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Editorial


In der 20. Ausgabe des Akademie-Journals Denkströme widmen wir uns auf besondere Weise dem vor 10 Jahren formulierten und seitdem stetig verfolgten Anliegen, einen transdisziplinären Dialog zu schaffen – über die Grenzen der einzelnen Fachwissenschaften hinaus Einblick zu geben in laufende Forschung und einen lebendigen und offenen Diskurs zu gesellschafts- und wissenschaftspolitisch relevanten Themen anzuregen. Dem Grundgedanken unserer Akademie folgend, treffen in diesem Heft Technik- und Natur- auf Geisteswissenschaften, das Resümee der Ministerin auf die Erfahrungen von Nachwuchsforschern; inhaltlich gesprochen: Machbarkeitsfragen zur Energiewende auf Lösungsvorschläge, Goethes handschriftlich verfasste Tagebücher, Briefe und Notizen auf die Möglichkeiten und Risiken der Digital Humanities, Traditionen jüdischen Wissens auf einen modernen und dabei oft überraschenden Zugang, grundlegende Intentionen des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes auf die Realität höchst unsicherer und meist institutionell zum Scheitern vorverurteilter Karrierewege junger Wissenschaftler.


Die Ministerin für Wissenschaft und Kunst des Freistaates Sachsen, Eva-Maria Stange, schreibt im Diskussionsteil dieses Heftes gemeinsam mit Dorit Gang über das Problem prekärer Beschäftigung und fehlender Karrierechancen in der Wissenschaft, zumal eine Professur als einzige Chance zur dauerhaften Anstellung für die meisten Nachwuchswissenschaftler unerreichbar ist, sodass nach langer, mühevoller und gering bezahlter Qualifikationsphase oft das abrupte Aus bevorsteht. Auch wenn in der jüngsten Vergangenheit et­liche Maßnahmen ergriffen wurden, um die Arbeitsbedingungen in Wissenschaft und Forschung zu verbessern und verlässlichere Karriereperspekti
ven zu schaffen, zeigen die anschließenden Erfahrungsberichte von Ivonne Bazwinsky-Wutschke, Regine Ortlepp und Tilmann Leisegang – Mitglieder des Jungen Forums unserer Akademie – dass es auch weiterhin noch enormen Veränderungsbedarf gibt.


Zu den dringlichen gesellschaftspolitischen Aufgaben unserer Zeit gehört auch das Thema »Energiewende«. Nicht immer wird die Diskussion in der gebotenen Sachlichkeit geführt, bisweilen wird sie einerseits dominiert von Akteuren, die eigene politische oder wirtschaftliche Interessen verfolgen, bisweilen schweigen andererseits diejenigen, deren Position das allgemeine Meinungsbild um wichtige Facetten ergänzen würde, führt Gerd Uhlmann in die hier veröffentlichten Beiträge ein. Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und die Technische Universität Dresden haben daher eine gemeinsame Vortragsreihe zu Energiefragen im 21. Jahrhundert ins Leben gerufen, in der fernab von Lobbyismus und Meinungsmache ausschließlich die Stimmen renommierter Wissenschaftler gehört werden. Mit einer Publikation aus­gewählter Beiträge in diesem und weiteren Heften der Denkströme soll der Diskurs auch über die einzelnen Vorträge hinaus verstetigt werden. Nach einem Beitrag von Wolfgang Straßburg zu grundsätzlichen Machbarkeitsfragen und einer Mahnung vor drohender Kostenexplosion stellen André Thess und Martin Bertau jeweils innovative Lösungsansätze vor, die dazu beitragen könnten, das gravierende Problem der Energiespeicherung umweltverträglich zu lösen. 


Was können und was sollten Digital Humanities leisten und welche Gefahren lauern auf dem Weg in die digitale Forschungsumgebung, diesen Fragen gehen Margrit Glaser, Claudia Häfner, Yvonne Pietsch, Bastian Röther und Anja Stehfest in ihrem Beitrag zu einem großangelegten Kooperationsprojekt nach – den PROPYLÄEN, einer Forschungsplattform zu Goethes Biographica. Die Aufgabe, in einer digitalen Umgebung mehrere unterschiedliche Editionen zusammenzuführen, Abfrageinteressen von Laien und Fachwissenschaftlern gleichermaßen Genüge zu leisten und die Flut an Materialien und nötigen Kommentaren zu einem kohärenten, digitalen Wissens-Universum zu ordnen, ist immens. 


Mit der siebenbändigen Enzyklopädie jüdischer Geschichte und Kultur (EJGK) ist 2017 ein anderes Wissens-Universum, ein »Kosmos jüdischer Existenzerfahrung« fertig gestellt worden. Als »kanonisches Vorhaben postkanonischen Charakters« verlässt sich die EJGK nicht auf das tradierte kaleidoskopische Prinzip der alphabetischen Aufsplitterung in gängige Begriffe oder Personennamen, sondern setzt auf das Konzept der Erinnerungsorte und der damit verbundenen Text- und Denkfiguren, wie der Herausgeber Dan Diner in seinem Beitrag herausarbeitet. Im Nachgang zu einem Kolloquium anlässlich der Fertigstellung der EJGK sind die Beiträge von Michael Stolleis, Yfaat Weiss und Karl Schlögel entstanden, die einige Leseeinblicke geben – ein verblüffendes wie sinnfälliges Rätselspiel –, was konsequenterweise zu der generellen Frage nach möglichen Bauformen historischer Erzählung führt.


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Heft 20 (2018)
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1867-7061

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