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Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy. 
Neuerscheinungen

Elias MWV A 25, Frühfassungen. Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie VI, Band 11 A

Herausgegeben von Christian Martin Schmidt, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig/Paris 2012, LXIII + 464 Seiten, 11 Abbildungen, Festeinband

Die Frühfassungen des Oratoriums Elias MWV A 25, die im vorliegenden drit­ten des auf fünf Bände angelegten Elias-Projekts der Leipziger Mendelssohn-Ausgabe erscheinen, entstanden in inhaltlichem und chronologischem Zusammenhang mit der Uraufführung des Werkes, die am 26. August 1846 in Birmingham stattfand. Sie bilden qualitativ und quantitativ einen der Endfassung vorgeordneten Fundus an definitiv ausgearbeiteten Versionen der Sätze, der mit kaum einem anderen Werk Mendelssohns vergleichbar ist und der als exemplarisch für dessen kompositorische Praxis gelten darf, seine Werke durch fortwährende Revision zu perfektionieren.

Qualitativ und von der Rezeptionsgeschichte her betrachtet gilt das Konzert in Birmingham zu Recht als Uraufführung des Werkes im emphatischen Sinne: Hier wurde der Grundstein für den überwältigenden und dauerhaften Erfolg des Oratoriums gelegt, welcher das rasch erwachende europaweite Interesse an weiteren Aufführungen begründete und zumal in England dazu führte, dass Mendelssohns Werk gleichrangig zu Händels Messias als Musterbeispiel der Gattung angesehen wurde.

Die besondere Wertschätzung der in Birmingham erklungenen Fassung des Werkes hatte indessen auch zur Konsequenz, dass man den historischen Dokumenten zu dieser Version in England besondere archivalische Sorgfalt angedeihen ließ und der quantitative Bestand an Quellen, wenn nicht lückenlos, so doch in bemerkenswert großem Umfang überliefert ist. Diese Quellen lassen erkennen, mit welch intensiver Anstrengung Mendelssohn bemüht war, das Werk im Großen wie im Detail bis kurz vor der Aufführung zu optimieren: Er lieferte den Musikern in England nicht nur eine definitive Vorlage, sondern änderte diese buchstäblich bis zur letzten Minute durch Überarbeitung, Sub­stitution oder Hinzufügung einzelner Passagen oder ganzer Sätze.

So bieten die Frühfassungen des Elias im Verhältnis untereinander und mehr noch in Relation zur definitiven Fassung des Oratoriums eine optimale Chance sowohl zur Erkenntnis des Kompositionsprozesses bei Mendelssohn als auch zur fundierten inhaltlichen Interpretation seiner ästhetischen und geistesgeschichtlichen Intentionen.

Festmusik (»Dürer-Festmusik«) MWV D 1. Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie VII, Band 1

Herausgegeben von Annette Thein und Birgit Müller, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig/Paris 2012, XXXI + 271 Seiten, 10 Abbildungen, Fest­einband

Felix Mendelssohn Bartholdys Festmusik MWV D 1, komponiert im Jahr 1828 anlässlich der Säkularfeier zum 300. Todestag von Albrecht Dürer, steht am Beginn einer Reihe zweckgebundener Auftragswerke, die im Schaffen des Komponisten eine eher untergeordnete Rolle spielen. In der Musikgeschichtsschreibung hat sie daher bislang wenig Aufmerksamkeit gefunden, auch weil es an Kenntnis des lange Zeit nicht publizierten Werkes mangelte. Trotz einer im Jahr 1995 entstandenen amerikanischen Dissertationsschrift, die im Anhang einen Abdruck der Festmusik bietet, präsentiert der hier vorgelegte Band Mendelssohns Werk erstmals als historisch-kritische Edition. Mendelssohns erster Kompositionsauftrag kam von der Preußischen Akademie der Künste, die gemeinsam mit dem Berlinischen Künstler-Verein und der Berliner Singakademie das Dürerfest ausrichtete. In zeitlicher Enge und auf Vorlage einer schwachen, überlangen Textdichtung des Akademieprofessors Konrad Leve­zow (1770–1835) entstand eine 15 Nummern umfassende und etwa einstündige großbesetzte Komposition für Solostimmen, Chor und Orchester in der Gestalt einer weltlichen Kantate. Es ist das erste Werk des jungen Mendelssohn in diesem Gattungsbereich, wobei er sich stilistisch noch stark an den Vorbildern Bach, Händel, Beethoven und Mozart orientierte. Nach der Uraufführung am 18. April 1828 wurde die Festmusik zu Lebzeiten Mendelssohns – 
auch aufgrund ihrer Zweckbestimmung – nicht mehr aufgeführt und war vom Komponisten zu keinem Zeitpunkt für eine Drucklegung vorgesehen. Demzufolge finden sich in der einzigen überlieferten musikalischen Quelle, dem Kompositionsautograph, so gut wie keine Spuren einer späteren Überarbeitung. Die Korrekturen sind dem unmittelbaren Entstehungsprozess zuzuordnen; Fassungen existieren nicht. Die wenigen Eintragungen mit Bleistift von Mendelssohns Lehrer Carl Friedrich Zelter entstanden im Zuge einer geplanten, aber nicht durchgeführten zweiten Aufführung der Festmusik im Mai 1828. So kam es auch zu dem Vermerk über einem Rezitativ und einer Arie, die ohne Nummerierung später in das Autograph eingelegt wurden und worin die Solo-Sopran-Stimme der Arie nicht vollständig ausnotiert erscheint. Der Eintrag Zelters lässt eine alternative Ausführung der Sätze anstelle der Nummern 12 und 13 (Bass-Rezitativ und Arie) zu. In der vorliegenden Ausgabe werden die betreffenden Sätze, auch wegen des zum Teil fragmentarischen Charakters, als Anhang ediert. Eine detaillierte Gegenüberstellung der handschriftlichen und gedruckten Textquellen mit dem Autograph bietet der »Textvergleich« und erlaubt damit Einblicke in den Kompositionsverlauf, zu dem ansonsten wenig gesagt werden kann, da etwa ab der Fertigstellung der ersten Nummer bis zur Aufführung der Festmusik nichts Weiterführendes in Briefen oder Schriftstücken dokumentiert worden ist. Auch zum gesamten Entstehungshintergrund der Festmusik ist bisher wenig bekannt gewesen. Von besonderem dokumentarischen Wert für die Edition sind daher einige Schriftstücke, die im Archiv der Akademie der Künste in Berlin und im Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin gefunden und erstmals ausgewertet werden konnten, darunter die Schreibkalender von Johann Gottfried Schadow.

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Heft 9 (2012)
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ISSN:
1867-7061

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