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Danksagung


Herr Präsident, lieber Herr Stekeler-Weithofer, Magnifizenz, lieber Herr Sträter, sehr verehrte Herren Vizepräsidenten der Leopoldina, lieber Herr Berg, und der Sächsischen Akademie, lieber Herr Wiesmeth, sehr verehrter Herr Altpräsident der Sächsischen Akademie, lieber Herr Haustein, verehrte Kollegen, liebe Freunde und Verwandte!


Es ist ein besonderes Glück und Geschenk, wenn einem Chronobiologen zu seinem 70. Geburtstag ein Symposium über die Zeit gewidmet wird. Über nahezu vier Jahrzehnte haben meine Frau Dorothee und ich gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, Doktoranden und Schülern den Zeitbezug in unserer Forschung, der Chronoendokrinologie, berücksichtigt, sodass unsere wissenschaftlichen Untersuchungen immer unter der Einbeziehung biologischer Rhythmen standen.


Was unsere wissenschaftliche Arbeit betrifft, weiß ich mich in ganz besonderer Weise der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Dank verpflichtet, die unsere Forschung entscheidend gefördert hat, indem sie mir die Leitung für ein Langzeitprojekt »Zeitstrukturen endokriner Systeme« in 15 zurückliegenden Jahren anvertraut hat. Heute nun soll in feierlicher Weise das bereits auf verschiedenen Festsitzungen durch unseren Vizepräsidenten Wiesmeth mit Lob und Anerkennung gewürdigte Projekt seinen feierlichen Abschluss finden. Mein Herz ist voller Freude und Dank für die Förderung durch unsere Akademie, der ich mich durch fast 20 Jahre der Zugehörigkeit verbunden fühle. Dass mich darüber hinaus die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse vor bald vier Jahren durch Wahl zu ihrem Sekretar mit besonderem Vertrauen ausgestattet hat, hat die Bande einmal mehr gefestigt. So stehe ich heute hier glücklich und dankbar, aber auch bescheiden, denn in vielem sehe ich ein unverdientes Geschenk.


Es war mein Wunsch, das Thema »Die Zeit« durch Vorträge interdis­ziplinär beleuchten zu lassen, ein Wagnis, aber, wie wir erleben durften, ein gelungenes Beispiel interdisziplinärer Behandlung von Themen. Es ist ja gerade die besondere Stärke unserer Sächsischen Akademie, dass sie mit ihren drei Klassen, der geisteswissenschaftlichen, technischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen, Synthesen zustande bringt, die sie in besonderer Weise aus-
zeichnet.


Hochansehnliche Festversammlung, in jüngerer Zeit habe ich mich, angeregt durch unsere chronobiologischen Untersuchungen, etwas intensiver mit der Zeit, unserem Zeitempfinden sowie dem Zeiterleben und dem Umgang mit der Zeit ganz allgemein, beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass ich im Flyer zur heutigen Veranstaltung Benjamin Franklin mit den Worten »Zeit ist der Stoff, aus dem Leben besteht«1 zitiert habe. Zeit ist, wie wir alle wissen, ein unwiederbringliches Gut, wobei Zeit und Leben aufs Engste miteinander verbunden sind. Beide sind kostbar und beide können kein zweites Mal gewonnen werden. Was uns bleibt, ist die Erinnerung, sie ist gewissermaßen im »Gedächtnis ­geronnene Zeit«.2

Vor diesem Hintergrund ist nicht verständlich, dass wir mit unserer Zeit oft so verantwortungslos umgehen und Zeit vor dem Fernseher oder unsere Kinder vor der Spielkonsole »verbrennen«. Nichts bleibt dabei übrig, es gibt keine Erinnerung, die Zeit ist vertan, sie ist verloren und damit ist uns ein gut Stück unseres Lebens entglitten.


Eigentlich sind wir doch so reich an Zeit, noch nie sind wir so alt geworden, noch nie sind uns so viele lästige wie zeitintensive Arbeiten durch Waschmaschine, Wäschetrockner, Spülautomaten und moderne Heizungen abgenommen worden. Und dennoch gibt ein erheblicher Anteil aller Deutschen an, unter Zeitknappheit zu leiden und macht in sträflicher Weise die Zeit zum »Tyrannen ihres Lebens«.


Meine sehr verehrten Damen und Herren, ein Teil von Ihnen wird mir sicher Recht geben, wenn ich behaupte, je älter wir werden, umso schneller verrinnt die Zeit in unserer Erinnerung. Bekannt ist das »Rentner-Syndrom«, die Klagen über Zeitmangel im Ruhestand. Warum ist das so? Eine Erklärung besteht darin, dass viel von dem, was wir in unserer Jugend erlebt haben, neu war und sich deshalb gut eingeprägt hat. Diese frühesten Erinnerungen sind dem Vergessen später jedoch kaum mehr ausgesetzt. Im Alter erleben wir viel mehr gewohnte Dinge, die nicht in unserer Erinnerung fixiert werden, obwohl sie doch gerade erst erfahren wurden. Vergleichbare Folgen, nämlich nicht als Erinnerung in unserem Gehirn fixiert zu werden, verur­sachen die Drogen Geschwindigkeit, Terminhäufungen, Doppelbelastungen, eine Hand am Steuer und eine am Handy usw. Und was ist die Folge, »nicht die Jahre vergehen, sondern wir«,3 arm an bewusst erlebter Zeit, arm an Leben. In jüngerer Zeit wird deshalb von klugen Leuten darüber nachgedacht, Herr Obst hat bereits in seinem Vortrag darauf hingewiesen, wie wir unsere Lebens­abläufe entschleunigen können, um mehr Erinnerung zu speichern und so mehr Leben zu ge-
winnen.


Wie unterschiedlich Zeit wahrgenommen wird, führt uns Thomas Mann in seinem Roman Der Zauberberg vor, indem er schon 1924 viel von heutiger Erkenntnis vorwegnahm. Den ersten zwei Tagen des Hans Castorp in Davos sind drei Kapitel, den folgenden sieben Monaten zwei Kapitel und den verbleibenden sechs Jahren wiederum nur zwei Kapitel gewidmet. Thomas Mann schreibt im »Exkurs über den Zeitsinn« dazu: »Große Zeiträume schrumpfen bei ununterbrochener Gleichförmigkeit auf eine das Herz zu Tode erschreckende Weise zusammen; wenn ein Tag wie alle ist, so sind sie alle wie einer; und bei vollkommener Einförmigkeit würde das längste Leben als ganz kurz erlebt werden und unversehens verflogen sein«.4

Hochansehnliche Versammlung, daraus erhellt, dass es die Ereignisse sind, die dazu beitragen, dass die Zeit einmal verkürzt und einmal verlängert wahrgenommen wird. Wartezeiten werden von uns unerträglich lang empfunden, sie wollen nicht enden. Die Zeit wird gedehnt, eine Erinnerung gibt es aber kaum. Umgekehrt steigert Hochstimmung die Konzentration auf das, was uns geschieht, die Zeit wird verkürzt, die Erinnerung aber gedehnt. »Man kann darin eine bittere Ironie sehen, dass ausgerechnet die schönsten Stunden die kürzesten sind, während die gleiche Zeitspanne in unangenehmer Lage scheinbar nicht endet«.5

Bitte lassen Sie mich noch unseren Dichterfürsten zitieren, der übrigens mit der von ihm selbst bemängelten Schnelligkeit seiner Epoche bestens zurechtkam. Seine Worte sollten uns nachdenklich machen, seine Botschaft ist wunderbar und heilsam. In Dichtung und Wahrheit bekennt er: »Da man immer genug Zeit hat, wenn man sie gut anwenden will, so gelang mir mitunter das Doppelte und Dreifache«. Denn, so Goethe, »Die Zeit ist unendlich lang und ein Tag wie ein Gefäß, in das sich sehr viel eingießen lässt, wenn man es wirklich ausfüllen will«.6

Verehrte Frau Riha, liebe Kollegen, Sie haben mit Ihren Vorträgen das Gefäß des heutigen Tages gut gefüllt. Ich fühle mich beschenkt, weil Sie mit ihren Vorträgen die Zeit haben schnell verrinnen lassen, die in unserer Erinnerung gedehnt werden wird. »Indem wir unserer Zeit mehr Leben geben, geben wir auch dem Leben mehr Zeit«.7 Das ist heute geschehen.


Dafür danke ich zuallererst Ihnen, Herr Präsident, lieber Herr Stekeler-Weithofer, dass Sie unser Symposium nicht nur ermöglicht, sondern auch mit Ihrem wertvollen Vortrag eingeleitet haben. Sie haben die philosophischen Kategorien Zeitbegriff und Zeitverständnis über Jahrhunderte hinweg bis hin zu Einsteins spezieller Relativitätstheorie von 1905 tiefgründig behandelt und einen weiten Bogen von Anaximander und Aristoteles bis hin zu Einstein und Heidegger gespannt, und das »in kürzester Zeit«. Vielen lieben Dank, ich fühle mich Ihnen herzlich verbunden.


Ich hatte ein Herzensthema, nämlich Kapitel 3, Vers 1 des Predigers Salomo: »Ein jegliches hat seine Zeit und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde«. Dass Sie sich, lieber Herr Obst, der Sie meinem Elternhause und mir seit mehr als 50 Jahren herzlich verbunden sind, für meine Bitte haben gewinnen lassen, war für mich eine ganz besondere Freude. Mit großem Dank habe ich Ihren Worten gelauscht, Sie haben mir ein großes Geschenk zu meinem heutigen Geburtstag gemacht, wissen wir uns doch beide unter dem Schutz und der Gnade göttlicher Fügung.


In den zurückliegenden Jahren gemeinsamer Präsidiumssitzungen in unserer Akademie habe ich in Ihnen, lieber Herr Huschner, einen Freund gefunden, zu dem ich ein besonderes Vertrauensverhältnis habe gewinnen können. Für Ihren wertvollen Vortrag, durch den Sie uns die Probleme mittelalterlicher Urkundendatierungen nahegebracht haben, und für Ihre herzliche Freundschaft in den zurückliegenden Jahren, danke ich Ihnen von ganzem Herzen und fühle mich Ihnen verbunden. Sie haben durch Ihre Worte unsere heutige Veranstaltung bereichert und mir ein kostbares Geschenk gemacht.


Sehr verehrte, liebe Frau Riha, aus dem Hause eines Kirchenhistorikers stammend, habe ich Ihren medizinhistorischen Beitrag ganz besonders genossen. Ich danke Ihnen von Herzen, dass Sie in meisterlicher Weise mit Ihrem Vortrag einen Brückenschlag zwischen der Medizin und unserem heutigen Thema hergestellt und damit unser Symposium ganz entscheidend bereichert haben. Ihre umfangreichen Editionen im Rahmen Ihres Akademieprojektes sind für mich immer Vorbild und Ansporn gewesen. Vielen lieben Dank.


Lieber Herr Kärger, Sie, einen Physiker für das Thema »Die Zeit« gewinnen zu können, hatte für mich zwei wichtige Aspekte. Zum einen haben Sie das Thema unter einem Blickwinkel beleuchtet, der für mich nicht so ganz alltäglich ist, zum anderen habe ich in den zurückliegenden Jahren, als es um die Etablierung Ihrer Strukturkommission »Diffusion« oder »Ausbreitung« in unserer Klasse ging, in Ihnen einen guten Freund gefunden, der mich mit seiner mitreißenden Begeisterungsfähigkeit für die Wissenschaft tief angerührt hat. Für Ihren Beitrag und Ihre Freundschaft danke ich Ihnen von ganzem Herzen.


Meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr Eckhard Mühlbauer war im Rahmen unseres Akademieprojektes über 15 Jahre nicht nur mein Molekularbiologe, sondern, im besten Sinne des Wortes, »mein getreuer Eckart«, mit dem ich gemeinsam in nie gefährdeter Freundschaft zusammen unsere Untersuchungen vorantreiben konnte. Lieber Eckhard, wir haben uns von Jahr zu Jahr besser verstanden, konnten ein schönes Vertrauensverhältnis entwickeln und haben viel über Uhren-Gene geforscht, Deinem heutigen Vortragsthema. Vielen Dank für 15 Jahre vertrauensvoller Gemeinsamkeit und Verlässlichkeit.


Unsere Veranstaltung wurde durch den Vortrag des Kollegen Simm durch das Thema »Altern – Chancen und Risiken« abgerundet, ein Thema, das nicht nur von Medizinern, sondern nachvollziehbar, sicherlich von den höheren Semestern unserer Sächsischen Akademie mit besonderem Interesse verfolgt wurde. Lieber Herr Simm, es war für uns wohltuend zu erfahren, dass auch ältere Menschen aufgrund ihrer Erfahrungen einen wichtigen Platz in unserer Gesellschaft haben. Ihre Zusage, sich mit einem Vortrag heute zu beteiligen, hat mich sehr gefreut und meine Erwartungen übererfüllt. Wir kennen uns schon viele Jahre, und immer waren unsere Begegnungen herzlich und von gegen­seitiger Anerkennung bestimmt. Ich danke Ihnen sehr für Ihren interessanten Vortrag.


Nun habe ich mich bei allen Rednern bedankt, was fehlt, ist der Dank an die Festversammlung. Dass Sie mir heute hier die Ehre gegeben und unserem Symposium durch Ihre Teilnahme Glanz verliehen haben, ist für mich ein besonderes Geschenk. Da gibt es aber noch ein ganz persönliches Anliegen. Ich möchte meiner engsten Mitarbeiterin über mehr als 30 Jahre in der Anatomie Halle, meiner Dorothee, von Herzen danken, dass sie mich so viele Jahre unterstützt und ertragen hat. Sie ist wahrlich ihrem Namen gerecht geworden, sie ist ein δώρον θεός, ein Gottesgeschenk. 


Darüber hinaus möchte ich mich abschließend aber auch bei all denen bedanken, die meiner Einladung, heute in die Sächsische Akademie zu kommen, nicht folgen konnten und mich mit Geschenken, herzlichen Gratulationen und guten Worten für mein weiteres Leben bedacht haben. Ich darf bekennen, dass ich tief beeindruckt bin, dass Sie mir an diesem Tage so viel Zuneigung und Anerkennung für mein bisheriges Tun, gepaart mit guten Wünschen für die Zukunft, entgegengebracht haben. Ich danke Ihnen und meinem Schöpfer in Demut, dass ich diesen Tag freudigen Herzens, gesund und mit noch einigen Plänen für mein weiteres Leben erleben durfte.


  1. 1Benjamin Franklin, zitiert nach Stefan Klein, Zeit: Der Stoff aus dem das Leben ist. Eine Gebrauchsanweisung, Frankfurt a.M. 2006, S. 10.
  2. 2Ebd., S. 12.
  3. 3Ebd., S. 186.
  4. 4Thomas Mann, Der Zauberberg, zitiert nach ebd., S. 141.
  5. 5Ebd., S. 83.
  6. 6Johann Wolfgang von Goethe, Dichtung und Wahrheit, zitiert nach ebd., S. 169 f.
  7. 7Ebd., S. 117.
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ISSN:
1867-7061

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