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Aktuelle demographische Entwicklungstrends 
in Sachsen-Anhalt: Licht am Ende des Tunnels 
im ›Labor des demographischen Wandels‹?


Jahrelang war der demographische Wandel in aller Munde. Ein bekanntes Nachrichtenmagazin erschien 2004 mit dem Aufmacher »Der letzte Deutsche. Auf dem Weg in die Greisenrepublik«1, auf wissenschaftlichen Tagungen wurde gefragt: »Demographischer Wandel im Raum: Was tun wir?«2, und auf der politischen Ebene wurden Berichte3 und Konzepte erarbeitet und beschlossen. In der letzten Zeit ist es jedoch merkwürdig still um den demographischen Wandel geworden. Dazu hat sicherlich beigetragen, dass sich die Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsvorausberechnung nicht für mediale Hiobsbotschaften eignen. Das Statistische Bundesamt geht in der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (2015) davon aus, dass die Einwohnerzahl der Bundesrepublik mittelfristig allenfalls leicht schrumpfen wird. In Abhängigkeit von den dem jeweiligen Modell zugrunde liegenden Annahmen zu Geburtenrate, Lebenserwartung und Höhe der internationalen Zuwanderung ist für 2030 mit einer Einwohnerzahl zwischen 79,2 Millionen (-2 %) und 82,3 Millionen (+2 %) zu rechnen.4 Aktuelle Studien kommen darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass die Schrumpfung auf Bundesebene durch steigende Geburtenraten und eine Nettozuwanderung von mindestens 200.000 Personen pro Jahr mittel- bis langfristig deutlich abgeschwächt oder sogar verhindert werden 
könnte.5,6 Auch die Vorausberechnungen der einzelnen Bundesländer gehen aktuell davon aus, dass die zukünftige Bevölkerungsentwicklung günstiger ausfallen dürfte als noch vor einigen Jahren befürchtet. So lässt sich der sächsische Innenminister Markus Ulbig in der Medieninformation zu den Ergebnissen der 6. Regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen (2016) mit der Einschätzung zitieren: »Wir haben in Sachsen den dramatischen Bevölkerungsrückgang der vergangenen 25 Jahre gestoppt«.7

In diesem Beitrag soll anhand einer vom demographischen Wandel in besonderem Maße betroffenen Region – dem Bundesland Sachsen-Anhalt8 – der Frage nachgegangen werden, ob der demographische Wandel angesichts der aktuell recht hohen internationalen Zuwanderung nach Deutschland ›aufgeschoben‹ ist. Durch einen Fokus auf die Gemeindeebene sollen dabei insbesondere die kleinräumigen Polarisierungen der demographischen Entwicklung verdeutlicht werden.


Der Einfluss des demographischen Wandels auf die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Die Bevölkerung wird weniger (Schrumpfung), grauer (Alterung), vereinzelter (Singularisierung) und bunter (Internationalisierung).9 Sachsen-Anhalt zeichnet sich durch eine Kombination aus Schrumpfung durch Sterbeüberschüsse und Abwanderung, Überalterung und reduziertem Reproduktionspotential aufgrund eines ausgeprägten ›Frauenmangels‹ in den jüngeren Altersgruppen aus, wie sie außer in Sachsen-Anhalt und den anderen ostdeutschen Bundesländern in Europa nur in wenigen peripheren und extrem strukturschwachen Landesteilen Bulgariens und Portugals10 vorkommt. Als Folge jahrzehntelanger starker und hochgradig alters- und geschlechtsselektiver Abwanderung sowie relativ niedriger Geburtenraten weist die sachsen-anhaltische Bevölkerung eine sehr ungünstige Alters- und Geschlechtsstruktur auf. Vor diesem Hintergrund kann man Sachsen-Anhalt mit Fug und Recht als ein ›Labor des demographischen Wandels‹ betrachten, auch wenn eines der oben genannten Merkmale – 
die Internationalisierung – im Gegensatz zu den Stadtstaaten, aber auch den westdeutschen Flächenländern, noch in den Kinderschuhen steckt. 


Bevor im Folgenden auf die kleinräumigen demographischen Entwicklungstrends in Sachsen-Anhalt und ihre Raummuster, Ursachen und Folgen eingegangen wird, sollen zunächst die aktuellen Muster der Bevölkerungsentwicklung auf Bundesebene skizziert werden. 


Aktuelle demographische Raummuster in Deutschland


Die derzeitigen demographischen Entwicklungstrends in der Bundesrepublik scheinen die Einschätzung von Minister Ulbig zu bestätigen. Vergleicht man die mittlere jährliche Bevölkerungsentwicklung für die Zeiträume 2005–2010 und 2011–2014 zeigt sich ein markanter Umschlag von fast flächendeckender Schrumpfung in weiten Teilen der ländlichen Räume Ost- und Westdeutschlands zu einer deutlichen flächenmäßigen Ausweitung der wenigen in der Periode 2005–2010 vorhandenen Wachstumsinseln. Die Bevölkerungsverluste haben sich in Ostdeutschland abgeschwächt und beschränken sich in den alten Ländern zunehmend auf die ›traditionellen‹ Schrumpfungsräume – strukturschwache ›innere Peripherien‹ und Grenzräume wie Oberfranken, Nordhessen, Südniedersachsen oder die Westpfalz.11 Vor diesem Hintergrund sprechen Wolff und Leibert12 von »Deutschlands neuen Raummustern«, die durch drei übergeordnete Trends gekennzeichnet sind: 


  • Ein verstärktes Wachstum der Groß- und Universitätsstädte in Verbindung mit einer Verjüngung der Bevölkerung durch den Zuzug junger Menschen aus dem In- und Ausland, das auch zunehmend auf die Umlandgemeinden ausstrahlt.

  • Vorrangig durch internationale Zuwanderung kommt es zu einem Wachstum oder zumindest einer Stabilisierung bisher schrumpfender Städte aller Größenklassen. Während für Groß- und Mittelstädte eine echte Trendwende hin zu einer längerfristigen Reurbanisierung möglich erscheint, ist bei Kleinstädten in dünn besiedelten Gebieten eher davon auszugehen, dass sich das Wachstum gänzlich aus dem umliegenden, stark alternden und schrumpfenden ländlichen Raum speist und somit wohl eher kurzfristig bleiben wird.

  • In ländlichen Räumen zeichnet sich trotz insgesamt rückläufiger Bevölkerungsverluste eine verstärkte Polarisierung von Wachstum und Schrumpfung ab. Diese übergeordneten Muster werden zusätzlich auf der Gemeindeebene von lokalen Sonderentwicklungen überlagert.


Diese Trends sind in Abbildung 1 deutlich erkennbar. Ein kontinuierliches Wachstum über den gesamten Betrachtungszeitraum (Typ 1) ist für die Mehrheit der kreisfreien Städte und einige Umlandkreise, insbesondere im Raum Hamburg und im Rhein-Main-Gebiet sowie für zwei überwiegend ländlich geprägte Wachstumsinseln – Oberbayern und das Weser-Ems-Gebiet – festzustellen. Die große Anzahl der Kreise der Typen 2 und 3 verdeutlicht den Umschlag von Schrumpfung bzw. Stagnation in Wachstum zwischen den betrachteten Zeiträumen in weiten Teilen der ländlichen Räume Westdeutschlands. Bemerkenswert ist insbesondere das erneute Bevölkerungswachstum in zahlreichen suburbanen Kreisen, insbesondere im Umland von Berlin. Offensichtlich deutet sich zumindest in Westdeutschland eine neue Suburbanisierung durch ein ›Überschwappen‹ der Entwicklungsdynamik der Großstädte in ihr jeweiliges Umland an. Durch eine Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung zeichnen sich die zu den Typen 4 und 5 gehörenden Kreise aus. Im Vergleich zu den Typen 2 und 3 handelt es sich dabei tendenziell um eher strukturschwache und/oder infrastrukturell schlechter erschlossene Regionen. Typ 6 – kontinuier­liche Schrumpfung – umfasst schließlich die oben angesprochenen ›klassischen‹ Schrumpfungsregionen in Westdeutschland und praktisch den kompletten ländlichen Osten. Zu erwähnen ist an dieser Stelle, dass in allen diesen Kreisen zwischen 2005/10 und 2011/15 eine zum Teil deutliche Reduktion der mittleren jährlichen Schrumpfungsraten stattgefunden hat.


»Deutschlands neue Raummuster« kommen insbesondere durch zwei bedeutende Trendwenden im Wanderungsverhalten zustande: (1) steigende Außenwanderungsüberschüsse seit 2010 nach einer längeren Periode mit einer ausgeglichenen oder gar negativen internationalen Wanderungsbilanz13 sowie (2) einen massiven Rückgang der Ost-West-Wanderung, die in den 1990er und


Abb. 1: Typen der Bevölkerungsentwicklung 2005–2015, nach Kreisen. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2016). Abb. 1: Typen der Bevölkerungsentwicklung 2005–2015, nach Kreisen. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2016).

2000er Jahren den dominanten Wanderungsstrom in der Bundesrepublik darstellte.14,15,16 Die mittlerweile weitgehend ausgeglichene Wanderungsbilanz der ost- mit den westdeutschen Bundesländern wird gerne auf eine zunehmende Zahl von Rückkehrern zurückgeführt, also gebürtigen Ostdeutschen, die nach einem längeren, in der Regel berufsbedingten, Aufenthalt in Westdeutschland in ihre alte Heimat zurückkehren.17,18

Der Wanderungsverlust Ostdeutschlands gegenüber dem früheren Bundesgebiet (jeweils ohne Berlin) hat sich seit dem Höchststand 2001 von fast 100.000 Personen auf etwas mehr als 3.000 Frauen und Männer im Jahr 2014 verringert. Dieser Rückgang ist insbesondere auf ein Nachlassen der Abwanderung nach Westdeutschland zurückzuführen. Die Zahl der Ost-West-Wanderer ist zwischen 2001 und 2014 von knapp 192.000 auf 97.000 zurückgegangen. Die Zahl der West-Ost-Wanderer war dagegen im betrachteten Zeitraum – von einigen Ausreißern nach oben und unten abgesehen – mit Werten zwischen 85.000 und 95.000 relativ stabil.19 Vor diesem Hintergrund ist die Erzählung der zunehmenden Rückwanderung nach Ostdeutschland durchaus kritisch zu sehen. Empirisch belegen lässt sich zumindest, dass die aus Westdeutschland zurückkehrenden Erwerbstätigen zunehmend wieder in ihren Heimatkreis ziehen.20 Eine vergleichbare Entwicklung ist in Sachsen-Anhalt festzustellen. Auch hier ist der verringerte Binnenwanderungsverlust in erster Linie auf ein Nachlassen der Abwanderung nach Westdeutschland zurückzuführen.21 Mit der Abschwächung der Ost-West-Wanderung haben sich auch die Zielgebiete der ostdeutschen Abwanderer verändert. Ein Anzeichen für eine ›Normalisierung‹ der innerdeutschen Binnenwanderungsmuster ist insbesondere die deutlich rückläufige Attraktivität von Baden-Württemberg als Wanderungsziel für ostdeutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.22 Die Arbeitskräftewanderung konzentriert sich zunehmend auf die räumlich nächstgelegenen westdeutschen Bundesländer, insbesondere auf Bayern, Hamburg und Schleswig-Holstein, sowie – in geringerem Umfang – Niedersachsen.23

Im Gegensatz zu den skizzierten Umwälzungen im Bereich der räumlichen Bevölkerungsentwicklung waren die Veränderungen bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in den letzten Jahren eher gradueller Natur. Der 1997 einsetzende Trend zu steigenden Sterbeüberschüssen hat sich bis 2013 fortgesetzt, 2014 ist das Geburtendefizit dann aber auf den niedrigsten Wert seit 2008 gefallen.24 Es bleibt abzuwarten, ob es sich dabei um eine kurzfristige Erholung im Zusammenhang mit der sogenannten ›Flüchtlingskrise‹ oder – was angesichts der Altersstruktur der deutschen Bevölkerung unwahrscheinlicher ist – den Beginn einer längerfristigen Trendwende handelt. Definitiv von »Deutschlands neuen Raummustern« kann man dagegen bei den aktuellen Entwicklungstrends der Geburtenrate sprechen. Auf Ebene der Bundesländer hat sich der Gegensatz zwischen dem ›kinderarmen‹ Osten und dem ›kinderreicheren‹ Westen, der viele Jahre für das Raummuster der Fertilität in der Bundesrepublik charakteristisch war, umgekehrt. Die zusammengefasste Geburtenrate ist inzwischen in den ostdeutschen Ländern, insbesondere in Sachsen, deutlich höher als in Westdeutschland.25 Hierfür sind insbesondere eine niedrigere Kinderlosigkeit und eine zunehmende Zahl von Zweitgeburten26 verantwortlich. Auch der traditionelle Stadt-Land-Gegensatz ist verschwunden. Dazu haben leichte Geburtenanstiege in den Großstädten beigetragen, die mit den 2007 eingeleiteten familienpolitischen Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und den dadurch gesunkenen Opportunitätskosten der Elternschaft zusammenhängen könnten.27 Signifikante Ost-West-Unterschiede (bei gleichzeitig geringen Unterschieden innerhalb Ostdeutschlands) bestehen dagegen beim Erstgeburtsalter und beim Familienstand.28 Ostdeutsche Mütter sind jünger und seltener verheiratet. Das im Bundesvergleich niedrige Erstgeburtsalter (und möglicherweise auch die vergleichsweise hohe Zahl von Geburten pro 1.000 Frauen im gebärfähigen Alter) könnten auf selektive Wanderungen und die ökonomischen Rahmenbedingungen in Ostdeutschland zurückzuführen sein. Eine ungünstige Arbeitsmarktsituation befördert die selektive Abwanderung karriereorientierter Frauen. Dadurch würde in der verbleibenden Bevölkerung der Anteil der familienorientierten Frauen mit geringerem Erstgeburtsalter steigen, die seltener kinderlos bleiben29 (aber offensichtlich keine größeren Familien bevorzugen). In Hinblick auf den Einfluss der sozioökonomischen Lage auf die Kinderlosigkeit und die Wahrscheinlichkeit weiterer Geburten zeichnet sich ab, dass Frauen und Männer sowie die verschiedenen Alters- und Bildungsgruppen unterschiedlich reagieren. Während Männer und Frauen in der zweiten Hälfte des gebärfähigen Lebensabschnitts, sowie Frauen mit hohem Bildungsniveau auf Arbeitslosigkeit mit Aufschub oder einem Verzicht auf (weitere) Kinder reagieren, neigen jüngere Frauen und Frauen mit niedrigem Bildungsniveau eher dazu, die Realisierung ihres Kinderwunsches vorzuziehen. Dies könnte auch darin begründet sein, dass eine Elternschaft für diese Bevölkerungsgruppe einen Lebenssinn stiftet und Unsicherheiten in der Lebensplanung reduzieren hilft.30

In den folgenden Abschnitten werden die aktuellen demographischen Entwicklungstrends in Sachsen-Anhalt auf der Gemeindeebene beleuchtet. Zunächst werden die Raummuster der Schrumpfung und ihre räumliche und zeitliche Entwicklung dargestellt. Anschließend wird der Prozess der Alterung der Bevölkerung in den Blick genommen, bevor auf die aktuellen Wanderungstrends eingegangen wird. Als Synthese aus diesen drei Teilaspekten des demographischen Wandels, ergänzt durch die Raummuster des Reproduk­tionspotentials, wird schließlich der Frage nachgegangen, wo in Sachsen-Anhalt die Regionen mit besonderem demographischem Handlungsbedarf lokalisiert sind.


Phasen der kleinräumigen Bevölkerungsentwicklung 
in Sachsen-Anhalt 1964–2014


In Sachsen-Anhalt sind nach wie vor Schrumpfung und Alterung die dominanten demographischen Trends – es gibt aber auch Lichtblicke: Die Geburtenraten sind in den letzten Jahren gestiegen und die Abwanderung junger Erwachsener ist rückläufig. Eine demographische Erholung wird jedoch von der ungünstigen Altersstruktur verhindert, auf die unten noch detaillierter eingegangen wird.


Seit der Wiedervereinigung ist die Einwohnerzahl Sachsen-Anhalts praktisch flächendeckend zurückgegangen. Lediglich einige Gemeinden im Umland von Halle (Saale) und Magdeburg weisen im Jahr 2014 mehr Einwohner auf als 1990.31 Der dieser Entwicklung zu Grunde liegende Suburbanisierungsboom war allerdings – von besonders gut angebundenen direkten Stadtumlandbereichen abgesehen32 – weitgehend auf die 1990er Jahre beschränkt. Die besondere Dynamik der Suburbanisierung in Sachsen-Anhalt ist auf Steuervorteile, insbesondere Sonderabschreibungsmöglichkeiten, sowie die in den frühen 1990er Jahre kaum wirksame Regionalplanung zurückzuführen, aber auch auf die Verfügbarkeit von günstigem Bauland im Umland in Verbindung mit Defiziten auf den Wohnungs- und Immobilienmärkten der Kernstädte.33 Das neue Jahrtausend hat auch im ›Speckgürtel‹ der Oberzentren zu einer Trendwende der Bevölkerungsentwicklung und – damit zusammenhängend – einem deutlichen Rückgang der Bautätigkeit geführt.34 Die Bevölkerungsverluste reichen allerdings noch länger zurück: Im Zeitraum zwischen 1964 und 1990 ist die Zahl der Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter von 3,23 auf 2,87 Millionen zurückgegangen.35 Vor diesem Hintergrund kann man die langfristige Bevölkerungsentwicklung des Landes grob in vier Phasen ein
teilen: 


  • Eine Konzentration der Bevölkerung in den zentralen Orten (Kreis- und Bezirksstädte) und einigen kleineren Gemeinden mit bedeutenden Industriebetrieben außerhalb des (schrumpfenden) mitteldeutschen Chemiedreiecks zu DDR-Zeiten zulasten des ländlichen Raums.36
  • Eine Dekonzentration der Bevölkerung zulasten der zentralen Orte in den 1990er Jahren. In dieser Zeit verzeichneten vor allem die Umland­gemeinden von Halle (Saale) und Magdeburg starke Bevölkerungszuwächse, während die Entwicklung im ländlichen Raum uneinheitlich war. Einige kleinere Gemeinden sind zum Teil durch Suburbanisierungsprozesse der Mittelzentren sehr deutlich gewachsen, in anderen hat sich die Schrumpfung verlang­samt, eine dritte Gruppe hatte mit anhaltend hohen oder sogar verstärkten Einwohnerverlusten zu kämpfen.37
  • Zwischen 2000 und 2010 fand eine erneute Konzentration der Bevölkerung statt, von der jedoch ausschließlich die Oberzentren Halle (Saale) und Magdeburg profitieren konnten, deren Einwohnerzahl sich nach erheblichen Verlusten stabilisiert hat. Dagegen hat sich die Schrumpfung im ländlichen Raum und in vielen Mittelzentren im Vergleich zu den 1990er Jahren noch verstärkt.38 Charakteristisch für die Situation in Sachsen-Anhalt und in Ostdeutschland insgesamt ist ein Auseinanderdriften der Entwicklungs­dynamik der Kernstadt und des Umlands im Sinne einer absoluten Zentralisierung. Die Stadtgrenze markiert einen deutlichen Bruch in der Bevölkerungsentwicklung: wachsenden (oder zumindest stabilen) Städten stehen schrumpfende Umlandgemeinden gegenüber.39,40 Eine Ursache dafür ist, dass in schrumpfenden Wohnungsmarktregionen wie Sachsen-Anhalt mittlerweile innenstadtnah ein attraktives Wohnungsangebot vorhanden ist. Viele potentielle Suburbanisierer behalten daher angesichts niedriger Mieten ihren Wohnsitz in der Kernstadt bei.41
  • Seit 2011 ist in zahlreichen Gemeinden eine Abschwächung der Schrumpfung festzustellen. Halle (Saale) und Magdeburg wachsen sogar leicht.42 Der Hauptgrund für die rückläufigen Bevölkerungsverluste in den kleineren Kommunen ist der Zuzug von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die sich allerdings weder aus freien Stücken für Sachsen-Anhalt, noch für die Gemeinden, in die sie zuziehen, entscheiden, sondern nach festen Quoten auf die Bundesländer, Kreise und Gemeinden verteilt werden. Es ist daher damit zu rechnen, dass Sachsen-Anhalt für viele Zuwanderer nur eine Zwischenstation bleiben wird und dass diejenigen, die dauerhaft in Deutschland bleiben können, in die westdeutschen Großstädte abwandern, wo sie durch die dort vorhandenen ethnischen, familiären oder religiösen Netzwerke ­einen einfacheren Zugang zu Arbeitsplätzen und Wohnraum erwarten können. Welcher Prozentsatz der internationalen Zuwanderer letztendlich in Sachsen-Anhalt bleibt, hängt vom vorhandenen Arbeitsplatzangebot und der Integrationsbereitschaft sowohl der lokalen Bevölkerung als auch der Zuwanderer ab. Nehmen die Zuwanderer die ortsansässige Bevölkerung als ihnen gegenüber überwiegend feindselig eingestellt wahr, dürfte dies ihre Abwanderungsneigung erheblich verstärken.


Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die fast flächendeckenden Einwohnerverluste in Sachsen-Anhalt die Folge einer ungünstigen natürlichen und räumlichen Bevölkerungsentwicklung sind. Ursächlich sind Geburtendefizite und Sterbeüberschüsse auf der einen und eine negative Wanderungsbilanz auf der anderen Seite. Die gleichen Triebkräfte sind auch für den demographischen Prozess verantwortlich, der im folgenden Abschnitt betrachtet wird: die ­Alterung.


Eine ›überalterte‹ und ›unterjüngte‹ Altersstruktur


Die Alterung, also die Zunahme des Bevölkerungsanteils und der absoluten Zahl älterer Menschen, ist ein zentraler Aspekt des demographischen Wandels sowohl auf der lokalen als auch auf der regionalen, nationalen und europäischen Ebene. Wie schnell und intensiv die Bevölkerung einer Raumeinheit altert, hängt von drei Faktoren ab: der Lebenserwartung, der Entwicklung der Geburtenrate sowie den altersspezifischen Bilanzen der Binnen- und Außenwanderungen.43 Zur Messung der Alterung wird der Altenquotient verwendet, der definiert ist als das Verhältnis der Personen im Rentenalter (hier: über 65) zur Zahl der Frauen und Männer im erwerbsfähigen Alter (hier: 15 bis unter 65). Der Altenquotient kann näherungsweise als die Zahl der Rentnerinnen und Rentner definiert werden, die von 100 Erwerbstätigen über die umlagefinanzierten Sozialversicherungssysteme unterstützt werden. Sachsen-Anhalt ist nach Sachsen das Bundesland mit dem zweithöchsten Altenquotienten. Im Jahr 2014 kamen auf 100 Männer im Alter zwischen 15 und 65 Jahren 31,9 Senioren (Bund: 27,4). Bei den Frauen ist das Verhältnis mit 47,2 Seniorinnen (Bund: 36,7) pro 100 Erwerbstätige noch ungünstiger. Die Dynamik der Alterung der sachsen-anhaltischen Bevölkerung wird besonders deutlich, wenn man die aktuellen Werte mit den Altenquotienten des Jahres 1995 vergleicht: Vor 20 Jahren kamen auf 100 Männer im erwerbsfähigen Alter 15,0 Senioren (Bund: 16,1). Bei den Frauen lag der Altenquotient mit einem Wert von 30,2 nur knapp über dem Bundesdurchschnitt (29,7).44 Der Anstieg des Durchschnittsalters war in den 1980er Jahren noch moderat, hat sich dann in den 1990er Jahren beschleunigt und war zwischen 2000 und 2010 besonders dynamisch.45

Analog zum Altenquotient kann auch ein Jugendquotient berechnet werden, der als die Relation der Kinder und Jugendlichen (hier: unter 15-Jährige) zur Erwerbsbevölkerung definiert ist. Sachsen-Anhalt belegt im Ranking der Jugendquotienten wiederum den vorletzten Platz, diesmal vor dem Saarland. Auf 100 Männer bzw. Frauen der Altersgruppe 15 bis 65 kommen im Land nur 17,9 Jungen (Bund: 20,3) und 18,0 Mädchen (Bund: 19,7). Im Vergleichsjahr 1995 kamen noch 23,5 Jungen bzw. 23,1 Mädchen auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter, beide Werte lagen damals knapp unter dem Bundesdurchschnitt.46

Die zukünftige Bevölkerungsentwicklung einer Region ist in hohem Maße durch die Altersstruktur vorgezeichnet. Dies gilt insbesondere für die natür­liche Bevölkerungsentwicklung. Die Zahl der Sterbefälle pro 1.000 Einwohner ist in Regionen mit einem hohen Seniorenanteil höher als in Räumen mit einer ›jungen‹ Altersstruktur. Weiterhin wirkt sich ein hoher Bevölkerungsanteil der Frauen im gebärfähigen Alter positiv auf die Geburtenzahl aus. Vor diesem Hintergrund ist in Raumeinheiten mit einer vorteilhaften Bevölkerungsstruktur selbst bei einer relativ niedrigen Kinderzahl pro Frau ein Geburtenüberschuss möglich. Angesichts der bereits weit fortgeschrittenen Alterung der deutschen Bevölkerung ist dieser Prozess in der Bundesrepublik weitgehend auf prosperierende Großstädte beschränkt, deren Bevölkerung sich in den letzten Jahren durch die alters- und geschlechtsselektive Zuwanderung junger Menschen verjüngt hat. Im europäischen Vergleich lässt sich ein Aufschub der Schrumpfung durch günstige Bevölkerungsstrukturen beispielsweise in Polen beobachten.47

In Folgenden wird anhand einer Typologie (Abb. 2), in die sowohl die regionalen Alten- und Jugendquotienten als auch der Bevölkerungsanteil im erwerbsfähigen Alter eingeflossen sind, dargestellt, welche Altersstrukturtypen derzeit auf der Gemeindeebene in Sachsen-Anhalt bestehen. Die Zuordnung zu den einzelnen regionalen Altersstrukturtypen unterscheidet sich in einigen Gemeinden für die weibliche und männliche Bevölkerung; das im Folgenden dargestellte übergeordnete Muster ist aber für Frauen und Männer sehr ähnlich. 


Typ 1 umfasst Gemeinden mit einem unterdurchschnittlichen Anteil an Einwohnern im erwerbsfähigen Alter. Sowohl der Jugend- als auch der Altenquotient liegen über dem Bundesdurchschnitt, was auf eine gewisse Polarisierung der Altersstruktur hindeutet. Zu Typ 1 gehören Gemeinden, die – bei hohem Seniorenanteil – durch den Zuzug junger Familien oder eine vergleichsweise hohe Geburtenrate ›verjüngt‹ wurden. Gemeinden mit hohem Kinder- und niedrigem Seniorenanteil gehören zu Typ 2. Dieser von der Altersstruktur her günstigste Typ kommt auf der Gemeindeebene in Sachsen-Anhalt kaum vor. Tendenziell handelt es sich dabei um Kommunen im Pendlereinzugsbereich von Halle (Saale) bzw. Magdeburg oder um kleine Gemeinden im ländlichen Raum. Die Gemeinden, deren Altersstruktur in etwa dem Bundesdurchschnitt entspricht, sind Typ 3 zugeordnet. Dieser Typ ist siedlungsstrukturell und sozioökonomisch sehr heterogen und umfasst neben suburbanen und strukturschwachen ländlichen Gemeinden auch einige Mittelzentren. Allerdings ist die Zahl der Gemeinden mit einer ›durchschnittlichen‹ Altersstruktur in Sachsen-Anhalt recht gering, was wiederum die ungünstige altersmäßige Zusammensetzung der Bevölkerung unterstreicht.


Die große Mehrheit der Gemeinden in Sachsen-Anhalt kann als ›überaltert‹ und ›unterjüngt‹ charakterisiert werden. Diese Gemeinden sind in Typ 4 zusammengefasst. Die überdurchschnittlichen Alten- und unterdurchschnittlichen Jugendquotienten sind insbesondere auf den Einfluss selektiver Wanderungen zurückzuführen. Die Abwanderung junger Menschen verstärkt die Alterung der zurückbleibenden Bevölkerung, während die ›Unterjüngung‹ dadurch ausgelöst wird, dass die – überwiegend jungen und weiblichen – Abgewanderten für eine Familiengründung nicht mehr zur Verfügung stehen. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass in weiten Teilen des Landes mit einer verstärkten Schrumpfung sowohl von ›oben‹ (durch die erhöhte Sterberate der gealterten Bevölkerung) als auch von ›unten‹ (durch fehlende Geburten als


Abb. 2: Regionale Altersstrukturtypen Sachsen-Anhalt. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2015).
 Abb. 2: Regionale Altersstrukturtypen Sachsen-Anhalt. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2015).


Folge der selektiven Abwanderung) zu rechnen ist. Eine demographische Stabilisierung Sachsen-Anhalts ist unter diesen Rahmenbedingungen kaum zu erwarten. Abbildungen 3 und 4 verdeutlichen das Ausmaß der Alterung am Beispiel der Bevölkerungspyramiden zweier Mittel- (Bitterfeld-Wolfen; Zeitz) und Grundzentren (Hettstedt und Hohenmölsen). In allen Städten ist etwa jeder zweite Mann über 50, bei den Frauen liegt der Bevölkerungsanteil der über 50-Jährigen um die 60 %. Der Anteil der unter 15-Jährigen liegt dagegen bei den Jungen knapp über, bei den Mädchen knapp unter 10 %. Aus diesen Zahlen, insbesondere der Tatsache, dass etwa jede fünfte Einwohnerin der genannten Städte über 75 Jahre alt ist, lässt sich unschwer ableiten, dass kurz- und mittelfristig mit weiteren starken Bevölkerungsverlusten zu rechnen ist, sofern es nicht gelingt, Zuwanderer aus dem In- und Ausland anzuziehen. 


Abb. 3 und 4: Alterspyramiden ausgewählter Mittelstädte in Sachsen-Anhalt (2014). Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2016).
 Abb. 3 und 4: Alterspyramiden ausgewählter Mittelstädte in Sachsen-Anhalt (2014). Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2016).
 Abb. 3 und 4: Alterspyramiden ausgewählter Mittelstädte in Sachsen-Anhalt (2014). Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2016).


Typ 5 wird von Gemeinden mit unterdurchschnittlichen Alten- und Jugendquotienten gebildet und weist folglich einen besonders hohen Bevölkerungsanteil der Erwerbsbevölkerung auf. In Sachsen-Anhalt gehören vorrangig kleinere Gemeinden im Nordwesten zu Typ 5. Dabei handelt es sich um Orte, in denen der hohe Anteil der Einwohner zwischen 15 und 65 auf eine zu DDR-Zeiten junge Bevölkerungsstruktur (niedriger Altenquotient) zurückzuführen ist. In den Typ 5-Gemeinden kann man nichtsdestotrotz von einem dynamischen Alterungsprozess sprechen, der allerdings durch die Berechnungsweise des Altenquotienten verdeckt wird. In der Erwerbsbevölkerung sind die höheren Altersgruppen, also die 50- bis 65-Jährigen besonders stark vertreten. Darin ist auch die Erklärung für den niedrigen Jugendquotienten zu sehen: Die Bevölkerungsstruktur wird von Altersgruppen dominiert, deren Kinder schon das Elternhaus verlassen haben und zumeist auch aus der Heimatregion abgewandert sind. Dass die Zahl der zu Typ 5 gehörenden Gemeinden bei den Männern deutlich höher ist als bei den Frauen, ist ebenfalls auf Wanderungsströme, in diesem Fall auf die bis in die jüngste Zeit stark ausgeprägte Geschlechts­selektivität der Abwanderung der unter 30-Jährigen, zurückzuführen.48,49

Selektive Wanderungen als Hauptursache von Alterung und Schrumpfung


Die Wahrscheinlichkeit sowie die Ziel- und Quellgebiete der Binnenwanderung sind stark vom Alter abhängig. Die 18- bis unter 25-Jährigen stellen dabei die mobilste Altersgruppe dar. In dieser Lebensphase beziehen viele junge Erwachsene eine Wohnung am Studien- oder Ausbildungsort und/oder ziehen erstmals mit einer Partnerin oder einem Partner zusammen. Ländliche Räume sind in dieser Altersgruppe tendenziell Quellgebiete der Wanderungen, während Universitäts- oder Hochschulstädte sowie Städte, in denen Großunternehmen viele überregional nachgefragte Ausbildungsplätze anbieten, die Hauptzielgebiete der Wanderung sind.


Von besonderer Bedeutung für das Wanderungsgeschehen sind die Mobilitätspläne der jungen Erwachsenen, insbesondere der Schulabgänger. Im Folgenden sollen beispielhaft die Wanderungsbereitschaft und die Mobilitätspläne von Schülerinnen und Schülern kurz vor dem Schulabschluss betrachtet werden, um herauszuarbeiten, warum so viele junge Frauen und Männer Sachsen-Anhalt verlassen. Für eine detailliertere Analyse der Wanderungsmuster in ländlichen Räumen Sachsen-Anhalts sei auf die Veröffentlichungen zum EU-finanzierten Forschungsprojekt SEMIGRA (Selective Migration and Unbalanced Sex Ratio in Rural Regions) verwiesen.50,51,52

Eine große Mehrheit der Jugendlichen in den strukturschwachen länd­lichen Regionen Sachsen-Anhalts ist sehr skeptisch, was die allgemeine wirtschaftliche und soziale Entwicklung der ländlichen Räume angeht.53 Auch ihre individuellen Zukunftsperspektiven in der Heimatregion schätzen sie als eher gering ein. Vor diesem Hintergrund ist eine weit verbreitete Mobilitätsbereitschaft festzustellen, die allerdings nach Geschlecht und Schulart unterschiedlich stark ausgeprägt ist.54 Die anvisierten Wanderungsziele sind sehr divers. Neben westdeutschen Regionen werden auch ostdeutsche Großstädte, vor allem Berlin und Leipzig, häufig auch Magdeburg, seltener dagegen Halle (Saale) genannt. Ein Teil der befragten Schülerinnen und Schüler plant einen Umzug in landschaftlich attraktive ländliche Räume in anderen ostdeutschen Bundesländern, etwa an die Ostseeküste. Die Jugendlichen werden von ihren Eltern, Freunden und Lehrern in der Regel in ihrer Abwanderungsentscheidung bestärkt.55,56 Vielfach lässt sich sogar eine ›Abwanderungskultur‹ feststellen: Ein Bleiben wird nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, da ein Verbleib in der Heimatregion mit der Gefahr einer wirtschaftlichen und sozialen Margina­lisierung verbunden wird. Daher suchen auch viele Jugendliche nicht vor Ort nach Arbeits- und Ausbildungsplätzen.57

Als größte Probleme in ihren Heimatorten identifizieren die Jugendliche folgende Punkte:


  • Das Themenfeld Arbeit, Ausbildung, Karriere und Gehalt wird als der entscheidende Standortnachteil wahrgenommen. Dabei steht nicht unbedingt der quantitative Mangel an Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Vordergrund, sondern qualitative Aspekte wie die Branchenstruktur, Karrierechancen und insbesondere das geringe Lohnniveau in Sachsen-Anhalt.

  • Infrastrukturelle Mängel, etwa bei Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten oder das als defizitär wahrgenommene ÖPNV-Angebot und fehlender Zugang zu schnellem Internet senken für viele Jugendliche die Attraktivität ihres Heimatortes und ihre persönliche Lebensqualität. Dabei wird auch der Vorwurf geäußert, die Kommunalpolitik kümmere sich nicht um die Belange von Kindern und Jugendlichen.

  • Soziale Probleme, etwa ein fehlender gesellschaftlicher Zusammenhalt im Heimatort oder Alkoholismus, sowie die Alterung werden ebenfalls als die Lebensqualität senkende Charakteristika der ländlichen Heimatgemeinden genannt. Für viele Jugendliche sind auch die weiten Wege zu ihren Freunden ein wichtiges Problemfeld.


Diesen ›Push-Faktoren‹, die tendenziell eine Abwanderung fördern, stehen Haltefaktoren gegenüber. Positiv bewerten die Jugendlichen die soziale Verbundenheit in ihren Heimatorten, das naturnahe, sichere und beschauliche ländliche Leben sowie lokale Traditionen und kulturelle Veranstaltungen. Die Bewertung und Bedeutung der abwanderungsfördernden und abwanderungshemmenden Faktoren kann sich – je nach individuellen Vorlieben und Lebensplanungen – für die gleiche Gemeinde deutlich unterscheiden. Jugendliche, die über eine Vereinsmitgliedschaft in die lokale Zivilgesellschaft eingebunden sind, bewerten den sozialen Zusammenhalt in ihrem Heimatort anders als diejenigen, die vor Ort weniger verwurzelt sind. Auch die Bewertung der wirtschaftlichen Perspektiven wird stark von den individuellen Berufswünschen geprägt. Man wird daher nie alle Jugendlichen zum Bleiben bewegen können, egal wie gut die Lebensbedingungen und die Lage auf dem Arbeitsmarkt sind. Über die sachsen-anhaltische bzw. ostdeutsche Situation hinaus zeichnet sich ab, dass sich auch in wirtschaftsstarken ländlichen Regionen, etwa in Süddeutschland, viele Jugendliche vor dem Schulabschluss mit Wegzugsgedanken tragen. Auch in den alten Bundesländern sind es vor allem die jungen Frauen, die über einen Wegzug aus dem ländlichen Raum nachdenken.58

Über die oben schon angesprochenen Wechselwirkungen von Abwanderung, Alterung und Schrumpfung hinaus hat die räumliche Bevölkerungsentwicklung noch eine weitere Dimension: Abwanderung kann als eine »Abstimmung mit den Füßen« über die wahrgenommene Zukunftsfähigkeit einer Region interpretiert werden.59 Abwanderung wird folglich in Modellen der Regionalentwicklung in Schrumpfungsregionen als eine unmittelbare Konsequenz des Mangels an Arbeitsplätzen bzw. der Schließung örtlicher Unternehmen eingeordnet.60,61 Die oben angesprochene Abwanderungskultur ergibt sich auch daraus, dass junge Menschen im ländlichen Raum in der Gewissheit aufwachsen, dass »all of the pathways to success that are understood to be strategic and/or successful are premised on pathways that lead [them] out of their rural homes and communities«.62 Die Fundamente für eine spätere Abwanderung werden schon früh im Lebenslauf gelegt. Auch in Hinblick auf die soziale Kohäsion ländlicher Räume wird Abwanderung in der Literatur als eine zentrale Problemlage eingestuft. Hier sei etwa darauf verwiesen, dass sich »abwärtsdriftende« ländliche Räume mit erheblichen gesellschaftlichen Desintegrationsproblemen und ausgeprägter alters- und geschlechtsselektiver Abwanderung durch ein überdurchschnittliches Niveau der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit auszeichnen: »Je größer die Abwanderung, desto feindseliger wird das Klima«.63 Auf der anderen Seite sollte die Abwanderung aber nicht eindimensional ausschließlich als Bedrohung für ländliche Räume eingestuft werden. Sofern zu einem späteren Zeitpunkt eine Rückwanderung erfolgt, ist der Wegzug junger Menschen häufig sogar die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Regeneration ländlicher Räume, da die dafür nötigen Qualifikationen mangels geeigneter tertiärer Bildungseinrichtungen anderswo erworben werden müssen.64 Die große Zahl von Weltmarktführern, die ihren Sitz in ländlichen Regionen haben, zeigt, dass ›die Fläche‹ in Deutschland nicht nur für verlängerte Werkbänke, sondern auch für High-Tech und Innovation stehen kann.65 Leider ist Sachsen-Anhalt unabhängig von der Raumkategorie ein ›weißer Fleck‹ auf der Deutschlandkarte der Weltmarktführer.66 Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass eine nachhaltige Verbesserung der wirtschaftlichen Situation die Grundvoraussetzung für eine günstigere Wanderungsbilanz darstellt. Abwanderung ist gleichzeitig auch ein Teilprozess der sozioökonomischen Peripherisierung, die eine Abkopplung von den Zentren wirtschaftlicher und politischer Macht, ein Zurückfallen gegenüber den Inno­vationszentren und ein negatives Fremd- und Selbstbild umfasst.67 Um die Abwanderung zu reduzieren, reicht eine wirtschaftliche Erholung unter Umständen nicht aus, solange eine Region als ›verlängerte Werkbank‹ oder ein Ort mit geringer Lebensqualität angesehen wird.


Räume mit besonderem demographischen Handlungsbedarf


Da sich das Leitziel der Landesregierung, in allen Teilräumen Sachsen-Anhalts gleichwertige und gesunde Lebens- und Arbeitsbedingungen unter Berücksichtigung der Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Generationengerechtigkeit zu erreichen und zu sichern,68 nur mit leistungsfähigen und tragfähigen zentralen Orten erreichen lässt, kommt der demographischen Stabilisierung der Grund-, Mittel- und Oberzentren eine entscheidende Bedeutung für die territoriale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Kohäsion des Landes zu. Im Folgenden soll daher der Frage nachgegangen werden, wie die Raummuster der oben angesprochenen wichtigsten demographischen Problemlagen – Schrumpfung, ungünstige Altersstruktur, Abwanderung junger Erwachsener und durch selektive Abwanderung geschwächtes Reproduktionspotential – in Sachsen-Anhalt aussehen und ob die zentralen Orte in diesem Zusammenhang schlechter oder besser aufgestellt sind als Gemeinden ohne zentralörtliche Bedeutung. 


Wie eingangs erwähnt liegt die zusammengefasste Geburtenrate in Sachsen-Anhalt mittlerweile über dem Bundesdurchschnitt; durch die starke Geschlechtsselektivität der Abwanderung in der Vergangenheit hat sich allerdings im Land insbesondere in ländlichen Räumen ein zum Teil erheblicher ›Frauenmangel‹ in den jüngeren Altersgruppen herausgebildet.69 Aus diesem Grund wird für die Synthese der demographischen Problemlagen statt der Geburtenziffer das lokale Reproduktionspotential, also der Anteil der Frauen in der geburtenstärksten Altersgruppe 20–39 an allen Frauen der Raumeinheit verwendet. In der folgenden Tabelle sind die Mittelwerte ausgewählter Indikatoren für die genannten Problemlagen für die zum jeweiligen Gemeindetyp70 zählenden Kommunen aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass die Großstädte über alle betrachteten Indikatoren die günstigsten Werte aufweisen. ­Suburbia steht bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung relativ gut da, ist aber in hohem Maße von der Abwanderung junger Erwachsener betroffen. Bei den Grund- und Mittelzentren fallen insbesondere die starke Alterung und – damit zusammenhängend – die hohe Sterberate auf.


Tab. 1: Mittelwerte ausgewählter Indikatoren.
Schrumpfung Natürliche Bevölkerungs
entwicklung Wanderungsbi-lanz der 18–24-Jährigen pro 1000 Einwohner Alterung Repro-duktions-potential
Bevölke-rungs-entwicklung 2011–2014 in % Geburten pro 1000 Einw. (Mittel 2011–2014) Todesfälle pro 1000 Einw. (Mittel 2011–2014) Frauen Männer Bevölke-rungsan-teil der über 65-Jährigen 2014 Frauen zwischen 20 u. 39 pro 100 Frauen 2014
Halle (Saale) u. Magdeburg

1,2

9,1

12,2

82,6

97,3

23,8

26,0

Dessau-Roßlau u. Mittel
zentren

-2,2

7,4

14,9

-2,4

27,1

26,8

18,4

Grundzentren

-2,8

7,0

14,1

-10,9

-23,6

25,2

17,4

Suburbane 
Gemeinden

-1,5

7,5

10,7

-79,8

-69,2

21,2

18,4

Übrige 
Gemeinden

-3,1

6,7

13,6

-55,1

-34,6

24,5

16,9

Einheits-
gemeinden

-3,1

6,6

13,9

-50,4

-34,8

24,9

16,8

Verbands­gemeinden

-3,0

6,8

13,0

-66,4

-33,9

23,6

17,2

In Abbildung 5 ist dargestellt, in welchen Kommunen die genannten vier Problemlagen im Zeitraum 2011–2013 besonders drückend waren. Eine ausgeprägte Problemlage ist in der Abbildung bei Reproduktionspotential und Überalterung durch eine Abweichung von mindestens 20 % vom Bundesmittel definiert, die Grenzwerte für die beiden anderen Indikatoren wurden jeweils vor dem Hintergrund der Entwicklungstrends in ländlichen Räumen gewählt. Grundsätzlich wird von einer Problemlage gesprochen, wenn die Trends bei Abwanderung, Alterung, Schrumpfung und Reproduktionspotential deutlich negativer sind als in der jeweiligen Vergleichsregion. Das bedeutet, dass das Gros der Gemeinden ›ohne ausgeprägte demographische Problemlage‹ nur im sachsen-anhaltischen Vergleich eine relativ unproblematische Bevölkerungsentwicklung aufweist. Im Vergleich zu Kommunen in anderen Bundesländern sind die demographischen Trends auch in den meisten dieser Städte und Gemeinden als ungünstig zu bewerten.


Abb. 5: Synthese demografischer Problemlagen nach Gemeinden in Sachsen-Anhalt. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2015). Abb. 5: Synthese demografischer Problemlagen nach Gemeinden in Sachsen-Anhalt. Quelle: Leibniz-Institut für Länderkunde, Leibert (2015).

Auch die Karte belegt die Konzentration von demographischen Problemlagen in Gemeinden ohne zentralörtliche Funktionen. Deutlich wird aber auch, dass die in der Tabelle 1 verwendete Typisierung zu vereinfachend ist. Gerade bei den kleinen Gemeinden ergibt sich ein uneinheitliches Bild. Hier spielen auch die wirtschaftliche Lage und die Infrastrukturausstattung eine wichtige Rolle. Tendenziell stellt sich die demographische Situation in Regionen mit ausgeprägten wirtschaftlichen und sozialen Problemen, etwa im Kreis Mansfeld-Südharz, ungünstiger dar als in Regionen mit für sachsen-anhaltische Verhältnisse günstigen Entwicklungstrends, etwa im Bördekreis, wo sich die Einzugsgebiete der Oberzentren Braunschweig, Magdeburg und Wolfsburg überschneiden. Die Großstädte Halle (Saale) und Magdeburg sowie die Grund- und Mittelzentren sind in der Regel in geringerem Maß von ausgeprägten demographischen Problemlagen betroffen als die übrigen Städte und Gemeinden. Halle (Saale) und Magdeburg sowie Stendal können im betrachteten Zeitraum als Kommunen eingestuft werden, die zwar vor demographischen Herausforderungen stehen – insbesondere in Hinblick auf die ›überalterte‹ und ›unterjüngte‹ Altersstruktur (Abb. 2) – aber im Landesvergleich demographisch relativ gut aufgestellt sind. Zu den ›Gemeinden ohne ausgeprägte demographische Problemlagen‹ gehören ferner die Kreisstädte Haldensleben und Salzwedel sowie Gardelegen. In den genannten Städten ist der demographische Handlungsdruck noch überschaubar. Vorrangig sind Maßnahmen zum senioren­gerechten Umbau der technischen und sozialen Infrastruktur. Ein Hauptziel der Regionalpolitik muss sein, die Attraktivität für Ausbildungswanderer zu erhalten und auszubauen, Maßnahmen zur Begrenzung der Abwanderung der Fami­lienwanderer zu entwickeln und umzusetzen und die Lebensqualität von Familien zu steigern. Die meisten zentralen Orte sind jedoch von mindestens ­einer demographischen Problemlage betroffen, in der Regel ist diese Problemlage die Alterung. Vor diesem Hintergrund ist mittel-, wenn nicht sogar kurzfristig eine weitere Schrumpfung der sachsen-anhaltischen Grund- und Mittelzentren zu erwarten. Durch die sogenannte Flüchtlingskrise und die wirtschaftlichen Probleme in anderen EU-Staaten sind seit 2011 im Vergleich zum Zeitraum 1995–2010 deutlich mehr internationale Wanderer in die Bundesrepublik gekommen.71 Nur die Zukunft wird zeigen, wie viele der über Quoten auf die Gemeinden Sachsen-Anhalts aufgeteilten Migrantinnen und Migranten sich dort dauerhaft niederlassen. Es zu befürchten, dass die aktuell zu beobachtende Abschwächung der Schrumpfung weitgehend von Personen ohne Bleibewille und/oder -perspektive getragen wird und damit als nicht nachhaltig einzu
stufen ist.


Schlussbetrachtung: Was ist zu tun?


Die Bevölkerungsentwicklung wird in hohem Maße von der Bevölkerungsstruktur beeinflusst, die wiederum – zumindest kurzfristig – nur schwer durch politische Maßnahmen gesteuert werden kann. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, Schrumpfung und Alterung als gegeben anzusehen und aktiv, vorausschauend und unter Einbeziehung der Bevölkerung und der Wirtschaft innovative Strategien zur Sicherung der Daseinsvorsorge und zum barrierefreien Umbau des Landes zu entwickeln. Angesichts der oben dargestellten Trends der Bevölkerungsentwicklung erscheint es sinnvoll, zur Umsetzung des grundgesetzlichen Auftrags der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet durch die Garantie einer Grundversorgung mit Infrastrukturen und Dienstleistungen der Daseinsvorsorge72 im ländlichen Raum und in den Stadtregionen Halle (Saale) und Magdeburg unterschiedliche Strategien zu prüfen. Im ländlichen Raum sollte die Gemeinde der Ort sein, an dem Anpassungsmaßnahmen entwickelt und von den Bürgern durch Wahlen und Abstimmungen legitimiert werden. Dafür unbedingt notwendig wäre eine verbesserte Finanzierung der Städte und Gemeinden73 sowie eine Vergrößerung der kommunalen Entscheidungsspielräume, damit vor Ort alternative Strategien zur Sicherung der Daseinsvorsorge entwickelt und umgesetzt werden können.74 Eine besonders wichtige Rolle kommt der Verkehrsinfrastruktur und dem öffentlichen Nahverkehr zu, da ein Ausdünnen des Infrastrukturangebots von den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern durch eine erhöhte Mobilität kompensiert werden muss.75,76 Oberstes Ziel der Landespolitik sollte sein, durch eine gezielte Förderung von Halle (Saale) und Magdeburg die »Schrittmacherfunktion [der Oberzentren] für die Entwicklung des gesamten Landes«77 zu unterstützen. Angesichts der äußerst ungünstigen demographischen Entwicklung von Dessau-Roßlau sind besondere Anstrengungen zur Sicherung der oberzentralen Funktionen angezeigt. Auch in einigen Mittel- und Grundzentren wären entsprechende Anstrengungen wünschenswert. Die in diesem Beitrag diskutierten demographischen Trends sprechen dafür, dass Sachsen-Anhalt auch in Zukunft das ›Labor des demographischen Wandels‹ bleiben wird. Trotz einiger positiver Trends (deren Dauerhaftigkeit sich erst noch erweisen muss), etwa der steigenden Geburtenraten oder der rückläufigen Abwanderung junger Menschen, ist angesichts der ungünstigen Altersstruktur derzeit kein Licht am Ende des Tunnels erkennbar.


  1. 1Jeannine Wintzer, Geographien erzählen. Wissenschaftliche Narrationen von Geschlecht und Raum, Stuttgart 2014, hier S. 246. Die Autorin beleuchtet in Abschnitt D kritisch die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion zur demographischen Situation in (Ost-)Deutschland.

  2. 2Wendelin Strubelt und Horst Zimmermann (Hg.), Demographischer Wandel im Raum: Was tun wir?, gemeinsamer Kongress 2004 von ARL und BBR, Hannover 
2005.

  3. 3Bundesministerium des Inneren, Demografiebericht. Bericht der Bundesregierung zur demografischen Lage und künftigen Entwicklung des Landes, Berlin 2011.

  4. 4Statistisches Bundesamt, Bevölkerung Deutschlands bis 2060, Ergebnisse der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Wiesbaden 2015.

  5. 5Martin Bujard, »Folgen der dauerhaft niedrigen Fertilität in Deutschland. Demographische Projektionen und Konsequenzen für unterschiedliche Politikfelder«, in Comparative Population Studies 40/2 (2015), S. 131–164.
  6. 6Hannes Weber, »Could Immigration Prevent Population Decline? The Demographic Prospects of Germany Revisited«, in ebd., S. 165–189.
  7. 7Sächsisches Staatsministerium des Innern, »Medieninformation 052/2016: Bevölkerungsentwicklung für Sachsen bis 2030 neu berechnet«, Dresden 2016, https://www.statistik.sachsen.de/download/080_RegBevPrognose/SMI_052_Bevoelkerungsvorausberechnung.pdf, hier S. 1 (2.8.2017).
  8. 8Wilfried Köhler, »Sicherung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in Sachsen-Anhalt«, in Flächenmanagement und Bodenordnung 3 (2013), S. 124–130, hier S. 125–127.

  9. 9Paul Gans, Bevölkerung. Entwicklung und Demographie unserer Gesellschaft, Darmstadt 2011.

  10. 10Tim Leibert, »Demographic Trends and Developments: The Study Regions in a ­European Comparison«, in Karin Wiest u. a. (Hg.), Dealing with Female Brain Drain in Rural Europe: Results from the CENTRAL EUROPE Project WOMEN, Leipzig 2014, S. 36–52.

  11. 11Manuel Wolff und Tim Leibert, »Deutschlands neue Raummuster. Bevölkerungsentwicklungen auf Gemeindeebene 1990–2014«, in Nationalatlas Aktuell 10 (05/2016) 3, http://aktuell.nationalatlas.de/bevoelkerungsentwicklung-3_05-2016-0-html/ (13.7.2016), hier Karten 1 und 2.

  12. 12Ebd.

  13. 13Ebd., Grafik 1.

  14. 14Robert Nadler und Mirko Wesling, »Zunehmende Rückwanderung von Arbeitskräften nach Ostdeutschland«, in Nationalatlas Aktuell 7 (12/2013) 11, http://aktuell.nationalatlas.de/rueckwanderung-11_12-2013-0-html/ (14.7.2016).
  15. 15Paul Gans und Franz-Josef Kemper, »Die Bevölkerung und ihre Dynamik«, in Dirk Hänsgen, Sebastian Lentz und Sabine Tzschaschel (Hg.), Deutschlandatlas. Unser Land in 200 thematischen Karten, Darmstadt 2010, S.  15–36, hier S. 23–24.
  16. 16Nikola Sander, »Internal Migration in Germany, 1995–2010: New Insights into East-West Migration and Re-urbanisation«, in Comparative Population Studies 39/2 (2014), S. 217–246, hier S. 228.

  17. 17Stellvertretend für andere: Cornelius Pollmer, »Geh doch rüber«, in Süddeutsche Zeitung, 2.2.2016.
  18. 18Anne Ramstorf, »Zurück in die Heimat«, in SUPERillu 19 (2016), S. 16.
  19. 19Statistisches Bundesamt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Wanderungen 2014, Wiesbaden 2016, hier S. 57–58.

  20. 20Nadler und Wesling, Rückwanderung (Fn. 14), Karten 1 und 2.

  21. 21Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Wanderungen und Wanderungsströme, Jahr 2014, Halle (Saale) 2016, hier S. 34–35.

  22. 22Werner Brachat-Schwarz, »Wanderungen von Ost nach West – und wieder zurück? Zum Wanderungsgeschehen zwischen Baden-Württemberg und den neuen Bundesländern«, in Statistisches Monatsheft Baden-Württemberg 9 (2015), S. 3–10, hier S. 4.

  23. 23Nadler und Wesling, Rückwanderung (Fn. 14).

  24. 24Wolff und Leibert, Raummuster (Fn. 11), Grafik 1.

  25. 25Statistisches Bundesamt, GENESIS-Online Datenbank, Tabelle 12612-0104, ­zusammengefasste Geburtenziffern (je Frau): Bundesländer, Jahre, Altersgruppen, Wiesbaden 2016.

  26. 26Joshua Goldstein und Michaela Kreyenfeld, »Has East Germany overtaken West Germany? Recent trends in order-specific fertility«, in Population and Development Review 37/3 (2011), S. 453–472.

  27. 27Sebastian Klüsener, »Geburtenraten und Geburtsalter der Mütter im regionalen Vergleich«, in Nationalatlas Aktuell 7 (04/2013) 4, http://aktuell.nationalatlas.de/geburten-4_04-2013-0-html/ (15.7.2016).

  28. 28Ebd.; Sebastian Klüsener, Spatial Variation in Non-Marital Fertility across Europe: Recent Trends, Past Path Dependencies, and Potential Future Pathways, Rostock 2015, hier S. 15–17.

  29. 29Klüsener, Geburtenraten (Fn. 27).

  30. 30Michaela Kreyenfeld und Gunnar Andersson, »Socioeconomic differences in the unemployment and fertility nexus: Evidence from Denmark and Germany«, in Advances in Life Course Research 21 (2014), S. 59–73, hier S. 65–69.
  31. 31Tim Leibert, »Abwanderung Jugendlicher aus postsozialistischen ländlichen Räumen«, in Geographische Rundschau 67/9 (2015), S. 34–41, hier S. 36.

  32. 32Klaus Friedrich, Susanne Knabe und Barbara Warner, Kontinuitäten und Umbrüche im suburbanen Mosaik Sachsen-Anhalts. Die Zukunft eines Wohnungsmarktsegments im demographischen Wandel, Leipzig 2014, hier S. 4.

  33. 33Ebd., S. 3.

  34. 34Ebd.; Leibert, Abwanderung (Fn. 31), S. 36.

  35. 35Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung und Erwerbstätigkeit: Bevölkerung der Gemeinden nach Kreisen 1964–2010, Halle (Saale) 2012, hier S. 10.

  36. 36Tim Leibert und Karin Wiest, SEMIGRA Final Report – Annex 2A: Case Study Report Sachsen-Anhalt, Leipzig/Luxembourg 2012, hier S.  20–21.
  37. 37Leibert, Abwanderung (Fn. 31), S. 36.

  38. 38Ebd.

  39. 39Frank Osterhage und Stefan Kaup, »Reurbanisierung als neue Phase der Stadtentwicklung? Eine Analyse der Bevölkerungs- und Beschäftigtenentwicklung in Deutschland 1999 bis 2009«, in Jörg Pohlan u.a. (Hg.), Jahrbuch StadtRegion 2011/2012. Schwerpunkt: Stadt und Religion, Opladen/Berlin/Toronto 2012, S. 125–141, hier S. 133.
  40. 40Brigitte Adam, Jürgen Göddecke-Stellmann und Gabriele Sturm, Divergenzen und Konvergenzen in Großstadtregionen – kleinräumige Analysen, Bonn 2015, hier S. 15.
  41. 41Friedrich, Knabe und Warner, Kontinuität (Fn. 32), S. 19.
  42. 42Wolff und Leibert, Raummuster (Fn. 11), Karten 1 und 2.

  43. 43Gans, Bevölkerung (Fn. 9).

  44. 44Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank Deutschland, Düsseldorf 2016.

  45. 45Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung 1964–2010 (Fn. 35), S. 80–81.

  46. 46Eigene Berechnungen; Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank (Fn.  44).
  47. 47Leibert, Demographic Trends (Fn. 10), S. 37.
  48. 48Tim Leibert, »She leaves, he stays? Sex-selective migration in rural East Germany«, in Journal of Rural Studies 43 (2016), S. 267–279, hier S.  273–275.
  49. 49Stephan Kühntopf und Susanne Stedtfeld, Abschlussbericht: Wenige junge Frauen im ländlichen Raum: Ursachen und Folgen der selektiven Abwanderung in Ostdeutschland, Wiesbaden 2012, hier S.  20.
  50. 50Ebd.; Leibert, Abwanderung (Fn. 31).
  51. 51Leibert und Wiest, Final Report (Fn. 36).
  52. 52Karin Wiest, »Migration and everyday discourses: Peripheralisation in Rural Saxony-Anhalt from a gender perspective«, in Journal of Rural Studies 43 (2016), S. 280–290, hier S. 285.
  53. 53Sonderauswertung der Datenbank der 2011 in den Landkreisen Altmark-Salz­wedel, Anhalt-Bitterfeld, Harz, Mansfeld-Südharz, Stendal und Wittenberg mit Schülern der Klassenstufen 10 und 11 an insgesamt 18 Sekundarschulen und Gymnasien durchgeführten ­SEMIGRA-Schülerbefragung (n=499). Zu näheren Informationen zur Schülerbefragung siehe Leibert und Wiest, Final Report (Fn. 36), S. 49. Die Einschätzungen und Mobilitätspläne der in Dessau-Roßlau, Halle (Saale) und Magdeburg bzw. den jeweiligen Umlandgemeinden ­lebenden Schülerinnen und Schüler dürften von den dargestellten Mustern abweichen.

  54. 54Wiest, Migration (Fn. 52), S. 285; vgl. auch Kim Philip Schumacher und Alexander Kunz, »Gendered Rural Labour Markets and Intent to Migrate – A Case Study in North­western Germany«, in Karin Wiest (Hg.), Women and Migration in Rural Europe: Labour Markets, Policies and Representations, Basingstoke 2016, S. 109–130, die für eine ländlich-periphere Region in Niedersachsen zu ähnlichen Ergebnissen kommen.

  55. 55Karin Wiest und Tim Leibert, »Wanderungsmuster junger Frauen im ländlichen Sachsen-Anhalt – Implikationen für zielgruppenorientierte Regionalentwicklungsstrategien«, in Raumforschung und Raumordnung 71/6 (2013), S. 455–469, hier S.  463.
  56. 56Leibert, Abwanderung (Fn. 31), S. 39.
  57. 57Leibert, Abwanderung (Fn. 31), S. 38–41.

  58. 58Heinrich Becker und Andrea Moser, Jugend in ländlichen Räumen zwischen Bleiben und Abwandern – Lebenssituation und Zukunftspläne von Jugendlichen in sechs Regionen in Deutschland, Braunschweig 2013, hier S. 92–94.
  59. 59Matthias Bernt und Heike Liebmann, »Zwischenbilanz: Ergebnisse und Schlussfolgerungen des Forschungsprojekts«, in dies. (Hg.), Peripherisierung, Stigmatisierung, ­Abhängigkeit? Deutsche Mittelstädte und ihr Umgang mit Peripherisierungsprozessen, Wies­baden 2013, S. 218–231, hier S. 219–220.

  60. 60Paul L. Knox und Heike Mayer, Kleinstädte und Nachhaltigkeit. Konzepte für Wirtschaft, Umwelt und soziales Leben, Basel/Boston/Berlin 2009, hier S. 162; Gerlind Weber und Tatjana Fischer, Gehen oder Bleiben? Die Motive des Wanderungs- und Bleibeverhaltens junger Frauen im ländlichen Raum der Steiermark und die daraus resultierenden Handlungsoptionen im Rahmen der Lokalen Agenda 21-Prozesse, Wien 2010, hier S. 91.
  61. 61Weber und Fischer, Gehen oder Bleiben? (Fn. 60).
  62. 62Dianne Looker und Ted Naylor, »›At risk‹ of being rural? The experience of rural youth in a risk society«, in Journal of rural and community development 4/2 (2009), S. 39–64, hier S. 54.

  63. 63Wilhelm Heitmeyer, »Rechtsextremismus im ländlichen Raum«, in Frieder ­Dünkel, Michale Herbst und Thomas Schlegel (Hg.), Think Rural! Dynamiken des Wandels in peripheren ländlichen Räumen und ihre Implikationen für die Daseinsvorsorge, Wiesbaden 2014, S. 131–146, hier S. 140.

  64. 64Aileen Stockdale, »Migration: Pre-requisite for rural economic regeneration«, inJournal of Rural Studies 22/3 (2006), S. 354–366.

  65. 65Ulrich Ermann, Thilo Lang und Marcel Megerle, »Weltmarktführer abseits der ­Agglomerationsräume«, in Nationalatlas Aktuell 6 (10/2012) 11, http://aktuell.national­atlas.de/weltmarktfuehrer-11_10-2012-0-html/ (15.7.2016).

  66. 66Ebd., Karte 1.

  67. 67Manfred Kühn und Sabine Weck, »Peripherisierung – ein Erklärungsansatz zur Entstehung von Peripherien«, in Bernt und Liebmann, Peripherisierung, Stigmatisierung, Abhängigkeit? (Fn. 59), S. 24–46, hier S. 29–46.

  68. 68Margrit Paepke, »Der Landesentwicklungsplan für Sachsen-Anhalt – Leitbild der Raumordnung für das Land«, in Flächenmanagement und Bodenordnung 3 (2013), S. 97–105, hier S. 97.

  69. 69Leibert, Sex-selective migration (Fn. 48), S. 268.

  70. 70Mittelzentren gemäß Landesentwicklungsplan, vgl. Paepke, Landesentwicklungsplan (Fn. 68), S. 97. Als Grundzentren werden hier Gardelegen, Genthin, Havelberg und Jessen (Grundzentren mit Teilfunktion eines Mittelzentrums) sowie Blankenburg (Harz), Gräfenhainichen, Hettstedt, Hohenmölsen, Klötze, Osterburg (Altmark), Querfurt, Wanzleben-Börde und Wolmirstedt (Grundzentren mit besonderer Bedeutung für die Versorgung im ländlichen Raum) bezeichnet. Als suburbane Gemeinden sind die an Halle (Saale) und Magdeburg angrenzenden (inkl. Niedere Börde) definiert, sofern es sich nicht um ein Grund- oder Mittelzentrum handelt. Aufgrund einer Teilausgliederung konnten bei den Indikatoren, die sich auf den Zeitraum 2011–2014 beziehen, das Mittelzentrum Quedlinburg und die Einheitsgemeinde Ballenstedt nicht berücksichtigt werden.

  71. 71Wolff und Leibert, Raummuster (Fn. 11), Grafik 1.

  72. 72Köhler, Sicherung (Fn. 8), S. 124.

  73. 73Bernt und Liebmann, Zwischenbilanz (Fn. 59).

  74. 74Reiner Klingholz, »Vielfalt statt Gleichwertigkeit – Die Regionalpolitik braucht eine neue Zielsetzung«, in Informationen zur Raumentwicklung 1 (2015), S. 23–27, hier S. 25–26.

  75. 75Jutta Günther u. a., »Demographische Abwärtsspirale durch ein Ausdünnen sozialer Infrastrukturen?«, in Peer Pasternack und Isabell Maue (Hg.), Lebensqualität entwickeln in schrumpfenden Regionen, Lutherstadt Wittenberg 2013, S. 45–47.

  76. 76Köhler, Sicherung (Fn. 8), S. 124.

  77. 77Paepke, Landesentwicklungsplan (Fn. 58), S. 98.
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Heft 18 (2017)
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