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»In ipso dilectissime Gener et Frater«1

Der Briefwechsel Philipp Jakob Speners (1635–1705) mit seinem ­Schwiegersohn Adam Rechenberg (1642–1721)


Die Korrespondenz zwischen Spener und Rechenberg stellt mit voraussichtlich 1142 überlieferten Briefen aus den Jahren 1686 bis 1704 den umfangreichsten erhaltenen Briefwechsel Speners mit einer einzigen Person dar und bildet ­außerdem einen wesentlichen Teil der erhaltenen Gesamtkorrespondenz Speners. Der quantitative wie auch der inhaltliche Befund lassen erkennen, dass mit dem Spener-Rechenberg-Briefwechsel eine bedeutende Quelle für Leben und Wirksamkeit Speners vorliegt.


Neben der hohen Informationsdichte, die ihn prägt, zeichnet er sich durch seinen vielschichtigen Charakter aus. Es ist einerseits ein Briefwechsel zwischen zwei theologisch Gelehrten am Ende des 17. Jahrhunderts: Philipp Jakob Spener, Oberhofprediger in Dresden, später Propst in Berlin, und Adam Rechenberg, Professor an der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, später dort Professor der Theologie. Zumindest in seiner ersten Phase ist es also auch ein Briefwechsel zwischen zwei Männern mit Einfluss im Kurfürstentum Sachsen. Daneben handelt es sich andererseits um einen Briefwechsel zweier Männer, die verwandtschaftlich miteinander verbunden waren: Seit 1686 war Adam Rechenberg mit Susanna Katharina, der ältesten Tochter von Susanne und Philipp Jakob Spener, verheiratet. Seit 1686 und seit den Vorkehrungen zu dieser Hochzeit bestand nach bisherigem Befund auch der briefliche Austausch zwischen Rechenberg und Spener.


Der vorliegende Aufsatz vermittelt Einblicke in diesen relativ jungen Bereich innerhalb der Edition der Spenerbriefe. Nach einer Einführung in Leben und Werk Adam Rechenbergs werden spezifische Rahmenbedingungen in der Edition der Spener-Rechenberg-Korrespondenz erläutert. Ein dritter Abschnitt skizziert anhand ausgewählter Beispiele die Relevanz dieses Briefwechsels für verschiedene Bereiche der Frühneuzeit- und Pietismusforschung.


denkstroeme-heft9_beitraege_neumann_1.jpegAbb. 1: Ausschnitt eines Briefes von Philipp Jakob Spener an Adam Rechenberg vom 25.2.1687 (Ms 0337 Bl. 91r, Universitätsbibliothek Leipzig / Abt. Sondersammlungen).

1. Zur Person Adam Rechenbergs


Der Name Adam Rechenberg ist mit Darstellungen zur Geschichte der Leipziger Universität inzwischen fest verbunden.2 Rechenberg hat als Professor der philosophischen bzw. Artistenfakultät und später der theologischen Fakultät sowie als Universitätsrektor und Fakultätsdekan das Gesicht der Universität Leipzig um die Wende zum 18. Jahrhundert erkennbar mitgeprägt. Die Erforschung von Werk und Briefwechsel Adam Rechenbergs steht jedoch in vieler Hinsicht noch in den Anfängen. Erfreulicherweise sind in den vergangenen Jahren erste »Schneisen« geschlagen worden, ich verweise z. B. neben den ­genannten universitätsgeschichtlichen Abhandlungen auf Andreas Gößners Monografie zum terministischen Streit.3 Mit der Erschließung des Spener-­Rechenberg-Briefwechsels wird nicht nur der Spener- und Pietismusforschung, sondern auch weiteren Forschungen zu Adam Rechenberg ein wichtiges Quellenkonvolut zur Verfügung gestellt. 


denkstroeme-heft9_beitraege_neumann_2.jpegAbb. 2: Frontispiz aus: Deutsche Acta eruditorum oder Geschichte der Gelehrten, welche den gegenwärtigen Zustand der Litteratur in Europa begreifen, 16. Theil, Leipzig 1713 (Universitätsbibliothek Leipzig, Abt. Sondersammlungen /Signatur Litg. 402-bh).

Adam Rechenberg4 lebte von 1642 bis 1721. Er stammte aus Leipsdorf in Sachsen, sein Vater war der Gutsbesitzer Clemens Rechenberg. Von 1661 bis 1665 studierte Adam Rechenberg an der Universität Leipzig.5 Seit seiner Magisterpromotion war Rechenberg als Dozent an der Universität tätig, wurde außerdem 1670 zum Bakkalaureus der Theologie und 1678 zum Lizentiaten der Theologie promoviert. 1677 wurde Adam Rechenberg zum Professor für Griechisch, Latein und Historische Wissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität berufen. 1681/82 und 1689/90 hatte Rechenberg das Amt des Universitätsrektors inne. 1699 wurde er schließlich zum ordentlichen Professor der Theologie ernannt; aufgrund weitreichender Umbrüche in der Professorenschaft – bedingt durch mehrere Todesfälle – übernahm er zugleich mit seinem Eintritt in die Theologische Fakultät die Position des Professor primarius.


Adam Rechenberg war viermal verheiratet, seine ersten drei Ehen blieben kinderlos. Die ersten beiden Ehefrauen Rechenbergs stammten aus Leipziger Bürgerfamilien,6 seine dritte Frau Maria Elisabeth7 war eine Tochter von Jakob Thomasius8. Somit war Rechenberg auch ein Schwager des Christian Thomasius9, auf den im Briefwechsel mit Spener wiederholt Bezug genommen wird. Aus Rechenbergs vierter Ehe mit Susanna Katharina Spener ging ein Sohn hervor, der spätere Professor der Rechte Karl Otto Rechenberg10.


Die universitäts- bzw. wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von Adam Rechenberg besteht darin, dass er zur Etablierung von Pietismus und Frühaufklärung an der Leipziger Universität beitrug.


Rechenberg publizierte zahlreiche Schriften von zukunftsweisender Ausstrahlung, zwei seien hier exemplarisch genannt: 1697 erschien erstmals sein Summarium Historiae Ecclesiasticae11, das bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zahlreiche Neuauflagen erfuhr.12 In diesem Buch reformierte Rechenberg die damals geläufige Epocheneinteilung in einer für die aufklärerische Geschichtswissenschaft richtungsweisenden Form: Er gliederte die Darstellung der Geschichte nicht mehr nach Jahrhunderten, sondern nach Sachperioden.13 Rechenbergs Propädeutik von 169114 wiederum regte die Gestaltung des Stu­diums in einer Weise an, wie sie später in der Aufklärung umgesetzt wurde: Sie plädiert für eine Studienreform, die den Schwerpunkt auf Realien bzw. neue Wissenschaften, d. h. Mathematik, Natur- und historische Wissenschaften, 
legt.15

Rechenbergs Beitrag zur Etablierung pietistischer Positionen an der Leipziger Universität bzw. ihrer Theologischen Fakultät verdichtet sich in zwei Auseinandersetzungen, an denen er auf verschiedene Weise beteiligt war. In seiner zweiten Amtszeit als Rektor der Universität, 1689/90, kommt es zu den sogenannten pietistischen Unruhen.16 Deren Auslöser waren Privatcollegia zur Bibelauslegung, die August Hermann Francke17 hielt – allerdings nicht, wie gefordert, in rein philologischer, sondern darüber hinaus in erbaulicher Perspektive. Seine Veranstaltung erfreute sich unter den Studenten und zunehmend auch in der Bürgerschaft großer Nachfrage. Das Interesse an dieser Veranstaltung wurde zusätzlich verstärkt durch den Wechsel zur deutschen Sprache und den Verzicht auf das Kolleggeld. Nach ihrem Vorbild entstanden zahlreiche ­eigenständig agierende Studentenkonventikel sowie Erbauungsversammlungen unter Beteiligung von Bürgern und Bürgerinnen (vor allem aus dem Handwerkerstand) der Stadt.18 An der Theologischen Fakultät und auch vom Hof aus betrachtete man diese Vorgänge mit zunehmender Skepsis, schließlich wurde ein Untersuchungsverfahren eingeleitet. Hier war Rechenberg mäßigend propietistisch19 tätig: als Moderator von Gesprächen und Untersuchungsverfahren sowie als (Mit-)Verfasser von Gutachten und Berichten.20

Die zweite Auseinandersetzung, der terministische Streit, fällt in die Zeit des Amtsantritts Rechenbergs als Professor der Theologie in der zweiten Hälfte des Jahres 1699.21 Anlass für diese Kontroverse bot ein Traktat des Sorauer ­Diakons Johann Georg Böse (1662–1700), das einen seelsorgerlich rigorosen Ansatz in der Bußfrage vertrat.22 Adam Rechenberg vertrat und verteidigte 1700 in einer Disputation die von Böse vertretene Auffassung, dass Gott jedem Menschen einen bestimmten Gnadentermin gesetzt habe und dass die Möglichkeit der Buße nicht uneingeschränkt bis zum Tod offenstehe.23 Daran entzündete sich ein Konflikt innerhalb der theologischen Fakultät, der vor allem zwischen Rechenberg und dem zweiten neu ernannten Professor der Theologie, Thomas Ittig24, geführt, in Predigten sowie in Klagen nach Dresden jedoch in eine größere Öffentlichkeit gezogen wurde. Über Gutachten waren in diese Kontroverse auch andere theologische Fakultäten wie etwa die Wittenberger und die Rostocker Fakultät involviert. Der Konflikt wurde mit großer Heftigkeit und mittels einer großen Zahl von Streitschriften geführt.25

2. Spezifische Rahmenbedingungen in der Edition der Spener-Rechenberg-Korrespondenz


Der Briefwechsel zwischen Philipp Jakob Spener und Adam Rechenberg ist – soweit erhalten – im Original überliefert. In der Universitätsbibliothek Leipzig liegen zwei Bände mit insgesamt 706 Briefen Speners an Rechenberg aus den Jahren 1686 bis 1702 sowie ein Band mit 436 Briefen Rechenbergs an Spener aus den Jahren 1690 bis 1704.26 Es handelt sich um ca. 1800 Manuskriptblätter im Quart-Format, meist beidseitig beschrieben, die aus dem Nachlass von Rechenbergs Sohn Karl Otto Rechenberg an die Leipziger Universitätsbibliothek gekommen sind. Bedenkt man, dass uns gegenwärtig insgesamt ca. 3500 Briefe Speners vorliegen, so wird deutlich, welch zentrale Rolle der Rechenberg-Briefwechsel in der Erschließung von Speners Korrespondenz einnimmt. Als eine der Hauptquellen für Speners Wirksamkeit in Dresden und später in Berlin27 wird die Spener-Rechenberg-Korrespondenz – ebenso wie der bereits edierte Briefwechsel Philipp Jakob Speners und August Hermann Franckes – mit den Briefen beider Korrespondenzpartner Eingang in die Edition der Spener-Briefe finden.28 Die geplanten sechs Bände des Spener-Rechenberg-Briefwechsels bilden einen Hauptgegenstand des Akademie-Projekts.


denkstroeme-heft9_beitraege_neumann_3.jpegGrafik 1: Anteil der Briefe an Adam Rechenberg am Gesamtbriefumfang.

Der Briefwechsel in den Jahren 1689 bis 1691 sowie 1693 bis 1698 macht mehr als ein Drittel der überlieferten Gesamtkorrespondenz Speners aus. Die Gründe für das gesteigerte Briefaufkommen im erstgenannten Zeitraum sind vor allem in den Leipziger Unruhen und in der Stellensituation Speners nach dem Zerwürfnis mit dem Kurfürsten zu vermuten. Ursachen für die besondere Korrespondenzdichte zwischen 1693 und 1698 werden im Zuge der Weiterarbeit genauer zu eruieren sein.


denkstroeme-heft9_beitraege_neumann_4.jpegGrafik 2: Umfang des Spener-Rechenberg-Briefwechsels.

Vergleicht man die Menge der vorliegenden Briefe von Speners und von Rechenbergs Seite, so sind teilweise starke Divergenzen erkennbar – vor allem am Beginn und am Ende der Korrespondenz, aber beispielsweise auch in den Jahren 1691 und 1695. Diese Umstände lassen Überlieferungslücken vermuten, die im Detail genauer zu identifizieren sind. Ab 1701 ist – wie in der gesamten erhaltenen Spener-Korrespondenz – eine insgesamt nachlassende Überlieferungsdichte zu beobachten.29

Die Briefe Speners und Rechenbergs sind als personenbezogene Konvolute sowie weitestgehend inklusive der Angaben zu Absender und Empfänger überliefert, deshalb ist in der Spener-Rechenberg-Korrespondenz keine Adres­satenermittlung notwendig. In den Briefen beider Korrespondenzpartner wird allerdings eine große Zahl von Personennamen genannt, die eine genauere Identifizierung erfordern. Eine besondere Herausforderung in der Edition des Spener-Rechenberg-Briefwechsels liegt dabei in dem teilweise ausgeprägten »Telegrammstil« der Briefe. Die Netzwerke und Handlungskontexte beider Korrespondenzpartner bieten zahlreiche Schnittmengen, so dass Themen und Sachverhalte häufig nur kurz angerissen und auch Personen nicht immer namentlich genannt werden, da sie als dem jeweiligen Adressaten vertraut vorausgesetzt werden.30 Eine hinreichende sachliche Kommentierung der Briefe setzt somit eine genaue Kenntnis der Zeit sowie der Kontexte beider Briefpartner voraus.


3. Bedeutung des Briefwechsels für die Frühneuzeit- und Pietismusforschung 


Die Korrespondenz Speners mit seinem Schwiegersohn Adam Rechenberg bietet in ihrem Themenspektrum wie in ihrer Informationsdichte umfangreiches und wertvolles Quellenmaterial für die Frühneuzeitforschung, vor allem für die Kirchen- und Wissenschaftsgeschichte. Die Informationen aus diesem Briefwechsel sind von besonderem Wert, weil sie nicht nur unter der Voraussetzung hoher Vertraulichkeit mitgeteilt sind – wie dies z. B. im Briefwechsel Speners mit Anna Elisabeth Kißner31, der vertrauten Freundin aus Frankfurt am Main, der Fall ist. Der Austausch zwischen Spener und Rechenberg repräsentiert daneben gleichzeitig eine politische Dimension: In ihrer Korrespondenz agieren beide immer auch aus ihren öffentlichen Ämtern heraus – der Oberhofprediger (und später Konsistorialrat) auf der einen Seite, auf der anderen Seite der Universitätsprofessor und ggf. -rektor. Diese Mehrdimensionalität ist z. B. in den Briefen Speners vom März 1689 sehr deutlich präsent, in denen er Rechenberg von seinem Zerwürfnis mit dem Kurfürsten berichtet. Ausführlich und mit der Bitte um Verschwiegenheit stellt Spener dar, wie er – in seiner Funktion als Beichtvater – den Kurfürsten seines Lebensstils wegen deutlich ermahnt hatte und wie dieser darauf reagierte. Als Grund seiner Darstellung gegenüber Rechenberg nennt Spener die zahlreichen im Umlauf befindlichen Gerüchte, denen er gegenüber Rechenberg – und mit dessen Hilfe – begegnen 
will:


»Haec quae Tibi exposui, Tibi soli scripta volo, [325v] illi ad minimum usui servitura, ut circa ea quae audies vel iam audivis[ti] non difficulter iudices vera quae sint vel vana, ac ita aliorum sermon[es] si quid aliud referrent, refellere possis. ... Si quae de re hac Lipsiae spargentur, qu[ae] ut sciam mea interesse credas, quaeso me mone et de omnibus certiore[m] me redde.«32

Im Folgenden werden exemplarisch einige Bereiche skizziert, in denen der Spener-Rechenberg-Briefwechsel neue Einsichten für die Forschung bietet bzw. bieten wird. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Themen aus der Dresdner Zeit, da die Korrespondenz aus dieser Phase derzeit besser erschlossen ist als die Briefe der späteren Jahre. Vergleichbare Erträge sind jedoch für die Berliner Zeit des Spener-Rechenberg-Briefwechsels zu erwarten. 


Der Briefwechsel mit Rechenberg bildet eine Hauptquelle für die Aktivitäten und Wirkungen Speners am Dresdner Hof, die – wie bereits erwähnt – 
noch auf genauere Erforschung warten.33 In seinen Briefen an Rechenberg erörtert Spener Themen, die am Dresdner Hof bzw. im Oberkonsistorium verhandelt werden, er berichtet von Verhandlungspartnern und getroffenen Absprachen, von Stellenbewerbungen und Stellenbesetzungen. So ist z. B. die Neubesetzung der Reisepredigerstelle beim Kurprinzen Friedrich August, dem späteren Kurfürsten August dem Starken (1670–1733), ein wiederkehrendes Thema der Briefe aus den Jahren 1686 und 1687.34 Spener berichtet vom Stand der Verhandlungen in dieser Angelegenheit und taxiert die Aussichten des von ihm geförderten jungen Theologen Paul Anton35 auf diese Stelle. 


Anhand des Briefwechsels mit Rechenberg wird das Wirken Speners im Dresdner Oberkonsistorium deutlichere Konturen als bisher gewinnen. Berichte über Treffen mit Pastoren oder Gymnasialrektoren aus dem Land werden konkretere Eindrücke davon vermitteln, welche Netzwerke Spener innerhalb Sachsens knüpfen konnte, welche Position er sich innerhalb der geistigen Elite Sachsens verschaffen konnte und inwiefern seine Reformideen in Kontakten zum Tragen kamen. Ein wiederkehrendes Thema in den Briefen an Rechenberg sind z. B. die Katechismusübungen, die Spener in Dresden durchführte und die ein Kernstück seiner Reformideen bildeten. In diesem Zusammenhang benennt Spener Kontakte zum Freiberger Gymnasialrektor Andreas Beyer,36 in dem er einen Gleichgesinnten fand.37 Beyer versuchte an seinem Wirkungsort ebenfalls Katechismusübungen im pietistischen Geiste zu installieren.38

Vor allem für die Dresdner Wirkungszeit Speners bietet die Spener-Rechenberg-Korrespondenz außerdem zahlreiche Informationen zur Geschichte der Universität Leipzig. Ein herausragendes Beispiel dafür stellen die oben beschriebenen pietistischen Unruhen in Leipzig dar. Der Spener-Rechenberg-Briefwechsel vermittelt erhellende Einblicke in Haltungen und Aktivitäten, die beide Korrespondenzpartner in diesen Auseinandersetzungen ein- bzw. vor­genommen haben,und liefert Informationen zu weiteren an den Auseinandersetzungen beteiligten Personen.39

Daneben stellen die Rechenbergbriefe eine zentrale Quelle zur Biografie Speners dar. Sie bieten zahlreiche Details aus dem Alltag der Familie Spener wie Krankheitsfälle, Werdegang der Kinder und Heiratsangelegenheiten. Wenn Spener mit Rechenberg Buchanschaffungen bzw. -rezensionen oder Korrespondenzen mit anderen Personen verhandelt, erlaubt der Rechenbergbriefwechsel einen noch tieferen Einblick in Speners Netzwerke und Denk­horizonte, als dies bisher möglich war.


Auch in Bezug auf andere Personen – allen voran Adam Rechenberg als Partner in dieser Korrespondenz – bietet der Briefwechsel eine Reihe wichtiger biografischer Informationen. Christian Thomasius und auf diesen bezogene Vorgänge sind z. B. wiederholt Thema der Briefe zwischen Spener und Rechenberg. Die Erwähnungen in Speners Briefen zeugen von dessen intensivem Kontakt mit Christian Thomasius.40 Wiederholt thematisiert Spener gegenüber Rechenberg Interventionen bezüglich desselben, gleichzeitig aber auch die Grenzen möglicher Einflussnahmen. 1686 liegt Spener ein Manuskript der Jurisprudentia divina41 des Christian Thomasius vor. Er berichtet Rechenberg von seinen Lektüreeindrücken und bittet diesen, neben der beabsichtigten ­eigenen Einflussnahme mäßigend auf Thomasius einzuwirken, um neue (sic!) Konflikte zu vermeiden: »sed haec inter nos«, m. a. W. »lass ihn nicht wissen, dass wir uns abgestimmt haben«.42 Die streitfreudige Art des Thomasius zieht sich übrigens wie ein roter Faden durch die Korrespondenz Speners mit Rechenberg. In einem Brief vom März 1690 im Kontext der Leipziger Unruhen merkt Spener bezüglich des Thomasius an: »qui sane hactenus non uno modo nobis negotia facessivit.«43

Schließlich trägt der Spener-Rechenberg-Briefwechsel Bedeutung für die theologie- und kirchengeschichtliche Forschung – sowohl hinsichtlich der Theologie Speners als auch im Blick auf theologische Fragestellungen, die zu seiner Zeit relevant waren. Als Beispiel sei darauf hingewiesen, dass der Begriff der »Pietisten« zum ersten Mal in einem Brief Speners an Rechenberg nachweisbar ist. Spener geht darauf ein, dass die Bezeichnung bereits vor 15 Jahren in Frankfurt a. M. aufkam, und plädiert für eine vorsichtige sowie auf die Folgen bedachte Verwendung des Begriffs.44 Wiederholt wird der Ausdruck – wie auch die Bezeichnung »Spenerianer«45 – in darauffolgenden Briefen thematisiert.46 Aus der Erschließung der Spener-Rechenberg-Korrespondenz sind deshalb weiterführende Einsichten in Genese und Verwendungskontexte dieser Begriffe zu erwarten.


Die skizzierten Beispiele lassen erkennen, dass mit der Spener-Rechenberg-Korrespondenz eine wichtige Quelle für verschiedene Bereiche der Frühneuzeitforschung erschlossen wird. Der Forschungsstandort Halle-Leipzig bietet einen profilierten Rahmen, um Forschungserträge der Editionsarbeit im interdisziplinären Austausch zu vertiefen und nutzbar zu machen.


  1. 1»In demselben (d. h. in Christus) verehrtester Schwiegersohn und Bruder« – mit diesem oder einem ähnlichen Gruß beginnen die Briefe Philipp Jakob Speners an Adam Rechenberg.

  2. 2Siehe z. B. Otto Kirn, Die Leipziger Theologische Fakultät in fünf Jahrhunderten: 1409–1909, Leipzig 1909, S. 134–153, bes. S. 135–139; Günter Mühlpfort, »Rektoren der Universität Leipzig im Zeitalter der Aufklärung«, in Hanspeter Marti und Detlef Döring (Hg.), Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680–1780, Basel 2004, S. 111–194, hier S. 146, 151–154; Dietrich Blaufuß, »›Scibile et pie‹: Adam Rechenbergs und Philipp Jacob Speners theologische Studienanleitungen – Wegweiser zur Aufklärung?«, in ebd., S. 329–358; Klaus vom Orde, »Der Beginn der pietistischen Unruhen in Leipzig im Jahr 1689«, in ebd., S. 359–378, bes. S. 372–374; Detlef Döring, »Anfänge der modernen Wissenschaften«, in Enno Bünz, Manfred Rudersdorf und Detlef Döring (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Bd. 1, Leipzig 2009, S. 516–771, hier S. 697 f. u. ö.

  3. 3Andreas Gößner, Der terministische Streit: Vorgeschichte, Verlauf und Bedeutung eines theologischen Konflikts an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, Tübingen 2011.

  4. 4Biografische Informationen zu Adam Rechenberg finden sich in zahlreichen Darstellungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Diese (wie auch knappe Einträge in aktuellen Nachschlagewerken, vgl. z. B. Susanne Siebert, Art. »Rechenberg, Adam«, in Friedrich Wilhelm Bautz [Hg.], fortgeführt von Traugott Bautz, Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon [BBKL], Bd. VII, Hamm 1994, Sp. 1458 f.) stützen sich im Wesentlichen auf Informationen, die der Nachruf auf Rechenberg in den Annales Lipsienses (Christoph Ernst Sicul, Leipziger Jahr-Geschichte 1721. Oder des bisherigen Leipziger Jahr-Buchs Zu dessen Andern Bande Dritte Fortsetzung, Leip­zig 1722, S. 292–307) bietet. Sicul wiederum gibt an, bezüglich des Lebenslaufs einer von Rechenberg selbst verfassten Darstellung (die nicht überliefert zu sein scheint) zu folgen. Der terministische Streit wird hier nicht erwähnt, erst die »Gelehrten Sachen« und Börner nehmen – kurz – auf ihn Bezug (Christian Friedrich Börner, »Oratio XI Johannis Cypriani s. Th. D. et in Acad. Lips. Prof. Prim. simulque Adami Rechenbergii et Gottfridi Olearii Memoriae Dicata Habitaque III Cal. Apr. A. [1724]«, in ders., Orationes et Recitationes, Leipzig: Langenheim 1751, S. 191–218; Neue Zeitungen von gelehrten Sachen, Leipzig 1722/Nr. 25, S. 253–256). Eine Leichenpredigt für Adam Rechenberg scheint nicht überliefert zu sein.

  5. 5e umfangreichste (aber nach Auskunft der Autoren nicht vollständige) Übersicht der Werke Rechenbergs findet sich bei Sicul (s. o., S. 298–307) und bei Zedler (Art. »Rechenberg [Adam]«, in Johann Heinrich Zedler [Hg.], Universallexikon, Bd. 30, Leipzig: Zedler 1741, Sp. 1285–1291, hier Sp. 1286–1291). Eine Liste von Streitschriften Rechenbergs bietet erstmalig Ranfft (Michael Ranfft, Leben und Schrifften aller Chur-Sächsischen Gottesgelehrten, die mit der Doctorwürde gepranget und in diesem ietztlauffenden Jahrhundert das Zeitliche gesegnet T. II, Leipzig: Deer 1742, S. 949–998, hier S. 981–990).

  6. 6Die Biografien des 18. Jahrhunderts geben das 19. Lebensjahr (=1691) als Jahr des Studienbeginns an (z. B. Sicul, Jahr-Geschichte [Fn. 4]). Als »iuratus«, d. h. als vereidigter Student, war Rechenberg von 1662 bis 1665 an der Universität Leipzig immatrikuliert. Darüber hinaus ist in der Matrikel verzeichnet, dass er im Sommer 1657 bereits einmal eingeschrieben war (Georg Erler [Hg.], Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig 1559–1809, Leipzig 1909, S. 348).

  7. 7Christina Elisabeth (1643–1679), Tochter des Leipziger Rats Zacharias Griebener, Hochzeit 1678; Susanna Dorothea (1653–1681), Tochter des Kaufmanns Christoph Geier, Hochzeit 1681 (Sicul, Jahr-Geschichte [Fn. 4], S. 298).

  8. 8Maria Elisabeth, geb. Thomasius (1665–1684), 1682 Heirat mit Adam Rechenberg. (Sicul, ebd., S. 298).

  9. 9Jakob Thomasius (1622–1684), war seit 1652 Professor der Philosophie in Leipzig, daneben Rektor der Schulen St. Nikolai und St. Thomas (Richard Sachse, Art. »Thomasius, Jakob«, in Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften [Hg.], Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 38, Leipzig 1894, S. 107–112).

  10. 10hristian Thomasius (1655–1728), Jurist in Leipzig, seit 1679 Lehrtätigkeit, 1690 Lehrverbot und Weggang nach Halle, dort Übernahme einer Professur; früher Vertreter der Aufklärung, in den Leipziger pietistischen Unruhen (s. u. S. 35) Unterstützer August Hermann Franckes (Walter Sparn, Art. »Thomasius, Christian«, in Hans D. Betz u. a. [Hg.], Religion in Geschichte und Gegenwart [RGG], Bd. 8, Tübingen 42005, Sp. 380 f.).

  11. 11Karl Otto Rechenberg (1689–1751), seit 1711 Professor der Rechte in Leipzig.

  12. 12Adam Rechenberg, Summarium Historiae Ecclesiasticae, In Usum Studiosae Juventutis adornatum, Leipzig: Klose 1697.

  13. 131729 erschien beim gleichen Verleger die 8. Auflage des Werks, später erfolgten Neuauflagen bei Kühne in Wittenberg, die jüngste ist 1789 nachgewiesen.

  14. 14Vgl. Mühlpfordt, Rektoren (Fn. 2), S. 152 f. Vgl. auch ders. »Gelehrtenrepublik Leipzig. Wegweiser- und Mittlerrolle der Leipziger Aufklärung in der Wissenschaft«, in Wolfgang Martens (Hg.), Zentren der Aufklärung III: Leipzig. Aufklärung und Bürgerlichkeit (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung 17), Heidelberg 1990, S. 39–101, hier S. 67 f.

  15. 15Adam Rechenberg, De Studiis Academicis, Leipzig: Gleditsch 1691, 21692.

  16. 16Vgl. Mühlpfordt, Rektoren (Fn. 2), S. 151 f. Vgl. auch ders., Gelehrtenrepublik (Fn. 13), S. 66–68. Blaufuß untersucht ausführlicher die Konzeption des Theologiestu­diums, die Rechenberg in seiner Propädeutik entwickelt (vgl. Blaufuß, Studienanleitungen [Fn. 2], S. 336–342). Rechenbergs Bedeutung als Frühaufklärer bedarf einer differenzierten Einschätzung. Angesichts der Tendenz und der Wirkung der oben beschriebenen Publikationen Rechenbergs erscheint die Aussage Günter Mühlpfordts als angemessen, dass Rechenberg »der zweite ausgeprägte Frühaufklärer an der Spitze der Universität« war (Mühlpfort, Rektoren [Fn. 2], S. 151). Ob jener als »die eigentliche Zentralfigur der Frühaufklärung« in Leipzig (Mühlpfort, Gelehrtenrepublik [Fn. 13], S. 66) gesehen werden kann, müsste durch vertiefte Forschungen zu Rechenbergs Werk untermauert werden. In Bezug auf dessen theologische Position charakterisiert Dietrich Blaufuß den Leipziger Professor zurückhaltender als ›Wegweiser‹ in die Aufklärung und attestiert ihm Offenheit für Fragen aus aufklärerischem Geist (Blaufuß, Studienanleitungen [Fn. 2], S. 351 f.). 

  17. 17Ausführlich dargestellt werden diese Vorgänge bei Hans Leube, »Die Geschichte der pietistischen Bewegung in Leipzig«, in ders., Orthodoxie und Pietismus, Bielefeld 1975, S. 177–209, bes. S. 153–267; vgl. dazu auch Kirn, Fakultät (Fn. 2), S. 95–104.

  18. 18August Hermann Francke (1663–1727), Magister der Philosophie; 1686 Mitbegründer des »collegium philobiblicum« in Leipzig, 1689 Privatdozent in Leipzig, seit 1691 Pfarrer in Glaucha und Professor an der Universität Halle; Begründer der »Franckeschen Anstalten« (Udo Sträter, Art. »Francke, August Hermann«, in RGG, Bd. 3, Tübingen42000, Sp. 209–212).

  19. 19Ausführlicher dazu vgl. vom Orde, Unruhen (Fn. 2), S. 364–370.

  20. 20So umschreibt es Döring in der Geschichte der Universität Leipzig (vgl. Döring, Anfänge [Fn. 2], S. 697 f.).

  21. 21Vgl. z. B. Leube, Geschichte (Fn. 16), S. 192 f., 203–207. Zu hinterfragen ist Leubes Gesamteinschätzung, dass Rechenberg als Rektor in der Behandlung des Falls nachlässig vorging und damit möglicherweise eine Verschleppungstaktik praktizierte. Nach den vorhandenen Überlieferungen scheint die Verzögerung auf einem komplexen Bedingungsgefüge zu beruhen, in dem Interaktionen von Universität und Theologischer Fakultät sowie notwendige Klärungen innerhalb der Theologischen Fakultät (vgl. ebd., S. 194, 201) eine wesentliche Rolle spielten.

  22. 22Ausführlich dargestellt bei Gößner, Streit (Fn. 3) sowie Friedrich Hermann Hesse, Der terministische Streit. Ein Bild theologischen Lebens aus den Gränzjahren des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, Gießen 1877.

  23. 23Johann Georg Böse, Terminus Peremptorius Salutis Humanae. Das ist: Die von GOtt in seinem geheimen Rath gesetzte Gnaden-Zeit/ Worinnen der Mensch/ so er sich ­bekehrt/ kan selig werden [...], Frankfurt a. M.: Zunner 1698. Der Konflikt entzündete sich an der Widersprüchlichkeit eingeholter Gutachten und wurde von verschiedenen Beteiligten in die universitäre und kirchliche Öffentlichkeit getragen.

  24. 24Den Schwierigkeiten einer theologischen Einordnung dieser Haltung zur Bußfrage trägt Andreas Gößner differenziert Rechnung und verortet den Konflikt im komplexen Bedingungsgefüge von Orthodoxie, Pietismus und Frühaufklärung sowie der Krise der Autoritäten an der Wende zum 18. Jahrhundert. Er zeigt auf, dass die von Rechenberg vertretene Position keine genuin pietistische Auffassung darstellt, dass jedoch der terministische Streit in seiner Vielschichtigkeit erst im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Orthodoxie und Pietismus angemessen wahrgenommen werden kann (Gößner, Streit [Fn. 3], S. 2–20).
  25. 25Thomas Ittig (1643–1710), seit 1697 Professor der Theologie in Leipzig.

  26. 26Vgl. Gößner, Streit (Fn. 3), S. 20. Die besondere Intensität des Konflikts wurde in zeitgenössischen und zeitnahen Äußerungen mehrfach als Problem wahrgenommen (vgl. Gößner, ebd., S. 372 Anm. 36 f.; Börner, Oratio [Fn. 4], S. 210 f. sowie eine Äußerung Speners, zitiert bei Blaufuß, Studienanleitungen [Fn. 2], S. 335). Im Nachruf auf Rechenberg, der auf dessen selbst verfassten Lebenslauf zurückgreift (Sicul, Jahr-Geschichte [Fn. 4]), wird der Streit gar nicht erwähnt. 

  27. 27Ms 0336–0338 in der Abt. Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig. Vgl. Detlef Döring, Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig. NF Bd. I: Die neuzeitlichen Handschriften der Nullgruppe, Teil 2 (Ms 0301–0600), Wiesbaden 2002, S. 43–52.

  28. 28Auf die Forschungsrelevanz des Spener-Rechenberg-Briefwechsels und seiner Edition wurde wiederholt hingewiesen. Vgl. z. B. Gößner, Streit (Fn. 3), S. 25 Anm. 85; Günter Wartenberg, »Spener in Kursachsen«, in Dorothea Wendebourg (Hg.), Philipp Jakob Spener – 
Leben, Werk, Bedeutung. Bilanz der Forschung nach 300 Jahren, Tübingen 2007, S. 53–69, hier S. 54.

  29. 29Dafür sprach sich Johannes Wallmann bereits 2007 aus: »Der Hinweis [Wartenbergs, s. o. Fn. 27, S. 53], dass die Wirkungen Speners am kursächsischen Hof noch wenig erforscht sind, sollte als Anregung verstanden werden, der Hauptquelle für Speners damalige Zeit, dem in Leipzig liegenden Briefwechsel Speners mit Adam Rechenberg, Auf-
merksamkeit zu schenken. Er sollte wie der Briefwechsel Spener-Francke in die Edition der Briefe Speners aufgenommen werden.« (Johannes Wallmann, »Der Vater des Neuprotestantismus. Der Ertrag des Gedenkens zum 300-jährigen Todestag Philipp Jakob Speners«, inTheologische Literaturzeitung 2007, Sp. 1037).

  30. 30Die Ursachen hierfür müssen noch genauer eruiert werden. Ein möglicher Grund könnte darin liegen, dass Spener sich verstärkt den Vorbereitungen zur Herausgabe der Theologischen Bedencken (Philipp Jakob Spener, Theologische Bedencken/ Und andere Brieffliche Antworten T. 1–4, Halle a. d. S.: Waysenhaus 1700–1702), der Letzten theologischen Bedencken (ders., Letzte Theologische Bedencken T. 1–3, Halle a. d. S.: Waysenhaus 1711) sowie der Consilia (ders., Consilia Et Iudicia Theologica Latina, Bd. 1–3, Frankfurt a. M.: Zunner [u. a.] 1709) gewidmet hat. Vgl. ausführlicher dazu den Beitrag von Klaus vom Orde im vorliegenden Band.

  31. 31In den Briefen der Jahre 1687 und 1688 wird z. B. wiederholt eine »causa aedium« thematisiert, eine auf Rechenbergs Haus bzw. Wohnung bezogene Streitsache. Hier wird von einem Gegner – adversarius – gesprochen, dessen Name jedoch nicht erwähnt (vgl. z. B. die Briefe Speners an Rechenberg vom 21.6. [Ms 0337 Bl. 73r], 23.8. [ebd. Bl. 68v], 12.9.1687 [ebd. Bl. 58r] sowie vom 18.1.1688 [ebd. Bl. 151r] u. ö.).

  32. v
  33. 32Anna Elisabeth Kißner (1652–1730), Arztwitwe in Frankfurt a. M. und Briefpartnerin Speners seit 1686.

  34. 33[Teilweise paraphrasierte Übersetzung] »Was ich dargelegt habe, will ich nur dir schreiben, damit du bezüglich dessen, was du hörst oder bereits gehört hast, leicht urteilst, welches wahr und welches falsch ist, und anderslautende Gerüchte widerlegen kannst. ... Wenn von dieser Sache etwas, das mich interessieren könnte, in Leipzig verbreitet wird, so warne mich bitte und teile mir alles mit.« (Brief an Rechenberg vom 14.3.1689, Universitätsbibliothek Leipzig / Abt. Sondersammlungen, Ms 0337 Bl. 325r/v).

  35. 34Vgl. Fn. 27.

  36. 35Siehe die Briefe Speners an Rechenberg vom 11.1. (Ms 0337 Bl. 99r), 30.1. (ebd. 
Bl. 94r) und 31.1.1687 (ebd. Bl. 95r) sowie vom 22.2. (ebd. Bl. 92v) und 29.3.1687 (ebd. 
Bl. 67v).

  37. 36Paul Anton (1661–1730), Magister in Leipzig.

  38. 37Andreas Beyer (1636–1716), Onkel (mütterlicherseits) von Adam Rechenberg ­(Sicul, Jahr-Geschichte [Fn. 4], S. 229).

  39. 38Aus Speners Briefen an Rechenberg sind sowohl Briefkontakt als auch persönliche Treffen Speners mit Andreas Beyer erkennbar (vgl. z. B. die Briefe Speners an Rechenberg vom 2.11.1686 [Ms 0337 Bl. 12v] sowie vom 22.2. [ebd. Bl. 92r], 14.3. [ebd. Bl. 89v], 29.3. [ebd. Bl. 87v], 10.5.1687 [ebd. Bl. 80r] und vom 18.1.1688 [ebd. Bl. 151r/v]). 

  40. 39Im Brief an Rechenberg vom 29.3.1687 (vgl. Fn. 37) geht Spener auf Anfeindungen der Kollegen gegen Beyer in Bezug auf die Katechismusübungen ein.

  41. 40Exemplarisch hat Klaus vom Orde in einem Aufsatz von 2004 bereits aufgezeigt, wie anhand der Korrespondenz mit Rechenberg Speners Haltung zu Francke und zu den Vorgängen um die Leipziger Unruhen differenzierter beschrieben werden kann (Klaus vom Orde, Unruhen [Fn. 2], S. 359–378).

  42. 41Vom Briefwechsel beider selbst ist nach bisherigem Forschungsstand nur ein Brief des Thomasius an Spener in gedruckter Form erhalten (Friedrich Gedicke, Epistolarum Selectissimarum Leibnitii, Schurtzfleischii, Thomasii ..., Berlin: Schütz 1745, S. 11–17). Für den entsprechenden Hinweis danke ich den Kolleginnen und Kollegen aus der Edition der Briefe des Christian Thomasius (DFG-Projekt im Interdisziplinären Zentrum zur Erforschung der Europäischen Aufklärung / Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg).

  43. 42Christian Thomasius, Institutiones Iurisprudentiae Divinae: In Positiones succincte contractae, In quibus Hypotheses Illustris Pufendorfii circa doctrinam Iuris Naturalis Apodictice demonstrantur & corroborantur, praecepta vero Iuris Divini Positivi Universalis primum a Iure Naturali distincte secernuntur, & perspicue explicantur, Frankfurt a. M.: Weid­mann 1688.

  44. 43Brief an Rechenberg vom 5.11.1686 (Ms 0337 Bl. 22r).

  45. 44»... der uns bis heute mehr als einmal Mühe bereitet hat« (Brief an Rechenberg vom 28.3.1690, Ms 0337 Bl. 350r).

  46. 45Brief an Rechenberg vom 29.7.1689 (Ms 0337 Bl. 289r).

  47. 46Dieser Begriff erscheint bereits früher, z. B. in einem Brief an Rechenberg vom 25.1.1689 (Ms 0337 Bl. 216r).

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Heft 9 (2012)
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