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Vom Rande her erzählt


Elemente einer Gedächtnisgeschichte des Zweiten Weltkrieges1

L’étrange défait. So lautet der Titel des ebenso nüchternen wie ernüchternden Berichts des großen Historikers Marc Bloch über die im Frühsommer 1940 gegen Deutschland erlittene Niederlage Frankreichs.2 Étrange, seltsam war die Niederlage in der Tat gewesen. Schließlich galt Frankreich seinerzeit als die imposanteste Kontinentalmacht Europas. Und diese Militärmacht war zur Verwunderung der Zeitgenossen in nur wenigen Wochen dem Vormarsch der Wehrmacht erlegen.3 Wie konnte dies geschehen?


Marc Bloch, Mediävist und gefeierter Mitbegründer der legendären Historikerschule der Annales verfasste seinen 1946 postum publizierten Bericht unmittelbar nach Abschluss des für Frankreich unrühmlich ausgegangenen Waffenganges.4 Geschrieben ist dieser Bericht aus der Perspektive eines in den Mahlstrom der Ereignisse gerissenen, gleichwohl mit profunden Kenntnissen über Kriegskunst und Militärwesen aufwartenden Zeitgenossen. Er handelt vom Zusammenstoß zweier ungleicher militärischer Konzeptionen und die ­ihnen vorausgehenden politischen Mentalitäten: das auf französischer Seite obwaltende Kalkül, die Wucht eines von Osten her anbrandenden Angriffs durch schier unüberwindliche Befestigungsanlagen zu brechen, das Gefechtsfeld in defensiver Absicht zu entschleunigen.5 Die deutsche Seite hingegen setzte auf Offensive und machte sich die Vorzüge motorisierter Bewegung zunutze. Die Franzosen – so Bloch in seinem Bericht resigniert – führten einen Krieg von damals, die Deutschen einen Krieg von heute.6

Im Großen Krieg, dem später so genannten Ersten Weltkrieg, war Marc Bloch Nachrichtenoffizier gewesen – ein officier de renseignement.7 Dabei machte er die eigentümliche Beobachtung, wie der eine Konstanz des Statischen, des Stationären generierende Stellungskrieg den Blick für militärisch dynamisierte Topografien schärfte. Die nachrichtendienstliche Entschlüsselung von durch Kriegseinwirkung entstellten, zerfurchten, zerpflügten Räumen und Landschaften befähigte ihn später dazu, Bodenkulturen historisch lesbar zu machen. Die Kriegserfahrung ging in das Handwerk des Historikers ein. Marc Bloch sprach vom »Laboratorium des Krieges«.8 Diesem Labor war die Schule der Annales und ihr Verständnis von Historie als Beobachtungswissenschaft hervorgegangen – eine science d’observation.9

In der Zwischenkriegszeit wurde Bloch als Reservist im Metier eines Generalstabsoffiziers der Logistik unterwiesen. Dabei machte er sich mit den Erfordernissen der Kraftstoffversorgung vertraut – dem Elixier der motorisierten Bewegung. Angesichts des überraschend schnellen deutschen Vormarsches im Frühsommer 1940 sah sich das französische Militär gehalten, die eigenen Benzindepots in Brand zu setzen, um sie dem Zugriff des Feindes zu entziehen.10 Nachts hüllte ihr Feuerschein den Rückzug der sich auflösenden französischen Verbände in düsteres Licht. Angesichts solch schmerzlichen Geschehens fiel das Urteil des militärisch gebildeten Historikers garstig aus: Frankreich, so Bloch, habe verlernt »den Krieg zu denken.«11

Marc Bloch gehört der »Generation Dreyfus« an.12 Wie der fälschlicherweise des Verrats an Frankreich beschuldigte Artillerie-Hauptmann Alfred Dreyfus entstammte Bloch einer französisch-jüdischen Familie aus dem Elsass. Und wie viele andere patriotisch gesinnte elsässische Juden optierten nach der Eingliederung Elsass-Lothringens in das Deutsche Kaiserreich, auch die Familien Dreyfus und Bloch 1872 für Frankreich – und dies nicht zuletzt aus Dankbarkeit für die ihnen einst revolutionär verliehenen Bürgerrechte.13

Seit den Revolutionskriegen zeichneten sich Angehörige der Familie Bloch in den Tugenden des Militärischen aus.14 In dieser Tradition stand auch Marc Bloch. Als im November 1942 die Ausweitung der deutschen Herrschaft auf den bislang unbesetzt gebliebenen südlichen, zuvor der Vichy-Regierung überlassenen Teil des Landes erfolgte, schloss er sich in patriotischer Pflichterfüllung der résistance an. Im März 1944 wurde er von der Gestapo festgesetzt, gefoltert und im Juni mit 27 Mithäftlingen auf einer Weide bei Saint-Didier de Formans in der Umgebung von Lyon erschossen.15 Marc Bloch starb einen französischen Tod. Der jüdische Tod kollektiver Vernichtung war ihm erspart geblieben.


Mit der seltsamen Niederlage Frankreichs im Frühsommer 1940 war ein europäischer Revanchekrieg zu Ende gegangen. So suchte die Choreografie der Unterzeichnung des Waffenstillstands vom 22. Juni die Szenerie des 11. November 1918 zu wiederholen – freilich in revozierender Absicht. Hierfür wurde der ehedem von Marschall Foch genutzte und als Waggon von Compiègne ikonisch aufgeladene Salonwagen aus dem Museum geholt, um unter freiem Himmel auf der legendären Waffenstillstands-Lichtung als Kulisse ­inszenierter Schmach zu dienen.16

Die Symbolik der Wiederholung steht für den eher verstellt gebliebenen Umstand, dass Frankreich 1940 aus einem Krieg ausgeschieden war, der sich erst vom Jahre 1941 an als ein zweiter Weltkrieg offenbarte. Und kaum war in Europa 1945 der Friede eingekehrt, verstrickte sich das Land in einen Kriegsreigen, der erst 1962 – mit dem Ende des Algerienkrieges – an sein Ende kam. Es waren Kriege zur Wahrung des französischen Kolonialreiches, geführt in Indochina, Madagaskar und Nordafrika.17 Seltsam war nicht nur die französische Niederlage vom Sommer 1940 gewesen; seltsam wie denkwürdig zugleich muten auch die von der französischen Verschränkung von Kontinental- und Kolonialgeschichte ausgehenden raum-zeitlichen Verschiebungen an. Diese könnten für die große Frage der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg von erhellender Bedeutung sein. Und dies vor allem dann, wenn dessen universell zu kommunizierende Geschichte nicht nur angemessen zu erzählen, sondern auch mit einem abgewogenen historischen Urteil zu versehen ist. Die hierfür erforderliche Erweiterung des kontinentalen, des europäisch geeichten Blicks um die koloniale Perspektive zöge die Verfugung zweier auseinanderstrebender Ereignisvektoren nach sich: einen horizontalen, in west-östlicher/ost-westlicher Richtung weisenden Vektor und einen Vektor einer vertikalen, nord-südlich/südlich-nördlich verlaufenden Ereignisfolge.


Die seltsame Niederlage Frankreichs vom Frühsommer 1940 im Herzen des Kontinents zeigt an der kolonialen Peripherie nicht weniger seltsame Folgen. Sie rühren vornehmlich daher, dass dem Regime Pétains, das sich zuerst in Bordeaux, dann in Vichy niedergelassen hatte, im deutsch-französischen Waffenstillstandsvertrag vom 22. Juni die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile der französischen Flotte gewährt und die Kontrolle über das Kolonialreich überlassen wurde.18 Der greise maréchall, vormaliger ›Held von Verdun‹ und nunmehr Chef de l’État eines zweifelhaften Gemeinwesens, betrieb seine willfährige Politik der Kollaboration nicht zuletzt aus der Überzeugung heraus, Frankreich von seinen überseeischen Besitzungen her wieder aufrichten zu können. In historischer Analogie zur 1870 erfolgten Niederlage im Französisch-Preußischen Krieg sollte nun erst recht am Kolonialreich festgehalten werden.19 ­Eugène Etienne, französische Staatsmann und Vorkämpfer des Kolo­nialreiches, fasste diese Verknüpfung in einer Wahlrede in Oran im Jahre 1885 wie folgt in Worte: »Pour être respecté en Europe, nous devons nous faire respecter au loin«. Von einem solchen Nexus waren später sowohl die Anhänger Vichys als auch die Freien Franzosen unter de Gaulle überzeugt.20 Das zwischen ihnen aufgebrochene Schisma ging über in einen innerfranzösischen Krieg im Kriege, der vornehmlich in den Kolonien ausgetragen wurde.21

Für den vormaligen britischen Verbündeten Frankreichs hatte die étrange défait gravierende Folgen. Schon 1919 war deutlich geworden, dass Großbritannien im Gefolge des Großen Krieges seine imperialen Kapazitäten überdehnt hatte und auf Dauer nicht in der Lage sein würde, den Anforderungen eines Engagements auf dem europäischen Kontinent wie auch in Ostasien gleichermaßen Folge leisten zu können.22 Vor allem nach dem japanischen Zugriff auf die Mandschurei im September 1931 galt es in Europa mehr denn je, auf die für unüberwindlich erachtete französische Kontinentalmacht zu vertrauen. Im Fernen Osten sollte mit einer weiter auszubauenden Festung Singapur einem möglichen Vordringen der Japaner in den indo-pazifischen Raum so lange Paroli geboten werden können, bis die Royal Navy – aus den britischen Heimatgewässern und dem Mittelmeer in Marsch gesetzt – dort anlangen werde. Der unerwartet eingetretene Ausfall Frankreichs im Frühsommer 1940 machte diese strategischen Überlegungen zu Makulatur. Die britische Flotte konnte aus dem Bereich der nunmehr selbst bedrohten Heimatinseln nicht mehr beliebig abgezogen werden. Und Französisch-Indochina, das bislang einem denkbaren Vordringen der Japaner nach Südostasien eine Barriere war, verkehrte sich nach der seltsamen Niederlage und im Zeichen des Regimes von Vichy in ein Einfallstor.23 Von September an stand die Kolonie unter einer Art französisch-japanischen Doppelherrschaft. Und von dort holte die japanische Süd-Armee im Dezember 1941 aus gegen die angrenzenden britischen und niederlän­dischen Besitzungen. Das Kalkül, diesen Vormarsch durch eine Ausschaltung der amerikanischen Pazifikflotte in Pearl Harbor zu decken, sollte sich für Japan freilich als fatal erweisen.24

Genau besehen hatte die étrange défait in Europa den Japanern den Weg nach Indien gebahnt, als sie über Land kommend schließlich im Februar 1942 die für uneinnehmbar gehaltene, den Isthmus zwischen Pazifik und Indischen Ozean beherrschende britische Feste Singapur einnahmen – der Pivot des Empires im Osten.25

Die Folgen des Falls von Singapur waren für das Empire dramatisch, zumal das über Burma erfolgende Vordringen der Japaner die nach Unabhängigkeit dürstende, zumindest einen Dominien-Status für ihr Land erstrebende indische Kongressbewegung politisch aktivierte. Zu einem tiefen Zerwürfnis zwischen dieser und der Britisch-Indischen Regierung war es im September 1939 gekommen, als der britische Vizekönig und General-Gouverneur Linlithgow im Namen Indiens Deutschland den Krieg erklärte, ohne hierfür die Zustimmung des Kongresses eingeholt zu haben. In Reaktion auf dieses mutwillige Übergehen der indischen Nationalbewegung zogen sich deren Angehörige aus der politischen Verantwortung zurück, vornehmlich aus regionalen Regierungsämtern. Der britischen Inanspruchnahme indischer Ressourcen für die Kriegsführung des Empires war jedenfalls mit Widerwillen begegnet worden. Die jetzt, im August 1942, wenige Monate nach dem Fall Singapurs, anhebenden indischen Protestaktionen standen im Zeichen der den Briten wenig gewogenen Parole »Quit-India«, was diese wiederum zu landesweiten Repressionen greifen ließ.26 Die gesamte Führung des Kongress wurde in Haft genommen; Gandhi begann seinen legendären Hungerstreik.27

Im Gefolge des siegreichen japanischen Feldzugs in Malaya, dem Fall von Singapur und der Eroberung Burmas waren zahlreiche britisch-indische Militärangehörige in japanische Kriegsgefangenschaft geraten. Aus diesen Kriegsgefangenen und anderen rekrutierten Indern stellte die Kaiserliche Japanische Armee eine in ihren Reihen kämpfende, sogenannte Indian National Army (INA) zusammen. Von 1943 an hörte diese Armee auf Subhash Chandra Bose, einem vormaligen Vorsitzenden des Indischen Nationalkongresses.28 Im Frühjahr 1941 – noch bevor der Krieg sich zu einem zweiten Weltkrieg ausweitete – 
war Bose über Moskau reisend in Berlin eingetroffen, um mit den Achsenmächten gemeinsame Sache zu machen. Nach dem Krieg stellten die Briten hohe Offiziere der INA wegen Hochverrat vor Gericht. Der Prozess fand im Roten Fort zu Delhi statt, einer Zwingburg der Kolonialherrschaft. Verteidigt wurden sie unter anderem von Jawaharlal Nehru, dem seinerzeit wohl prominentesten Repräsentanten des Kongresses und späteren indischen Ministerpräsidenten. Als bekannt wurde, dass die Angeklagten zu lebenslanger Verbannung verurteilt werden sollten, erfasste eine gewaltige Protestwelle das Land. Sie war das unmittelbare Vorspiel der von Nehru im August 1947 von den Zinnen des Roten Forts herab verkündeten indischen Unabhängigkeit.29

In jenem besagten Sommer des Jahres 1942 verdüsterte sich die Lage des Empires. Britannien war in Kämpfe mit Nazideutschland vornehmlich im Bereich des Nahen und Mittleren Ostens verwickelt, mit Suez – der nach Singapur zweiten, westlich gelegenen Säule des Empires. Neben weiteren Empire-Truppen war es nicht zuletzt britisch-indisches Militär ebenso wie aus indischen Beständen herangeführtes Kriegsmaterial, mit dem die Schlachten in der westlichen Wüste geschlagen wurden – so auch die im Herbst geführte Entscheidungsschlacht von El-Alamein.30 Der gesamte Bereich des Nahen und Mittleren Ostens – also Ägypten, Palästina, der Irak, Iran – war Teil eines imperialen britischen Verteidigungsperimeters, dessen Kraftzentrum die indische Kronkolonie gewesen war.31 Die Verfügung über Indien war kritisch – vor allem nach dem Fall von Singapur und den sich den Toren Ägyptens nähernden deutschen ­Afrika-Korps. Die indische Rebellion gegen die britische Kolonialmacht vom August 1942 war dem Empire eine ernste Bedrohung gewesen.32

Die indische Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg war für die unter euro­päischer Kolonialherrschaft darbenden Völker durchaus symptomatisch gewesen. Auf dem Kontinent – so die weit verbreitete Überzeugung – traten die westlichen Mächte England und Frankreich als Hüter von habeas corpus, Demokratie und Parlamentarismus auf. In der Kolonie verfolgten sie eine hochmütige, anmaßende und tyrannische Politik. Alles, was die Kolonialherren schwächen, gar ihre Herrschaft umstürzen konnte, fand den Beifall der sich nach Unabhängigkeit sehnenden Völker. In dem weltweit ausgreifenden Krieg reüssierte das Prinzip des zum Freund avancierten Feind des Feindes.


Die Alliierten ihrerseits schienen das althergebrachte Bild imperialistischer Machtverstiegenheit zu bestätigen. In Iran wurde im September 1941 durch Intervention der Briten der pro-deutsch eingestellte Schah zum Abdanken veranlasst und ins Exil gezwungen. Kurz zuvor, im August, war das Land in Einfluss- bzw. in Besatzungszonen geteilt worden: in eine nördliche sowjetische und in eine südliche britische Zone – analog zur 1907 erfolgten Aufteilung des Landes zwischen England und Russland, mit der die Mächte ihr ›Great Game‹ in Asien beendeten und in Europa ihre in den Ersten Weltkrieg führende Entente vorbereiteten.33 Die 1941 erfolgte funktionale Aufteilung des Iran war gleichwohl den Zwängen des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, dem ›Unternehmen Barbarossa‹, geschuldet. So war der Iran im Rahmen der land/lease zur logistischen Basis für die westliche Unterstützung Russlands auserkoren worden. Über einen sogenannten ›Persischen Korridor‹ wurden gewaltige Mengen amerikanisches Militärgerät und anderes kriegswichtiges Material – bis hin zu ganzen Fabrikanlagen für Fahrzeuge und andere Güter – in endlosen Konvoys auf der Straße und auf eigens angelegten Schienenwegen durch Iran zum Kaspischen Meer bis hin zur Wolga-Mündung bewegt. Der ›Persische Korridor‹ war eine der großen Schneisen, über die die Sowjetunion durch die Vereinigten Staaten im Zweiten Weltkrieg versorgt werden konnten – eine Art Ersatz für die von den Westalliierten (noch) nicht eröffnete, von den Sowjets indes ständig eingeforderte ›Zweite Front‹. Eine durch die deutsche 
U-Boot-Kriegsführung besonders verletzliche, zuvor eingerichtete Route verlief über Nordatlantik und Nordmeer nach Murmansk und Archangelsk; eine weitere von der amerikanischen Westküste über den Nordpazifik nach Wladiwostok. Obschon die Konvois über den Nordpazifik unter sowjetischer Flagge segelten, handelte es sich bei den Schiffen und den von ihnen beförderten Gütern um amerikanisches Material. Die Japaner ließen diese Transporte auf Grundlage des im Mai 1941 abgeschlossenen japanisch-sowjetischen Neutralitätsvertrages gewähren – 
ein deutlicher Hinweis darauf, dass beide Kriegsschauplätze, der europäisch-kontinentale und der asiatisch-pazifische, während der gesamten Kriegsdauer getrennt voneinander blieben, lässt man den zwischen den beiden amerika­nischen Atombombenabwürfen im August 1945 erfolgten späten sowjetischen Kriegseintritt gegen Japan ­außer Acht. Dass die Japaner es ihrerseits 1942 unterließen, von Burma aus nach Indien vorzurücken, geht nicht zuletzt auf deren abwartende Haltung hinsichtlich des Ausgangs der Schlachten zwischen der Achse und den Alliierten im Nahen und Mittleren Osten und im Kaukasusbereich zurück. Dass die vornehmlich von den Deutschen erstrebte Verbindung zwischen den kontinentalen und asiatisch-pazifischen Kriegsschauplätzen unterblieb, war wesentlich dem Umstand geschuldet, dass Briten und Sowjets in den kriegsentscheidenden Schlachten vor El Alamein und in Stalingrad obsiegten.


Das globale logistische Netzwerk des Zweiten Weltkrieges, vor allen Dingen die Linien der Versorgung der Sowjetunion durch die Amerikaner als Ersatz für die nur mit großer Verspätung eröffneten ›Zweite Front‹, mag verdeut­lichen, dass mit der Schlacht um Stalingrad, einem bedeutenden Eisen­bahn- und Verkehrsknotenpunkt, nicht zuletzt auch über den ›Persischen Korridor‹, der durch Iran führenden Lebensader der Roten Armee, entschieden wurde.34

Ins iranische Gedächtnis hat sich die für den Verlauf, gar für den Ausgang, des Zweiten Weltkrieges enorme Bedeutung des Landes nicht eingeschrieben. Die alliierte Präsenz erscheint eher in trübes Licht getaucht; und dies nicht zuletzt wegen eines später eingetretenen Ereignisses, dem im iranischen Bewusstsein die ikonische Strahlkraft eines nationalen Gründungsaktes zukommt – nämlich der von Briten und Amerikanern im Jahre 1953 orchestrierte Sturz des nationalistischen Premiers Mohammed Mossadegh.35 Dieser war das Wagnis eingegangen, die unter ausländischer Kontrolle stehende Erdölindustrie zu verstaatlichen.36 Dass dieses Ereignis in die hohe Zeit des Kalten Krieges fiel, Iran unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges Schlüsselland im sich auf­bauenden Ost-West-Gegensatz geworden war, tut jener Wahrnehmung keinen Abbruch. Der kontinentale, die Wertigkeit der Zeiten von vor und von nach 1945 scheidende Blick bleibt der kolonialen Perspektive eigentümlich fremd. Die ihr bei weitem angemessene, von Nord nach Süd, von Süd nach Nord verlaufende Deutungslinie folgt einer anderen Zählung.


Gegenläufige Existenzerfahrung zieht gegenläufige Gedächtnisse nach sich. Vor allem dort, wo kontinentale und koloniale Wahrnehmungen auseinandertreten. Kaum ein anderes Zeitdokument dürfte dies eindrücklicher veranschaulichen als die als Briefwechsel zitierten, in den Jahren 1938/39 erfolgten Stellungnahmen des Übervaters der indischen Kongressbewegung, dem Mahatma Gandhi, und des Jerusalemer Philosophen Martin Buber. In einem Ende November 1938 erschienenen Artikel reagiert Gandhi sowohl auf das gerade in Nazi-Deutschland inszenierte Pogrom der sogenannten ›Kristallnacht‹ als auch auf die brennende Palästinafrage.37

Über den Ausbruch antijüdischer Gewalt in Deutschland zeigt sich Gandhi zutiefst betrübt. Vor dem Hintergrund seiner Erfahrungswelt bezeichnet er die Juden als die »Unberührbaren der Christenheit«.38 Selbiger Erfahrungswelt entnommen mag auch der an die Juden gerichtete gut gemeinte Ratschlag gewesen sein, sich der Nazis mittels der satyagraha zu erwehren, der Praxis des gewalt­losen Widerstands, wie sie bereits von den südafrikanischen Indern zur Jahrhundertwende geübt worden war; oder seine an die Juden in Deutschland gerichtete Empfehlung zur Mobilisierung der Weltmeinung, ein Massaker über sich ergehen zu lassen.39 In der Palästinafrage – damals flaute gerade ein drei Jahre lang anhaltender arabischer Aufstand ab, der von den Briten unter massiver Gewaltanwendung niedergerungen worden war – unterstützt Gandhi die Sache der autochthonen arabischen Bevölkerung. Nach Maßgabe universell akzeptierter Unterscheidung von Recht und Unrecht, so Gandhi, könne der Widerstand der Araber gegen die jüdische Ansiedlung in Palästina nicht verurteilt werden, zumal als die Juden sich unter den Schutz britischer Gewehre begäben.


Unter den führenden Jerusalemer Gelehrten und Angehörigen der Hebräischen Universität löste der Artikel Gandhis große Bestürzung aus. Dies umso mehr, als sie dessen schier unangreifbare Reputation und Autorität zu schätzen wussten. Anfang März 1939 trat eine Gruppe in der Wohnung des damaligen Präsidenten der Universität, des in Heidelberg zu Beginn des Jahrhunderts in Philosophie promovierten amerikanischen Reformrabbiners und führenden US-Pazifisten im Ersten Weltkrieg, Jehuda Leib Magnes, zusammen. Es handelte sich hierbei um den Philosophen Shmuel Hugo Bergmann, den Kabbala-Forscher Gershom Scholem, den Mediävisten Yitzhak Fritz Baer, den Historiker Richard Koebner und andere Anwesende. Sie berieten sich über einen von Martin ­Buber entworfen Text, der als offener Brief an Gandhi gerichtet werden sollte. Darin wird der Vergleich der Lage der Juden in Deutschland mit der Situation der Inder in Südafrika so zurückgewiesen wie die Legitimität der jüdischen Ansiedlung in Palästina bekräftigt wird. Die in Magnes Wohnung versammelten Personen gehörten wesentlich einer politischen Strömung an, die sich der Bildung eines bi-nationalen jüdisch-arabischen Gemeinwesens verschrieben hatte und im Jischuv, der jüdischen Gemeinschaft in Palästina, dieser Haltung wegen nicht sonderlich gelitten waren.


Der Artikel Gandhis und die Antwort Bubers darauf symbolisieren einen Dialog auseinandertretender Perspektiven. Dies umso mehr, als beide, Gandhi wie Buber, Inder wie damals in Palästina lebende Juden, jeweils unter britischer Herrschaft standen. Und angesichts des alsbald ausbrechenden Weltkrieges sollten ihre Perspektiven noch weiter auseinandertreten – spätestens dann, als Rommel aus der westlichen Wüste kommend im Sommer 1942 dem Suez­kanal zustrebte und in Indien zeitgleich die von Gandhi inspirierte ›Quit India‹-Bewegung im August ihren landesweiten Ruf nach Unabhängigkeit ­erschallen ließ.


Zwischen dem Jishuv, der jüdischen Gemeinschaft in Palästina, und dem von den Nazis allen Juden und überall zugedachten kollektiven Vernichtungstod standen die Streitkräfte des Empires.40 Ihr Auftrag war es, die Ölfelder im Nahen- und Mittleren Osten und die die Region durchziehenden Verkehrswege zu Land, zu Wasser und in der Luft, vor allem aber den Suezkanal vor dem Zugriff der sich an Ägypten herankämpfenden Deutschen und Italiener zu behüten.41 Um dieses strategisch kostbare Terrain spannte sich der impe­riale britische Verteidigungsperimeter, der die kontinentalen von den kolonialen Kriegsschauplätzen schied und in dessen Zentrum sich Indien befand.42 Dabei wird auffällig, dass jene Linie der Unterscheidung in etwa mit jener Sollbruchstelle zur Deckung kommt, die sich 1919 mit der sichtbar gewordenen britischen Überdehnung angekündigt hatte und durch den Ausfall Frankreichs im Frühsommer 1940 aufgerissen worden war. Die davon ausgelösten Fliehkräfte trieben das Schicksal der Juden auf dem Kontinent und das der Juden Palästinas auseinander. Erstere fielen unter deutsche Herrschaft; letztere blieben von ihr verschont. Juden westlich dieser Linie, auch in geografisch allernächster Nähe, so die griechischen Juden, endeten in Auschwitz. Die Juden von Rhodos wurden noch im Sommer 1944, wenige Monate vor dem eingeleiteten deutschen Rückzug aus Griechenland und vom Balkan, mit Lastkähnen aufs Festland verfrachtet und von dort in die Todesmühlen gebracht.43 Bei einem anders verlaufenen Ausgang der Schlacht von El-Alamein wären auch die Juden Palästinas in die Todeszone des Holocaust geraten.44

In seinem Antwortschreiben auf Gandhis Artikel zur Lage der Juden in Deutschland hatte Martin Buber im März 1939 nicht zu Unrecht darauf verwiesen, dass Gandhis Kampf gegen die britische Herrschaft in Indien unter Bedingungen eines in der Kolonie zwar opressiven, indes der Kritik der öffentlichen Meinung zugewandten, zumindest im sogenannten Mutterland demokratisch-parlamentarisch verfassten Regimes erfolge, dass also auch dort, in der Kolonie, der Gewalt Grenzen gesetzt seien.45 Und es war in der Tat eine funktionierende Öffentlichkeit, die der Strategie des von Gandhi propagierten gewaltlosen Widerstands, die satyagraha, Erfolg verhieß. Gleichwohl sucht die neuere, postkolonial sich verstehende Historiografie die Geschichte von – in der Tat entsetzlichen – Vorkommnissen in Indien während des Krieges analog zu den Mustern des Holocaust an den europäischen Juden zu erzählen.


Auf den ersten Blick mögen manche der Phänomene in eine solche Richtung weisen. So waren allein während Hungersnot 1943 in Bengalen zwischen 1,5 und vier Millionen Menschen zu Tode gekommen.46 Der Ökonom und Erkennt­nistheoretiker Amartya Sen, seinerseits bengalischer Herkunft, hat sich in seinen Forschungen dieses Geschehens prominent angenommen und dabei neben der Einwirkung von Naturgewalten auf die von Menschen verursachten Ursachen der Katastrophe hingewiesen – etwa auf die durch Hortungen und Spekulation exorbitant angestiegenen Preise für bengalischen Reis, der für die in die Städte drängenden Ärmsten der Armen nicht mehr erschwinglich war.47 Auch konnte nicht, wie sonst bei unerwartet auftretenden Engpässen in Bengalen praktiziert, auf aus Burma herangeschafften Reis zurückgegriffen werden. Das Land stand seit Mai 1942 unter japanischer Besatzung. Zudem hatten die Briten in Erwartung eines japanischen Vordringens in Bengalen gleichsam prophylaktisch zu einer Strategie der verbrannten Erde gegriffen und dadurch die Ernährungsgrundlage der Bevölkerung zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Situation wurde derart unerträglich, dass der britische Vizekönig in Delhi, Archibald Wavell, das Kriegskabinett in London dringlich ersuchte, doch bitte Schiffsraum zur Verfügung zu stellen, um in Australien gespeicherten Weizen nach Indien zu befördern. Diese Bitte blieb ungehört. Churchill führte als Argument die kolossalen Schiffsverluste an, die deutsche U-Boote den Konvoys über den Atlantik zugefügt hatten.48 Zudem gelte es in erster Linie die Bevölkerung der britischen Inseln zu versorgen, sowie Getreide für den Mittleren Osten und eine avisierten Balkanfront bereitzustellen. Britisch-Indien habe sich aus eigenen Ressourcen zu versorgen, hieß es aus London. Für die Ärmsten der Armen in Bengalen bedeutete dies den Hungertod.49

Für die jüdische Bevölkerung Palästinas war mit dem Ausgang der Schlacht von El-Alamein der lauernde Vernichtungstod abgewendet.50 Dass dies den britischen Empirestreitkräften zu verdanken war, war damals durchaus präsent. Gleichwohl verschwand diese Erinnerung alsbald aus dem Bewusstsein. An ihre Stelle trat die Gewissheit, die Errettung wäre erfolgt, weil man gerade noch zur rechten Zeit aus Europa in das Land Israel gelangt sei. Anderen Orten, in die Juden sich haben flüchten können, wird eine geringere Wertschätzung entgegengebracht. Dabei hat die überwiegende Mehrheit jener europäischer Juden, die nach 1945 – besonders vor und unmittelbar nach der 1948 erfolgten Staatsgründung – ins Land kamen, häufig in den Tiefen der Sowjetunion, vornehmlich in Innerasien überlebt.51 Es handelte sich wesentlich um ost- und ostmitteleuropäische Juden, die entweder dorthin geflüchtet, von den Sowjets dorthin evakuiert oder von diesen in die Lagerwelt des Gulags verschleppt worden waren. Mit Kriegsende zogen diese Juden Richtung Westen, um sich zuerst auf deutschem Boden als DP’s, als Displaced Persons, also als nicht mehr repatriierbare Heimatlose zu versammeln. Von dort versuchten sie nach Übersee, in erster Linie nach Palästina, zu gelangen.52

Die vor den Nazis in das Land Israel geflüchteten Juden wurden ›errettet‹; Juden, die andernorts der Vernichtung entgangen waren, haben ›überlebt‹. So will es die öffentliche Rede. Die semantische Gegenüberstellung von ›erretten‹ und ›überleben‹ legt freilich nahe, dass dem Wort von der als höherwertig erachteten Errettung eine religiöse, mithin eine sakrale Bedeutung innewohnt. In der Unterscheidung von ›Errettung‹ und ›Überleben‹ scheint die theologische Gegenüberstellung von Erlösung und Exil codiert.53

Dass dem Lande Israel eine religiöse, ja eine rituelle Bedeutung zukommt, bedarf keiner weiteren Ausführung. Ausführung bedarf gleichwohl der Umstand, dass religiöse Imprägnierungen unter säkularen Konditionen politisch-theologische Neigungen befördern – will heißen: dass auch die Sphäre des Profanen von Spurenelementen des Sakralen durchzogen wird. Dies mag in erster Linie für das Geschichtsbewusstsein gelten, in mancher Hinsicht auch für die Geschichtsschreibung. Vor allem dann, wenn Kontingenz dem Sog des Telos erliegt. Auf unseren Gegenstand übertragen, schöbe sich die Bedeutung des Landes Israel als politisch-theologisch grundiertes Telos vor die historische Kontingenz, wie sie sich im Ausgang der Schlacht von El-Alamein manifestiert.


Politisch-theologische Imprägnierungen historischer Gedächtnisse an den Zweiten Weltkrieg lassen sich auch anderweitig aufspüren. So in der polnischen Erinnerung. Sie finden sich in der Gedächtnisikone Katyń versinnbild
licht.54 Ihre tiefe, gleichsam theologische Bedeutung mag dadurch indiziert sein, als die Zahl der im Wald bei Smolensk von den Sowjets im Frühjahr 1940 gemeuchelten Polen, vornehmlich Offiziere, angesichts der Hekatomben polnischer Opfer während des Krieges eher vernachlässigungswert erscheint. Zwar mag die gängige Erklärung, Katyń werde im polnischen Bewusstsein deshalb ein so hoher Rang zuteil, weil es in Zeiten sowjetisch beschirmter kommunistischer Herrschaft in Polen ein untrügliches Zeichen von Resistenz gewesen war, sich dieses Ereignisses zu vergegenwärtigen. Daran mag manches richtig sein, als Erklärung reicht es gleichwohl nicht hin. Eher macht es Sinn, die zentralen Embleme überlieferter polnischer Zugehörigkeit zu befragen. Etwa die Vorstellung von Polen als Christus unter den Völkern; und die Bedeutung der Szlachta, des aus der Vormoderne hervorgegangenen Kleinadels als einer Kriegerkaste, deren militärische Tradition sich in das Offizierskorps der modernen polnischen Nation hinein restituierte. So gesehen, wäre das Hinmetzeln der polnischen Offiziere in Katyń neben und über das unmittelbare Verbrechen hinaus symbolisch auch als ein Akt der Kreuzigung der polnischen Nation zu verstehen – 
Katyń mithin ein polnisches Golgatha.


Im August 1944 erhob sich Polen im Warschauer Aufstand.55 Militärisch war der Aufstand gegen die deutschen Besatzer gerichtet; politisch gegen die prospektiven sowjetischen Unterdrücker. Zeitgleich rückten die Panzer des General Jaques-Phillipe Leclerc,56 die militärische Ikone des Freien Frankreich, in Paris ein. Ereignisgeschichtlich besteht zwischen den Vorgängen in Warschau und Paris kein Zusammenhang. Und dennoch: Im polnischen Bewusstsein wird das eigene Land weit nach Westen imaginiert, gleichsam an Frankreichs Seite – und dies allein schon um seinem geopolitisch gefügten Schicksal zu entrinnen, nämlich für immer zwischen Deutschland und Russland gelegen zu sein.


Auch in Paris wurde im August 1944 so mancher Imagination gefolgt. Nachdem die Deutschen Paris zur offenen Stadt erklärt und im Abzug begriffen waren, errichteten die Kommunisten allerorts Barrikaden – so, als gelte es, die revolutionäre Traditionslinie von 1789, 1830, 1848 und 1871, dem Jahr der Pariser commune, fortzuspinnen. Fortgesetzt wurden indessen die Kolonialkriege. Von Oktober 1945 an suchte Jaques-Phillipe Leclerc in Indochina, dort, wo auf Französisch befohlen und auf Deutsch gestorben wurde, die französische Souveränität wieder aufzurichten; nicht etwa gegen die Japaner, die inzwischen auch in seinem Beisein auf dem Deck des amerikanischen Schlachtschiffs ›Missouri‹ die Waffen gestreckt hatten, sondern gegen den um Unabhängigkeit kämpfenden Vietminh. Bei Colomb-Béchar in Algerien kam Leclerc 1947 ums Leben – ein Flugzeugabsturz, ein Unglücksfall. Sein guter Name konnte durch den im November 1954 anhebenden schmutzigen Krieg in Algerien nicht mehr befleckt werden. Auch an den vorausgegangenen Massakern an muslimischen Demonstranten in Sétif im nordalgerischen Department Constantine am 
8. Mai 1945 hatte er keinen Anteil. In jenen Tagen war Leclerc mit seinen Panzern zu Hitlers Domizil am Obersalzberg unterwegs. Dort angetroffene Angehörige der französischen SS-Division Charlemagne ließ er standrechtlich erschießen.57

Die Ereignisikone des 8. Mai 1945 ist topografisch doppelt besetzt: Durch die Stadt Reims, dem Krönungsort der heiligen französischen Könige, damals das vorgeschobene Hauptquartier der alliierten Streitkräfte in Europa, an dem die deutsche Kapitulation entgegen genommen worden war – und durch das zeitgleiche Geschehen in und um die in das postkoloniale Gedächtnis eingegangene nordalgerische Stadt Sétif. Dort wurden während tagelang andauernder, mancherorts über Wochen sich erstreckender sogenannter Strafaktionen Tausende und Abertausende muslimische Algerier von französischen Sicherheitskräften niedergemetzelt.58 Die sich einstellende Konstellation ist augenfällig: Reims liegt auf der kontinentalen, der horizontalen Ereignisachse; Sétif auf der vertikalen, der kolonialen. Im Gedächtnisraum der Geschichte begegnen sie sich zu ein- und demselben Zeitpunkt.59

1961, auf dem Höhepunkt des Algerienkrieges veröffentlicht Pierre Nora ein Buch mit dem Titel: Les Français d’Algérie.60 Bei dieser Schrift handelt es sich um eine scharfe Abrechnung eines Franzosen aus dem Mutterland mit den Algerienfranzosen – den colons, den pieds noirs. Nora war eine Zeit lang im nordalgerischen Oran als Lehrer tätig gewesen. Später machte er sich ­einen Namen als Schöpfer des historischen Konzepts der Erinnerungsorte, der ­lieux de mémoire.61 An Noras Werk ist auffällig, dass alle dort versammelten, die verschiedenen historischen Zeiten repräsentierenden Topoi sich allein auf das territoriale Frankreich, auf das Land des Hexagons beziehen. Das koloniale Frankreich ist dort nicht vertreten. Einträge zu Algier oder zu Sétif wird man vergebens suchen. So gesehen könnte Noras Konzept der lieux de mémoire durchaus auch als ein postkoloniales Vorhaben einer europäisch-kontinentalen Neuerfindung Frankreichs verstanden werden. Damit wäre es auch ein Projekt des Vergessens.


Als Pierre Noras Philippika über die Franzosen Algeriens 1961 erschienen war, erreichte ihn ein 54 Seiten langer, eng beschriebener Brief von Jaques Derrida. In diesem Brief erläutert letzterer seinem vormaligen Mitschüler am Pariser Lycée Louis-le-Grande seine Einwände.62

Derrida entstammte kleinbürgerlichen jüdisch-sephardischen Verhältnissen in Algier.63 Zwei Einschnitte prägten sein Leben. Zuerst die vom Vichy-Regime im Oktober 1940 verfügte Rücknahme der 1870 nach der Niederlage im französisch-preußischen Krieg erfolgten staatsbürgerlichen Gleichstellung der algerischen Juden durch das décretCrémieux;64dann der 1962 erfolgte Auszug der Algerienfranzosen und so auch seiner Familie aus Algier.65 Beides waren Vertreibungen: eine aus dem Status der Gleichheit, die andere aus einem der Familie seit Generationen vertrauten Ort. Derrida war für ein Verbleiben der Algerienfranzosen im Lande und für ein Zusammenleben mit den arabischen und berberischen Muslimen eingetreten. Seine Haltung in der algerischen Frage unterschied sich eigenen Bekundungen nach nicht wesentlich von der Albert Camus. Wie jener hüllte auch er sich während der Hochphase des Krieges in Schweigen; damals, als öffentlich nur zwei einander sich ausschließende Haltungen zur Debatte standen: entweder die Gründung eines arabisch-muslimischen Algerien, wie von der nationalistischen FLN erstrebt, oder die Wahrung eines französischen Algerien wie von den europäischen Ultras ersehnt.66

In dem Brief Derridas an Nora werden anhand der algerischen Frage die Konturen dessen erkennbar, was später die Philosophie Jacques Derridas auszeichnen wird: Die Aufhebung scharfer Unterscheidungen, die gleichsam kategoriale Geltung von différance – ein Wort, das den Maßgaben der gängigen Orthografie widerstrebt. Während Nora in seinem Buch von 1961 für einen klaren Schnitt des Mutterlandes von der Kolonie eintritt und in seinem späteren Konzept der lieux de mémoire das Frankreich der klaren Linien, das Frankreich des Hexagon neu erfindet, tendiert Derrida in seinem Denken dazu, scharfe, gar binäre Konstellationen, auch solche der Zugehörigkeit, aufzulösen, zu unterlaufen – die Modi der sogenannten Dekonstruktion. So fügt es sich, dass in jenen Tagen an denen Derrida sein ausführliches Schreiben zu Algerien an Nora richtet, er gerade dabei ist, seine große kritische Einleitung zu Husserls Ursprung der Geometrie fertigzustellen.67

Es dürfte nicht allzu weit hergeholt sein, in der algerischen Erfahrung – und dies analog zum eingangs zitierten Bild von Marc Bloch über den Laborcharakter des Krieges – ein epistemisches Arsenal zu erblicken. Nicht wenige Schulen der französischen Geistes- und Sozialwissenschaft gehen auf Personen zurück, die entweder selbst aus Algerien stammen oder sich dort länger aufgehalten hatten; so Louis Althusser, einer von Derridas philosophischen Mentoren oder der Ethnologe und Soziologe Pierre Bourdieu, dem Derrida sowohl in Algerien wie in Frankreich eng verbunden war; oder die Schriftstellerin und Theoretikerin des Schreibens Hélène Cixous.68 In der algerischen Konstellation finden sich Erfahrungen des Kontinentalen und des Kolonialen, der Gleichheit und der Ungleichheit, der Zugehörigkeit wie der Nichtzugehörigkeit in ungewöhnlicher Weise miteinander verfugt. Dies für eine global ausgreifende Gedächtnisgeschichte des Zweiten Weltkrieges bei Wahrung eines den Maßgaben der Unterscheidung folgenden Urteilsvermögens fruchtbar zu machen, ist eine sowohl ethische wie erkenntnistheoretische Herausforderung.


  1. 1Bei diesem Beitrag handelt es sich um die vom Autor gehaltene Rede anlässlich der Verleihung des Leipziger Wissenschaftspreises 2013. Darin wird erzählend das Profil des von ihm an der Hebräischen Universität zu Jerusalem bearbeiteten ERC-Projektes »Judging Histories. Experience, Representation, and Judgement of World War Two in an Age of Globalization« vorgestellt.
  2. 2Marc Bloch, Die Seltsame Niederlage: Frankreich 1940. Der Historiker als Zeuge, Frankfurt a. M. 1995.

  3. 3Jacques Engeli, Frankreich 1940. Wege in die Niederlage, Baden, Schweiz 2006; ­Ernest R. May, Strange Victory. Hitler’s Conquest of France, London 2000; Henry Rousso, Vichy: Frankreich unter deutscher Besatzung. 1940–1944, München 2009, S. 13–22.

  4. 4Der Titel sollte ursprünglich Témoinage 40 lauten, doch als das Manuskript publiziert werden konnte, war dieser Titel bereits vergeben, und zwar durch ein Buch von Albert Lebrun, dem letzten Präsidenten der Dritten Republik, vgl. Ulrich Raulff, Ein Historiker im 20. Jahrhundert: Marc Bloch, Frankfurt a. M. 1995, S. 37.

  5. 5Charles de Gaulle, Der Ruf. 1940–1942 (Memoiren, Bd. 1), Berlin/Frankfurt a. M. 1955. Zur defensiven Strategie der Befestigungsanlagen, Klaus-Jürgen Bremm, »Die Maginot-Linie 1930–1940«, in Militär & Geschichte 46 (2009), S. 20–25; Jean Doise und Maurice Vaïsse, Politique étrangère de la France. Diplomatie et outil militaire 1871–1991, Paris 
1992.

  6. 6Bloch, Seltsame Niederlage (Fn. 2), S. 82; Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), S. 46.
  7. 7Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), S. 75; Carole Fink, Marc Bloch. A Life in History, New York u. a. 1989, S. 73.

  8. 8Marc Bloch, »Réflexions d’un historien sur les fausses nouvelles de la guerre«, in ders., Mélanges historiques I, Paris 1963, S. 41–57, hier S. 55; Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), 
S. 81.

  9. 9Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), S. 179.
  10. 10Bloch, Seltsame Niederlage (Fn. 2), S. 57.

  11. 11Ebd., S. 81; Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), S. 43.
  12. 12Bloch, Seltsame Niederlage (Fn. 2), S. 11; ders., Apologie der Geschichte oder der ­Beruf des Historikers, München 1985, S. 142.

  13. 13Raulff, Marc Bloch (Fn. 4), S. 218 f.

  14. 14Fink, Marc Bloch (Fn. 7), S. 1.

  15. 15Bloch, Seltsame Niederlage (Fn. 2), S. 31.

  16. 16Eberhard Jäckel, Frankreich in Hitlers Europa. Die Deutsche Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1966, S. 37–42; William L. Shirer, Berliner Tagebuch, Leipzig/Weimar 1991, S. 395–400.
  17. 17James Waite, The End of the First Indochina War. A Global History, New York 2012; Jacques Dalloz, La guerre dʾIndochine. 1945–1954, Paris 1987, Mark N. Katz, »The Origins of the Vietnam War 1945–1948«, in The Review of Politics 42/2 (1980), S. 131–151; Douglas Little, »Cold War and Colonialism in Africa. The United States, France, and the Madagascar Revolt of 1947«, in The Pacific Historical Review 59/4 (1990), S. 527–552; Jacques Tronchon, L’insurrection malgache de 1947. Essai dʼinterprétation historique, Paris 1986; vgl. zu Nord­afrika: Martin Thomas, The French North African Crisis. Colonial Breakdown and Anglo-French Relations, 1945–1962, London / New York 2000; Hartmut Elsenhans, Frankreichs ­Algerienkrieg 1954–1962. Entkolonialisierungsversuch einer kapitalistischen Metropole. Zum Zusammenbruch der Kolonialreiche, München 1973.

  18. 18In dem Waffenstillstandsvertrag heißt es, dass »die französische Regierung […] Frankreich sowie in den französischen Besitzungen, Kolonien […] die Einstellung des Kampfes gegen das Deutsche Reich [veranlasst]«, und im Bezug auf die Demobilisierung der Flotte, dass »jener Teil [ausgenommen]« sei, »der für die Wahrung der französischen Interessen in ihrem Kolonialreich der französischen Regierung freigegeben wird«. Vgl. »Deutsch-französischer Waffenstillstandsvertrag vom 22. Juni 1940«, in Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht 10 (1940), S. 852–860. Die in Wiesbaden stationierte deutsch-französische Waffenstillstandskommission (Artikel 22 des Waffenstillstandsvertrages) tagte von 1940–1944. Mittels dieses Instruments hatte das Deutsche Reich einen indirekten ökonomischen Zugriff auf die französischen Kolonien.

  19. 19Heinz Gollwitzer, Geschichte des weltpolitischen Denkens. Bd. 2. Zeitalter des Imperialismus und die Weltkriege, Göttingen 1982, S. 199.

  20. 20Eric T. Jennings, Vichy in the Tropics: Petain’s National Revolution in Madagascar, Guadeloupe, and Indochina, 1940–1944, Stanford 2001, S. 9–14.

  21. 21Ruth Ginio, »Vichy Rule in French West Africa. Prelude to Decolonization?«, in French Colonial History 4 (2003), S. 205–226.
  22. 22Stephen Roskill, Naval Policy Between the Wars. II: The Period of Reluctant Rearmament, 1930–1939, London 1976, S. 284–321, bes. S. 306.

  23. 23John E. Dreifort, »Japan’s Advance into Indochina, 1940. The French Response«, in Journal for Southeast Asian Studies 13/2 (1982), S. 279–295, hier S. 279.

  24. 24Peter Herde, Pearl Harbor, 7. Dezember 1941. Der Ausbruch des Krieges zwischen Japan und den Vereinigten Staaten und die Ausweitung des europäischen Krieges zum Zweiten Weltkrieg, Darmstadt 1980, S. 1–19.
  25. 25Jean E. Abshire, »Fortress Singapore to Syonan-to: World War II«, in ders., The History of Singapore, Santa Barbara, Calif. 2011, S. 83–108; Nicholas Tarling, »The British and the First Japanese Move into Indo-China«, in Journal of Southeast Asian Studies 21/1 (1990), S. 35–65, hier S. 36.
  26. 26Shachi Chakravarty, Quit India Movement. A Study, New Dehli 2002; Peter Ward Fay, The Forgotten Army. India’s Armed Struggle for Independence, Michigan 1995, S. 113–135; Vivekananda Shukla, Rebellion of 1942. Quit India Movement, New Dehli 1989; Francis G. Hutchins, Indias Revolution. Gandhi and the Quit India Movement, Cambridge, Mass. 1973.

  27. 27Madhusree Mukerjee, Churchillʼs Secret War. The British Empire and the Ravaging of India during World War II, New York 2010, S. 114 f.
  28. 28Zur Person Subhas Chandra Bose vgl. Jan Kuhlmann, Subhas Chandra Bose und die Indienpolitik der Achsenmächte, Berlin 2002; Johannes H. Voigt, Indien im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1982.

  29. 29Kuhlmann, Bose (Fn. 28), S. 345 f.

  30. 30Niall Barr, Pendulum of War. Three Battles at El Alamein, London 2005; David French, Raising Churchill’s Army. The British Army and the War against Germany 1919–1945, Oxford 2000, S. 212–240; Yoav Gelber, Masada. Die Verteidigung Palästinas im Zweiten Weltkrieg [hebr.], Ramat Gan 1990; Yehuda Bauer, From Diplomacy to Resistance. A History of Jewish Palestine, 1939–1945, Philadelphia 1970, S. 178–223.

  31. 31David Killingray, »Imperial Defence«, in Roger Louis (Hg.), The Oxford History of the British Empire, Bd. 5: Historiography, Oxford 2001, S. 342–353.

  32. 32Tim Moreman, »From the Dessert Sands to the Burmanese Jungle: the Indian Army and the Lessons of North Africa, September 1939 – November 1942«, in Kaushik Roy (Hg.), The Indian Army in the Two World Wars, Leiden 2012, S. 223–254, hier S. 243.
  33. 33Jana Forsmann:Testfall für die »Großen Drei«. Die Besetzung Irans durch Briten, Sowjets und Amerikaner 1941–1946, Köln 2009, S. 1.

  34. 34Joseph Bykofsky und Harold Larson, »The Persian Corridor«, in dies., The Transportation Corps: Operation Overseas, Washington D. C. 1990, S. 375–424; Richard M. Leighton und Robert W. Coakley, »The Long Road to Russia«, in dies., The Global Logistics and Strategy, 1940–1943, Washington D. C. 1995, S. 551–597; T. H. Vail Motter, The Persian Corridor and Aid to Russia, Washington D. C. 1952; George C. Herring, Aid to Russia, 1941–1946. Strategy, Diplomacy and the Origins of the Cold War, New York / London 1973.

  35. 35Homa Katouzian, Musaddiqq and the Struggle for Power in Iran, London 1999; Sepehr Zabih, The Mosssadegh Era, Chicago 1982.

  36. 36Mostafa Elm, Oil, Power, and Principle. Iran’s Oil Nationalization and Its Aftermath, New York 1994.

  37. 37Harijan, 26. November 1938, in The Collected Works of Mahatma Gandhi, Bd. 74, S. 240, Delhi 1974; V. V. Ramana Murti, »Buber’s Dialogue and Gandhi’s Satyagraha«, in Journal of the History of Ideas 29/4 (1968), S. 605–613.

  38. 38Jonathan K. Crane, »Faltering Dialogue? Religious Rethoric of Mohandas Gandhi and Martin Buber«, inAnasakti Darshan, 3/1 (2007), S. 34–52, hier S. 36.

  39. 39Murti, Buber’s Dialogue and Gandhi’s Satyagraha (Fn. 37), S. 606.

  40. 40Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers, Nazi Palestine. The Plans for the Extermination of the Jews in Palestine, New York 2010, S. 140–166; Yoav Gelber, »The Defense of Palestine in World War II«, in Studies in Zionism 8/1 (1987), S. 51–81; Łukasz Hirszowicz, The Third Reich and the Arab East, London 1966, S. 64–65.

  41. 41Steven Morewood, The British Defence of Egypt, 1935–1940. Conflict and Crisis in the Eastern Mediterranean, London / New York 2005.

  42. 42Killingray, Imperial Defence (Fn. 31).

  43. 43Steven Bowman, The Agony of Greek Jews. 1940–1945, Stanford 2009, S. 75–77; Mark Angel, The Jews of Rhodes. The History of a Sephardic Community, New York 1978.

  44. 44Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers, »›Beseitigung der jüdisch-nationalen Heimstätte in Palästina‹. Das Einsatzkommando bei der Panzerarmee Afrika 1942«, in Jürgen Matthäus und Klaus-Michael Mallmann (Hg.), Deutsche, Juden, Völkermord. Der Holocaust als Geschichte und Gegenwart, Darmstadt 2006, S. 153–176, hier S. 176.
  45. 45Paul Mendes-Flohr (Hg.), A Land of Two Peoples. Martin Buber on Jews and ­Arabs, Chicago 1983, S. 113–126.

  46. 46M. Mufakharul Islam, »The Great Bengal Famine and the Question of FAD«, in: Modern Asian Studies, 41/2 (2007), S. 421–440; Paul R. Greenough, Prosperity and Misery in Modern Bengal. The Famine of 1943–44, New York 1982.

  47. 47Amartya Sen, »The Great Bengal Famine«, in dies., Poverty and Famines. An Essay on Entitlement and Deprivation, Oxford 2007, S. 52–85.

  48. 48Kevin Smith, Conflict over Convoys. Anglo-American Logistics Diplomacy in the Second World War, Cambridge / New York 2002, S. 33.

  49. 49Mukerjee, Churchill’s Secret War (Fn. 27), S. 131–145.
  50. 50Haviv Knaaan, Zweihundert Tage Furcht. Palästina angesichts von Rommels Vormarsch [hebr.], Tel Aviv 1974.

  51. 51Anna Holian, Between National Socialism and Soviet Communism. Displaced Persons in Postwar Germany, Michigan 2011.

  52. 52Wolfgang Jacobmeyer, »Jüdische Überlebende als Displaced Persons«, in Geschichte und Gesellschaft 9/3 (1983), S. 421–452; Angelika Königseder und Juliane Wetzel, Lebensmut im Wartesaal. Die jüdischen DPs im Nachkriegsdeutschland, Frankfurt a. M. 1994; Susanne Dietrich und Julia Schulze Wessel, Zwischen Selbstorganisation und Stigmatisierung. Die Lebenswirklichkeit jüdischer Displaced Persons und die neue Gestalt des Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft, Stuttgart 1998; Atina Grossmann, Jews, Germans, and Alliies: Close Encounters in Occupied Germany, Princeton 2009.
  53. 53Dan Michman, »Beitrag zur Klärung des Begriffs ›Rettung während des Holocaust‹« [hebr.], in Yalkut Moreshet 28 (1979), S. 55–76.
  54. 54Alexander Etkind, Remembering Katyn. Memory Wars in Eastern Europe, Cambridge 2012; Franz Kadell, Katyn. Das zweifache Trauma der Polen, München 2011; Martin Schaubs, Streitfall Katyn. Die Wahrnehmung des Massakers in der sowjetrussischen, polnischen und westdeutschen Öffentlichkeit 1980–2000, Marburg 2008; George Sanford, Katyn and the Soviet Massacre of 1940. Truth, Justice and Memory, London / New York 2005.

  55. 55Hans-Jürgen Bömelburg, Der Warschauer Aufstand 1944. Ereignis und Wahrnehmung in Polen und Deutschland, Paderborn u. a. 2011; Włodzimierz Borodziej, Der Warschauer Aufstand 1944, Frankfurt a. M. 2001; Jan M. Ciechanowski, The Warsaw Rising of 1944, Cambridge 1974; Norman Davies, Aufstand der Verlorenen. Der Kampf um Warschau 1944, München 2004.

  56. 56Christine Levisse-Touzé, Philippe Leclerc de Hauteclocque, 1902–1947. La légende d’un héros, Paris 2002.

  57. 57Jonathan Trigg, Hitler’s Gauls. The History of the 33rd Waffen Division Charlemagne, Stroud 2009, S. 161.
  58. 58Martin Thomas, »Colonial violence in Algeria and the distorted logic of state retribution. The Sétif uprising of 1945«, in The Journal of Military History, 75 (2011), S. 125–159; Jean-Charles Jauffret, »The origins of the Algerian War: The reaction of France and its army to the two emergencies of 8 May 1945 and 1 November 1954«, in The Journal of Imperial and Commonwealth History, 21/3 (1993), S. 17–29; Benjamin Stora, Histoire de l’Algérie colonial. 1830–1954, Paris 2004, S. 85–86.

  59. 59Dan Diner, Gegenläufige Gedächtnisse. Zur Geltung und Wirkung des Holocaust, Göttingen 2007.
  60. 60Pierre Nora, Les Français d’Algérie, Paris 1961.

  61. 61Pierre Nora, Le lieux de mémoire, 7 Bde., Paris 1984–1992.

  62. 62Jaqcues Derrida und Pierre Nora, Les Français dʾAlgérie. Précédé de »Cinquante ans après« et suivie d’un document inédit de Jacques Derrida, »Mon cher Nora«, Paris 2012; vgl. dazu Benoît Peeters, Jacques Derrida. Eine Biographie, Berlin 2013, S. 170.
  63. 63Michel Abitbol, Les Juifs d’Afrique du Nord sous Vichy, Paris 1983; Abitbol, Von Crémieux bis Pétain – Antisemitismus und Kolonialismus in Algerien [hebr.], Jerusalem 1993.

  64. 64Peeters, Derrida (Fn. 62), S. 25

  65. 65Ebd., S. 179.

  66. 66Ebd., S. 173 f.
  67. 67Peeters, Derrida, (Fn. 62), S. 170–174; Jacques Derrida, Husserls Weg in die Geschichte am Leitfaden der Geometrie. Ein Kommentar zur Beilage III der ›Krisis‹, München 1987, S. 204–232.
  68. 68Peeters, Derrida (Fn. 62), S. 12 f.
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Heft 14 (2015)
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