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Die Edition der Spenerbriefe


Besonderheiten seit der »Dresdner Zeit« und Einblicke in die 
praktische Arbeit


Die Edition der Briefe Philipp Jakob Speners wird, wie im Beitrag von Udo Sträter dargestellt ist, in drei Teilen vorgenommen. Diese orientieren sich an den drei Wirkungsorten Speners. Während die ›Berliner Zeit‹ (1691–1705) den Schwerpunkt für das Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig bildet, waren große Teile der ›Frankfurter Zeit‹ (1666–1686) und ›Dresdner Zeit‹ (1686–1691) Gegenstand früherer Projektphasen. Die bereits erzielten Arbeitsergebnisse in diesen Teilbereichen bieten einen guten Einblick in den besonderen Charakter und die Bedeutung des Spenerschen Briefwechsels. Der folgende Beitrag soll daher am Beispiel der bislang bearbeiteten 
490 ›Dresdner Briefe‹, die Spener vom Sommer 1686 bis Ende 1689 in der sächsischen Metropole geschrieben hat und die bis in unsere Zeit überliefert wurden, die kirchen-, theologie- und sozialgeschichtliche Bedeutung des ­Spener-Briefwechsels – insbesondere aus dem Blickwinkel der Dresdner ­Periode – beleuchten sowie Umfang und Struktur der Editionsarbeit näher vorstellen. Einführend wird zunächst die biographische Situation Speners, der in seiner Dresdner Zeit als Oberhofprediger des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. wirkte, skizziert.


1. Spener als Oberhofprediger des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III.


Während seiner 20-jährigen Wirksamkeit als Senior des lutherischen Predigerministeriums in der freien Reichsstadt Frankfurt a. M. wurde Philipp ­Jakob Speners (1635–1705) Korrespondenz immer umfangreicher. Dies lässt sich leicht an der Edition seiner Briefe erkennen. Auch wenn zu berücksichtigen ist, dass der überlieferte Bestand der Korrespondenz längst nicht mit dem wirk­lichen deckungsgleich ist, so fällt auf, dass der erste Band die Zeit von 1666 bis 1674 umfasst und 213 Briefe beinhaltet,1 während die Bände 2, 3 und 4 
jeweils die Briefe von nur zwei Jahren mit insgesamt 597 Stücken edieren.2 Für das Jahr 1681 schließlich wurde ein einziger Band benötigt, der 158 Briefe vorlegt.3 Dieses Anschwellen der Korrespondenz hatte u. a. die Ursache darin, dass Spener durch bedeutende Veröffentlichungen hervorgetreten war. An dieser Stelle können nur drei genannt werden. Die erste trägt den Titel »Pia Desideria oder Hertzliches Verlangen zur Besserung der evangelischen Kirche«4 (im Jahr 1675 als Vorrede verfasst), die in der Kirchengeschichtsschreibung meist als »Programmschrift des Pietismus« qualifiziert wird. Die Schrift über »Das Geistliche Priestertum«5 (1677) bietet eine Art Fortsetzung der durch die »Pia Desideria« eröffneten Diskussion um eine Erneuerung der Kirche. Nicht zuletzt ist auf das voluminöse Werk »Evangelische Glaubensgerechtigkeit« 
(1682)6 hinzuweisen, das in Auseinandersetzung mit der katholischen Theologie die evangelisch-lutherische Rechtfertigungslehre ausführlich darstellt und das im ganzen evangelischen Europa, u. a. von den sächsischen Theologen, mit Interesse wahrgenommen und positiv aufgenommen wurde.7 Der sächsische Kurfürst Johann Georg III. hatte Spener schon viele Jahre vorher getroffen. Als er sich bei dem Rheinfeldzug im Jahr 1673 krank in Frankfurt aufhielt,8 ließ er Spener an sein Krankenbett holen und sich von ihm das Abendmahl reichen. Dabei muss er einen sehr guten Eindruck von dem Frankfurter Senior gewonnen haben.9 Als im Jahr 1684 die Dresdner Oberhofpredigerstelle neu zu besetzen war, wurde Spener auf die Berufungsliste gesetzt.10 Dieser zögerte zu diesem Zeitpunkt noch, sich auf den Wechsel nach Sachsen einzulassen.11 
Nur zwei Jahre danach war die Stelle erneut zu besetzen. Diesmal hatte der Ruf aus Sachsen mehr Erfolg. Im Sommer 1686 trat Spener seine neue Stelle als Oberhofprediger in Dresden an.12

Einer der ersten Briefe, die er in der sächsischen Residenz schrieb, richtete sich an seinen neuen Dienstherrn, den Kurfürsten. In ihm bat er um Porto­freiheit:


Nach deme auff Göttlichen durch E[ure] Churf[ürstliche] D[u]r[ch]l[auch]t an mich geschehenen gnädigsten beruff und befehl das auffgetragene amt gehorsam angetreten habe und nun die arbeit angreiffen solle, sehe ich vor mir, daß nicht allein meine ohne das bißher gepflogene zimlich weitläufftige correspondenz, so viel ohne versäumnus des amtes geschehen kan, fortgesetzt wird werden müßen, sondern das von E. Churf. Durchl. gnädigst anbefohlene eine erweiterung derselben verursachen oder doch veranlaßen wird.13

Obwohl er wenig später in diesem Schreiben nachdrücklich darauf hinweist, dass er in seiner Frankfurter Zeit durch den kaiserlichen Generalpostmeister von Thurn und Taxis die Portofreiheit erhalten hatte – gewissermaßen um dem sächsischen Kurfürsten die Entscheidung schmackhaft zu machen –, wurde sie ihm nicht gewährt.


Aufschlussreich ist Speners Argumentation bei dieser Bitte. Wenn es nämlich lediglich um die Korrespondenz mit christlichen Freunden gegangen wäre, »so sich mit mir zu gemeiner erbauung schrifftlich zu besprechen pflegen«,14 so wäre der Antrag doch reichlich vermessen gewesen, auch wenn es sich bei solch einer erbaulichen Korrespondenz nicht um ein rein privates Vergnügen handelte, sondern der sächsische Kurfürst als Vorsitzender des corpus evangelicorum »zu gemeiner erbauung«, d. h. zum Wohlwesen der gesamten evange­lischen Kirche, eine besondere Verantwortung wahrzunehmen hatte. Spener legt freilich argumentativ nach. Seine Korrespondenz könne


theils auch dazu dienen, daß ich zu underschiedlichen stücken meines amts auß solcher correspondenz zuweilen einige nachricht erlange […].15

Um welche Arten von Nachrichten es sich hierbei handelt, lässt Spener offen. Auf Grund der Aufzählung verschiedener Argumente kann hier jedoch nicht nur das Allgemeinwohl der Kirche, also das kirchenpolitische Feld, gemeint sein. Es ist nicht auszuschließen, dass Spener auch politische Nachrichten im Blick hat, die – freilich auf niedrigerem Niveau als das diplomatische Kommunikationsnetz des Kurfürsten – unter Umständen von Nutzen sein konnten. Mehr als eine Vermutung lässt sich hier jedoch nicht anstellen. Allerdings gibt Spener noch einen weiteren Hinweis darauf, in welcher Weise sein Korrespondenznetz auch für den sächsischen Herrscher interessant sein könnte: 


[…] daß underschiedliches solcher meiner correspondenz das bonum literarium in studiis historicis et cognatis zum zweck habe.16

Speners genealogische und heraldische Studien und umfangreichen Werke, die für alle Fürstenhäuser bedeutsam waren, waren auch in Sachsen wohlbekannt, nicht zuletzt deswegen, weil seine heraldische Schrift »Historia insignium ­illustrium seu operis heraldici. Pars specialis« Johann Georg III. von Sachsen, damals noch Kurprinz, gewidmet war.17

Die Bitte um Portobefreiung war durchaus berechtigt und kann durch Zahlen unterfüttert werden. Als zur Jahreswende 1688/89, also nach zweieinhalbjähriger Wirksamkeit Speners in Dresden, der damals 25-jährige Magister August Hermann Francke den dortigen Oberhofprediger aufsuchte, ließ dieser wissen, er habe im zurückliegenden Jahr, also im Jahr 1688, 622 Briefe geschrieben. In der Ablage lägen noch weitere mehr als 300 Briefe, die zu beantworten seien.18 Immerhin liegen von den 622 Briefen dieses Jahres noch 145 Briefe vollständig oder in Ausschnitten vor, die inzwischen in dem Band »Dresdner Briefe, Bd. 2« ediert wurden.19 Wie viele Briefe Speners insgesamt bis heute überliefert sind, lässt sich momentan noch nicht exakt bestimmen. Derzeit liegt die Schätzung bei ca. 3500 Stücken, d. h. über seine Frankfurter, Dresdner und Berliner Wirksamkeit verteilt pro Jahr im Schnitt knapp 100 Briefe.


2. Die Bedeutung der Spenerbriefe für die sozialgeschicht­liche Fragestellung und die Erforschung der »frühen Aufklärung«


Bevor die Provenienz und Überlieferung dieser Briefe näher beschrieben werden sollen, ist es gut, noch etwas über die Korrespondentengruppen zu sagen, die die Schnittstellenbedeutung dieses epistolographischen Werks verdeut­lichen und die – weit über das Quantitative hinausgehend – die Qualität des Briefwechsels für die Frühneuzeitforschung erkennen lassen.20 Einerseits wird daran sichtbar, wie vernetzt der frühe Pietismus – wenigstens in der Person seines sogenannten »Vaters« – in der gesamtgesellschaftlichen Diskussionslage war (der Brief um Portofreiheit hat dies schon skizziert); andererseits bietet der Briefwechsel weit über kirchen-, theologie- und frömmigkeitsgeschichtliche oder politische Fragestellungen hinaus eine noch auszuschöpfende Quelle für sozialgeschichtliche und mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen.


Dies lässt sich in besonderer Weise an der Korrespondenz Speners aus seiner Zeit als Dresdner Oberhofprediger und Propst in Berlin erkennen. Bislang, also in seiner Frankfurter Zeit, pflegten vor allem Gelehrte – Theologen, Juristen, Historiker –, führende Geistliche und Angehörige des Adels die Korrespondenz mit Spener. Der eingangs zitierte Brief weist sogleich auf eine nunmehr neue Gruppe hin, nämlich die Pfarrerschaft in Sachsen, mit der Spener als Mitglied des obersten geistlichen Gremiums, nämlich des Dresdner Oberkonsistoriums, zu korrespondieren hatte. Hinzu kommt jetzt eine Reihe von Adressaten aus niederen sozialen Schichten, die mit dem Dresdner Oberhofprediger im Briefkontakt standen. Dies ergibt sich aus der neuen Lebens­situation. Konnte er, solange er in Frankfurt wirkte, mit solchen Menschen, die mit ihm durch die pietistische Frömmigkeit verbunden waren, mündlich in Kontakt treten, so musste dies jetzt von Dresden aus schriftlich geschehen. Nun erst wird das durch alle Gesellschaftsschichten hindurchgehende enge Kommunikationsnetz des frühen Pietismus zum ersten Mal richtig greif-
bar.


Die beste Quelle, die hier zur Verfügung steht, ist ein Konvolut von 81, meist recht langen Briefen an die Frankfurter Arztwitwe Anna Elisabeth Kißner (1652–1730),21 mit der Spener von Dresden und Berlin aus korrespondierte. Leider liegt uns nur eine Abschrift der Briefe Speners im Archiv der Franckeschen Stiftungen vor,22 während diejenigen seiner Briefpartnerin fehlen. In Auszügen wurden diese Briefe schon einmal in den 1930er Jahren ediert.23 Bezeichnenderweise konzentrierte sich der damalige Herausgeber August Nebe dabei nur auf die ihm relevant erscheinenden kirchenhistorischen und theologiegeschicht­lichen Zusammenhänge. Sozialgeschichtliche Fragestellungen lagen ihm relativ fern, so dass nahezu alle Grußlisten und Erwähnungen unbekannter Namen wegfielen. Die nunmehrige Edition des gesamten Textes fördert zahlreiche Namen von Personen zutage, mit denen Spener entweder selbst korrespondierte oder die er immer wieder grüßen lässt. Noch im Jahr 1702 stellt er eine Liste von knapp 50 Personen zusammen, über deren Ergehen und Verbleib er sich bei Anna Elisabeth Kißner erkundigt.24 So hilfreich diese Namen für sozial­geschichtliche Fragestellungen sind, so schwer ist es gelegentlich, diese Personen zu identifizieren. Dies lässt sich leicht ermessen – z. B. wenn Spener »Anna Kunigund, die Seilerin« oder »den Bäcker Arnold« oder »des S[eligen] Meisters Carl Kinder« grüßen lässt. Die Möglichkeit eines Erfolgs zur Identifizierung steigt mit der Häufigkeit der Erwähnung solcher Personen an unterschiedlichen Stellen im Verlauf des Briefwechsels, weil sich dann manche Angaben ergänzend zusammentragen lassen, die eine Identifizierung mit Hilfe umfangreicher Recherchen in Tauf-, Trau- und Sterbebüchern der Stadt Frankfurt erleichtern. Längst nicht alle Fragen können geklärt werden, aber am Ende ergibt sich ein recht gutes Bild über die soziale Zusammensetzung des frühen Frankfurter Pie­tismus, so dass die pietistische Forderung und literarische Beschreibung einer »demokratischen« oder besser »basisgemeindlichen« Mitsprache in Theologie und vor ­allem Frömmigkeit mit diesen neuen Kenntnissen unterfüttert werden können. Die Behauptung von Freunden und Gegnern des Pietismus, in Frankfurt hätten auch Leute aus dem Dienstbotenstand begonnen, persönlich die Bibel zu lesen, oder gar versucht, griechisch zu lernen, um diese in der Ursprache zu verstehen und überhaupt die Lebensrelevanz des Glaubens hervorzuheben, lässt sich mit diesen neuen Erkenntnissen durchaus plausibilisieren.


Dies ist eine Dimension des Korrespondenznetzes Speners. Sein Briefwechsel mit zahlreichen Theologen und Geistlichen, verstreut über ganz Deutschland und bis nach Schweden, wird selbstverständlich fortgeführt. Unter den Historikern und Juristen finden sich etwa Veit Ludwig von Seckendorff25 und Samuel Pufendorf26, unter den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz27 und Christian Thomasius28, mit dessen Vater Jakob29 Spener schon im Briefkontakt stand, dazu kommt auch der Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus30, 
der sich bekanntlich mit Johann Friedrich Böttcher den Ruhm teilen muss, das (sächsische) Porzellan erfunden zu haben.


Ausgehend von den ›einfachen Leuten‹ in Frankfurt führt Speners Korres­pondenz mit der schwedischen Königin Ulrike Eleonore31 gewissermaßen an das andere Ende der sozialen Spannbreite. Dazwischen finden sich viele Briefe an Angehörige des mittleren und niederen Adels.


Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Briefe Speners einen konzisen Einblick in Politik, Gesellschaft und Kirche in der Zeit des Übergangs zur frühen Aufklärung bieten – und zwar nicht nur in seiner denkerischen und literarischen Gestalt, sondern weit in die illiterate Gesellschaft hinein. Sie bilden eine (!) bisher noch längst nicht ausgeschöpfte Quelle für die Frage, ­inwieweit der Pietismus schon vor den aufklärerischen Anstrengungen des 18. Jahrhunderts einer – wenn auch in seinem eigengeprägten Sinn – »Volksunterrichtung« und »Volksaufklärung« den Weg bahnte. In ihrer theologischen, frömmigkeits-, geistes- und sozialgeschichtlichen Dimension kann die wechselseitige Abhängigkeit dieser verschiedenen Zugangsweisen des Welt- und Selbstverständnisses in der frühen Neuzeit gut erkannt werden.


3. Einblick in den Umfang des Briefwechsels 
und die Editionsarbeit


An dieser Stelle sei nun noch ein Einblick in die praktische Editionsarbeit ­gegeben. Bis auf wenige Ausnahmen lassen sich drei Arten der Überlieferung von Spenerbriefen bestimmen: 1. gedruckte Quellen, 2. Originalbriefe und 
3. alte Abschriften. Häufig bilden die gedruckten Briefe den Ausgangspunkt für weitere Recherchen. Spener selbst hat seit dem Jahr 1699 seine umfangreiche Briefrepositur durchforstet, um ein Handbuch für Geistliche zu erstellen. Ziel dieser Textsammlung war es, seine in Briefen verstreut niedergeschriebenen Gedanken zu unterschiedenen Fragestellungen der Theologie, der praktischen Arbeit eines Geistlichen und zu seelsorgerlichen Fragen leicht greifbar bereitzustellen. Spener intendierte also eine Art ›Vademecum‹ für Pfarrer und Theologen. Damit gehören diese Veröffentlichungen, zu denen in ähnlicher Manier posthum noch weitere Bände hinzutraten, zu der damals umfangreich entstehenden Konsilienliteratur,32 wie sich schon am Titel der Sammlung lateinischer Briefe zeigt: Consilia theologica.33 Die von Spener selbst besorgten vier bzw. fünf Bände erlebten in den nächsten Jahrzehnten drei Auflagen.34 Carl Hildebrand von Canstein publizierte schließlich noch die »Letzten Theologischen Bedencken«, die 3 Teile umfassen.35 So haben wir insgesamt zehn bzw. elf Bände36 mit gedruckten Texten aus Speners Briefwechsel. Die Vorgehensweise ist in allen Bänden gleich: Vollständige Briefe oder auch nur Teile sind unter sachlichen Gesichtspunkten in eigenen »Sektionen« zusammengestellt. Oft – aber längst nicht immer – wurden (für uns glücklicherweise) die Entstehungsdaten der Briefe mit abgedruckt. Häufig ist aber – und zwar bewusst! – alles ausgelassen worden, was dem Leser eine schnelle Identifizierung von Adressat und Situation ermöglicht hätte. Der Freiherr Carl Hildebrand von Canstein hatte bei den nach Speners Tod veröffentlichten »Letzten Theologischen Bedencken« freilich weniger Skrupel, Namen zu nennen und weitere Hinweise mit aufzunehmen. Die besondere Herausforderung bei der Edition der auf diese Weise überlieferten Texte besteht nun darin, sie wiederum in die Gattung »Brief« zurückzuführen. Dazu müssen, sollten hier die Angaben getilgt sein, Datum und Adressat ermittelt werden und die jeweils angesprochenen Themen in ihrem ursprünglichen Entstehungszusammenhang dargestellt werden.


Einen zweiten großen Fundus stellen einige umfangreiche Briefsammlungen dar, die sich – über ganz Europa verstreut – in unterschiedlichen ­Bibliotheken, gelegentlich auch in privater Hand, finden. So befinden sich in der Uffenbach-Wolffschen Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg zahlreiche Abschriften von Spenerbriefen,37 ebenso in der Universitätsbibliothek Tübingen und der Landesbibliothek Karlsruhe,38 im Archiv der Herrnhuter Brüdergemeine, in der British Library in London, in Stockholm und anderen Orten. An prominentester Stelle sind natürlich die Franckeschen Stiftungen in Halle zu nennen. Hier sind ganz offensichtlich Teile der Repositur Speners gelandet. Von Canstein hatte für die Veröffentlichung der »Letzten Theologischen Bedencken« von ihm ausgewählte und zusammengestellte Texte abschreiben lassen. Teile dieses »Manuskripts« sind im Archiv der Franckeschen Stiftungen erhalten.39 In diesen Abschriften finden sich gelegentlich noch Hinweise auf den Adressaten – oder weitere Teile des Briefes, die dann doch nicht abgedruckt wurden. Von Canstein ist es auch zu verdanken, dass etliche Speneroriginale in Halle gelandet sind oder andere als Abschriften vorliegen. Die oben beschriebenen »Kißnerbriefe« etwa wurden in seinem Auftrag durch einen professionellen Schreiber kopiert.40 Dieses Bemühen, Spenerbriefe zu sammeln, gehörte zu Vorarbeiten für eine projektierte Spenerbiographie von Cansteins, die leider nie zustande kam.41

Viele kleine Sammlungen oder Einzelbriefe finden sich in den öffentlichen Archiven von Städten und adligen Häusern oder auch in den Nachlässen von Spenerkorrespondenten.42 Hier gilt es, von unserer Kenntnis des Briefwechsels ausgehend, systematisch weiter zu suchen. Glücklicherweise ist das Spenerprojekt inzwischen unter vielen Kollegen – vor allem Kirchenhistorikern – bekannt, so dass die Mitarbeiter der Forschungsstelle immer wieder auf bisher unentdeckte Briefe hingewiesen werden. Für die »Berliner Zeit«, die noch am wenigsten erforscht ist, wird diese Vernetzung mit anderen Forschern von großer Bedeutung sein.


Ein deutlich geringerer Teil von Briefen ist in frühen Sammeltexten, Periodika und anderen Drucken des 18. Jahrhundertsveröffentlicht worden.43

Zum Schluss sollen die einzelnen Arbeitsschritte beschrieben werden, die bei der Bearbeitung der Spenerbriefausgabe durchgeführt werden.


Zur Textkonstitutierung gehört bei handschriftlichen Überlieferungsträgern44 die Transkription, die im textkritischen Apparat auch Entstehungs­varianten notiert. Gibt es weitere Überlieferungen, werden alle einer sorgfältigen Kollationierung unterzogen und dabei die (Sach-)Varianten wiederum im textkritischen Apparat vermerkt. Vor allem bei den lateinischen Briefen der »Consilia«45 ist es nötig, die sprachliche Korrektheit zu überprüfen, da sich beim Druck immer wieder Fehler eingeschlichen haben.46 Zur schnelleren Erschließung des Briefinhalts wird jedem einzelnen ein Regest vorangestellt, das bei lateinischen Briefen umfangreicher gestaltet wird. Im kommentierenden Apparat wird der Brief in seinem Kontext verortet und die genannten Personen und Ereignisse werden erläutert. Gegebenenfalls wird auf den Korrespondenzverlauf mit dem entsprechenden Adressaten verwiesen oder für den Fall, dass auch Gegenbriefe erhalten sind, werden diese inhaltlich skizziert. Die komplizierte Identifizierung von Adressaten muss geradezu kriminalistisch durchgeführt werden. Mit Hilfe von Indizien aus dem Brieftext und einer detaillierten Kenntnis der allgemeinen und Kirchengeschichte, der gesellschaftlichen, theologischen und philosophischen Diskussionslage wird eine »Rasterfahndung« eingeleitet. 


Eine unterschiedlich starke Plausibilität ermittelter Adressatennamen lässt sich dann im Druck erkennen. Konnte ein Adressat sicher ermittelt werden, findet sich der Name in eckigen Klammern im Briefkopf. Ist eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Identifizierung erreicht, jedoch keine Sicherheit, dann wird dies mit einem Fragezeichen hinter dem Namen in der eckigen Klammer gekennzeichnet. Kommen ein oder auch mehrere Adressaten in Frage, bei ­denen jedoch keine größere Sicherheit gewonnen werden kann, werden sie als Vorschläge in der Fußnote genannt; dies mag zu weiteren Forschungen ­
an­regen.


Die »Erfolgsquote« mag am Beispiel von »Dresdner Briefe, Bd. 2: 1688« verdeutlicht werden. Insgesamt enthält der Band 145 Briefe. Davon sind 47 ­Adressaten durch die Überlieferung bekannt. Weitere 47 konnten im Verlauf der Bearbeitung identifiziert werden, 43 Adressatenzuweisungen darunter können als gesichert gelten, lediglich vier sind mit einem Fragezeichen ver­sehen. Es bleiben 51 Briefe übrig, die allenfalls mit allgemeinen Hinweisen 
wie »Amtsbruder« oder »Theologe« oder mit Hinweisen auf die Gegend, in der er zu suchen ist (Kursachsen, Mark Brandenburg o. ä.), näher gekennzeichnet werden können. In der Gruppe ohne genauere Empfängeridentifizierung sind 27 Briefe enthalten, die nur mit einem Jahresdatum versehen und damit noch viel schwieriger historisch einzuordnen sind.


Diese Fragen nach der Empfängerermittlung beziehen sich selbstredend nur auf die »Hauptreihen« der Spenerbriefedition. Bei dem – schon edierten – Band »Francke-Briefwechsel«47 und auch im »Rechenbergbriefwechsel«, der im folgenden Beitrag von Claudia Neumann vorgestellt wird, ist dies nicht nötig. Im Unterschied zu den anderen Bänden werden hier zudem die Briefe beider Korrespondenzpartner ediert,48 so dass es sich um einen wirklichen Brief­wechsel handelt.


  1. 1Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit. 1666–1686, Bd. 1: 1666–1674, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Udo Sträter und Markus Matthias, Tübingen 1992.

  2. 2Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit. 1666–1686, Bd. 2: 1675–1676, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Markus Matthias und Martin Friedrich, Tübingen 1996; Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit. 1666–1686, Bd. 3: 1677–1678, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Martin Friedrich und Markus Matthias, Tübingen 2000; Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit. 1666–1686, Bd. 4: 1679–1680, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Martin Friedrich und Peter Blastenbrei, Tübingen 2005.

  3. 3Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Frankfurter Zeit. 1666–1686, Bd. 5: 1681, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Klaus vom Orde, Tübingen 2010.

  4. 4Philipp Jakob Spener, Pia Desideria: Oder Hertzliches Verlangen/ Nach Gottgefäl­liger besserung der wahren Evangelischen Kirchen/ sampt einigen dahin einfältig abzweckenden Christlichen Vorschlägen […] Sampt angehengten Zweyer Christlichen Theologorum darüber gestelten und zu mehrer Aufferbauung höchst=dienlichen Bedencken, Franckfurt am Mayn: J. D. Zunner 1676 (Wissenschaftliche Editionen: 1. Philipp Jacob Spener, Pia Desideria, hg. von Kurt Aland [Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen, Bd. 170], Berlin 31964; 2. Philipp Jacob Spener, »Pia Desideria«, in Kurt Aland und Beate Köster [Hg.], Die Werke Philipp Jakob Speners, Bd. I: Die Grundschriften, Teil 1, Gießen 1996, S. 55–407 [beinhaltet auch die lateinische Übersetzung aus dem Jahr 1678, die Spener selbst angefertigt hatte]). – 
Zur komplexen Editionsgeschichte vgl. Johannes Wallmann, »Postillenvorrede und Pia ­Desideria Philipp Jakob Speners. Einige Beobachtungen zu Veranlassung, Verbreitung und Druck der Programmschrift des lutherischen Pietismus«, in Heinrich Bornkamm, Friedrich Heyer und Alfred Schindler (Hg.), Der Pietismus in Gestalten und Wirkungen. Martin Schmidt zum 65. Geburtstag (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, Bd. 14), Bielefeld 1975, S. 466–484 (erneut publiziert in: Johannes Wallmann, Pietismus und Orthodoxie. Gesammelte Aufsätze III, Tübingen 2010, S. 22–39).

  5. 5Philipp Jakob Spener, Das Geistliche Priesterthum. Auß Göttlichem Wort Kürtzlich beschrieben/ und mit einstimmenden Zeugnüssen Gottseliger Lehrer bekräfftiget, Franckfurt am Mayn: J. D. Zunner 1677 (Neuedition: Aland und Köster, Grundschriften [Fn. 4], S. 409–552).

  6. 6Philipp Jakob Spener, Evangelische Glaubensgerechtigkeit […] Die heilsame Lehr Von der Rechtfertigung des Menschen vor GOTT […] Gegen der Römischen Kirchen irr­thume, Franckfurt am Mayn: J. D. Zunner 1684.

  7. 7Am 19.9.1689 schreibt Spener an den Leipziger Theologieprofessor Valentin Alberti: »Quae de possibilitate et impossibilitate servandae legis sentiam, et alias et iusta tractatione toto capite quarto operis Anti-Brevingiani isti materiae dicato exposui certusque sum doctrinam meam scripturae sacrae, symbolicis libris et Theologis nostratibus, qui et alibi et in Lipsia vestra docuere, omnino conformem esse et nulla parte ad hostes veritatis declinare. Unde opus illud, quod sine iactantia inter nos dicere possum, non sine applausu tot Christianorum Theologorum ita exceptum est, ut a pluribus gratiae etiam mihi agerentur, qui Ecclesiae nostrae operam utilissimam impensam asserebant.« (Spener, Consilia, Pars 3, [Fn. 33], S. 677). (Kursive Hervorhebung vom Verfasser dieses Beitrags).

  8. 8Johann Andreas Gleich, Annales Ecclesiastici, Oder Gründliche Nachrichten der Reformations-Historie, Chur-Sächß. Albertinischer Linie … Dabey die … Lebens-Beschreibung derer Churfl. Sächß. Ober- und Hoff-Prediger, … Aus wahren Original-Documenten bestä­tiget, … Annalium Ecclesiasticorum, Andrer Theil, … Dresden und Leipzig: R. Chr. Sauer­eßig 1730, S. 446.

  9. 9Paul Grünberg, Philipp Jakob Spener, Bd. 1, Göttingen 1893 (Nachdruck: Hildesheim 1988), S. 207 f.

  10. 10Veit Ludwig von Seckendorf (1626–1692) übernahm die Aufgabe, bei Spener vorzufühlen, ob dieser sich nach Sachsen berufen lassen würde (Grünberg, Spener [Fn. 9], 
S. 209).

  11. 11In seinem Brief an V. L. von Seckendorf vom 29.5.1684 schreibt Spener u. a.: »Hingegen (4) finde derer gegenrationen nicht weniger noch von weniger gewicht, nicht zwar (ob schon dieselbige etwa auch bey einigen vernüfftig in considerationem gezogen werden möchten) eines theils die unvermeidliche invidiam oder, wo ich diese von Christlichen gemühtern nicht sorgen will, auffs wenigste betrübnüß der einheimischen, welche dieses nicht wohl anders als in contemtum sui anziehen könten und ihnen viele seufftzen ausdrücken dürfften, welche hingegen wenig seegen bringen, andern theils mein alter, der ich das 50. jahr angetreten und bereits von etlichen jahren eine starcke declinationem naturae von ihrem vigore bey mir fühle; in welcher bewantnüß eine solche änderung der lufft, lebensart, speise und trancks (sonderlich bey einem gebohrnen Weinländer, der sein lebtag nicht ein monat sich in bierlanden auffgehalten) fast nicht wohl ohne gefahr seye und die ohne das niedersinckende natur auff einmahl über einen hauffen werffen möchte.« (Philipp Jakob Spener, Theologische Bedencken, Dritter Theil, Halle a. d. S.: Waisenhaus 1702; 21709; 31715, S. 663).

  12. 12Zu den Umständen der Berufung Speners nach Dresden vgl. Dietrich Blaufuß, »Gottlieb Spizels Gutachten zu Ph. J. Speners Berufung nach Dresden. Ein Beispiel der ­Mutua Consolatio Fratrum im Pietismus«, inZeitschrift für bayerische Kirchengeschichte 
40 (1971), S. 97–130; Grünberg, Spener (Fn. 9), S. 207–213.

  13. 13Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit: 1686–1691, Band 1: 1686/87, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Klaus vom Orde, Martin Friedrich und Peter Blastenbrei, Tübingen 2003, Brief Nr.  8, Z. 1–8.

  14. 14Ebd., Z. 12 f.

  15. 15Ebd., Z. 14–16.

  16. 16Ebd., Z. 20 f.

  17. 17Philipp Jakob Spener, Historia insignium illustrium seu operis heraldici. Pars specialis, Frankfurt a. M.: J. D. Zunner 1680.

  18. 18Carl Hildebrand von Canstein, »Vorrede« [= Speners Leben], in Spener, Letzte Theologische Bedencken (Fn. 35), S. 48.

  19. 19Philipp Jakob Spener, Briefe aus der Dresdner Zeit. 1686–1691, Bd. 2: 1688, hg. von Johannes Wallmann in Zusammenarbeit mit Klaus vom Orde, Tübingen 2009.

  20. 20Johannes Wallmann hat schon im Jahr 1981 geschrieben: »Der Brief ist für Spener, besonders in seiner frühen Frankfurter Zeit, als es noch kaum Zeitungen gibt, Nachrichtenmittel. Speners Briefe enthalten eine Fülle von Nachrichten über Personen, Ereignisse und literarische Neuerscheinungen – sie sind eine noch kaum benützte, ja in ihrem Informationswert noch kaum erkannte Quelle für die Kirchen-, Kultur- und Geistesgeschichte der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.« (Johannes Wallmann, »Überlegungen und Vorschläge zu einer Edition des Spenerschen Briefwechsels, zunächst aus der Frankfurter Zeit [1666–1686]«, inPietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bd. 11 [1981], S. 349). Diese Aussage ist durch die Stichworte »Sozial- und Menta­litätsgeschichte« zu erweitern.

  21. 21Klaus vom Orde, »Philipp Jakob Spener und sein Frankfurter Freundeskreis«, in Roman Fischer (Hg.), Von der Barfüsserkirche zur Paulskirche (Studien zur Frankfurter Geschichte, Bd. 44), Frankfurt 2000, S. [203–214], 206–209.

  22. 22Archiv der Franckeschen Stiftungen in Halle a. d. S. (AFSt), Sign. D 107.

  23. 23August Nebe, »Aus Speners Dresdner Briefen an eine Freundin in Frankfurt a. M.«, inTheologische Studien und Kritiken, Bd. 106 (1934/35), S. 253–300, und ders., »Aus Speners Berliner Briefen an eine Freundin in Frankfurt a. M.«, in Jahrbuch für brandenburgische Kirchengeschichte 30 (1935), S. 115–155.

  24. 24AFSt (Fn. 22), D. 107, S. 913–919.

  25. 25Veit Ludwig von Seckendorff (1626–1692), Privatgelehrter in Meuselwitz; zunächst in Diensten des Herzogs Ernst von Sachsen-Gotha, danach bei Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz, zuletzt als Kanzler, seit 1682 Privatmann (Gerhard Rechter, »Veit Ludwig von Seckendorf«, in Gerhard Pfeiffer und Alfred Wendehorst [Hg.], Fränkische Lebensbilder, Bd. 12, Neustadt a. d. Aisch 1986, S. 104–122; Solveig Strauch, Veit Ludwig von Seckendorff, Münster 2005).

  26. 26Samuel (von) Pufendorf (1632–1694), Staatsrechtslehrer in Lund und schwedischer Hofhistoriograph, erster deutscher Professor für Natur- und Völkerrecht in Heidelberg, Sekretär und Historiker Karls XI. von Schweden, 1687 Geheimer Rat des Kurfürstentums Brandenburg in Berlin, 1694 in den Freiherrenstand erhoben (Horst Dreitzel, »Samuel ­Pufendorf«, in Helmut Holzhey und Wilhelm Schmidt-Biggemann [Hg.], Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie des 17. Jahrhunderts, Bd. 4.2, Basel 2001, S. 757–812; Klaus von Beyme, Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300–2000, Wies­baden 2009, S. 110–127).

  27. 27Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716), Jurist, Politiker, Philosoph der Frühaufklärung; seit 1669/70 bestand der Briefwechsel zwischen Leibniz und Spener; zum Beginn ihrer Bekanntschaft vgl. Spener, Frankfurter Briefe, Bd. 1 [Fn. 1], Brief Nr. 38, Z. 21–29 (Eike Christian Hirsch, Der berühmte Herr Leibniz. Eine Biographie, München 2000 
[32007]).

  28. 28Christian Thomasius (1655–1728), Jurist und Philosoph, Wegbereiter der Frühaufklärung (Heiner Lück [Hg.], Christian Thomasius. Gelehrter Bürger in Leipzig und Halle, Stuttgart/Leipzig 2008); aus der (nachweisbaren) Korrespondenz mit Spener ist bislang nur ein Brief vom 10.11.1686 von Thomasius an Spener bekannt (gedruckt in: Friedrich Gedicke, Epistolarum selectissimarum Leibnitii, Schurtzfleischii, Thomasii, Schilteri, … decas, Berlin: J. J. Schütz 1745, Nr. IV, S. 11–17).

  29. 29Jakob Thomasius (1622–1684), Professor für Rhetorik in Leipzig und Rektor der dortigen Nikolaischule (Richard Sachse, Art. »Jakob Thomasius«, in Historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften [Hg.], Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 38, Leipzig 1894, S. 107–112).

  30. 30Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1709), nach dem Studium in Leiden (Kontakt zu Spinoza) und ausgedehnten Europareisen Privatforscher auf seinem Sitz in Kieslingswalde, Aufbau einer Glasmanufaktur und in diesem Zusammenhang Zusammenarbeit mit den Franckeschen Stiftungen in Halle a. d. S., 1692 Kursächsischer Rat mit der Aufgabe, die Möglichkeiten der Porzellanherstellung systematisch zu erforschen (Eduard Winter, »Der Bahnbrecher der deutschen Frühaufklärung Ehrenfried Walther von Tschirnhausen und die Frühaufklärung in Mittel- und Osteuropa«, in ders. [Hg.], E.W. von Tschirnhaus und die Frühaufklärung in Mittel- und Osteuropa [Vorträge zu Ehren der 250. Wiederkehr des Todestages] [Quellen und Studien zur Geschichte Osteuropas, Bd. 7], Berlin 1960, S. 1–82; Günter Mühlpfordt, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, Leipzig 
2008).

  31. 31Ulrike Eleonore von Schweden (1656–1693), Tochter König Friedrichs III. von Dänemark und Schwester der sächsischen Kurfürstin Anna Sophia, seit 1680 verheiratet mit Karl XI. von Schweden (Detlev Schwennicke [Hg.], Europäische Stammtafeln. Neue Folge, Marburg 1980, Bd. 1, Tafel 32).

  32. 32Heinrich Gehrke, Die Rechtsprechungs- und Konsilienliteratur Deutschlands bis zum Ende des Alten Reichs, Frankfurt a. M. 1972; Ulrich Frank, Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, Frankfurt a. M. 2006.

  33. 33Philipp Jakob Spener, Consilia et Iudicia Theologica Latina, 3 Teile, Frankfurt a. M.: J. D. Zunner u. J. A. Jung 1709 (Nachdruck: Hildesheim 1989).

  34. 34Philipp Jakob Spener, Theologische Bedencken und andere Brieffliche Antworten, Teil 1–4, Halle a. d. S.: Waisenhaus 1700–1702 (21707–1709; 31712–1715) (Nachdruck: Hildesheim 1999).

  35. 35Philipp Jakob Spener, Letzte Theologische Bedencken, Teil 1–3, Halle a. d. S.: Waisenhaus 1711 (21721) (Nachdruck: Hildesheim 1987).

  36. 36Der erste Teil der »Theologischen Bedencken« ist noch einmal in zwei Hälften ­unterteilt.

  37. 37Nilüfer Krüger, Supellex epistolica Uffenbachii et Wolfiorum, 2 Bde., Hamburg 1978.

  38. 38Ferdinand Lamey, Hermann von der Hardt in seinen Briefen und seinen Beziehungen zum braunschweigischen Hofe, zu Spener, Francke und dem Pietismus, Neudruck mit bibliographischen Nachträgen (Die Handschriften der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Beil. 1), Wiesbaden 1974.

  39. 39AFSt (Fn. 22), F 13.

  40. 40In dem Konvolut der Abschriften der Briefe Speners an Anna Elisabeth Kißner (vgl. Fn. 22) findet sich ein Schreiben Frau Kißners an den Baron von Canstein: »Hiebey folget das wenige, so wir noch von den Merckwürdigkeiten an unsern seel[igen] H[errn] Spener bewahren und zwar nach dem einfältigen vermögen, worinnen ich sie Ihre Gnaden werden nach dero von Gott empfangenen weisheit prüffen, ob Ihnen zu Ihrem weiteren vorhaben etwas davon dienen kann (…)«. (AFSt, D 107, S. 949).

  41. 41Lediglich die Vorrede zu den »Letzten Bedencken« (vgl. Fn. 35) ist eine – immerhin 104 Seiten umfassende! – Kurzbiographie, die dennoch eine Reihe von Details überliefert, die ansonsten unbekannt geblieben wären.

  42. 42Etwa bei Gottfried Wilhelm Leibniz (vgl. die Spenerbriefe in der Akademie-Ausgabe der Werke von Leibniz) oder in dem (Teil-)Nachlass von Adam Rechenberg in der Universitätsbibliothek Leipzig.

  43. 43Eine erste kleinere Aufzählung solcher Quellen findet sich in Johannes Wallmann, Überlegungen (Fn. 20), S. 350.

  44. 44Zum kleineren Teil als Ausfertigungen und zum größeren als zeitgenössische Abschriften.

  45. 45Vgl. Fn. 33.

  46. 46Schon Carl Hildebrand von Canstein hatte von »viellen 1000 Fehlern« gesprochen, wodurch die Consilia »nicht brauchbar« seien (vgl. Udo Sträter, »Editorische Vorbemerkungen«, in Spener, Frankfurter Briefe, Bd. 1 [Fn. 1], S. XXIX). Dieses vernichtende Urteil hält freilich nicht stand.

  47. 47Philipp Jakob Spener, Briefwechsel mit August Hermann Francke. 1689–1704, hg. von Johannes Wallmann und Udo Sträter in Zusammenarbeit mit Veronika Albrecht-Birk­ner, Tübingen 2006.

  48. 48Zu der Entscheidung, auf die Edition der bei Spener eingegangenen Briefe zu verzichten, vgl. Wallmann, Überlegungen (Fn. 20), S. 351 f.; ders., »Vorwort«, in Spener, Frankfurter Briefe, Bd. 1 (Fn. 1), S. X. Eine weitere Ausnahme bilden die Schreiben, die Spener als Reaktion auf diePia Desideria bekam, die in »Frankfurter Briefe, Bd. 3« (Fn. 2) aufgenommen wurden.
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Heft 9 (2012)
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