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Faszinationskraft der Dinge


Über Sammlung, Forschung und Universität


1. Spannungsfeld sammlungsbezogener Forschung


Meno Rohde ist Lektor in einem literarischen Verlag. Studiert hatte er indessen Zoologie »in Jena bei Falkenhausen, dem hektischen und schweigsamen Präzeptoren der mitteldeutschen Spinnenwelt, der seinen Vorgänger Haeckel einen Narren, aber einen verdienstvollen, nannte und das Phyletische Museum […] einen Planet Goethe. Kunstformen der Natur. Getrocknete Pflanzen, staub­umsponnene Leuchter in Form von Quallen, aus Glas geblasen, Zeichnungen untertassengroßer Kieselalgen, Strahlentierchen, Urnensterne: Ein gestrandetes Königreich versteinerte allmählich.« Dies ist die eine Seite von Rohdes Erinnerungen an die berühmte Infrastruktur jenes Jenenser Zoologie-Instituts, an welchem er studiert hatte. Der anderen, der faszinierenden Seite wird er inne, als er den »Sommer 1987 […] im Museum für Tierkunde [verbringt], das, wie er zu seinem Erstaunen feststellte, kaum einem Dresdner bekannt war. Dort, in verstaubten Spinden mit Schmetterlingskästen aus den Nachlässen sächsischer Sammler, auf Mikroskopiertischen voller Petrischalen, Zeitschriftenstapel, traurig auf die Elbe blickender ausgestopfter Vögel, in der reichhaltigen, wenn auch unter Säurefraß und Feuchtigkeit leidenden Faunenbibliothek fand Meno in Überfülle Material für seine Erkundungen. Seit seinen Studientagen hatte er das erste Glück des Forschers, untersuchungs- und fragenloses Anschauen der Natur, das sich von dem des Kindes nicht durch Staunen, sondern durch Betroffensein unterscheidet, nicht mehr so stark empfunden wie in diesen fließenden, schon von Herbstklarheit durchsponnenen Augusttagen.«1

Der Forscher also in der naturwissenschaftlichen Sammlung. Und – wie immer in diesem Fall – im Übergangsreich von Erinnerung und Fiktion. Denn: Der sich hier Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beim Gang durchs Stralsunder Meeresmuseum ans Phyletische Museum der Friedrich-Schiller-Universität erinnert oder im Dresdner Museum für Tierkunde arbeitet, welches als Teil der Naturhistorischen Sammlungen Dresden seit 2009 zur Gruppe der Senckenberg Forschungsinstitute und Naturmuseen in der Leibniz-Gemeinschaft gehört, Meno Rohde also, ist keine wirkliche Person, sondern eine literarische Gestalt: der Lieblingsonkel Christian Hoffmanns, 
der Hauptfigur in Uwe Tellkamps großem und großartigem Roman Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land.


Der Staat, mit dessen Untergang dieser Roman endet, ist versunken. Seine naturkundlichen Museen indes, auch das erst 1951, also unter seiner Ordnung gegründete und heuer seinen 60. Geburtstag feiernde Meeresmuseum in Stralsund, sie bestehen fort. Museen sind Institutionen der Kontinuität. Und womöglich wäre es lohnend, die drei genannten Einrichtungen in Dresden, Jena und Stralsund zum Ausgangspunkt einer an Geschichte, Trägerschaft, Institutionalisierungsform, Bestandsart und Funktionen orientierten kleinen Typologie wissenschaftlicher Sammlungen zu machen. Doch nicht deswegen habe ich mit der Erinnerung an zwei Erinnerungsszenarien in Tellkamps Roman begonnen. Vielmehr will ich über die Institution der wissenschaftlichen Sammlung sprechen, indem ich, gewiss auf einer ziemlich elementaren Ebene, nach denjenigen ihrer Prinzipien frage, von denen insbesondere abhängt, was ein Forscher in und mit ihr machen kann – und die Sammlung mit ihm. Wie die einschlägigen Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen, die der Wissenschaftsrat im Januar 2011 verabschiedete, wähle ich also eine in gewissem Sinne pragmatische Beobachtungsposition und versuche die Sammlung in der Perspektive »der forschenden Befassung mit ihr«2 zu bestimmen. 


Dies ist, wie hier zur Vermeidung von Missverständnissen wenigstens ein Mal explizit hinzugefügt sei, eine Fokussierung, mit welcher selbstverständlich, wie mit jeder Blickverschärfung, eine Blickverengung einhergeht: Viele Sammlungen, auch an Universitäten, spielen ihre wichtigste Rolle nicht im Zusammenhang einer ›forschenden Befassung‹. Bei ihnen stehen womöglich die historische Selbstvergewisserung und die symbolische Darstellung der gewachsenen Geltungsansprüche der Universität im Vordergrund, oder es dominieren Funktionen einer didaktischen Schausammlung für den akademischen Unterricht oder museale Leistungen für die allgemeine (wie man heute sagt:) kulturelle Bildung.3 Solches sind Funktionen, die der ›forschenden Befassung‹ mit der Sammlung – mancher Zielkonflikte im Praktischen ungeachtet – nicht grundsätzlich entgegenstehen, die sich teilweise mit ihr auch verschränken und die keineswegs unbeträchtlich, sondern die im Gegenteil von erheblicher Bedeutung sind für das Wissenschaftssystem wie die Gesellschaft überhaupt. Gleichwohl spare ich solche Funktionen und Leistungen wissenschaftlicher Sammlungen für jetzt aus, damit von anderem die Rede sein kann. Und zwar, um auch dies gleich zu Anfang zu sagen, in spezifischer Akzentuierung: Es geht im Folgenden vornehmlich um solche Aspekte von Sammlungen, die für die (auch in den Empfehlungen des Wissenschaftsrates im Vordergrund stehende) organisatorische Seite von Wissenschaft durchaus sperrig sind.


Bei den beiden Szenen aus dem Turm begann ich, weil sie eben auf der­artige Aspekte hinführen können. Indem er Meno Rohdes Arbeit an und mit den Dingen im naturkundlichen Museum sowie seine entsprechenden Studien­erinnerungen schildert, entwirft Uwe Tellkamps Roman nämlich ein phänomenologisches Spannungsfeld, das der wissenschaftlichen Sammlung, der naturkundlichen wie der kulturhistorischen, eigentümlich zu sein scheint. 


Einerseits ist vom Verstauben im Museum die Rede, von der Petrifizierung jener Dinge, die als Sammlung im Grunde, wie es immer der Fall ist, eine »Weltabbreviatur« bilden.4 »Ein gestrandetes Königreich versteinerte allmählich.« Verstauben, Stranden, Versteinern, das sind Metaphern dessen, was man in pejorativem Sinne ›bloß noch‹ museal nennt: Metaphern eines Herausgleitens der Dinge aus den Sphären der Lebendigkeit, des Vitalen, des aktuell Bedeutsamen; Umschreibungen für das Schwinden manifester Zwecke bei sich dehnender Zeit; Bilder für die Latenz der Sammlung. 


Andererseits aber und in spezifischer Spannung hierzu erzählt Tellkamp davon, wie sich die ›forschende Befassung‹ mit den gesammelten Dingen trotz Staub, Säurefraß und Feuchtigkeit mit der Erfahrung eines vollständig ungetrübten Beginnens verbindet: »das erste Glück des Forschers«. Und dieses wird bestimmt als »untersuchungs- und fragenloses«, also als ein voraussetzungsfrei unmittelbares »Anschauen der Natur«, das sich vom Glück kindlichen Staunens allein »durch Betroffensein unterscheidet«. Dieses primordiale »Glück 
des Forschers«, von welchem der Roman spricht, hält die Aktivität des Naturanschauens und die Passivität des Betroffenseins in der Schwebe. Forscherglück erwüchse hiernach aus der eigenen Ausrichtung auf die Dinge sowohl wie aus etwas, was dem Forscher als Betroffenem von den erforschten Dingen her entgegenkommt, ihn trifft und betrifft. Es geht also um eine Phänomenologie des Fasziniertwerdens durch Forschungsgegenstände sowie um deren Faszinationskraft, darum, dass Faszination hier nicht vom Forscher ausgeübt wird, sondern ihm widerfährt. Und es geht, in der Spiegelung der beiden Romanstellen, zugleich darum, dass diese erregende Faszination eben von jenen Sammlungsdingen auf den Forscher ausstrahlen kann, welche zugleich immer wieder und jederzeit aus den Sphären des Aktuellen und Manifesten in die ­Latenz zu entgleiten drohen.


Mir scheint, dass Uwe Tellkamps Roman, indem er sammlungsbezogene Forschung – oder doch jedenfalls ihren Ausgangspunkt – im Gegenspiel zwischen dem Entgleiten der Dinge und dem Ergriffenwerden von ihnen her ­situiert, im Spannungsfeld von Latenz und Faszination, dass er darin einen belangvollen Aspekt wissenschaftlicher Sammlungen herausarbeitet, welcher jedenfalls in einer phänomenologischen Perspektive nicht zu unterschätzen ist. Eine solche Perspektive, der es weniger um das geht, was etwas sei, als darum, wie es sich zeige, sie wird im Weiteren verfolgt, indem die ›Sammlung‹ erstens vom ›Sammelsurium‹, zweitens vom ›Vorratslager‹ und drittens die gesammelten ›Dinge‹ von ›Objekten‹ abgegrenzt werden.5 Dies soll es dann zum Schluss ermöglichen, einerseits zu verstehen, warum sich die institutionelle Ordnung der Universität mit der wissenschaftlichen Sammlung schwer tut, und andererseits zu begründen, dass die Universität in ihrem genuinen Interesse gleichwohl diese Schwierigkeiten auf sich nehmen – also ihre Sammlungen ›pflegen‹ und fördern – muss.6

2. Sammelsurien und epistemische Dinge


Jede Universität kennt Räume, in denen nicht gesammelt wird und doch Dinge gestrandet sind.7 Philipp Aumann und Ernst Seidl haben aus gegebenem Anlass auf das sogenannte ›Archiv‹ des Psychologischen Instituts der Universität Tübingen als ein Beispiel hingewiesen: »Modelle und Instrumente aus Forschung und Lehre«, die »weder systematisch aufgenommen« wurden noch »unter irgendwelchen konservatorisch befriedigenden Bedingungen« lagern. »Vielmehr bewahrt der Feinmechaniker des Instituts alles, was er in seiner vierzigjährigen Tätigkeit konstruiert, weiterentwickelt oder gewartet hat, in einem großen Kellerraum auf […].« Der Zusammenhang der Dinge verdankt sich also allein der kontingenten Praxis jenes Mechanikers und er ist auch nur für ihn gegeben. Geht er in Ruhestand und zieht das Institut in neue Räumlichkeiten um, dann »wird alles, was dort lagert, weggeworfen. Dieses Schicksal steht repräsentativ für den Umgang der Wissenschaften mit ihren Objekten«, die sie nur schätzt, »solange sie von Nutzen sind«, ohne »ihre grundsätzliche Rolle für den epistemischen Prozess« zu beachten.8 Aumann und Seidl nennen diesen Akkumulationstyp, der »eher den Eindruck einer Rumpelkammer« hinterlässt, ›wilde Sammlung‹.9 Ich will stattdessen, um systematische Differenzen deutlicher hervortreten zu lassen, dafür den makkaronischen Ausdruck ›Sammelsurium‹10 vorschlagen. 


Die Dinge im Sammelsurium haben Dislozierungen hinter sich. Sie befinden sich in einer ›zweiten Umgebung‹, in welcher sie vorangegangenen Funktionsbeziehun­gen oder Sinnzusammenhängen entfremdet sind. Und Sammlungen haben dies mit Sammelsurien gemeinsam.11 Ein wichtiger Unterschied besteht indes darin, dass die Sammlung nicht nur auf einem Umgebungswechsel der Dinge und darauf beruht, dass ursprüngliche Funktionalitäten oder Bedeutungen gekappt, jedenfalls nicht mehr manifest und aktuell sind. Die Sammlung ist vielmehr etwas anderes als eine Agglomeration disparater Dinge. Die Umwelt, die sie für jene konstituiert, ist näherhin ein distinkter Ordnungszusammenhang, und das heißt: Die Sammlung stiftet neue Sinnhorizonte, Funktionsbezüge, definierte Zwecke; Krzystof Pomian hat deswegen für gesammelte Dinge den Ausdruck ›Semiophoren‹ (Bedeutung tragende Gefäße) geprägt.12 Man könnte also sagen: Das Sammelsurium mutet den Dingen Umgebungswechsel in der Form des Verlustes, die Sammlung hingegen in der Form der Substitution von Ordnungszusammenhängen zu.13 Das Sammelsurium wird insofern auch nicht gemacht, sondern es stellt sich ein als eine Form emergenter, chaotischer, beliebiger Akkumulation.14 Seine Dinge sind ›Kram‹.15 Sie können zur Sammlung geordnet werden und Sammlungen können auch wieder zu Sammelsurien von Kram zerfallen, aber eben daran wird deutlich, dass die beiden Kategorien zu unterscheiden sind.


Die Substitution primärer durch sekundäre Ordnungszusammenhänge im Modus der Akkumulation kann verschiedene, einander keineswegs ausschließende Motive haben. Man kann praktische Zwecke verfolgen wie beim Auf­lesen von Ess- und Brennbarem, bei der Vorratshaltung (auf die sogleich noch einmal zurückzukommen ist) oder auch bei der Kollektion von didaktischem Anschauungsmaterial. Es kann um ästhetische Motive gehen, und die müssen nicht immer (wie bei Briefmarken oder zuweilen bei Kunst) auf ›interesseloses Wohlgefallen‹ zielen.16 Sie können vielmehr höchst interessengeleitet sich verknüpfen zum Beispiel mit der symbolischen Begründung, Legitimierung und Darstellung von Ordnungen des Heils, des Rechts, der Herrschaft, des Wissens, der Ökonomie usw.; Sammlung ist dann ›demonstrative Aneignung‹17 und ihre ästhetische Dimension, wie auch sonst, durch das Paradox ›funktionaler Zweckfreiheit‹ gekennzeichnet.18 Und nicht zuletzt gibt es für die Substitution primärer durch sekundäre Ordnungszusammenhänge der Dinge theoretische Motive.19

Bei universitären Sammlungen können alle diese Antriebe begegnen, dies auch gemeinsam. Das Folgende konzentriert sich ungeachtet dessen auf das zuletzt genannte theoretische Motiv. Sein Inbegriff ist die Forschungssammlung. Sie fügt die entfremdeten Dinge einem neuen Ordnungszusammenhang ein, der in gewisser Weise spannungsreich bestimmt ist: Die Dinge – vorderasia­tische Rollsigel oder Mensaflyer, Pflanzenblätter oder Hundeschädel, Eisbohrkerne oder Gallensteine –, sie werden ihrer primären Umgebung zielgerichtet entfremdet, damit sie für sie einstehen zu anderer Zeit am anderen Ort der Forschungssammlung. Und zwar zum Zwecke der Erkenntnisgewinnung oder Erkenntnissicherung über jene Herkunftswelt. Es handelt sich also um sozusagen ›epistemische Dinge‹20 in einer epistemischen Ordnung. Und zwar deswegen, weil hier Gegenstände gleicher Art in der Weise akkumuliert werden, dass sie synoptisch verglichen und auf ihre Differenzen hin beobachtet werden können.21 So lenkt dieser Sammlungstyp die Aufmerksamkeit auf feinste Unterschiede. Wo Laien an überwältigender Fülle sich berauschen mögen, da herrscht für den forschenden Blick im Gegenteil äußerste Knappheit, da gibt es sozusagen nichts doppelt. Denn diesem Blick werden die Dinge in eben dem­jenigen Maße epistemisch belangvoll, in welchem er jene Minimalunterschiede sieht, die ihm erkennbar machen, dass die vermeintlichen Dubletten in Wahrheit eben keine sind. Das anthropologisch fundamentale Verfügen über Dinge, das – wie man in der Tradition der philosophischen Anthropologie sagen kann – 
eine »Ausdrucksform[] der ›Künstlichkeit‹ menschlicher Lebensführung« ist, es wird also von der Forschungssammlung institutionell so umgeformt, dass Dinge »zu Kristallisationspunkten des Wissens werden.«22

3. Zukunftsoffenheit und Latenz 


Die Sammlung ist also kein Sammelsurium, sondern ein sekundärer – im speziellen Fall der Forschungssammlung ein epistemisch-wissenschaftlicher – 
Ordnungszusammenhang. Wäre das bereits alles, dann allerdings bliebe zum Beispiel mit der Korn aufhäufelnden Ameise aus der Fabel des Oströmers Babrius und seiner unzähligen Nachfolger23 ein Problem; oder auch mit dem modernen Kühlhaus: Man kann offenkundig Dinge so kumulieren, dass sich weder ein Sammelsurium noch eine Sammlung in dem hier intendierten Sinn ergibt. Der Begriff, der sich dann anbietet, ist Vorratshaltung. Zwar werden für die Dauer der Lagerung auch Vorräte aus ihrem genuinen Ordnungszusammenhang, der hier eine strikte Mittel-Zweck-Relation ist, herausgenommen. Jedoch verschwinden sie dabei weder im Sammelsurium, noch geschieht diese Auswahl, um die Vorratsdinge, wie bei der Sammlung, in einen fremden, ­sekundären Ordnungszusammenhang einzupassen. Vorrätig wird vielmehr gehalten, was zu späterer Zeit im Gegenteil gerade seiner ursprünglichen Bestimmung wieder zugeführt werden soll. Vorratshaltung ist Speicherung für einen zukünftigen, aber jetzt schon wohldefinierten Zweck.24

Der Unterschied zur dem Paradigma der Ameise folgenden Vorratshaltung macht mithin auf ein weiteres Merkmal der Sammlung aufmerksam. Es gibt Zukünftiges nicht allein in der Form dessen, was bisher schon bekannt war, sodass man sich gezielt darauf vorbereiten kann – etwa durch Lebensmittelspeicher, Waffenarsenale, Kapitalrücklagen oder Datenarchivierung; solche Vorratshaltung wäre in jenem ernsthaften Sinne Zukunftssicherung zu nennen, dass sie sich auf konkret Erwartbares bezieht, sozusagen auf das zukünftige Alte. Wovon indes die Ameise nichts weiß: Es gibt neben dem antizipierbaren Zukünftigen auch die offene Zukunft: das unbekannte und das unerwartbare Neue. Und Menschen wissen, dass es dies gibt: Menschen sind zukunftsoffene Wesen. Deswegen brauchen sie neben der Vorratshaltung auch die Sammlung. Diese ergänzt die Bevorratung für den einen vorhersehbaren Fall des künftigen Alten um die Funktion von Speicherung für viele mög­liche und vor allem auch für die derzeit noch nicht antizipierbaren Fälle – also im Hinblick auf zukünftiges Neues. Bauen Vorratshäuser Zeit in menschliche Handlungs­zusammenhänge ein, so Sammlungen mit der Zeit zugleich auch offene Horizonte, den Zufall und die Kontingenz. Sammlungen rechnen gewissermaßen damit, dass es Sachverhalte geben wird, mit denen nicht gerechnet werden kann: also etwa eine neue Einsicht oder Erkenntnis, Beobachtungen oder Erfahrungen, die sich letztlich dem Prinzip der serendipity verdanken,25 Innovationen in einem leidlich ernsthaften Sinne. Insofern gehören Sammlungen systematisch zum Bereich der Forschung, der methodischen Gewinnung neuer Erkenntnis.


Zu dieser, ihre spezifische Bedeutung für wissenschaftliche Forschung mitkonstituierenden Fähigkeit der Sammlung, die Möglichkeit der Aufmerksamkeit auf Unvorhersehbares zu wahren, will ich ›Latenz‹ sagen. Ganz formal ­gesprochen ergibt sie sich bereits daraus, dass Aufmerksamkeit und Beobachtung prinzipiell beobachterabhängig, also selektiv sind: Man kann immer nur etwas ins Auge fassen und muss dazu ungezählt anderes aus dem Blick lassen. So auch bei der wissenschaftlichen Untersuchung von gesammelten Dingen. Niemals könnten alle Möglichkeiten der ›forschenden Befassung‹ mit dem Sammlungsmaterial vollständig genutzt werden. Neben dem, was Forschung an den Dingen (und vermittels ihrer an der betreffenden Herkunftswelt) jeweils manifest werden lässt, bleibt immer anderes latent: eine mit den Dingen zwar verbundene, jedoch verborgene, womöglich unvordenkliche Erkenntnisoption oder Erkenntnisrichtung; ein schon gegebenes und doch im epistemischen Prozess noch nicht antizipierbares Potenzial.26 Dies bewahren die Dinge als Latenz: als Möglichkeit einer späteren Befassung mit anderen ­Erkenntnisinteressen, anderem Aufmerksamkeitsfokus, anderen Methoden, in anderen Theorie­rahmen. In dieser Hinsicht sind sie gerade keine Vorräte, sondern – um eine Metapher Uwe Tellkamps abzuwandeln – immer auch Strandgut, das erst noch zu finden bleibt.


Konzeption, Anlage, Entwicklung und Pflege von Forschungssammlungen tun gut daran, dieses Prinzip zukunftsoffener Latenz nicht lediglich irgendwie passiv hin-, sondern es vielmehr offensiv, ja programmatisch aufzunehmen. Und die Universitäts- und Wissenschaftspolitik könnte diesen Eigensinn der Sammlung nur um den Preis wissenschaftssystemischer Funktions- und Qualitätsverluste ignorieren. Wollte man nämlich die Sammlung – vorbei an ihrem Eigensinn wie am Eigensinn der Dinge in ihr, von dem sogleich zu sprechen sein wird – vollständig nur von den aktuell manifesten Gebrauchsfunktionen und Nutzungsinteressen her bestimmen, so würde man alsbald beim Gegenteil recht verstandener Nutzerfreundlichkeit anlangen: bei einer reduktionistischen Logik gänzlich von aktueller Nachfrage her induzierter Angebote, welche die Sammlung mit der Vorratshaltung verwechselt; mit einem Wort: beim Speicherparadigma der Ameise. Seine vulgärste Version folgte dem Gesetz der Einschaltquote: Gesammelt würde, was aktuelle Benutzer suchen, die in der Sammlung nichts finden wollen, als das, was sie suchen, weil sie Überraschungen vermeiden wollen. Sammeln allein nach dem Maß der Nutzungsfrequenz führt über kurz oder lang dazu, dass in der Sammlung lediglich das noch sich finden lassen wird, was in ihr immer schon gesucht worden ist.27 Dann lenkt die Sammlung die Aufmerksamkeit gerade ab von dem, was einstweilen erst wenig Aufmerksamkeit fand. Wie die Internet-Such­ma­schi­nen bietet sie als belangvoll dann dar, was viele zuvor bereits für belangvoll hielten.28 So wird sie zu einem Mechanismus, der zukünftiges Neues gerade unwahrscheinlich macht, und das mag in der Unterhaltungsindustrie für einträglich gehalten werden. In der Forschung ist es entschieden systemwidrig.


4. Aura, Artifizialität und Faszinationskraft


Man kann nicht wissen, was alles mit den Dingen der Forschungssammlung sich in Zukunft wissenschaftlich tun lässt, und wie sie diejenigen, welche sich mit ihnen forschend befassen, betreffen werden. Man kann allerdings wissen, dass diese Forschungszukunft offen ist und sich von der Gegenwart der Forschung vielfältig unterscheiden wird. Dies ist das Eine: das Potenzial der Latenz.


Ein Zweites kommt hinzu: Jede Sammlung, so hatten wir gesagt, konstituiert für die gesammelten Dinge eine ›zweite Umgebung‹. Sie substituiert deren frühere Horizonte durch einen späteren epistemischen Ordnungszusammenhang, in welchem die Dinge zu Forschungszwecken freilich gerade für ihre Herkunftswelt einstehen. Dieser Herkunftswelt gegenüber macht sich die Ordnung der Sammlung also geltend, ohne sie doch zur Gänze löschen zu können oder auch nur zu dürfen.29 Täte sie es, dann eröffnete nämlich das Material der Sammlung keinen Erkenntnisweg zu jener Herkunftswelt, dann könnten der ›forschenden Befassung‹ die Dinge allenfalls Auskünfte über sich selbst ermöglichen, nicht aber über die ›Welt‹, deren Abbreviatur die Sammlung ist.30 Es bleiben an diesen Dingen also Momente einer andern, früheren, fernen ›Welt‹ haften, die sie als abwesende in eigentümlicher Weise in der Sammlung gegenwärtig machen und zur Geltung bringen. Für dieses Phänomen bietet sich der von Walter Benjamin geprägte Begriff der Aura an: »Die Aura ist Erscheinung einer Ferne, so nah das sein mag, was sie hervorruft.«31

Ein Drittes kommt schließlich hinzu, nämlich Artifizialität. Jener Selektionsvorgang, welcher in jeder Ausbettung eines Dinges aus seiner Herkunftswelt und seiner Einbettung in den Sammlungszusammenhang wirksam ist, er lässt dem gesammelten Ding nicht allein auratische Momente seines Ursprungs. Er hinterlässt an ihm auch »ein Minimum an Spuren mensch­licher Bearbeitung«,32 ein – ästhetisches – Moment der Artifizialität. Dies gilt ­einerseits für natürliche Materialien, die daher in der Sammlung stets in der Spannung von Natürlichkeit und Künstlichkeit stehen, ja wohl dem unterliegen, was man das »Prinzip der Disjunktion« genannt hat, dass nämlich »die zu untersuchenden Organismen und Objekte um so stärker künstlich geprägt werden, je natürlicher sie wirken.«33 Andererseits kann in vergleichbarer Weise von menschlichen Artefakten gesagt werden, dass ihre genuine Künstlichkeit durch die spezifische Artifizialität der Sammlung zusätzlich modelliert 
wird.34 Die Gemachtheit eines Faustkeils beschreibt noch nicht jene Artifi­zialität, die ihm durch die Sammlung zuwächst; die Künstlichkeit eines religiö-
sen Bildes im Zusammenhang kultischer Verehrung ist mit seiner Ästhetik ­unter den Bedingungen der Kunstkollektion nicht zu verwechseln.35 Und dabei muss ergänzt werden, dass die spezifische Artifizialität des Sammlungsmaterials nicht auf jenen Selektionsvorgang allein zurückgeht, durch den es in die Sammlung kommt. Sie wird vielmehr unweigerlich auch durch weitere Verfahren der Artifizialisierung verstärkt, als welche sich etwa Inventarisierung, Präparierung, Konservierung, Sockelung, Rahmung, Beschriftung, Arrangierung in Kladden, Schränken oder Vitrinen usw. verstehen. 


Nun also: Latenz als ein in der aktuellen ›forschenden Befassung‹ gerade nicht zu erfassendes Potenzial der Dinge; ihre Aura als Spannung von Nähe und Ferne; ihre genuine Gegebenheit modifizierende Artifizialität als Sammlungsmaterial – dies sind Momente einer phänomenologischen Eigengültigkeit von gesammelten Dingen, die sich nicht auslöschen lassen, ohne dass die Dinge als Elemente der Sammlung vernichtet, die Sammlung letztlich also ›aufgebraucht‹ würde wie ein Vorrat. Es sind Dimensionen der Unverfügbarkeit, in denen die gesammelten Dinge die Zusammenhänge des wissenschaftlich-methodischen Zugriffs auf sie – im wörtlichen Sinne: – transzendieren. 


Und darin haben sie, natürliche Materialien wie menschliche Artefakte gleichermaßen, »ein genuines ›Lebensrecht‹«36. Darin besitzen sie – wie man mit Horst Bredekamps Theorie des Bildakts sagen kann, die hier schon deswegen einschlägig ist, weil ihr Bildbegriff alle Sammlungsdinge mit um-
fasst37 – eine »Kraft«, die sie in »der Wechselwirkung mit dem betrachtenden, berührenden und auch hörenden [oder riechenden, P. S.] Gegenüber« dazu befähigt, »in die Außenwirkung des Fühlens, Denkens und Handelns zu springen« und ihrerseits eine Wirkung auszuüben (S. 52), eine Faszinationswirkung. Vermöge dieser Kraft der gesammelten Dinge, faszinierend zu wirken, steht, wer sie erforschen will, in phänomenologischer Perspektive nicht als Subjekt ihnen als Objekten gegenüber. Vielmehr treten Dinge und Forscher, auch im methodischen Reinraum der Forschungssammlung, in einen gemein­samen »Aktionsraum der Wechselwirkung« (S. 49, 89, 138) ein, betreten sie ein Ko-Operationsfeld jenseits der dichotomischen Spaltung von Subjekt und 
Objekt. 


Zur Phänomenologie dieses ›Aktionsraums der Wechselwirkung‹ gehört, dass die Dinge die Forscher zu Bedeutungsinvestitionen anregen; dass sie ihre Handlungsspielräume, Beliebigkeiten (und selbstverständlich auch: Freiheit) reduzieren, indem sie in gewissen Grenzen ihnen Schachzüge der Beobachtung und Analyse vorzeichnen; dass sie Fragen nicht nur beantworten, sondern auch aufgeben. Von eben dieser »lebendige[n] Eigenkraft« (S. 328), von dieser Phänomenalität der Nicht-Objekte erzählt Der Turm, wenn er »das erste Glück« des fiktiven Forschers Meno Rohde in der tierkundlichen Sammlung ein »untersuchungs- und fragenloses Anschauen der Natur« und ein von dieser bewirktes »Betroffensein« nennt.38 Und hiervon spricht gewiss auch die Rhetorik derer, die in der wirklichen Welt forschen, wenn sie sich zu den Sammlungsdingen ›hingezogen fühlen‹, wenn sie sich ›auf die Dinge einlassen‹ wollen, wenn sie von ihnen ›fasziniert‹ sind: Für Faszination ist eben individuelle Faszinationsbereitschaft eine notwendige, doch keineswegs eine hinreichende Bedingung. Sie bedarf zugleich einer Eigenaktivität des 
Materials.


Solche von der ›forschenden Befassung‹ abhängige, von ihr her aber nicht gänzlich bestimmbare und insofern überschießende, eigengesetzliche – also: autonome – Potenz der Sammlungsdinge mag an einen Witz erinnern, den »der große alte Mann der Proteinsynthese«39 Paul C. Zamecnik Anfang April 1955 auf einem Symposion über die Struktur von Enzymen und Proteinen erzählte: »Es war einmal ein Mann, der wollte sich einen neuen Bumerang zulegen. Aber er schaffte es nicht, seinen alten wegzuwerfen.« (S. 20) Dieser schön trockene Witz über die Eigenaktivität von Dingen wird wiedererzählt von Hans-Jörg Rheinberger in seiner Ge­schichte der In-vitro-Synthese von Proteinen. Ironisch beschreibt er »eine Erfahrung […], die jedem praktisch arbeitenden [Natur-]Wis­senschaftler wohlvertraut ist: Je mehr er lernt, mit seiner Experimental­anordnung umzugehen, desto stärker spielt sie ihre eigenen inhärenten Möglichkeiten aus. In einem gewissen Sinn macht sie sich von den Wünschen des Forschers unabhängig« (ebd.) – gleich dem Bumerang, der immer wieder zu dem zurückkehrt, der ihn doch wegwerfen wollte. Rheinberger konzeptua­lisiert dieses Phänomen im Begriff »Experimentalsystem«, womit er »durch und durch mischförmige, hybride Anordnungen« bezeichnet, in welchen »Wissensobjekte und die technischen Bedingungen ihrer Hervorbringung unauflösbar miteinander verknüpft sind« und welche »zugleich lokale, individuelle, soziale, institutionelle, technische, instrumentelle und, vor allem, epistemische Einheiten« seien (S. 9, vgl. S. 36). Experimentalsysteme in diesem Sinne führen in gewisser Weise ein »Eigenleben« (S. 11). In ihnen sind Epistemisches und Materielles so in ein »Wechselspiel verwickelt« (S. 29), dass Rheinberger sagen kann: »Im Innersten ist das Experimentieren viel mehr ein Geschehenlassen als ein streng geregeltes, direktes Ausgreifen und Vorpreschen.« (S. 95) Was man geschehen lassen muss, ist die »Ereignishaftigkeit« (S. 99) des Experiments, das Hervortreten eines »unvorwegnehmbaren Ereignisses« (S. 167) im ›Eigenleben‹ des Experimentalsystems.


Dieser, freilich flüchtige Seitenblick auf die experimentelle Praxis der ­molekularen Biowissenschaften und ihre Latenzen lässt eine bemerkenswerte systematische Gemeinsamkeit von Forschungssammlung und Forschungs­labor erkennen. Hier wie da handelt es sich um hybride Ko-Operationsfelder, in denen Materielles (Sammlungsgut bzw. technische Apparaturen), Epistemisches (Probleme und Fragen, Beobachtungen, Erkenntnisse, Wissen und seine Ordnungen) und Soziales (Forscher und Forschergruppen, Organisationen) auf­einander bezogen sind. Und hier wie da entwickeln die Dinge in solchen Zusammenhängen eine eigene Phänomenalität: Sie sind hier mehr als ›reine‹ Objekte, ihnen wohnt dann vielmehr eine unverfügbare Faszinationskraft inne, eine Potenz zur Erzeugung von Ereignishaftigkeit, die für den Erkenntnisprozess mitkonstitutiv ist. Wie das Experiment so wäre auch die Forschungssammlung also aus jener »untergeordneten Rolle zu befreien«, welche ihr »rationalistische Darstellungen von Theorieentwicklung und Theoriewandel« allenfalls zumessen würden, insofern sie den »Entdeckungszusammenhang« spezifisch wissenschaftlicher Wissensansprüche stets deren »Rechtfertigungszusammenhang« (S. 173) nachordnen. 


5. Forschungssammlung und Universität


Beiläufig hatte eine kleine Typologie von Akkumulationsformen die vorstehenden Überlegungen strukturiert: Sammelsurium, Sammlung und Vorratshaltung – jenes auf einem deutlich niedrigeren und anspruchsloseren Ordnungsniveau als die Sammlung, diese ganz schematisch bloß auf Zeitüberbrückung für klar definierte Zwecke ausgelegt. Das mag auf seine Weise illustrativ sein für die schwierige Stellung der Forschungssammlung in der Universität. Als komplexe Großorganisation tut diese sich nämlich mit Sammelsurium und Vorratshaltung womöglich leichter als mit der Sammlung selbst: mit dem Sammelsurium, weil es, wenn es überhaupt die institutionelle Wahrnehmungsschwelle nimmt, als Müll einfach beseitigt werden kann; mit der Vorratshaltung, weil deren eindimensionale Verkoppelung eindeutiger Mittel mit klaren Zwecken zu berechenbaren Kosten sich den Imperativen des Organisationshandelns schein­bar mühelos unterwirft. 


Anders mit der Forschungssammlung. Diejenigen ihrer Bestimmungsmerkmale, die ich hier herausgehoben habe, laufen in der einen oder anderen Weise auf Inkommensurabilitäten hinaus, auf eine Art von prinzipieller Querständigkeit gegenüber dem Organisationsganzen der Universität. Sie, die Universität ist seit Jahrzehnten strukturell unterfinanziert und überausgelastet; die endlosen Binnendifferenzierungen der Wissenschaften überfordern im Maße fortschreitender Expansion (massification) und der Vervielfältigung individueller und gesellschaftlicher Ansprüche in mehr als einer Hinsicht die Möglichkeiten einheitlicher organisatorischer Integration; sie muss auf sehr hohem Aggregationsniveau Entscheidungen über ein bis zur Undurchschaubarkeit komplexes System begründungsfähig zu halten versuchen und setzt auch deswegen, in ihrer Not sozusagen, auf quantitative und sekundäre Leistungs­indikatoren wie Bibliometrie, Drittmitteleinwerbung, Auslastungszahlen, Ge-
schlechtergerechtigkeit, Internationalisierungsparameter usw.40 Wie sollte sich diese Universität leicht tun mit der Forschungssammlung? Wie sollte sie momentane Funktionslosigkeiten oder Fehlfunktionen leichthin akzeptieren zugunsten latenter Funktionsoptionen, also bloßer Funktionalitätserwartungen? Wie sollte sie nicht abwehrend reagieren, wenn ihr im Zeitalter befristeter Projektfinanzierungen Daueraufgaben angedient werden? Wie sollte sie sich einfach Aufmerksamkeit nehmen können für die Pflege feinster Unterschiede und für derart diffizile Komplexitäten wie die Spannungen zwischen Nähe und Ferne, Natürlichkeit und Künstlichkeit oder Objekthaftigkeit und Autonomie der Dinge? Wie sollte die Universität keine Schwierigkeiten damit haben, Faszinationen und Faszinierbarkeiten zu organisieren? Die Logik des Institutionellen ist ja stets die Herstellung von Wiederholbarkeiten, Typisierbarkeiten, Erwartbarkeiten.41 Und das heißt: Die Forschungssammlung, wie ich sie hier zu bestimmen versuchte, setzt sich dazu in eine grundsätzliche Gegenspannung. Oder positiv gesagt: Sammlungen steigern in erheblichem Umfang die Ansprüche an die organisatorischen Formate, in die sie integriert sind. 


Weil sie es ihr insofern schwer macht, ja schwer machen muss, deswegen ist es für die Universität eine naheliegende Versuchung, die Sammlung ent­weder als Sammelsurium zu behandeln oder als Form der Vorratshaltung, das heißt, sie entweder als Haufen von Überbleibseln zu entsorgen oder nach dem Maß eines reduktionistischen Instrumentalismus zu bürokratisieren. Dies 
aber – obwohl zuweilen etwas weggeworfen gehört und obwohl jede Forschungssammlung auch organisiert und verwaltet werden muss42 –, dies ist tatsächlich eine gefährliche Versuchung! Ihr könnte die Universität allein um den Preis eigener Funktionsuntüchtigkeit erliegen. Insofern sie nämlich eine Forschungseinrichtung ist, muss sie zu den allgemeinen Relevanz-, Funktionalitäts- und Effizienzerfordernissen, die sie freilich zu berücksichtigen hat, immer zugleich auch Abstand halten.43 Ohne solchen Abstand, ohne entsprechende Freiräume könnte es den wissenschaftlichen Vorstoß ins Neue und Unvordenkliche nicht geben; ohne sie müsste die Universität ihre Aufgabe der Institutionalisierung von Erkenntnisleidenschaft, die ja nur eine andere Seite von Faszinationsbereitschaft und wie diese eigentlich etwas Außer-Insti­tu­tio­nel­les ist, notwendig verfehlen; ohne sie müsste die Universität den Skandal zu verhindern, anstatt zu befördern sich bemühen, den jeder innovative Wissensanspruch für den aktuell geltenden Wissensstand darstellt.44

Als Forschungsinstitutionen sind Universitäten paradoxe Ordnungssysteme zur Produktion jener spezifischen Formen kognitiver Unordnung, ohne welche es innovatives Wissen nicht geben könnte. Allen Organisationszwängen zum Trotz braucht die Universität daher unabdingbar den Eigensinn jener Einheiten, die – wie die epistemische Ordnung der epistemischen Dinge in der Forschungssammlung – kognitive Unordnung ermöglichen, ja wahrscheinlich werden lassen:45 das Unerwartete und Überraschende; das Stören oder Durchbrechen tradierter Annahmen; das unvorhergesehene Auftauchen dessen, was zur je gegebenen Ordnung des Wissens quer steht; das Finden dessen, was man gar nicht gesucht hatte, obwohl es belangvoll ist für den epistemischen Prozess, welcher zur Suche veranlasste.46 Das momentan gerade nicht greifbare Potenzial ihrer Latenzdimensionen, der auratische und artifzielle Status ihrer Dinge, die Dimensionen ihrer faszinosen Unverfügbarkeit, ihre Überschreitung durchkalkulierbarer Mittel-Zweck-Relationen in Richtung auf offene Horizonte und zukünftiges Neues: Dies konstituiert jenen Eigensinn der Forschungssammlung, den die Universität unabdingbar braucht, obwohl sie sich mit ihm abmüht. Es ist daher alles andere als ein wissenschaftshistorischer Kalauer, dass die Geschichte der modernen Forschungsuniversität 1810 in Berlin mit einer Gründung beginnt, die auf »die Verbindung von Sammlungen und Forschungen« setzt und von der man sagen kann, dass sie »eher einem Museum mit angeschlossenem Lehrbetrieb entsprach«.47

  1. 1Uwe Tellkamp, Der Turm. Geschichte aus einem versunkenen Land, Frankfurt a. M. 2008, S. 659, 873. – In jenem Zeitraum, in den nach dem chronologischen Gefüge des ­Romans das Studium von Meno Rohde in Jena fällt, war der Insekten-Endokrinologe Manfred Gersch dort Professor für Zoologie und von 1954 bis 1974 Direktor des Phyletischen Museums. Die Anspielung auf Goethe liegt sammlungsgeschichtlich schon deswegen nahe, weil die von diesem geleitete anatomisch-zoologische Sammlung Jena teilweise in den Beständen des Phyletischen Museums erhalten ist; vgl. Martin S. Fischer, Gunnar Brehm und Uwe Hoßfeld (Hg.), Das Phyletische Museum in Jena, Jena 2008, S. 105, 100. – Der folgende Text wahrt, von einigen Hinweisen in den Fußnoten abgesehen, den Duktus des mündlichen Vortrags, den ich am 1.4.2011 in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehalten habe.

  2. 2Wissenschaftsrat, Empfehlungen zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen, Berlin 2011, S. 15.

  3. 3Vgl. Karl-Siegbert Rehberg, Bilderwelten als Wissensspeicher. Herausforderung und Zukunft des Museums als ›Bildungsanstalt‹, Vortrag zur Eröffnung der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen (KNK) im Deutschen Hygiene-Museum Dresden am 24.1.2008 (unveröffentlichtes Manuskript).

  4. 4Alois Hahn, »Soziologie des Sammlers (unter besonderer Berücksichtigung der ­Institution des Museums)«, in ders., Konstruktionen des Selbst, der Welt und der Geschichte. Aufsätze zur Kultursoziologie, Frankfurt a. M. 2000, S. 440–462, Zitat S. 462. Vgl. auch Krzys­tof Pomian, Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln (Kleine Kulturwissenschaftliche Bibliothek 9), Berlin 1988, S. 33 ff.; Jochen Brüning, »Von Humboldt zu Helmholtz: Zur Disziplinbildung in den Naturwissenschaften am Beispiel der Physik«, in Rüdiger vom Bruch und Heinz-Elmar Tenorth (Hg.), Geschichte der Universität Unter den Linden 1810–2010, Bd. 4: Genese der Disziplinen. Die Konstitution der Universität, Berlin 2010, S. 395–424, hier S. 404 ff. 

  5. 5Dabei geht es um systematische Differenzen, nicht jedoch um (gewissermaßen im Hintergrund stehende) historische Ausdifferenzierungsprozesse diskursiver Art, etwa zwischen ›Kunstformen‹ und ›Naturformen‹, oder institutioneller Art, etwa von der Wunderkammer zum Museum, etwa zwischen Sammlungs- und Museumsfunktionen, etwa zwischen Sammlungsgegenständen (Kunst, kulturgeschichtliche Artefakte, technische Modelle, natürliche Spezimina). 

  6. 6Insofern verhält sich die folgende Argumentation komplementär zur Perspektive des Wissenschaftsrates (Fn. 2): Steht dort die organisatorisch-institutionelle Seite von Forschungssammlungen im Vordergrund, so hier ihre epistemische Funktion. Dass die Spannung zwischen dem Institutionellen und dem Epistemischen zu den Grundbedingungen des Wissenschaftssystems gehört, muss an dieser Stelle kaum weiter ausgeführt werden.

  7. 7Zu einer sammlungstheoretischen Präzisierung des ›Ding‹-Begriffs vgl. Manfred Sommer, Sammeln. Ein philosophischer Versuch, Frankfurt a. M. 1999, S. 103 ff.

  8. 8Philipp Aumann und Ernst Seidl, »MUT zum ›KörperWissen‹! Aufgaben und Strategien des Museums der Universität Tübingen«, in Cornelia Weber und Klaus Mauersberger (Hg.), Universitätsmuseen und -sammlungen im Hochschulalltag. Aufgaben, Konzepte, Perspektiven, Beiträge zum Symposium vom 18.–20. Februar 2010 an der Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2010, S. 119–126, Zitate S. 120. – Freilich ist solche Missachtung vielfach schon aus Gründen dessen unvermeidlich, was Hermann Lübbe den wachsenden »Reliktanfall« in einer Kultur nannte, die wie keine vor ihr durch die Spannung von Beschleunigung und Musealisierung gekennzeichnet sei (Hermann Lübbe, Zeit-Verhältnisse. Zur Kulturphilosophie des Fortschritts, Graz/Wien/Köln 1983, S. 9 ff., Zitat S. 13; vgl. auch Boris Groys, Logik der Sammlung. Am Ende des musealen Zeitalters [Edition Akzente] München 1997, S. 46 ff.).

  9. 9Aumann und Seidl, MUT (Fn. 8), S. 120.

  10. 10Ein Wort vermutlich der Studentensprache, welches deutsche Wortelemente mit einer pseudo-lateinischen Endung mischt; vgl. Elmar Seebold (Bearb.), Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Berlin / New York 231999, S. 703.

  11. 11Vgl. auch Sommer, Sammeln (Fn. 7), bes. S. 138 ff.; Jochen Brüning, »Wissenschaft und Sammlung«, in Sybille Krämer und Horst Bredekamp (Hg.), Bild – Schrift – Zahl (Reihe Kulturtechnik), München 2003, S. 87–113, hier S. 89 ff. – Hahn, Soziologie des Sammlers (Fn. 4), S. 455, hat dieses Prinzip zugespitzt zu jener grundsätzlichen Paradoxie des Sammelns, die darin liege, »daß sich zu sammeln nur lohnt, was in Sammlungen notwendig um seinen Sinn gebracht wird. Nur Singuläres wird des Plurals für wert gehalten.«

  12. 12Pomian, Der Ursprung des Museums (Fn. 4), S. 49 ff., 81 ff., 92 ff. 

  13. 13Was hier zum Beispiel für Museen und Forschungssammlungen gesagt wird, gilt freilich nicht in gleichem Maße für alle Lehrsammlungen: nicht etwa für Sammlungen von Maschinenmodellen, die für didaktische Zwecke speziell gebaut werden (vgl. Klaus Mauersberger, »Sammlungen und technische Bildung – die TU Dresden als Hort naturwissenschaftlicher und technischer Sammlungen«, in Barbara Marx und Karl-Siegbert Rehberg [Hg.], Sammeln als Institution. Von der fürstlichen Wunderkammer zum Mäzenatentum des Staats, München/Berlin 2006, S. 273–285, hier bes. S. 277 ff.). In solchen Fällen fehlt dann auch jenes durch den Umgebungswechsel erzeugte Moment der Fremdheit der Dinge, an welchem hängt, was in der Museumsforschung und Kulturanthropologie als die Melancholie oder Trauer der Sammlung beschrieben wird; vgl. etwa Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur, Eine andere Theorie der Moderne, Reinbek bei Hamburg 2006, bes. S. 368.

  14. 14Dies schließt nicht aus, dass im Sammelsurium etwas gesucht werde, aber das Finden würde gerade mit einer Herauslösung des Gesuchten aus dem Sammelsurium verbunden sein. Am Sammelsurium mag auch, wie am Trödel, ein bestimmungsloses Interessantfinden einhaken (vgl. Dirk Baecker, Wozu Kultur?, Berlin 2000, S. 46 ff.), doch wäre es mit forscherlichem Erkenntnisinteresse nicht zu verwechseln.

  15. 15Vgl. etwa auch Bernhard Giesen, »Müll und die Sterblichkeit der Dinge«, in ders., Zwischenlagen. Das Außerordentliche als Grund sozialer Wirklichkeit, Weilerswist 2010, S. 187–198. 

  16. 16Dies wird besonders betont von Hahn, Soziologie des Sammlers (Fn. 4), S. 443 ff.

  17. 17Karl-Siegbert Rehberg, »Schatzhaus, Wissensverkörperung und ›Ewigkeitsort‹. ­Eigenwelten des Sammelns aus institutionenanalytischer Perspektive«, in Marx und Rehberg, Sammeln als Institution (Fn. 13), S. XI–XXXI, hier S. XII f.

  18. 18Hans-Georg Soeffner, Symbolische Formung. Eine Soziologie des Symbols und des Rituals, Weilerswist 2010, bes. S. 209 ff.

  19. 19Vgl. auch Brüning, Wissenschaft und Sammlung (Fn. 11), S. 101 ff. – Sommer, Sammeln (Fn. 7), S. 33 ff., unterscheidet demgegenüber ›Theorie‹ oder ›Forschung‹ nicht als ­genuines Sammlungsmotiv und konzipiert zugleich praktische Motive historisch als Vorläufer, systematisch als defiziente Variante ästhetischer Motive.

  20. 20Von ›epistemischen Dingen‹ ist hier in dem Sinne die Rede, dass das Sammlungsgut als Bezugspunkt wissenschaftlichen Wissens dient. Anders gebraucht diesen Ausdruck Hans-Jörg Rheinberger, Experimentalsysteme und epistemische Dinge. Eine Geschichte der Proteinsynthese im Reagenzglas, Frankfurt a. M. 2006, S. 16, 27 usw. 

  21. 21Vgl. Reinhard Brandt, »Das Sammeln der Erkenntnis«, in Andreas Grote (Hg.), Macrocosmos in Microcosmo. Die Welt in der Stube. Zur Geschichte des Sammelns 1450 bis 1800 (Berliner Arbeiten zur Museumskunde 10), Opladen 1994, S. 21–33, bes. S. 30 f.; Sommer, Sammeln (Fn. 7), S. 26 ff.; Thomas Schnalke, »Das Ding an sich. Zur Geschichte eines Berliner Gallensteins«, in Jochen Hennig und Udo Andraschke (Hg.), Weltwissen. 300 Jahre Wissenschaften in Berlin, München 2010, S. 58–65.

  22. 22Rehberg, Schatzhaus (Fn. 17), S. XI und XIII; vgl. auch Anke te Heesen und E. C. Spary (Hg.), Sammeln als Wissen. Das Sammeln und seine wissenschaftsgeschichtliche ­Bedeutung, Göttingen 2001.

  23. 23Vgl. Babrius and Phaedrus, Newly edited and translated […] by Ben Edwin Perry (Loeb Classical Library 436), London/Cambridge 1965, S. 182 ff. (Nr. 140).

  24. 24Und in diesem Sinne wäre übrigens die Bibliothek weniger eine Sammlung, denn ein Vorrat von Büchern zu nennen. Sie akkumuliert diese in geordneter Weise zum jetzt schon bestimmten Zweck zukünftiger Lektüre. Die künftige Gebrauchsform der Bücher ist also jederzeit schon antizipiert, allerdings nicht auch ihr künftiger Sinn. Im Unterschied zum Vorrat an Lebensmitteln oder Tauschmitteln nämlich akkumuliert die Bibliothek im Medium der Bücher dynamische Sinnsysteme (– und im Interesse dieser Offenheit des Sinns muss sie die Sinnlichkeiten ihrer Medien gerade marginalisieren, muss sie sogar die hieratischen Dinge wie Schriftmedien behandeln, vgl. Peter Strohschneider, »Buchmuseum. Vom Umgang der Bibliothek mit der Magie der Schrift«, in Thomas Bürger und Eckehard Henschke [Hg.], Bibliotheken führen und entwickeln. Festschrift für Jürgen Hering, München 2002, S. 287–298, hier S. 295 f.). Darin speichert die Bibliothek, was bei der Akkumulation von Dingen im Unterschied zum Vorrat erst mit dem Modus der Sammlung institutionalisiert wird: Latenz. 

  25. 25Vgl. Robert K. Merton und Elinor Barber, The Travels and Adventures of Serendipity. A Study in Sociological Semantics und the Sociology of Science, Princeton, N. J. 2004.

  26. 26Vgl. Gertrud Koch, »Latenz und Bewegung im Feld der Kultur. Rahmungen einer performativen Theorie des Films«, in Sybille Krämer (Hg.), Performativität und Medialität, München 2004, S. 163–187.

  27. 27Die funktionale Leistung einer Sammlungskonzeption (vgl. Wissenschaftsrat, Empfehlungen [Fn. 2], S. 52 ff.) liegt also gerade darin, die Sammlung von den blinden Zufällen wechselnder Nachfragen zugunsten systematischer Begründungszusammenhänge zu entkoppeln.

  28. 28Vgl. Peter Strohschneider, »Unordnung und Eigensinn der Bibliothek. Eröffnungsvortrag auf dem 98. Deutschen Bibliothekartag«, in Ulrich Hohoff und Christiane Schmiedeknecht (Hg.), Ein neuer Blick auf Bibliotheken. 98. Deutscher Bibliothekartag in Erfurt 2009 (Deutscher Bibliothekartag, Kongressbände), Hildesheim / Zürich / New York 2010, S. 17–25, hier S. 20.

  29. 29Anders Groys, Logik der Sammlung (Fn. 8), S. 9. 

  30. 30Vgl. Hahn, Soziologie des Sammlers (Fn. 4).

  31. 31Walter Benjamin, Das Passagen-Werk, hg. von Rolf Tiedemann (Gesammelte Schriften V), Frankfurt a. M. 1982, S. 560 [M 16a, 4], vgl. auch S. 53, 281 ff., u. ö. – Jochen Brüning verdanke ich den Hinweis auf Benjamins in diesem Zusammenhang ebenfalls einschlägiges Denkbild »Ich packe meine Bibliothek aus. Eine Rede über das Sammeln«, in ders., Kleine Prosa, Baudelaire-Übertragungen, hg. von Tillmann Rexroth (Gesammelte Schriften IV.1), Frankfurt a. M. 1972, S. 388–396, hier v. a. S. 389.

  32. 32Vgl. Horst Bredekamp, Theorie des Bildakts. Frankfurter Adorno-Vorlesungen 2007, Berlin 2010, S. 35.

  33. 33Horst Bredekamp, »Bild, Beschleunigung und das Gebot der Hermeneutik«, in Hennig und Andraschke, Weltwissen (Fn. 21), S. 50–57, Zitat S. 51 f.

  34. 34Vgl. auch Böhme, Fetischismus und Kultur (Fn. 13), bes. S. 355 ff. 

  35. 35Vgl. dazu etwa Hans Belting, Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 21991; Groys, Logik der Sammlung (Fn. 8), S. 25 ff.; Beat Wyss, »Habsburgs Panorama. Zur Geschichte des kunsthistorischen Museums in Wien«, in Gert Melville (Hg.), Institutionalität und Symbolisierung. Verstetigungen kultureller Ordnungsmuster in Vergangenheit und Gegenwart, Köln/Weimar/Wien 2001, S. 559–567.

  36. 36Bredekamp, Theorie des Bildakts (Fn. 32), S. 53 – hiernach auch die folgenden ­Zitate im Text.

  37. 37Ebd., S. 34 f. usw.

  38. 38Tellkamp, Der Turm (Fn. 1), S. 873.

  39. 39Rheinberger, Experimentalsysteme (Fn. 20), S. 14 – hiernach auch die folgenden Zitate im Text.

  40. 40Näher ausgeführt sind diese Stichworte einer Zustandsbeschreibung der Universität heute in einer Reihe von Beiträgen, die zum Teil jetzt gesammelt vorliegen in Peter Strohschneider, Reden und Vorträge des Vorsitzenden des Wissenschaftsrates 2006–2010. Eine Auswahl, Köln 2010.

  41. 41Vgl. Melville, Institutionalität und Symbolisierung (Fn. 35).

  42. 42In welcher Weise dies gelingen kann, beschreibt der Wissenschaftsrat, Empfehlungen (Fn. 2).

  43. 43Vgl. Peter Strohschneider, »Bildung und Überschuss«, in Andreas Schlüter und Peter Strohschneider (Hg.), Bildung? Bildung! 26 Thesen zur Bildung als Herausforderung des 21. Jahrhunderts, Berlin 2009, S. 44–55; Soeffner, Symbolische Formung (Fn. 18).

  44. 44Vgl. etwa Niklas Luhmann, Die Wissenschaft der Gesellschaft, Frankfurt a. M. 21994, S. 216 ff., 296 ff. u. ö.

  45. 45Vgl. Strohschneider, Unordnung und Eigensinn (Fn. 28).

  46. 46Vgl. Merton und Barber, Travels and Adventures of Serendipity (Fn. 25).

  47. 47Heinz-Elmar Tenorth, »Genese der Disziplinen – Die Konstitution der Universität. Zur Einleitung«, in vom Bruch und Tenorth, Geschichte der Universität Unter den Linden (Fn. 4), S. 9–40, Zitate S. 23, 22. – Eine Fülle von Material und Analysen zum konstitutiven Zusammenhang von Sammlung, Forschung und Universität bieten im selben Band ins­besondere die Beiträge von Horst Bredekamp und Adam S. Labuda, »Kunstgeschichte, Universität, Museum und die Mitte Berlins 1810–1873«, S. 237–263; Brüning, Von Humboldt zu Helmholtz (Fn. 4); Staffan Müller-Wille und Kathrin Böhme, »Biologie: Wissenschaft vom Werden, Wissenschaft im Werden«, S. 425–446 sowie Volker Hess, »Medizin zwischen Sammeln und Experimentieren, S. 489–565. Vgl. auch te Heesen und Spary, Sammeln als Wissen (Fn. 22).
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Heft 8 (2012)
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