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Vita academica


Elmar Peschke


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Elmar Peschke wurde am 5. Mai 1945 in Karlsbad (Böhmen) als Sohn des Kirchenhistorikers Prof. Dr. Erhard Peschke und seiner Ehefrau Elfride (geb. Lindner) geboren. Seine Grundschulzeit hat er 1960 in Rostock, seine Oberschulzeit 1964 in Halle a. d. S. in den Franckeschen Stiftungen mit dem Abitur abgeschlossen (Abschluss mit Graecum und großem Latinum). Nach einem obligatorischen praktischen Krankenpflegejahr studierte er von 1965 bis 1971 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Humanmedizin und begann 1971 als Wissenschaftlicher Assistent seine Facharztausbildung im Anatomischen Institut der Martin-Luther-Universität bei Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Joachim-Hermann Scharf.


1972 wurde Elmar Peschke mit einer neuroendokrinologischen Disser­tation promoviert: Zur Bedeutung der Habenularkerne im Regelkreis Adenohypophyse-Schilddrüse nach Verabreichung antithyreoidaler Medikamente im embryologischen Tierversuch. Zugleich ein Beitrag zur Entwicklung des Epithalamus bei der weißen Ratte.


Seine mit summa cum laude abgeschlossene Promotion wurde 1973 mit dem Johannes-Müller-Preis der Deutschen Gesellschaft für experimentelle Medizin und dem Adam-Kuckhoff-Preis der Martin-Luther-Universität in Silber ausgezeichnet.


Nach der Facharztprüfung 1976 habilitierte sich Elmar Peschke 1981 mit einer Epiphysen-Arbeit: Morphologische, physiologische und statistische Untersuchungen an der männlichen Wistar-Ratte zum Problem eines möglichen funktionellen Connexus: Epiphysis cerebri – Schilddrüse.


Nach der Habilitation erhielt er die Facultas docendi (entspricht der Venia legendi), wurde 1982 Oberarzt und Forschungsgruppenleiter einer Rektorforschung »Chronoendokrinologie«. 1984/85 folgten ein Auslandsstudium am Department of Anatomy der University Medical School Pécs (Ungarn) bei dem Endokrinologen und Epiphysenforscher Prof. Dr. Béla Mess und 1985 eine Berufung zum ordentlichen Hochschuldozenten für Anatomie an die Medizinische Akademie Magdeburg. 1989 wurde er auf eigenen Wunsch als ordent­licher Hochschuldozent für Anatomie an das Institut für Anatomie der Martin-Luther-Universität rückberufen und zum Abteilungsleiter für »Experimentelle Morphologie« ernannt. 


Nach der Wende erfolgten 1992 die Berufung auf eine C3-Professur für Anatomie und 1993 die Einsetzung zum Kommissarischen Direktor des Institutes für Anatomie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seit 1994 war Elmar Peschke Leiter einer eigenständigen Arbeitsgruppe »Chronoendokrinologie« und stellvertretender Institutsdirektor sowie seit 1990 in verschiedenen Gremien auf Landesebene sowie in der Selbstverwaltung der Medizinischen Fakultät der Universität Halle tätig, wie beispielsweise Vorsitzender des Facharzt-Prüfungsausschusses Anatomie bei der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, zunächst stellvertretender Vorsitzender und folgend über 10 Jahre Vorsitzender des Promotionsausschusses sowie über 4 Jahre Mitglied des gewählten Fakultätsrates der Medizinischen Fakultät.


1996 wurde Elmar Peschke in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen die große Ehre der Zuwahl in die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und 2000 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, heute Nationale Akademie der Wissenschaften, zuteil. Ebenfalls 2000 wurde er Projektleiter eines Langzeitprojektes der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig »Zeitstrukturen endokriner Systeme«, das, ausgestattet mit nahezu 3 Mio. Euro und 2½ Mitarbeiterstellen, nach 15-jähriger Laufzeit erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Ein besonderer Vertrauensbeweis der Sächsischen Akademie war seine Wahl zum Sekretar der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse von 2012 bis 2015 sowie die Aufnahme in den Publikationsausschuss und den Ehrenrat der Sächsischen Akademie.


Wissenschaftlich hat sich Elmar Peschke, wie aus dem Publikationsverzeichnis zu ersehen ist, seit 1969 intensiv mit Fragen der Neurobiologie und Endokrinologie, vor allem aber der Chronobiologie auseinandergesetzt, zunächst mit neuroendokrinen Beziehungen zwischen den diencephal-epithalamischen Habenularkernen und der Schilddrüse, später über Jahrzehnte mit den Wechselbeziehungen zwischen Epiphysis cerebri und Schilddrüse. In den letzten 20 Jahren standen Interaktionen zwischen Melatonin und den Hormonen der Langerhansschen Inseln, Insulin, Glukagon sowie Somatostatin im Vordergrund. Ganz entscheidend war in diesem Zusammenhang die Förderung durch die Sächsische Akademie im Rahmen des Langzeitprojektes. Seit Beginn des Projektes im Jahre 2000 mit dem Schwerpunkt »Zum Einfluss von Indolaminen auf Sekretionsrhythmik und Signaltransduktionsprozesse der Langerhansschen Insel« wurde Fragen des funktionellen Zusammenhanges zwischen Melatonin und Insulin nachgegangen und festgestellt, dass sich in vivo beide Hormone antagonisieren. Diese Feststellung beruht auf der Beobachtung, dass bei Typ1-Diabetes mit erniedrigtem Insulin erhöhte Melatonin-Spiegel, bei Typ2-Diabetes mit erhöhtem Insulin (!) hingegen erniedrigte Melatonin-Spiegel im Plasma auftreten. Ganz offenbar besteht die Hauptaufgabe des phylogenetisch alten (konservierten) Melatonins in der Sicherung der basalen Blutglukoseverfügbarkeit, verbunden mit einem Schutz vor übermäßiger Insulinproduktion durch die pankreatische β-Zelle als Ursache für die Entwicklung eines Typ2-Diabetes. Ergebnisse, erhoben an der pankrea­tischen α-Zelle (Glukagon) sowie δ-Zelle (Somatostatin), stützen diesen funktionellen Zusammenhang. 


Im Ergebnis seiner 40-jährigen akademischen Tätigkeit hat Elmar Peschke nahezu 190 Arbeiten und ebenso viele Kurzpublikationen bzw. abstracts zusammen mit seinen Mitarbeitern publiziert. Er hat ca. 120 Vorträge im In- und Ausland gehalten und mehr als 50 Diplomanden und Doktoranden sowie zwei Habilitanden betreut. Von seinen Doktoranden haben 12 ihre Arbeiten mit summa cum laude abgeschlossen, von denen drei mit dem Nachwuchsförderpreis der Sächsischen Akademie ausgezeichnet werden konnten. Im Rahmen der Projektarbeit wurden mehr als 50 wissenschaftliche Kolloquien sowie drei Symposien in Leopoldina und Sächsischer Akademie mit Gästen aus dem In- und Ausland veranstaltet. Ferner konnten sechs »Abhandlungsbände« und zwei »Sitzungsberichte« der Sächsischen Akademie herausgegeben werden. Neben verschiedenen Akademievorträgen sind vor allem zwei Plenarvorträge (1997 über das »Dritte Auge« und 2002 über die Epiphyse als »Keuschheitsdrüse«) ­sowie zwei öffentliche Festvorträge (2009 über die Beziehungen zwischen Melatonin und Insulin sowie 2013 über die Augenentwicklung) hervorzuheben.


Abschließend sei erwähnt, dass das Langzeitprojekt der Sächsischen Akademie »Zeitstrukturen endokriner Systeme« zu seinem 70. Geburtstag am 5. Mai 2015 mit dem Symposium »Die Zeit« sowie dem vorliegenden Festschriftband der Denkströme einen anerkennenden Abschluss gefunden hat.

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1867-7061

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