Stadt Düsseldorf. Der Autodidakt bezog in vielbeachteter Weise Stellung zu den Debatten seiner Zeit, löste wohl auch bisweilen solche allererst aus (wie etwa den sogenannten »Spinoza«- oder »Pantheismusstreit«). Seine kritische Auseinandersetzung mit der »Klassischen Deutschen Philosophie« – von Kant über Fichte und Schelling bis zu Hegel – hat diese maßgeblich beeinflusst und die Systementwürfe teils mit hervorgetrieben. Dabei war der Brief – auch das in Briefform publizierte Werk – das zentrale Medium seiner kommunikativen Einlassungen. 


Die Biographie Jacobis lässt sich am Leitfaden seiner Lebensstationen in drei Abschnitte unterteilen: der erste umfasst die Düsseldorfer (und Pempelforter) Zeit von seiner Geburt bis zum 28. September 1794, dem Tag, an welchem ­Jacobi vor den Französischen Revolutionstruppen aus Düsseldorf floh; der zweite beinhaltet die Lebensetappe im hamburgisch-holsteinischen Exil bis zum Mai 1805; der dritte endlich umgreift die abschließende Phase als Akademiepräsident und Herausgeber seiner Werke in München. Das im März 2013 begonnene Akademievorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig »Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Text – Kommentar – Wörterbuch Online« setzt, an eine frühere Edition der Düsseldorfer Phase anschließend, mit dem Briefwechsel der zweiten Lebensphase ein und beginnt – in zwei Bänden – mit der Herausgabe und Kommentierung des Briefwechsels aus dem Zeitraum Oktober 1794 bis Dezember 1801. Der Übergang in die neue Lebenswelt ist Thema dieses Beitrags.


Flucht aus Pempelfort und erste Jahre im ›Exil‹


Am 6. August 1792 schrieb Friedrich Heinrich Jacobi von seinem Landsitz Pempelfort bei Düsseldorf aus einen Brief nach Hamburg an Christina Sophie Reimarus, die Ehefrau des Arztes und Aufklärers Johann Albert Hinrich Reimarus. Bei der Abfassung des Briefes wurde er durch die Ankunft eines Besuchers unterbrochen. Es handelte sich, wie Jacobi seine Adressatin bei der Fortsetzung des Briefes am nächsten Tag wissen ließ, um den »baierischen General[] und hiesigen Inspekteur[] Gaza […], der mich bis Glocke 9 in meinem Garten herum spazieren führte, und mich von nichts, als den Mängeln der hiesigen Kriegseinrichtung unterhielt, die Preußische Cantons-Einrichtung und ähnliche Dinge wünschte, und der doch die dem menschlichen Geiste nach dem Französischen Kriege bevorstehende Unterdrückung tief beseufzte.«1

Spätestens von diesem Moment an muss Jacobi also klar gewesen sein, dass Düsseldorf einem Angriff der Französischen Revolutionstruppen nicht standhalten würde – und die Kriegsfront rückte stetig näher: Die Stadt Aachen, in der Jacobis ältester Sohn wohnte und in welcher das Familienvermögen in der Tuchfabrik des Schwagers angelegt war, wurde im Dezember 1792 erstmals von den Franzosen eingenommen.


Die Folgen dieser Kriegswirren prägten bereits das Stadtbild. Viele Flüchtlinge – Ende 1792 sollen es ca. 500 Familien gewesen sein2 – waren nach Düsseldorf gekommen.3 Ein französischer Emigrant schätzte die Zahl seiner in und um Düsseldorf lebenden Landsleute zu diesem Zeitpunkt auf 4.000; Friedrich Heinrich Jacobi selbst erwähnte im Frühjahr 1793 8.000 Emigran­ten.4 Unter diesem Eindruck schrieb Jacobis Halbschwester Anna Catharina Charlotte (Lotte) an ihre Schwägerin: »Unsere Stadt ist bis an die Dächer gepropft voll von Emigrirten u. geflüchteten Brabander.«5 Die Lage in der überfüllten Stadt war kaum mehr überschaubar; man fühlte sich bedrängt und bangte um die eigene Sicherheit.6

Die Erlebnisse mit den Emigranten hatten jedoch auch ihre komischen Seiten. Dies zeigt eine Anekdote, die Jacobi Goethe mitteilt, der auf der Rückkehr von seiner Campagne in Frankreich im Herbst 1792 mehrere Wochen in Pempelfort zugebracht hatte:


Da du dich aller Pempelforter Bewohner so freundlich erinnerst, so werde ich des Putzels [Jacobis Hund; C. G.] wohl erwähnen, und wie auch er die armen Emigirten unterstützt hat, dir erzählen dürfen. Wahrscheinlich erinnerst du dich, daß Herr Schenk Emigrirte: Mr. de Mousin mit seiner Frau aufnahm, und ich meinen Stall für die Pferde dieser Leute hergab. Ich glaube dir auch geschrieben zu haben, daß nachdem Stadt und Gegend mit Emigrirten überfüllt waren, die Schildwachen an den Thoren alle Franzosen abweisen mußten. Die Verlegenheit der in den Dörfern liegenden Emigrirten wurde dadurch sehr groß. Mousins Kutscher berieth sich mit Putzel. Der Hund ging mit ans Thor. Wenn nun die Schildwache den Franzmann anhielt, so zeigte dieser auf den Hund und sagte: das Putzel – von Monsieur Jacobi. Damit hat man ihn überall durchgelaßen, weil die ganze Garnison den Putzel kennt. Die Industrie des Franzosen hat uns alle sehr ergötzt, und wirft zugleich einen so drolligen Schein von Würde und Decoration auf Putzel […] daß ich mir gleich vornahm, dir das Stück zum besten zu geben.7

Auch aus dieser – buchstäblich ›putzigen‹ – Geschichte wird deutlich, dass die Lebensverhältnisse in der Stadt Düsseldorf aufgrund der vom anderen Rhein­ufer herüberschwappenden Emigrantenströme immer schwieriger wurden. Ein Jahr nach diesem Brief Jacobis an Goethe finden wir auch eine erste brief­liche Auskunft über das von Jacobi favorisierte Ziel der Auswanderung, denn an den Schwager Goethes, Johann Georg Schlosser, schrieb er: »Vertreiben mich die Franzosen, so muß ich freylich nördlicher wandern und ich hoffe, Gott beschert mir dann ein Plätzchen in Holstein.«8 Das politisch neutrale, dänische Holstein war aus unterschiedlichen Gründen, nicht zuletzt auch aus Mangel an naheliegenden Fluchtalternativen, zum Sammelbecken deutscher und französischer Emigranten geworden. Insbesondere nach der Hinrichtung Ludwigs XVI. im Januar 1793 flohen zahlreiche französische Adlige dorthin.


Norddeutschland war für Jacobi aber auch deshalb attraktiv, weil dort viele einflußreiche und wohlhabende Freunde lebten. Es bestanden bereits Kontakte zu Claudius in Wandsbek, Klopstock und der Familie Reimarus in Hamburg, Friedrich Stolberg und Voß in Eutin, Christian Stolberg in Tremsbüttel und Julia und Friedrich von Reventlow auf dem Gut Emkendorf. 


Die längste Beziehung unterhielt er zu Claudius und Klopstock; die ersten Briefkontakte datieren aus dem Jahr 1777. Den Dichter des Messias und der Oden, Friedrich Gottlieb Klopstock, hatte Jacobi im Februar 1775 in Karlsruhe persönlich kennengelernt.9 Matthias Claudius, der Herausgeber des Wands­becker Boten, war früh von Jacobi finanziell unterstützt worden;10 auch hatte er ihm Ostern 1778 seine beiden ältesten Söhne zur Erziehung anvertraut. Jacobis erste große Norddeutschland-Reise im Juli 1780 verdankte sich dem Anlass, seine Söhne in Wandsbek abzuholen. Bei dieser Gelegenheit verkehrte Jacobi auch in den Hamburger Kreisen: bei Klopstock und der Familie Reimarus, die eng mit Lessing befreundet war.11 Auch reiste er bereits nach Ostholstein: an den Plöner See und nach Lübeck. Als er im Jahre 1789 ein weiteres Mal nach Norddeutschland fuhr, lernte er zudem Johann Heinrich Voß in Eutin kennen: Der bedeutende Homer-Übersetzer war dort, in der einstigen Residenz des Fürstbistums Lübeck, seit 1782 Rektor des Gymnasiums. 


Friedrich Karl Graf von Reventlow und seine Ehefrau Friederike Juliane hatte Jacobi zunächst im August 1783 in Düsseldorf bzw. Pempelfort kennengelernt, als sie auf der Durchreise ins nahegelegene Spa zu Gast waren. Im Sommer 1786 war wiederum Jacobi Gast der Reventlows in London respektive Richmond gewesen, wo Fritz Reventlow als dänischer Gesandter 
lebte.12

Der Briefkontakt zu dem Homer-Übersetzer und einstigen Mitglied des Dichterbundes Göttinger Hain, Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, setzte im April 1788 ein und begründete sogleich eine intensive Freundschaft.13 Zu einer persönlichen Begegnung kam es erst Jahre später im Juli 1791 in Pempelfort anlässlich der Italienreise der Stolbergs; Jacobis zweitältester Sohn, Georg Arnold, ein rechtes Sorgenkind,14 ging mit auf die Reise. Um auch einen Eindruck von dem Überschwang zu geben, der die von beiden geteilte empfindsame Gefühlskultur, ja den Sturm und Drang-Duktus des ehemaligen Hainbündlers, auszeichnet, sei hier aus dem Brief zitiert, den Stolberg, wenige Tage nach der Abreise aus Pempelfort, an Jacobi schrieb:


Frankfurt, den 5ten August 1791.


Sehr glücklich machte mich Ihre Freundschaft, Herzgeliebter, als ich Sie nicht gesehen hatte und dennoch Sie innig liebte; aber nun nach der Prüfung des Glaubens, wie beseligt mich der festere, ewige Bund nach dem Schauen! Unsere Herzen schlugen hoch in Wellen und vereinigten sich wie zwei Ströme, die nun mit vereinten Wassern dem herrlichen Ocean zueilen. Lieber Bruder, mir wird jedesmal so innig wohl bei dem Gedanken an unsern Bund. Wahre Kraft hienieden ist nur in Vereinigung der Guten; sie ist der Bündel Pfeile in der Hand des Starken; alle Kräfte des Widersachers sind nur einzeln, so viel ihrer auch seyn mögen. 


Ihr Bild und der lieben Schwestern begleitet, belebt, beseelt uns oft. Wir wollen, wir werden in trauter Gemeinschaft mit einander bleiben, bis einem nach dem andern das Herz bricht, und dann wird die Knospe unserer Freundschaft zur ewigen Himmelspflanze sich entfalten.15

Anhand dieser Skizzen dürfte deutlich geworden sein, dass Hamburg und Holstein sich als Orte des Exils für Jacobi nachgerade aufdrängten – und eingeladen füh­-
len durfte er sich allemal, wie ein Brief Sophie Stolbergs vom Februar 1794 zeigt:


Ach daß nicht so viele Bande Sie an Ihr Vaterland feßelten! – Sie würden bey uns mehr Ruhe finden – wenigstens vor äußern Feinden, und in unserem Cirkel würden Sie so manche, die Sie schon lieben, einige, die Sie bei näherer Bekanntschaft lieben würden, finden – häusliches Glück, Ruhe, Einfalt. [...] Sollten die Franzosen Ihnen noch drohen, so müßen Sie nicht säumen; es ist würklich eine Versuchung zum Bösen für uns diese beyden Ideen zu verknüpfen.16

Das Jahr der Auswanderung, 1794, war, so schrieb Jacobi rückblickend an den Anatomen Samuel Thomas Soemmerring in Frankfurt, »ein Jahr voll Unruhe und Angst für mich.«17 Am 28. September 1794 verließ Friedrich Heinrich 
Jacobi – gemeinsam mit seiner Halbschwester Susanne Helene (Lene), seiner Tochter Clara Franziska, »einer Magd und einem Bedienten« – Pempelfort, ging von dort aus zunächst zu Freunden nach Münster,18 wohin er bereits einige Monate zuvor Möbel und Wertgegenstände geschickt hatte,19 und reiste dann weiter über Osnabrück20 nach Wandsbek zu Matthias Claudius, wo er am 
10. Oktober ankam und einige Wochen blieb.21 Wandsbek war ein zum Herzogtum Holstein gehöriges Gutsdorf nahe Hamburg, das an den Sonntagen Ausflugsort der Hamburger Bürger war.22 Noch im selben Jahr übersiedelte ­Jacobi von dort auf das zwischen Kiel und Rendsburg gelegene Gut Emkendorf, wo er Gast von Julia und Fritz von Reventlow wurde. Ein Brief an den Preußischen Diplomaten Christian Wilhelm von Dohm vom 28. Dezember 1794 gibt einen genauen Einblick in den Tagesablauf auf dem Schloß: 


Seit dem 10ten [Dezember] bin ich nun hier bey Reventlows, auf dem zu meinem Hauptquartier ausersehenen Platze, wo meine Tageseinrichtung folgende ist. Morgens früh um 5 Uhr nehme ich, wie zu Hause, meinen Thee und bleibe dann ungestört in der vollkommensten Einsamkeit und Stille bis um 10 Uhr. Etwas nach 10 versammeln sich Wirthe und Gäste zum gemeinschaftlichen Frühstück, und ich komme dann selten vor 12 Uhr wieder in mein Zimmer. Die Zeit von 12 Uhr bis halb 5 habe ich dann wieder für mich. Hierauf wird zu Mittag gegeßen und nach dem Mittagessen conversirt, wozu jeder seinen Mann sich aussucht nach Wohlgefallen, sich geselliger und ungeselliger verhält, nachdem er gestimmt ist. Die Zeitungsliebhaber versammeln sich an den Tagen da Zeitungen kommen um Reventlow, der immer willig ist sie nach der Reihe laut vorzulesen. An den Hauptposttagen, Mittwoch und Sonnabend, gehen damit anderhalb Stunden hin. Der Postbote kommt regelmäßig Abends zwischen 5 und 6 Uhr an. Um 9 Uhr wird Thee getrunken, und 1 Stunde oder 1 ½ Stunden vorher wohl eine gemeinschaftliche Lectüre vorgenommen, oder wer Lust hat zieht sich in sein Zimmer zurück. Um 10 Uhr begeben wir Pempelforter uns in unser Schlafzimmer, und schlafen gewöhnlich sehr gut.23

Diesen Wechsel von Zurückgezogenheit und gemeinsamen Mahlzeiten beschreibt Friedrich Leopold Stolberg etwa ein Jahr später ebenfalls mit Blick auf Jacobis Aufenthalt in seinem Hause in Eutin: »Jacobi ist so eingezogen und fleißig als ich; das will viel sagen! Wir sehen uns daher nur bei Tisch und nach Tisch, und sind uns mein’ ich desto willkommner jedesmal. Bei so langem Aufenthalt miteinander mußten wir beide uns ganz à notre aise setzen [= wie es uns bequem ist; C. G.]. Er ist einer der fleißigsten Männer die ich kenne.«24

Ganz anders sah dagegen mancher Tagesablauf in der Stadt Hamburg aus: Man jagte bisweilen von Zerstreuung zu Zerstreuung – so jedenfalls stilisiert es Jacobi bewusst in einem Brief aus Wandsbek an seinen Vertrauten, den in Pempelfort verbliebenen Johann Heinrich Schenk:


Mit vom Briefschreiben schon wüstem Kopf und lahmen Händen sitze ich da, mein trauter Lieber, um auf die morgende Post auch für Sie etwas schwarz auf weiß zurecht zu machen. Heute, gleich nach dem Mittagessen, fahren wir zu Hannchen Sieveking, von da ins Theater, um Schröder als Peter der Große im Mädchen von Marienburg zu sehen, aus dem Theater zu D.[oktor] Reimarus, um schmausend Hannchens Geburtstag feiern zu helfen. So werde ich vor zwei Uhr Morgens nicht zu Bette kommen. Morgen Vormittag habe ich ein Paar Besuche zu machen, hierauf speise ich mit den Claudianern bei D.[oktor] Heise, gehe wieder ins Theater, um Schröder mit seiner Frau in einem Lustspiele (die Eifersüchtigen), das er mir zu Gefallen aufführen läßt, zu bewundern, und hernach mit den Schwestern bei Schröders zu Nacht zu speisen. Sonnabend Morgens habe ich mit Klopstock zu handthiren, und speise entweder bei ihm oder in seiner Gesellschaft bei der alten Gräfin Schimmelmann zu Mittag. Alles dieß, mein Lieber, melde ich Ihnen, damit Sie mit desto mehr Verachtung auf mich herabsehen können und desto weniger vom Neide zu leiden haben.25

Auf der Grundlage dieser Briefquellen lässt sich also festhalten, dass Jacobi sich nach seiner Flucht zunächst einmal bei Matthias Claudius und seinem Kreis in Wandsbek und Hamburg aufhielt, aber bereits nach wenigen Wochen nach Emkendorf übersiedelte und sich ein Jahr später als Gast im Hause Friedrich Stolbergs in Eutin befand. Doch dieser Überblick wird dem tatsächlichen Ausmaß der Wanderschaft nicht gerecht. Geht man etwa von den Absendeorten der Briefe aus, so ergibt sich ein nachgerade erschreckendes Bild von Unruhe und Wechsel (vgl. die tabellarische Übersicht im Anhang).


Erst Ende Oktober 1798 lässt sich Jacobi dann in Eutin nieder, in jenem Haus Johann Georg Schlossers, das dieser vom Sommer 1796 an bewohnt hatte und das er, anlässlich seines Wechsels nach Frankfurt, Jacobi anbot.26 Als im Jahre 1799, nach Ausbruch des Zweiten Koalitionskrieges, in absehbarer Zeit an keine Rückkehr nach Pempelfort zu denken war, erwarb Jacobi dieses Haus und wurde so Nachbar Friedrich Stolbergs.


Vielleicht ist der ständige Wechsel der ersten Jahre im holsteinischen Exil auch ein Grund dafür, dass bis zum Jahre 1799 außer drei kleinen Abhandlungen sowie einer Übersetzung und einer Neuausgabe des Romans Woldemar (1796) keine Werke Jacobis publiziert wurden.27 Allerdings wird man diese Zeit als Vorbereitungs- und Entstehungszeit für die 1799 und 1802 erscheinenden bedeutenden Auseinandersetzungen mit Johann Gottlieb Fichte und Immanuel Kant ansehen müssen.28 Besonders eindringlich belegt dies Jacobis in Hamburg verfasster Brief an Dohm vom 13. Dezember 1797. In diesem Brief ist bereits jener berühmte Vergleich des Fichteschen Idealismus mit einem Strickstrumpf vollständig ausgeführt,29 den Jacobi 1799 in seinem ›Sendschreiben‹ an Fichte publiziert, ein – wie so häufig bei Jacobi – in Briefform gehaltenes Werk, das auf »Eutin den 3ten März 1799« datiert ist.30

In diesem ersten Teil des Beitrags wurden die Folgen der Revolutionskriege für die Stadt Düsseldorf, wo Jacobi lebte, auf der Grundlage der Briefquellen dargestellt, sowie Jacobis Flucht aus Pempelfort nach Norddeutschland skizziert. Zudem wurden die teils schon lange bestehenden Kontakte zu den Kreisen in Norddeutschland beschrieben und Einblick in die Tagesabläufe in Emkendorf, Eutin und Hamburg gegeben, die in den Briefen teils detailliert berichtet werden. 


In dem nun folgenden zweiten Teil sollen einzelne Themen aus der ersten Phase der hamburgisch-holsteinischen Periode Jacobis dargestellt werden – aus jener Periode nämlich, die Gegenstand des ersten, im Rahmen des Projekts zu erstellenden Briefbandes sein wird. 


Französische Revolution und »Revolution der Denkart« 


Eines der dominierenden Themen dieser Phase ist die ständige Auseinandersetzung mit den kriegerischen Entwicklungen in der einstigen Heimat. Jacobi hofft auf eine baldige Rückkehr nach Pempelfort; doch knüpft er diese an ganz konkrete Bedingungen. So heißt es im Brief an Christian Wilhelm von Dohm vom 28. Januar 1796: »Daß mein Zigeunerleben bald ein Ende nehmen möchte, wünsche ich von Herzen. Sage was Du darüber vermuthest, aber ohne viele viele Zweifel; sonst kann es mir nicht nützen, weder zum Unterricht noch zur Ergötzung. Es läßt sich nichts beschließen ehe die Franzosen wieder zu Hause sind und Deutschland Frieden hat.«31

Die Korrespondenz zeigt deutlich, wie Jacobi beständig schwankt zwischen der Hoffnung auf Frieden und der desolaten Aussicht, dass sich Krieg und Vertreibung fortsetzen werden. Insbesondere in seinen Briefen an Elise Reimarus lässt sich dieser Wechsel verfolgen. So heißt es etwa in einem Brief aus seiner ersten Flüchtlingszeit: 


Auch heute befinde ich mich wohl, ob ich es gleich gestern Abend nicht erwartete, weil die Nachrichten, sowohl aus Holland als aus Paris, welche die gestrige Post uns brachte, mir nicht gefielen, und ich nichts als neue Flucht, sich fortwälzende Barbarei, Raub, Mord, Pest und Hungersnoth vor Augen sah. Also legte ich mich sehr schwermüthig zu Bette, und konnte es mir heute früh lange selbst nicht glauben, daß ich wohl geschlafen hätte, und mein Kopf hell wäre.32

Ein gutes Jahr später schreibt er an dieselbe Adressatin: »Was ferner aus mir wird, steht in den Händen der Mächte Europas. Ich habe große Hoffnung, daß der Friede zu Stande kommen werde.«33 Und in dem wenige Tage darauf verfassten Brief an den Anatomen Soemmerring ist sogar schon die Route der Rückreise skizziert: »Gottlob, daß der Friede vor der Thür zu sein scheint. Alsdann denke ich meine Rückreise über Berlin, Dresden und Leipzig zu machen, vorher aber noch in Pyrmont den Brunnen zu trinken. Ich besuche Sie dann auch in Frankfurt […]«34 Wie anders klingt dagegen – wieder ein Jahr später – der Brief an Elise Reimarus vom März 1797: 


Ich bin ganz krank von dem Frieden mit dem Pabst. Ihr Bundesgenosse Georg mag nicht aufsehen vor Scham; und ich, lobe mir den Burke, und sage, daß er Recht hatte in seiner jüngsten Schrift, da er behauptete, der Geist der Republik hätte sich seit Robespierre nicht gebessert, und man dürfe nicht daran denken, Friede zu machen mit einer solchen Rotte. Der Hohn, womit man dem Pabste sagt, die Republik sey seine beste Freundin, ist wahrhaft satanisch. – Es zerreißt mir das Herz, daß ich mitrufen muß: Guerre! Guerre! Guerre à mort! – Ueber die Republik von Marino hingegen, alle Segen des Himmels.35

Die zuletzt zitierte Briefstelle zeigt, dass die historischen Entwicklungen nicht nur im Hinblick auf eine mögliche Rückkehr nach Pempelfort von Interesse waren. Jacobi hatte sich vom ersten Moment an sehr intensiv mit der Französischen Revolution beschäftigt.36 An Georg Forster hatte er bereits im November 1789, also vier Monate nach Ausbruch der Revolution, geschrieben: »Die französischen Händel haben mich ganz in das politische Fach geworfen.« »Ich […] ruinire mich an Zeitschriften und Broschüren.«37 Tatsächlich las ­Jacobi sogar regelmäßig die Protokolle der Französischen Nationalversammlung. 1790/91 verfasste er eine Abhandlung – wie so häufig bei Jacobi in Briefform –, in der die Ideologie der Revolutionäre scharf kritisiert wird.38 Heinz Wismann nannte diese Schrift Jacobis »une des premières critiques philosophiques du projet révolutionnaire«.39 Auch die Themen des 1795 in Schillers Zeitschrift Die ­Horen erschienenen Beitrags Zufällige Ergießungen eines einsamen Denkers verdanken sich dem historischen Ereignis der Französischen Revolution: Die sich in den revolutionären Prozessen zeigende Gewalt öffentlicher Meinung regte Jacobi dazu an, das Verhältnis von Meinung, Gewalt und Wahrheit philosophisch zu reflektieren.40

In den norddeutschen Kreisen, in die Jacobi nach seiner Flucht aus Pempelfort eintrat, fanden sich nun sowohl Anhänger als auch Gegner der Revolution: So etwa war Klopstock ein begeisterter Anhänger der Französischen Revolution – wenngleich nicht der Schreckensherrschaft der Jakobiner.41 Fritz von Reventlow dagegen lehnte die »Französische Revolution und das in ihr vertretene Prinzip der Volkssouveränität […] entschieden ab und wurde um die Jahrhundertwende in den Auseinandersetzungen der schleswig-holsteinischen Ritterschaft mit dem dänischen Absolutismus zu einem der entschiedensten Verteidiger adliger Privilegien.«42

Wie Jacobi sich in diplomatischer Weise in den Streitsachen positionierte, darüber gibt er an verschiedenen Stellen seines Briefwechsels Aufschluss. So schreibt er bereits ein Dreivierteljahr nach seiner Auswanderung an den in Pempelfort gebliebenen Johann Heinrich Schenk wie resümierend: »Ich bin eine ganz seltsame Erscheinung in diesem Lande; je mehr mich die Leute sehen, desto weniger wissen sie sich in mich zu finden, und werden mir dabei doch immer noch gewogener.«43 Zwei Jahre später klingt dies in einem Brief an Johann Gottfried Herder nach Weimar schon etwas dramatischer – vermutlich auch im Hinblick auf die Spannungen zwischen den einstigen Studienfreunden Voß und Stolberg in Eutin, in die Jacobi unweigerlich hineingezogen wurde: 


Wenn ich mich nicht in Poden und Antipoden durch Sympodie zu finden wüßte, so wäre mein Leben hier im Lande, bei meinen Verhältnissen, unerträglich. So aber geht es. Meine Denkungsart ist allgemein bekannt, und da alle entgegengesetzte Partheien wissen, daß ich bei jeder dasselbige äußere, und allen darin Recht gebe, daß sie intolerant sind, weil sie sonst einig seyn würden oder wenigstens nicht eifern könnten, zugleich aber ihnen zu Gemüth führe, daß ohne Dein kein Mein sich denken läßt, so werden sie dadurch wenigstens in Absicht meiner billig, und dulden mich im ganzen Ernst. Sogar Schlosser verträgt mich, ob er gleich unter allen meinen Freunden und Bekannten (Vossen nehme ich aus) wohl am weitesten davon entfernt ist, in der eben beschriebenen Verträglichkeit mein Nachfolger zu werden. Ich habe ihm besonders hart widersprochen, erst schriftlich, hernach mündlich, fünf Wochen hinter einander von Morgen bis Abend, über fast alle seine Behauptungen in dem Briefe wider die Kantische Philosophie. Einige gute Wirkungen dieser gymnastischen Uebungen wirst Du in Schlosser’s zweitem Briefe finden; aber das gute Spiel, das er sich hätte machen können, hat er sich doch nicht gemacht, weil er überall Recht behalten, auch ein eigenes System zu Tage legen wollte; weder das eine noch das andere konnte gerathen.44

Die in diesem Brief erwähnte, kontroverse Diskussion der Kantischen Transzen­dentalphilosophie war neben der Französischen Revolution eines der großen
Themen und Streitsachen jener Jahre. Insbesondere in den Gesprächen mit dem dänischen Dichter Jens Immanuel Baggesen und dem Philosophen Karl Leonhard Reinhold, der seit 1794 an der Kieler Universität lehrte, dürften diese Themen im Zentrum gestanden haben. Dabei verlief die Diskussion durchaus nicht immer zu Jacobis Zufriedenheit, wie die erste persönliche Begegnung mit Reinhold zeigt,45 die Jacobi in einem Brief an Elise Reimarus in großer Offenheit schildert:


Jetzt will ich damit anfangen, Ihnen von Reinhold zu schreiben, und Ihnen gleich mit meiner gewohnten Offenherzigkeit bekennen, daß er mir keinen so guten Eindruck, als ich erwartet hatte, zurückgelassen hat. Er erschien hier als Philosoph, und als Philosoph ist er mir zu einseitig. In die Kantische Philosophie, so wie sie von ihm modificirt und systematisirt worden, ist er so verliebt, daß ihm Hören und Sehen davon vergangen ist. Er kann sich darum in gar keine Discussion einlassen, sondern angelt immer nur nach dem Mißverstande oder dem Vorurtheile, worin er glaubt, daß der Andere seyn müsse. Was ein Anderer zu sagen haben möchte, daran ist ihm nichts gelegen; er glaubt es könne nichts zur Sache thun; denn hier in seinen zwei Taschen hat er schon alles beisammen, in der einen die Metaphysik der Natur, in der andern die Metaphysik der Sitten; diese soll man ihn nur umkehren lassen. Die alten Philosophen, auch die größten, Aristoteles und Plato, kann er nicht sehr bewundern und noch weniger brauchen; und er wollte sich mit mir darüber dadurch abfinden, daß er mich versicherte, ich legte die vortrefflichen Dinge, die ich in ihnen fände, selbst hinein, vornehmlich aus dem Schatze meines Herzens. In so fern mag er Recht haben, daß man die lebendige Hand auf eine eigene Weise hohl machen muß, um aus diesen Quellen zu schöpfen. Hingegen ist die Kantische Philosophie durch und durch auf eine Weise exoterisch, wie es noch keine Philosophie vor ihr gewesen ist; ein wahrhaftes philosophisches Pabstthum kann über ihr erbaut werden. Auch dringt Reinhold mit dem größten Eifer darauf, daß nur Ein Hirt und Eine Heerde sey, und die freie Nachforschung, bei der nichts als Zwietracht heraus komme, der Censur des Fürwahrhaltens aus praktischen Gründen unterworfen werde.46

Man erkennt hier den für Jacobi kennzeichnenden philosophischen Stil: Sich eines bildhaften Vergleichs bedienend (»Ein Hirt«, »Eine Heerde«) wird der Kern seiner Kritik offengelegt. Das ›Reinheitsgebot‹ – »reine Vernunft«, »reine Formen der Anschauung«, »reine Vernunftbegriffe« etc. – und der System­gedanke der Kantischen Philosophie bereiten nach seiner Überzeugung den Boden für die Etablierung einer reinen, wahren Lehre, die unter anderem Gleichmacherei und Unterdrückung mit sich führt. Dagegen stellt Jacobi die eigene ›Unreinheit‹ und Systemferne:47 sehr spielerisch und heiter in seinem Brief an den Dichter Jens Baggesen vom 19. April 1796:


Hier, mein liebster Baggesen, der versprochene Woldemar mit einer Zueignung, die Sie wenigstens demüthig genug finden werden und voll Selbsterkenntniß.


(Diese lautet: 


»Baggesen, dem reinen Denker und Dichter, von Jacobi dem Aussätzigen [lies: Unreinen; C. G.], zum Andenken und als ein Zeichen seiner durch Wohlgefallen und Bewunderung, durch Lust und Liebe, leider! nur zu sehr verunreinigten Achtung und Freundschaft.


Eutin, im 15. Jahre der Kant’schen Kritik.«)


[…]


Wenn Reinhold kommen sollte, so lassen Sie mich doch Nachricht davon finden bei meiner Zurückkunft von Plön. Kommt er nicht, so sollt Ihr mit mir verschont bleiben; mit mir, dem so gefährlich toleranten, freidenkerischen, unängstlichen Rhapsodisten.


Ich grüße Euch Alle von Herzen. J.[acobi]48

Diese heitere und spielerische Leichtigkeit ebenso wie das Beharren auf dem systemfernen, rhapsodischen Stil wird auch Jacobis 1799 publizierten, fingierten Brief an Fichte noch prägen, in welchem er dem von ihm selbst so benannten »Meßias der speculativen Vernunft, [dem] echten Sohn der Verheißung einer durchaus reinen, in und durch sich selbst bestehenden Philosophie« entgegenhält:


Da es, sage ich, so mit mir und der Wißenschaft des Wahren; oder richtiger, der wahren Wißenschaft beschaffen ist: so sehe ich nicht ein, warum ich nicht, wäre es auch nur in fugam vacui, meine Philosophie des Nicht-Wißens, dem Philosophischen Wißen des Nichts, sollte aus Geschmack vorziehen dürfen. Ich habe ja nichts wider mich als das Nichts; und mit ihm können auch Chimären sich wohl noch meßen.


Wahrlich, mein lieber Fichte, es soll mich nicht verdrießen, wenn Sie, oder wer es sey, Chimärismus nennen wollen, was ich dem Idealismus, den ich Nihilismus schelte, entgegensetze – 49

So findet sich also oftmals das in Jacobis Werken Publizierte inhaltlich und stilistisch im Briefwechsel vorgeprägt, ja bisweilen sogar vorformuliert. Die Edition des hamburgisch-holsteinischen Briefwechsels Friedrich Heinrich Jacobis wird in dieser Hinsicht gewiss noch einige ›Schätze‹ zu Tage fördern.


Anhang


Aufenthaltsorte Friedrich Heinrich Jacobis in Norddeutschland Okt. 1794 bis Dez. 1798
(Quelle: Absendeorte der Briefe, teilweise präzisiert durch genaueres Datum, Teilauswertung mit vorläufigem Charakter)

1794 10. Okt. bis 9. Dez. 2 Monate Wandsbek
1794/95 10. Dez. bis 12. März 3 Monate Emkendorf
1795 18. April bis 13. Juli 3 Monate Wandsbek (Hamburg)
1. Sept. bis 11. Nov. 2,5? Monate Eutin
4. bis 6. Dez. einige Tage? Wandsbek (Hamburg)
14. bis 27. Dez. 2 Wochen? Tremsbüttel
1796 20. Jan. bis 30. April 3 Monate Eutin 
(Winter in Eutin, Ende April fort)
2. Mai einige Tage? Kiel
1796/97 24. Mai 1796 bis 9. Juli 97 über 1 Jahr Wandsbek (spätestens ab Aug. im
Schloss der Schimmelmanns)
1797 4. Okt. einige Tage? Eutin
1797/98 12. Okt. bis 16. März 5 Monate Hamburg (Dammthor, »Instru-mentenmacher Barner’s Hause«)
1798 15. bis 19. Juli einige Tage? Bad Doberan (seit 1797 Seebad)
5. bis 22. Nov. Okt. 1798 bis 
Mai 1805 Eutin (Schlossers Haus; 
1799 Hauskauf)
  1. 1Friedrich Roth (Hg.), Friedrich Heinrich Jacobi’s auserlesener Briefwechsel (im Folgenden = AB), 2 Bde., Leipzig 1825–1827, hier AB II, S. 94 f. – Sowohl die Werke Jacobis als auch – soweit möglich – der Briefwechsel werden im Folgenden nach den historisch-kritischen Editionen und mit Sigle zitiert: JBW = Friedrich Heinrich Jacobi, Briefwechsel. Gesamtausgabe, begr. von Michael Brüggen und Siegfried Sudhof, hg. von Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider bzw. von Walter Jaeschke (ab 2003), Stuttgart-Bad Cannstatt 1981 ff. JWA = Friedrich Heinrich Jacobi, Werke. Gesamtausgabe, hg. von Klaus Hammacher und Walter Jaeschke, 7 Bde, Hamburg und Stuttgart-Bad Cannstatt 1998 ff. 

  2. 2Vgl. Emil Pauls, »Zur politischen Lage in Düsseldorf während des Besuchs Goethes im Spätherbst 1792«, inBeiträge zur Geschichte des Niederrheins 14 (1990), S. 224–228, hier S. 227.

  3. 3Vgl. hierzu und zum Folgenden Klaus Müller, »Unter pfalz-neuburgischer und pfalz-bayerischer Herrschaft (1614–1806)«, in Hugo Weidenhaupt (Hg.), Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20. Jahrhundert, Bd. 2: Von der Residenzstadt zur Beamtenstadt (1614–1900), 2. Aufl., Düsseldorf 1990, S. 7–312, hier S. 40.

  4. 4Jacobi an K. L. Reinhold, 11. März 1793 (Ernst Reinhold [Hg.], Karl Leonhard Rein­hold’s Leben und litterarisches Wirken, nebst einer Auswahl von Briefen Kant’s, Fichte’s, Jacobi’s und andrer philosophirender Zeitgenossen an ihn, Jena 1825, S. 236 f.).

  5. 5Brief vom 6. Dezember 1792 (Julius Heyderhoff, Die Hausgeister von Pempelfort. Familien- und Freundschaftsbriefe des Jacobi-Hauses, Düsseldorf 1939, S. 53). – Vgl. auch Jacobi an J. G. Herder, 23. Oktober 1792 (AB II [Fn. 1], S. 117): »Wir haben sehr unruhige Tage gehabt. Alle Flüchtlinge versammelten sich hier, um abzuwarten, was weiter geschehen werde. Die Stadt ist gepfropft voll.«

  6. 6Die Stadt war schon ohne Garnison und Emigranten zwischen 1773/75 und 1792 enorm gewachsen: total von 12.700 auf über 20.000 Einwohner; in der Innenstadt von 8.200 auf 14.000. Vgl. Müller, Unter pfalz-bayerischer Herrschaft (Fn. 3), S. 142.

  7. 7Brief vom 13. Februar 1793 (Max Jacobi [Hg.], Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi, Leipzig 1846, S. 149 f.). – Vgl. auch die Zeichnung »Putzel auf Wanderschaft« mit dem Wegweiser nach Eutin in Beatrix Müller und Marianne Tilch (Hg.), Düsseldorf. Texte und Bilder aus vier Jahrhunderten, Stuttgart 1991, S. 64. 

  8. 80 Brief vom 18. Januar 1794 (Rudolf Zoeppritz [Hg.], Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß. Ungedruckte Briefe von und an Jacobi und Andere. Nebst ungedruckten Gedichten von Goethe und Lenz [im Folgenden: Zoeppritz], 2 Bde., Leipzig 1869, hier Zoeppritz I, S. 171). – Johann Georg Schlosser war in erster Ehe mit Cornelia Goethe verheiratet gewesen, die 1777 starb.

  9. 91 Vgl. Jacobi an Sophie La Roche, 24. Februar 1775 (JBW I,1 [Fn. 1], S. 293). Vgl. auch JBW II,2 (Fn. 1), S. 4 (Anm. 4,14) und S. 5 (Anm. 5,3).

  10. 10Vgl. die erschlossenen Briefe vom März 1777 (JBW I,2 [Fn. 1], S. 54, Nr. 453 und 454).

  11. 11Vgl. den ausführlichen Reisebericht in Jacobis Brief an Wilhelm Heinse vom 20., 23. und 24. Oktober 1780 (JBW I,2 [Fn. 1], S. 202–205).

  12. 12Vgl. die Briefe Jacobis an J. G. Hamann vom 28. Juni 1786 (JBW I,5 [Fn. 1], S. 277 f.) und an seine Halbschwester Anna Catharina Charlotte (Lotte) und J. H. Schenk vom 
18. Juli 1786 (ebd., S. 312–315).

  13. 13Vgl. F. L. Stolberg an Jacobi, 28. April 1788 (JBW I,7 [Fn. 1], S. 184–187). Vgl. auch Carmen Götz, »›Freundschaft und Liebe‹ in den Zeiten der Aufklärung: Friedrich Leopold Graf zu Stolberg und Friedrich Heinrich Jacobi«, in Frank Baudach, Jürgen Behrens und Ute Pott (Hg.), Friedrich Leopold Graf zu Stolberg (1750–1819). Beiträge zum Eutiner Symposium im September 1997, Eutin 2002 (Eutiner Forschungen, Bd. 7), S. 57–87.

  14. 14Vgl. hierzu Carmen Götz, Friedrich Heinrich Jacobi im Kontext der Aufklärung. Diskurse zwischen Philosophie, Medizin und Literatur, Hamburg 2008 (Studien zum achtzehnten Jahrhundert, Bd. 30), S. 186–233.

  15. 15AB II (Fn. 1), S. 60.

  16. 16Brief aus Emkendorf vom 11. Februar 1794 (Zoeppritz I [Fn. 8], S. 173).

  17. 17Brief vom 13. Juni 1795 (Samuel Thomas Soemmering, Werke, begr. von Gunter Mann, hg. von Jost Benedum und Friedrich Kümmel, Bd. 20: Briefwechsel, November 1792 – 
April 1805, hg. und erläutert von Franz Dumont, Basel 2001, S. 226).

  18. 18Jacobi aus Münster an J. F. Kleuker, 1. Oktober 1794 (H. Ratjen [Hg.], Johann Friedrich Kleuker und Briefe seiner Freunde, Göttingen 1842, S. 200).

  19. 19Vgl. Jacobi an seinen Sohn Georg Arnold, 21. Juli 1794 (Heyderhoff, Hausgeister von Pempelfort [Fn. 5], S. 58).

  20. 20Dort hielt er sich vom 4. bis zum 6. Oktober 1794 bei dem befreundeten Theologen und Schriftsteller Johann Friedrich Kleuker auf (vgl. Fn. 18).

  21. 21Vgl. zum Ankunftsdatum Jacobi an Goethe, 25. Oktober 1794 (Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft VII [1942], S. 294.] 

  22. 22Vgl. Dieter Lohmeier, »Friedrich Heinrich Jacobi in Holstein. Ein Beitrag zu seiner Biographie«, inNordelbingen 60 (1991), S. 61–88, hier S. 69. 

  23. 23Zoeppritz I (Fn. 8), S. 179.

  24. 24Brief an seine Schwägerin Luise Stolberg, 4. November 1795 (Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, Briefe, hg. von Jürgen Behrens, Neumünster 1966 [Kieler Studien zur deutschen Literaturgeschichte, Bd. 5], S. 324). 

  25. 25Brief vom 20. November 1794 (AB II [Fn. 1], S. 184 f.).

  26. 26Vgl. Jacobi an J. G. Herder, 22. November 1798 (AB II [Fn. 1], S. 262): »Von Schlosser weißt Du wohl schon, daß er auf die ehrenvollste Weise als Syndicus nach Frankfurt, seiner Vaterstadt, berufen worden und diesem Rufe gefolgt ist. Er bat uns, sein Haus zu bewohnen, damit seine hier verheirathete Tochter mit ihrem Manne Trost an uns hätte. Ich willigte mit Freuden ein, weil ich Schlosser’s Tochtermann, Nicolovius, wie meine Seele liebe. Mir ist so wohl in dieser Lage, die ich jetzt schon in die fünfte Woche genieße, daß ich nichts so sehr wünsche, als bis zu meiner Rückkehr nach Hause oder einer andern festen Niederlassung, darin bleiben zu können.«

  27. 27Vgl. JWA 5,1 (Fn. 1), S. 187 ff., S. 225 ff. und S. 229 ff. sowie JWA 7,1 (Fn. 1), S. 203 ff. – 
1797 erschien zudem eine Übersetzung desWoldemar ins Niederländische, aber in diese war Jacobi m. W. nicht involviert.

  28. 28Vgl. JWA 2,1 (Fn. 1), S. 191 ff. und S. 261 ff.

  29. 29Vgl. Zoeppritz I (Fn. 8), S. 200 f.

  30. 30JWA 2,1 (Fn. 1), S. 194.

  31. 31AB II (Fn. 1), S. 217.

  32. 32Jacobi an Elise Reimarus, 18. Januar 1795 (AB II [Fn. 1], S. 193 f.).

  33. 33Brief vom 27. März 1796 (AB II [Fn. 1], S. 218).

  34. 34Brief vom 3. April 1796 (Soemmerring, Werke [Fn. 17], Bd. 20, S. 288).

  35. 35Brief vom 16. März 1797 (AB II [Fn. 1], S. 249).

  36. 36Vgl. hierzu und zum Folgenden: Carmen Götz, »Friedrich Heinrich Jacobi und die französische Revolution«, inDüsseldorfer Jahrbuch 66 (1995), S. 191–220.

  37. 37Briefe vom 12. November 1789 (AB II [Fn. 1], S. 11) und vom 24. November 1789 (ebd., S. 13).

  38. 38»Bruchstück eines Briefes an Johann Franz Laharpe. Mitglied der Französischen Akademie.« Der Brief ist datiert auf den 5. Mai 1790 (JWA 5,1 [Fn. 1], S. 169–183).

  39. 39Heinz Wismann, »Friedrich Heinrich Jacobi. Fragment d’une lettre à J.-F. Laharpe«, inPoesie 49 (1989), S. 13–24, hier S. 14.

  40. 40Vgl. JWA 5,1 (Fn. 1), S. 185–222. Die Abhandlung hat die Form dreier (fingierter) Briefe, die auf den 21. Februar, den 22. Februar und den 31. März 1793 datiert sind. Die Publikation erfolgte aber erst 1795.

  41. 41Vgl. Helmut Pape, »Friedrich Gottlieb Klopstock und die Französische Revolution«, inEuphorion 83 (1989), 2. Heft, S. 160–195. 

  42. 42Lohmeier, Jacobi in Holstein (Fn. 22), S. 66.

  43. 43Brief vom 12. Juni 1795 (AB II [Fn. 1], S. 202). – Zur positiven Fremdwahrnehmung vgl. die Zitate bei Lohmeier, Jacobi in Holstein (Fn. 22), S. 68.

  44. 44Brief vom 4. Oktober 1797 (AB II [Fn. 1], S. 253 f.). – Die erwähnten Publikationen lauten: Johann Georg Schlosser, Schreiben an einen jungen Mann, der die kritische Philosophie studiren wollte, Lübeck und Leipzig 1797. Johann Georg Schlosser, Zweites Schreiben an einen jungen Mann, der die kritische Philosophie studiren wollte, veranlaßt durch den angehängten Aufsatz des Herrn Professor Kant über den Philosophen-Frieden, Lübeck und Leipzig 1798.

  45. 45Ein Briefkontakt bestand seit dem Herbst 1789.

  46. 46Brief vom 11. Januar 1795 (AB II [Fn. 1], S. 191–193).

  47. 47Es handelt sich hierbei auch um ein Motiv der Kantkritik seines verstorbenen ­väterlichen Freundes Johann Georg Hamann (Metacritik über den Purismum der Vernunft, posthum veröffentlicht 1800).

  48. 48Aus Jens Baggesen’s Briefwechsel mit Karl Leonhard Reinhold und Friedrich Heinrich Jacobi. In zwei Theilen. Zweiter Theil. Januar 1795 bis November 1801. Nebst vierzehn Beilagen, Leipzig 1831, S. 97. – Nur am Rande sei darauf verwiesen, dass Schiller ein Jahr später in den im Musenalmanach für das Jahr 1797 veröffentlichten Xenien eine ähnliche Kritik an Kants rigoroser Pflichtethik formulierte mit den berühmter gewordenen Worten: »Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung, / Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin.« (Friedrich Schiller, Werke. Nationalausgabe, Bd. 1: 
Gedichte in der Reihenfolge ihres Erscheinens 1776–1799, hg. von Julius Petersen und Friedrich Beißner, Weimar 1943, S. 357).

  49. 49JWA 2,1 (Fn. 1), S. 194 und 215; vgl. zum rhapsodischen Stil S. 199.
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Heft 10 (2013)
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