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Landesgeschichte in Sachsen – Traditionen und Perspektiven

1. Landesgeschichte – Geschichte in Räumen

Im Rahmen einer Bilanz der landeskundlichen Forschung im mitteldeutschen Raum kann die Landesgeschichte nicht fehlen,1 denn sie ist – kurz und knapp gesagt – geschichtliche Landeskunde.2 Blickt man auf zwei frühe Protagonisten der zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch jungen wissenschaftlichen Disziplin, zeigt sich, dass Rudolf Kötzschke (1867–1949) in Leipzig den Begriff »Landesgeschichte « favorisierte, während Hermann Aubin (1885–1969) in Bonn sich als Vertreter der »geschichtlichen Landeskunde« verstand. Grundlegend unterschiedliche Forschungskonzepte wurden damit allerdings nicht bezeichnet. Kötzschke begründete mit Hilfe Karl Lamprechts an der Universität Leipzig 1906 das »Seminar für Landesgeschichte und Siedelungskunde [so!]«, das erste landesgeschichtliche Universitätsinstitut in Deutschland,3 während Aubin 1920 an der Universität Bonn das »Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande« ins Leben rief.4 Sie betrieben historische Forschungen im regionalen Rahmen und interessierten sich dabei weniger für herkömmliche Landesgeschichte im Sinne einer Herrschafts-, Territorial- oder Dynastengeschichte, beschäftigten sich vielmehr mit langfristigen kulturellen, rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Phänomenen, die auch kartographisch dargestellt wurden: Orts- und Flurformen als Zeugnisse des siedelnden und wirtschaftenden Menschen in Sachsen, Rechts-, Frömmigkeits-, Sprach- und Brauchrelikte beispielsweise im Rheinland.

Was letztlich zur unterschiedlichen Bezeichnung einer wissenschaftlichen Disziplin geführt hat, waren die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen der historischen Forschung in den genannten Räumen. Das Rheinland ist ein klassisches Gebiet herrschaftlicher Zersplitterung, in dem während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit kein Kernterritorium existiert hat. Eine vergleichbare Situation lässt sich für Sachsen-Anhalt benennen, das als Landesneugründung nach 1918 aus der preußischen Provinz Sachsen, dem Land Anhalt und zahlreichen kleineren Territorialgebilden zusammengefügt wurde.5

Anders die Situation in Sachsen, das mit dem Herrschaftsgebiet der Wettiner seit dem 11. Jahrhundert über ein zwar wandlungsreiches, aber im Kern doch stabiles Territorium verfügt. Der Raumbegriff »Sachsen« unterlag seit dem Mittelalter allerdings vielfältigen Wandlungen.6 Ausgehend vom frühmittelalterlichen Sachsen beiderseits der Unterelbe über die Zwischenstation des hochmittelalterlichen Herzogtums Sachsen im heutigen Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Name vom spätmittelalterlichen Herzogtum Sachsen- Lauenburg zum Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg an der mittleren Elbe gewandert. Erst nach der Übertragung der sächsischen Kurwürde auf die Wettiner 1423 wurde »Sachsen« allmählich namengebend für das gesamte wettinische Herrschaftsgebiet, das sich – heutigen Raumbezeichnungen folgend – über Sachsen, Thüringen, Teile Sachsen-Anhalts und Brandenburgs erstreckte und mit der Herrschaft Coburg selbst nach Franken ausgriff. Die Abgrenzungen des wettinischen Territoriums haben sich durch die Leipziger Teilung 1485, die Übertragung der Kurwürde auf den Albertiner Moritz von Sachsen 1547 und die Verkleinerung des Königreichs Sachsen 1815 allerdings noch mehrfach verändert. Gleichwohl ist Sachsen ein Beispiel dafür, dass sich Landesgeschichte ausgehend von einem Kernterritorium schreiben lässt.

Wie eine solche Landesgeschichte aussehen könnte, hat der Leipziger Landeshistoriker Rudolf Kötzschke 1935, im Jahr seiner Emeritierung, mit der »Sächsischen Geschichte« gezeigt, die er in zwei Bänden gemeinsam mit dem Neuzeithistoriker Hellmut Kretzschmar vorgelegt hat. Dass diese »Sächsische Geschichte« in der Nachkriegszeit mehrfach unverändert nachgedruckt wurde und bis in die jüngste Zeit als Reprint greifbar war,7 belegt in meinen Augen, dass das Grundverständnis von Landesgeschichte, wie es in diesem Buch entwickelt wird, noch heute überzeugen kann. Der lang anhaltende Erfolg des Buches mag daneben freilich auch damit zusammenhängen, dass es bis 1989/90 praktisch konkurrenzlos gewesen ist.

Ausgangspunkt der »Sächsischen Geschichte« Kötzschkes ist tatsächlich als Kernraum das wettinische Territorium, wobei die Perspektive von den modernen Raumgrenzen des Königreichs bzw. des Freistaates Sachsen ausgeht. Schon 1916 bemerkte Kötzschke dazu: »So weist das heute im Königreich Sachsen vereinigte Land in geographischer wie historischer Hinsicht genug an Einheitlichkeit auf, um als räumliche Grundlage landesgeschichtlicher Forschung dienen zu können«.8 Dabei werden natürlich die Kurlande um Wittenberg, die 1423 an die Wettiner kamen, aber auch Thüringen, das seit der Mitte des 13. Jahrhunderts größtenteils zum wettinischen Herrschaftsgebiet gehörte, nicht ausgeblendet. Schwierig wird es aber mit den Randzonen, etwa dem riesigen Reichsland Pleißen in Weise mitestsachsen, das erst im 14. Jahrhundert unter wettinische Herrschaft kam, oder mit der Coburger Pflege, mit der die wettinische Herrschaft nach Franken ausgriff. Kötzschkes Raumvorstellung von sächsischer Geschichte ist also perspektivisch durch die Wende von 1547 geprägt.

Gleichwohl kann man die »Sächsische Geschichte« von 1935 nicht einfach als Paradebeispiel einer an Dynastie und Territorium orientierten Landesgeschichtsschreibung abtun. Die sächsische Landesgeschichte hat sich vielmehr unter Rudolf Kötzschke seit dem Ende des 19. Jahrhunderts von diesem traditionellen Verständnis von Landesgeschichte gelöst, die freilich schon im 18. und 19. Jahrhundert nicht ausschließlich auf Territorial- und Dynastengeschichte beschränkt, sondern z. T. auch für Themen der Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte offen war. Aber erst Rudolf Kötzschke ist zum Begründer einer modernen Landesgeschichte geworden.9 Bereits 1916 hat er grundsätzliche, noch heute gültige Überlegungen zum Verhältnis von allgemeiner Geschichte und Landesgeschichte angestellt und in diesem Zusammenhang betont, Landesgeschichte ziele auf »das Erfassen der gesamten Entwicklung eines deutschen Einzelgebiets in raum-, staats- und kulturgeschichtlicher Hinsicht«.10

Das geschichtliche Grundverständnis Kötzschkes, das hier aufscheint, wurde ganz wesentlich von dem Leipziger Historiker Karl Lamprecht (1856– 1915) geprägt, der sich zunächst durch Arbeiten zur mittelalterlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Rheinlandes ausgewiesen hatte, in Leipzig freilich den Weg zu einer allgemeiner ausgerichteten kultur- und universalgeschichtlichen Betrachtungsweise einschlug, die im Zuge des sogenannten »Methodenstreits« aber zur fachlichen Isolation Lamprechts führen sollte.11 Lamprecht beauftragte Kötzschke in Leipzig zunächst mit der Herausgabe rheinischer Wirtschaftsquellen des Mittelalters und auf dieser Grundlage hat er sich 1899 für »mittlere und neuere Geschichte, im besonderen für sächsische Landesgeschichte« habilitiert.12

Lamprecht hatte 1896 in Leipzig nach dem Vorbild der Rheinlande eine »Sächsische Kommission für Geschichte« begründet13 und hat gemeinsam mit Kötzschke die Landesgeschichte als universitäre Disziplin etabliert. Ein Meilenstein auf diesem Weg der Institutionalisierung wurde das 1906 begründete »Seminar für Landesgeschichte und Siedelungskunde«, dessen erster Direktor Kötzschke war.14 Schon an dem Namen dieses Seminars ist der prägende Einfluss der Geographie ablesbar. Denn für Lamprecht und Kötzschke wurde in Leipzig die Begegnung mit dem Geographen Friedrich Ratzel (1844–1904) von Bedeutung, der 1886 bis 1899 in Leipzig gelehrt hat. Sein programmatisches Diktum »Im Raum lesen wir die Zeit« wurde von Kötzschke als Landeshistoriker in die Tat umgesetzt und führte zu methodischen Neuansätzen, die lange nachgewirkt haben.15

Wenn für Kötzschke seit etwa 1900 Landesgeschichte ganz wesentlich zur Siedlungsgeschichte wurde, dann ist dafür allerdings nicht nur der allgemeine Einfluss von Ratzel verantwortlich gewesen. Entscheidende methodische Anstöße erhielt Kötzschke vielmehr durch den in Berlin lehrenden Statistiker und Agrarhistoriker August Meitzen (1822–1910), der 1895 ein mehrbändiges Werk über »Siedlung und Agrarwesen der Westgermanen und Ostgermanen, der Kelten, Römer, Finnen und Slawen« veröffentlicht hatte.16 Es ist vor allem diesem Buch zu verdanken, dass Kötzschke – wie er später selbst bekannte – die ländliche Siedlungsgeschichte für sich entdeckte und dass er die kartographische Methode dafür adaptierte.17 Meitzen hatte als erster die Flurkarten als Quellen agrarhistorischer Forschung genutzt und war zu einer Typenbildung ländlicher Siedlungen vorangeschritten, die er vergleichend analysierte. Kötzschke erkannte die innovative Bedeutung dieser Ansätze.

Diese neuen Methoden agrarhistorischer Forschung, die sich sinnvoll mit landesgeschichtlichen Fragestellungen verbinden ließen, bedurften einer erweiterten Quellengrundlage, denn allein mit der relativ spärlichen Urkundenüberlieferung aus der Hochzeit des Landesausbaus im 12. und 13. Jahrhundert ließen sich die interessierenden Fragen nicht beleuchten.18 Kötzschke griff deshalb eine Anregung Friedrich Thudichums auf und begann mit der Bearbeitung der historisch-statistischen Grundkarte für Sachsen, die zügig vonstatten ging.19 Ein weiteres Vorhaben, das Kötzschke frühzeitig in Gang gesetzt hatte, war die Sammlung von Flurkarten Sachsens aus der Zeit der großen Landesaufnahme 1835–1843, woraus ein »Atlas typischer Flurkarten zur Geschichte der Agrarverfassung« hervorgehen sollte.20 Als die Arbeit am Flurkartenatlas 1943 endlich beendet war, wurden die Druckstöcke durch einen Luftangriff auf Leipzig vernichtet, und gleichzeitig verbrannten in Kötzschkes Seminar alle Vorarbeiten und Reinzeichnungen des Atlas-Vorhabens.21 Es ist bezeichnend für die Energie des hochbetagten Kötzschke, dass er die Arbeiten umgehend wieder aufnahm und zumindest noch die Einleitung, die ebenfalls verbrannt war, wiederherstellen und zum Druck bringen konnte.22

Mit dieser knappen Skizze der Forschungs- und Wissenschaftsgeschichte sollte deutlich gemacht werden, dass Kötzschke nicht der Anstöße durch die Kulturraumforschung und erst recht nicht der daraus erwachsenden Volkstumsforschung der 20er Jahre bedurfte, um ein langfristiges Arbeitskonzept zu entwerfen, das Landesgeschichte und Historische Geographie in produktiver Weise miteinander verknüpfte. Die grundlegenden Überlegungen hat Kötzschke bereits 1907 in einer Schrift über »Die historisch-geographischen Arbeiten im Königreich Sachsen« angestellt, die von der Sächsischen Kommission für Geschichte veröffentlicht wurde.23 In seinem knappen Vorwort zu dieser Schrift nahm Karl Lamprecht Bezug auf den »Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz« und den »Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer «, aber auch auf die »in großem Stile durchgeführten kartographischen Aufnahmen flurgeschichtlichen Inhalts«.24

Mit den Kategorien »Raum« und »Boden« verbindet sich in Leipzig um 1900 also ein Paradigmenwechsel in der Landesgeschichte, die sich als eigenständige akademische Disziplin auch erst in dieser Zeit an der Universität etablieren kann, wie an der Gründung des Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde 1906 ablesbar ist. Mit der Verknüpfung von Landesgeschichte und Siedlungskunde ist schon das Arbeitsprogramm umrissen, das dann wenige Jahre später Hermann Aubin als »geschichtliche Landeskunde« auch begrifflich auf den Punkt bringen sollte.25

Seit den 1920er Jahren ist diese damals methodisch innovative Landesgeschichte zunehmend völkisch ideologisiert worden, wie Willi Oberkrome 1993 in seinem Buch über »Volksgeschichte« gezeigt hat.26 Das OEuvre Rudolf Kötzschkes bildet in diesem Zusammenhang eine Schnittstelle, da der sächsische Landeshistoriker nach dem Ersten Weltkrieg solche Ansätze aufgriff.27 Neben Hermann Aubin, dessen Berufung an die Universität Leipzig 1933 aus politischen Gründen misslang,28 hat Kötzschke bei der Formierung einer »Volksgeschichte« zweifellos eine Rolle gespielt.29 Für die sächsische Landesgeschichte ist dies folgenreich gewesen, da als sein Nachfolger 1935 der nationalsozialistische Volkstumshistoriker Adolf Helbok (1883–1968) berufen wurde. 30 Mit dieser »offenkundigen Fehlbesetzung«31 wurde der Niedergang des Faches Landesgeschichte in Leipzig eingeleitet, der sich nach 1945 unter anderen ideologischen Rahmenbedingungen fortgesetzt hat.

Festzuhalten ist aber: Lange vor der Begegnung mit der »Kulturraumforschung « hatte Kötzschke die Bedeutung der Siedlungsgeschichte für die Landesgeschichte erkannt. »Raum« und »Boden« wurden ihm zu Leitbegriffen. In seiner »Sächsischen Geschichte« heißt es programmatisch: »Alles geschichtliche Leben erwächst, landschaftsgebunden, aus arteigenem Volkstum unter dem Wirken fördernder Mächte, die im Inneren gestaltende Kraft gewinnen oder von der umgebenden Welt schicksalhaft in den Lebensraum eingreifen. Wer die Geschichte eines Landes und des in ihm heimfest werdenden Volkes tiefgründig erfassen will, geht bei seiner Betrachtung von dem Boden aus, auf dem sich die werdende Gemeinschaft gebildet hat und alle Entfaltung volklichen Lebens von den Anfängen frühester Kultureinpflanzung bis zur Schwelle einer hochentwickelten Gegenwart vor sich ging«.32 Konsequent entwickelte Kötzschke aus dieser Einsicht heraus die zu seiner Zeit methodisch innovative Verbindung von Landesgeschichte und Siedlungsforschung.

2. »Kulturräume« – multiperspektivische Landesgeschichte?

Angesichts der methodischen Entwicklung der sächsischen Landesgeschichte in Leipzig nimmt es nicht wunder, dass in den 1930er Jahren das Konzept der »Kulturraumforschung« auf Sachsen übertragen wurde. Seit 1920 stand Kötzschke in Verbindung mit Hermann Aubin, der wiederum gemeinsam mit Theodor Frings (1886–1968) in Bonn das Konzept der »Kulturraumforschung« begründen sollte.33 Der Germanist und Sprachhistoriker Frings war 1927 einem Ruf an die Universität Leipzig gefolgt,34 wo er über die Umbrüche von 1933 und 1945 hinaus eine große Wirkung entfalten konnte.

Theodor Frings hatte gemeinsam mit Hermann Aubin und dem Volkskundler Josef Müller 1926 das Werk »Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden« veröffentlicht.35 Dieses Buch steht am Anfang jener landesgeschichtlichen Forschungstradition, die sich – wie eingangs angesprochen – als geschichtliche Landeskunde versteht.36 Unter dem Titel »Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten« erschien 1936 das Leipziger Gegenstück zum Bonner Kulturraumwerk, für das Wolfgang Ebert, Theodor Frings, Käthe Gleißner, Rudolf Kötzschke und Gerhart Streitberg als Autoren verantwortlich zeichneten.37

Die Verfasser bekennen sich im Vorwort zum rheinischen Vorbild: »Das Buch Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten gibt sich schon im Titel als Gegenstück zu den Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden von 1926«.38 Und zur Begründung des Vorhabens heißt es: »Auf die sprach- und kulturgeographische Untersuchung eines der hervorragendsten Kulturgebiete des deutschen Altlandes und der deutschen Westgrenze folgt die Frage nach der Landschaft, die seit Beginn der deutschen Ostsiedlung zugleich an der Grenze und im Mittelpunkt neudeutscher und ostdeutscher Kulturgeschichte gestanden hat«. Die Verfasser geben ihrer Hoffnung Ausdruck, »daß im Altlande der Faden nicht abreißt und daß im Neulande der norddeutsche und der süddeutsche Osten folgen möge. Im mitteldeutschen Osten bleibt Schlesien einetand, sondelöste Aufgabe«. Diese Bemerkung zielte offenkundig auf einen der Protagonisten der Kulturraumforschung, Hermann Aubin, der 1929 einem Ruf an die Universität Breslau gefolgt war.39

Die »Kulturräume und Kulturströmungen« werden auf drei Ebenen behandelt. Dabei ist der erste Abschnitt über die Geographie des Obersächsisch- Thüringischen Raumes von Wolfgang Ebert (S. 1–14) überraschend knapp geraten, was damit zusammenhängen dürfte, dass die beiden ursprünglich vorgesehenen Bearbeiter ausgefallen waren,40 so dass der Kötzschke-Schüler einspringen musste. Ebert verwirft den Begriff »Mitteldeutschland« für den Untersuchungsraum als zu unpräzise, weil aus »verschiedenen Gesichtspunkten « unterschiedlich definiert.41 Statt dessen verwendet er den sperrigen Begriff des »Obersächsisch-Thüringischen Raumes«, womit das Gebiet »von Eger bis nördlich von Magdeburg, von der Zittauer Neiße bis zur Werra« bezeichnet wird.42 Suggestiv bemüht Ebert die Forschungen des Siedlungsgeographen Otto Schlüter (1872–1959), der den »mitteldeutschen Raum« schon in vorgeschichtlicher Zeit »für den größten alten Wohngau Mitteleuropas« gehalten hatte.43 Ebert schafft damit die methodischen Voraussetzungen für die darauf aufbauenden Kapitel über Geschichte, Sprache und Volkstum, denn – so der Verfasser – »Naturgegebenheiten und menschlicher Wille wirkten also zusammen, die verschiedenen Kulturlandschaften im Obersächsisch-Thüringischen Raume entstehen zu lassen«.44

Herzstück des Bandes bildet der Beitrag von Rudolf Kötzschke über die »Geschichte« (S. 15–173). Anders als in seiner ein Jahr zuvor erschienen »Sächsischen Geschichte«, die einem chronologischen Erzählmuster mit eingebundenen Strukturanalysen folgt, wählt Kötzschke hier eine systematische Konzeption. In vier größeren Abschnitten werden behandelt: 1. staatlicher Aufbau und Gebietsentwicklung, 2. die Kirche, 3. Siedlung und Verkehr, 4. die Arten der Rechtsbildung und ihre räumliche Verbreitung. Zeitlich reicht die Darstellung vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Die Neubildung der Länder in der Weimarer Republik wird noch gestreift, wobei Kötzschke die Betrachtung mit den Worten schließt: »Im geopolitischen und verkehrsgeographischen Sinne nimmt der sächsisch-thüringische Raum im Deutschen Reiche der Gegenwart die Stellung und Bedeutung Mitteldeutschlands ein«.45 In der Tat bietet Kötzschkes Beitrag in nuce eine Geschichte Mitteldeutschlands und ist durch den konsequenten Blick auf die Entwicklungen in Sachsen, Thüringen und der Provinz Sachsen ein frühes Beispiel für vergleichende Landesgeschichte. Gegenüber der Territorialentwicklung, die von Kötzschke auf 54 Druckseiten dargestellt wird, ist den Abschnitten Kirche mit 24 Seiten, Siedlung und Verkehr mit 43 Seiten und Rechtsbildung mit 25 Druckseiten ein angemessener Raum gewährt worden. Kötzschke hat mit diesen vier Kapiteln eine deutlich strukturgeschichtlich akzentuierte Synthese der Geschichte Mitteldeutschlands von der Völkerwanderungszeit bis zur neuesten Zeit geboten, die noch immer unübertroffen ist. Völlig zu Unrecht ist dieser Beitrag kaum beachtet worden und heute praktisch vergessen.

»Sprache und Volkstum« stehen im Mittelpunkt des dritten Großbeitrags (S. 174–272), der tatsächlich aber in drei Einzelbeiträge unterteilt ist: Während Theodor Frings die Sprachgeographie (S. 175–226) und Käthe Gleißner die Wortgeographie (S. 226–248) darstellen, hat Gerhart Streitberg das »Volkstum« behandelt (S. 248–261). Dass diese drei Beiträge im Band als eine Einheit erscheinen, hängt mit dem methodischen Vorgehen des Volkskundlers zusammen, der sich auf die Auswertung der sprach- und wortgeographischen Karten beschränkt.

Den Versuch einer Synthese des Gesamtwerkes hat Theodor Frings in seinem abschließenden Beitrag unternommen, der wie das Gesamtwerk überschrieben ist (S. 273–319). Nach Ansicht Frings seien der Geograph, der Historiker, der Sprachforscher, der Volkskundler »mit der gleichen Blickrichtung vor ihre Aufgabe getreten. Jeder hat seine Fragen gestellt mit Rücksicht auf den andern. Der Boden, die Geschicke der Menschen und ihrer Lebensräume, die Kulturgüter und Kulturformen sind in ihrem Sein und Werden beschrieben nach ihrer gegenseitigen Bedingtheit, Boden und Räume mit dem Blick auf die Füllungsmöglichkeiten, die Kulturgüter und Kulturformen mit dem Blick auf ihre räumliche Entwicklung und Ausdehnung«.46 In der Tat unternimmt Frings den Versuch, mit Hilfe geographischer, historischer und siedlungsgeschichtlicher Beobachtungen, die in sein Bild der Sprachgeographie eingepasst werden, das Bild von Kulturräumen und Kulturströmen zu entwerfen und damit seine Hauptthese der Entstehung der deutschen Hochsprache im meißnisch-obersächsischen Kernraum zu untermauern. Dies sei eine Leistung »von Staat und Stadt«, und diese Leistung »übernimmt und setzt fort der überragende Einzelne und sein Werk: Martin Luther«.47Als Gesamtergebnis hält Frings fest: »Kulturraum, Staat und Stadt stehen in gleicher Fügung wie in der sprachlichen Entwicklung vor uns. Selbst die Kunstgeschichte ordnet sich ein«.48

Die Frage, ob es der Leipziger Forschergruppe tatsächlich gelungen ist, einen zusammengehörigen Kulturraum nachzuweisen, muss hier dahingestellt bleiben. Aus heutiger Sicht ist vielmehr der interdisziplinäre und multiperspektivische Ansatz von Interesse, der die Arbeitsweise der modernen Landesgeschichte auszeichnet, ohne dass sie sich freilich noch als Kulturraumforschung verstehen würde. Treffender erscheint demgegenüber die begriffliche Zuspitzung der Landesgeschichte als »regional bestimmte multidisziplinäre Wissenschaft«, wie es Franz Irsigler programmatisch formuliert hat.49

Im Gegensatz zum rheinischen »Kulturraumwerk« von 1926, das nicht nur für das Leipziger Vorhaben Pate stand, sondern einen wissenschaftlichen Meilenstein markiert50, war dem Ansatz der »Kulturraumforschung« in Sachsen im landesgeschichtlichen Rahmen keine größere Wirkung beschieden.51 Ein Grund dafür dürfte gewesen sein, dass Adolf Helbok, der Nachfolger des 1935 emeritierten Kötzschke, auf dem Lehrstuhl für sächsische Landesgeschichte trotz programmatischer Äußerungen nichts geleistet hat.52 Bei der weltanschaulichen Ausrichtung Helboks hätte man erwarten können, dass er das tun würde, was später DDR-Historiker Kötzschke unterstellt haben, nämlich den Ansatz der Kulturraumforschung durch die Ideologisierung der Begriffe »Volk« und »Raum« zur Blut-und-Boden-Geschichtsschreibung zu modifizieren. Aber Helbok blieb in Leipzig wissenschaftlich isoliert und folgte 1941 einem Ruf auf einen eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Volkskunde und Volkstumsgeschichte an der Universität Innsbruck, von dem er nach dem Ende der NS-Herrschaft 1945 freilich wieder entfernt worden ist. Aber auch konzeptionell haben die »Kulturströmungen« in Sachsen offenbar nicht überzeugen können, weil es dem Werk nicht gelungen ist, einen Raumbegriff zu konstruieren, der dem herkömmlichen und historisch flexiblen Sachsen-Begriff der Landesgeschichtsforschung überlegen gewesen wäre. Das ist damit zu erklären, dass der Grundduktus des Werkes nicht von Historikern, sondern von Sprachwissenschaftlern bestimmt wurde.

Mittelfristig betrachtet hat der von Theodor Frings in den »Kulturströmungen « begründete interdisziplinäre Ansatz in Leipzig aber doch noch Wirkung entfalten können, denn seit den 1950er Jahren kam es in Leipzig unter der Ägide von Frings, der 1957 emeritiert wurde, zu einer engen Zusammenarbeit von Germanisten und Slavisten, Siedlungshistorikern und Archäologen. Federführend waren dabei die Frings-Schüler Ludwig Erich Schmitt und Reinhard Olesch, später Ernst Eichler und Hans Walther.53 Sie begründeten die bis heute in Leipzig lebendige Namenforschung, deren Ergebnisse sich vor allem in der Reihe »Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte « niedergeschlagen haben, die mittlerweile auf über 40 Bände angewachsen ist. Als große Bilanz der Leipziger Onomastik ist zudem auf das »Historische Ortsnamenbuch von Sachsen« hinzuweisen.54

Während die Landesgeschichte in Westdeutschland vor allem im Verbund mit dem Fach Mittelalterliche Geschichte nach 1945 Forschungstrends bestimmte und viele Themen vorgab, wobei der Kötzschke-Schüler Walter Schlesinger eine zeitweilig maßgebliche Rolle spielte,55 war sie in der DDR eine dem Untergang geweihte Disziplin. Wie schon die Abschaffung der Länder 1952 deutlich machte, war das zentralstaatlich ausgerichtete SED-Regime nicht daran interessiert, föderale Tendenzen und ein entsprechendes Regionalbewusstsein zu dulden. Landesgeschichte war damit obsolet und wurde im Laufe der 1950er Jahre an der Universität Leipzig marginalisiert und als akademische Disziplin weitgehend abgeschafft.56 Freilich ging von Leipzig unter der Ägide von Max Steinmetz und Karl Czok seit 1961 der Versuch aus, eine marxistischleninistische Regionalgeschichte zu begründen.57 Die Regionalgeschichte richtete sich namentlich in Sachsen in einseitiger Akzentuierung gegen eine Konzeption von Landesgeschichte, wie sie Rudolf Kötzschke vertreten hatte, der in seiner »Sächsischen Geschichte« auf den Zusammenhang von Volk und Boden verwies. Dagegen wandte Karl Czok ein: »Es war jene Auffassung, die im Faschismus durch Geo- und Rassenpolitik pervertiert worden ist«.58 Czok warf der traditionellen sächsischen Landesgeschichte einen dreifachen Sündenfall vor: positivistischer Methoden-Pluralismus, propreußische Betrachtung und geopolitische Konzeptionen.59 Diese Argumentation gipfelte in anderen Zusammenhängen in dem Vorwurf des »geographischen Determinismus«. Dass sich dieser Vorwurf weder anhand des Werkes von Kötzschke noch des »Kulturraumwerkes « belegen lässt, sei nur am Rande angemerkt und dürfte vermutlich auch Czok bewusst gewesen sein.60 In der programmatischen Abgrenzung von der bisherigen Landesgeschichte verfuhren die Protagonisten der DDR-Regionalgeschichte freilich schärfer, als sie es dann in der konkreten Arbeit taten.

Die Unterdrückung der traditionellen Landesgeschichte in der DDR seit den 1950er Jahren hat die Entwicklung methodischer Neuansätze in der sächsischen Landesgeschichte für Jahrzehnte verhindert. Gleichwohl kann nicht übersehen werden, dass trotz aller organisatorischen Beschränkungen und auch ideologischer Vorgaben z. T. Bedeutendes auf dem Feld der sächsischen Landesgeschichte geleistet wurde. Neben den Forschungen von Karl Czok und Helmut Bräuer zur Stadt-, Sozial-, und Handwerksgeschichte ist hier an die Arbeiten von Manfred Straube zur Handels- und Wirtschaftsgeschichte und von Wieland Held zur ländlichen Sozialgeschichte zu erinnern, aber auch an den Leipziger Neuzeithistoriker Hartmut Zwahr, dessen im Westen viel beachtete Untersuchungen zur Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts vor allem der Leipziger Arbeiterschaft galten.61 Die hier Genannten einfach unter dem Dach einer »marxistisch-leninistischen« DDR-Regionalgeschichte zu subsumieren, griffe zu kurz. Darüber hinaus ist auf die grundlegenden Leistungen zu verweisen, die von bürgerlichen Historikern wie Karlheinz Blaschke vollbracht wurden.62 Die DDR-Regionalgeschichte hat fast drei Jahrzehnte Zeit gehabt, ihre Leistungsfähigkeit in Abgrenzung von der traditionellen Landesgeschichte deutlich zu machen, doch hat sie dies nicht vermocht. Als 1989, wenige Wochen vor der Wende, die von Karl Czok herausgegebene »Geschichte Sachsens« erschien, heißt es darin:ktiven Perspektive des Verfassere konzentriert sich auf den kursächsischen Territorialstaat«.63 Fast hundert Jahre nachdem Rudolf Kötzschke den alten Pfad der Territorialgeschichtsschreibung verlassen hatte, war man nun in Leipzig scheinbar wieder dort angekommen.

3. Landesgeschichte heute64

Nach der friedlichen Revolution von 1989/90 wurden die Weichen für die sächsische Landesgeschichte neu gestellt. Im Zuge des Neuaufbaus des Hochschulwesens wurden an den drei Universitäten Leipzig, Dresden und Chemnitz landesgeschichtliche Lehrstühle eingerichtet. Nun schlug die Stunde einer Generation von Landeshistorikern, die aus verschiedenen Gründen keine Chance gehabt hatten, in der DDR eine Professur zu erhalten: Karlheinz Blaschke war bei seiner Berufung an die TU Dresden fast 65 Jahre alt; Wieland Held (1939–2003), der den Lehrstuhl für sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig erhielt, und Reiner Groß, zuletzt Direktor des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden, der auf eine Professur für Regionalgeschichte Sachsens an der TU Chemnitz berufen wurde, standen vor Erreichen des 55. Lebensjahres. Gerade angesichts dieser Tatsache ist es doch beachtlich, in welchem Maße es den drei Landeshistorikern in Dresden, Leipzig und Chemnitz gelungen ist, eigene Akzente zu setzen und vor allem den studierenden Nachwuchs für landesgeschichtliche Themen zu gewinnen.65 Sie haben ganz wesentlich dazu beigetragen, dass in Sachsen wie in keinem anderen der Neuen Bundesländer ein kraftvoller Wiederbeginn der Landesgeschichte möglich wurde.

Mit großer Tatkraft hat Karlheinz Blaschke in den wenigen Jahren, die er als Universitätsprofessor wirken konnte, die landesgeschichtliche Forschung in Dresden neu begründet. Er hat dabei nie ein Hehl daraus gemacht, dass er sich der Tradition seines Leipziger Lehrers Rudolf Kötzschke verpflichtet fühlt. Durch sein Studium bei Kötzschke und die Tätigkeit im Sächsischen Hauptstaatsarchiv 1951 bis 1968 sei er, so Blaschke selbst, »in die Tradition der sächsischen Landesgeschichte und geschichtlichen Landeskunde hineingewachsen und habe die Weiterarbeit im Sinne der alten Vorbilder als verpflichtende Aufgabe empfunden«.66 Dass Blaschke aufgrund seiner Leistungen »als bürgerlicher Historiker am Rande der DDR«67 und aufgrund seines imposanten wissenschaftlichen OEuvres nach 1989/90 zunächst eine bestimmende Rolle zufiel, überrascht nicht.68

Man kann – wenn auch etwas überspitzt – feststellen, dass die sächsische Landesgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Rudolf Kötzschke, in der zweiten Hälfte hingegen von seinem Schüler Karlheinz Blaschke geprägt worden ist. Für die Landesgeschichte bedeutet dies, dass sie räumlich nach wie vor auf das wettinische Sachsen als Kernterritorium ausgerichtet ist, dass sie methodisch siedlungsgeschichtliche Ansätze stark akzentuiert und dass forschungsorganisatorisch seit den 90er Jahren Langzeitvorhaben durchgeführt wurden, die letztlich auf Anregungen Rudolf Kötzschkes zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgehen: die Neubearbeitung des Historischen Ortsverzeichnisses von Sachsen,69 die systematische Erschließung der kursächsischen Amtserbbücher aus der Mitte des 16. Jahrhunderts70 und die Bearbeitung eines »Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen«, dessen Karten und Beihefte von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften gemeinsam mit dem Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen herausgegeben wurden.71

Am Beginn des 21. Jahrhunderts kann die sächsische Landesgeschichte aber nicht nur auf einen gelungenen Neubeginn der Forschung nach der deutschen Wiedervereinigung 1989/90, sondern mittlerweile auch auf 20 Jahre erfolgreicher Arbeit zurückblicken. Neben der universitären Landesgeschichte ist an dieser Stelle auch auf das vom Freistaat Sachsen 1997 gegründete Institut für sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden zu verweisen, das aus der mitteldeutschen Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken ist.72 Wollte man eine umfassende Bilanz ziehen, wofür hier der Raum fehlt, müsste aber auch auf die Forschungsleistungen vieler anderer Institutionen in Sachsen wie beispielsweise das Landesamt für Archäologie hingewiesen werden, ebenso auf die Arbeit der Historischen Vereine, die sich auf regionaler und lokaler Ebene gebildet haben, und nicht zuletzt wäre auch hervorzuheben, dass über Themen der sächsischen Landesgeschichte keineswegs nur an den landesgeschichtlichen Lehrstühlen der sächsischen Universitäten und auch nicht nur in Sachsen gearbeitet wird.

Wenn ich abschließend die Frage »quo vadis Sächsische Landesgeschichte? « stelle, dann kann deshalb die Antwort nicht lauten: nur unverdrossen weiter auf den einst von Rudolf Kötzschke gebahnten und von anderen weiter beschrittenen Wegen. Kötzschkes große Leistungen liegen auf dem Gebiet der sächsischen Siedlungsgeschichte. Sie ist als Thema und als Methode der Landesgeschichte selbstverständlich nicht obsolet und wird auch weiterhin bei der Erforschung der sächsischen Landesgeschichte eine Rolle spielen.73 Dies gilt auch für die sächsische Stadtgeschichte, der sich mit besonderer Intensität und mit Konzentration auf die Frühzeit Karlheinz Blaschke angenommen hat.74 Auf beiden Gebieten wird noch manches an Grundlagenforschung zu leisten sein, bis sich in größeren Synthesen die Agrargeschichte und die Stadtgeschichte Sachsens werden darstellen lassen.75

Aber noch wichtiger wird es sein, neue Wege zu beschreiten und andere Forschungsfelder zu bestellen. Nur einige wenige sollen hier – notgedrungen aus der subjektiven Perspektive des Verfassers – kurz dargestellt werden, um deutlich zu machen, was Landesgeschichte zu leisten vermag. An der Universität Leipzig ist seit 2002 unter Leitung einer Senatskommission eine mehrbändige Geschichte der Universität Leipzig erarbeitet worden, die seit der 600-Jahrfeier 2009 sukzessive erschienen ist.76 Universitätsgeschichte lässt sich heute nicht mehr als bloße Institutionen- und Bildungsgeschichte schreiben, sondern sie muss eingebettet werden in einen größeren Untersuchungsrahmen, den ich als »Bildungslandschaft Mitteldeutschland« umschreiben möchte,77 und reicht selbst darüber hinaus, weil der Einzugsbereich der Universität Leipzig vor der Reformation nahezu mitteleuropäische Dimensionen annahm. Am Leipziger Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte bildet seit Jahren »Sachsen in vorreformatorischer Zeit« einen Arbeitsschwerpunkt, der auf die Erforschung von Kirche, Klerus und Frömmigkeit im 15. und frühen 16. Jahrhundert zielt. Ein solches Vorhaben kann sich nicht an territorialen Grenzen orientieren, sondern lehnt sich sinnvoller Weise an die Bistumsorganisation an. So ist neben den Bistümern Meißen, Merseburg und Naumburg auch der thüringische Teil des Erzbistums Mainz in den Blick zu nehmen, war dies doch der Raum, in dem sich die frühreformatorische Bewegung zunächst entfaltet hat.78 Die Beschränkung mancher Vorhaben allein auf das Gebiet des heutigen Freistaats Sachsen hat dabei eher forschungspraktische Gründe, wie auch das Sächsische Klosterbuch zeigt, das seit 2010 am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden bearbeitet wird.79

Was darf und was kann Landesgeschichte?« – auf diese Frage hat Franz Irsigler die Antwort gegeben: »Landesgeschichte darf alles, fast alles«.80 Daher sind auch Richtungsdebatten in der Landesgeschichte meist besonders fruchtlos. Ludwig Petry, der Gründungsdirektor des Mainzer Instituts für Geschichtliche Landeskunde, hat das Arbeitsfeld der Landesgeschichte 1961 auf die einprägsame Formel gebracht: »In Grenzen unbegrenzt«.81 »Unbegrenzt«, das zielt auf die thematisch, inhaltlich und methodisch nahezu unendlichen Arbeitsfelder des Landeshistorikers, der in thematischer Hinsicht weniger festgelegt ist als der sogenannte Allgemeinhistoriker, der sich beispielsweise schwerpunktmäßig mit »der großen Politik«, mit sozialen Prozessen, mit Gesten, Riten und Symbolen oder anderen Leitthemen beschäftigt. Der Landeshistoriker muss dabei einen nicht immer leichten Spagat vollführen: Auf der einen Seite darf er allgemeine Forschungstrends nicht außer Acht lassen, schon um seine Anbindungsfähigkeit nicht zu verlieren. Auf der anderen Seite sollte ein Landeshistoriker aber auch die grundsätzlich »unbegrenzten« Möglichkeiten nicht zugunsten thematisch einseitiger Schwerpunktbildungen oder zu starker Orientierung an aktuellen Trends preisgeben.

Der Landeshistoriker arbeitet andererseits, wie Ludwig Petry es in seinem Diktum zum Ausdruck brachte, »in Grenzen«. Das zeigt eben an, dass die Tätigkeit des Landeshistorikers, und deshalb heißt er ja auch Landes-Historiker, auf ein Land, auf einen durch Geographie, Geschichte, Kultur und/oder Wahrnehmung umschriebenen Raum bezogen ist (womit im Sinne einer vergleichenden Landesgeschichte allerdings nicht gesagt ist, dass der Landeshistoriker nur auf ein einziges Land konzentriert sein sollte, denn die methodische Forderung lautet vielmehr »vergleichende Landesgeschichte«82). Die Raumorientierung ist das entscheidende Kriterium, das die vielfältigen landesgeschichtlichen Forschungsansätze verbindet.83 Hermann Aubin hat jenseits aller Kategorien vom »Land an sich« gesprochen,84 worum es sich dabei handelt, muss jedoch von Fall zu Fall definiert werden. Der sogenannte »spatial turn« in der Geschichtswissenschaft hat zu geradezu absurden Debatten darüber geführt, welche Arten von Räumen den Historiker interessieren könnten, auch solchen, die gar nicht geographisch, sondern mental, sozial oder wie auch immer bestimmt sein können.85 Der Landeshistoriker hält sich als Praktiker tunlichst an sein Bundesland, manchmal aber auch nur an einen Teil davon, sei es nun Westfalen, Württemberg oder Holstein, die Oberlausitz oder das Leipziger Land. In der Forschungspraxis können sich je nach Fragestellung aber auch andere Abgrenzungen aufdrängen, beispielsweise die Grenzen von Territorien oder von Bistümern, so dass die Bundeslandgrenzen auch überschritten werden mögen.

Im Spannungsfeld von Globalisierung und Regionalisierung hat die Landesgeschichte ihre unverzichtbare Funktion. Ihre Aufgaben liegen vor Ort, in den Regionen, für die sie zuständig ist, und reichen zugleich darüber hinaus. Wie kein anderer ist der Landeshistoriker mit »seinem Land« vertraut, kennt den Forschungsstand und vor allem die Quellen, die Archiv- und Bibliotheksverhältnisse, ist mit den Vertretern der Nachbarfächer – Kunstgeschichte, Geographie, Archäologie, Volkskunde und andere mehr – vernetzt. Wer Landesgeschichte als multidisziplinäre Wissenschaft versteht und betreibt, kann angesichts der ständig wechselnden Trends und Moden der Geschichtswissenschaft gelassen bleiben. Die allgemeine Geschichtswissenschaft schreitet schon seit Längerem von der Nationalgeschichte zur Geschichte Europas voran, doch mittlerweile sind bereits neue Paradigmata wie »Transnationale Geschichte« und »Globalgeschichte« auf den Plan getreten. Diese Trends haben ihre Berechtigung, weil sie den allgemeinen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen folgen. Aber es wäre verfehlt, deshalb die – gemessen an diesen Ansätzen – relativ kleinräumliche Perspektive der Landesgeschichte als überholt anzusehen, gilt doch für die Gegenwart, noch stärker aber für die Vergangenheit, dass sich das Leben der meisten Menschen zumeist in lokalen und regionalen Bezügen abgespielt hat (und abspielt). Davon vermittelt die Landesgeschichte gerade in ihrer konkreten Anschaulichkeit ausesgeschichtsforschung«, in Held u. a. (Hg.), Rudolf Kötzsch. Deshalb ist Landesgeschichte geschichtliche Landeskunde und vice versa.

  1. 1Siehe auch Enno Bünz, »Sachsen [Räume und Grenzen. Traditionen und Konzepte der Landesgeschichte. Epochenübergreifende Sektion auf dem 45. Deutschen Historikertag, Kiel 2004]«, inBlätter für deutsche Landesgeschichte 139/140 (2003/4, erschienen 2006), S. 155–178.
  2. 2Zur Geschichte der Disziplin siehe nun grundlegend Matthias Werner, »Zwischen politischer Begrenzung und methodischer Offenheit. Wege und Stationen deutscher Landesgeschichtsforschung im 20. Jahrhundert«, in Peter Moraw und Rudolf Schieffer (Hg.),Die deutschsprachige Mediävistik im 20. Jahrhundert (Vorträge und Forschungen, hg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte, 62), Ostfildern 2005, S. 251–364; zusammenfassend Ders., »Die deutsche Landesgeschichtsforschung im 20. Jahrhundert. Aufbrüche, Umbrüche, Perspektiven«, in Manfred Groten und Andreas Rutz (Hg.), Rheinische Landesgeschichte an der Universität Bonn. Traditionen – Entwicklungen – Perspektiven, Göttingen 2007, S. 157–178.
  3. 3Wieland Held u. a. (Hg.),Rudolf Kötzschke und das Leipziger Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde (Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft 1), Beucha 1999; Wieland Held, »Das Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde an der Universität Leipzig. Der Weg dieser wissenschaftlichen Einrichtung seit der Gründung vor 90 Jahren «, in Neues Archiv für sächsische Geschichte 67 (1996, erschienen 1997), S. 201–233; Enno Bünz (Hg.), 100 Jahre Landesgeschichte. Leipziger Leistungen, Verwicklungen und Wirkungen (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde), Leipzig 2011 (im Druck).
  4. 4Eduard Mühle,Für Volk und deutschen Osten. Der Historiker Hermann Aubin und die deutsche Ostforschung (Schriften des Bundesarchivs 65), Düsseldorf 2005; Matthias Werner, »Der Historiker und Ostforscher Hermann Aubin. Anmerkungen zu einigen neueren Publikationen«, in Rheinische Vierteljahrsblätter 74 (2010), S. 235–253; Marlene Nikolay- Panter, »Geschichte und methodischer Ansatz des Bonner Instituts. Eine Skizze«, in Groten und Rutz (Hg.), Rheinische Landesgeschichte an der Universität Bonn (Fn. 2), S. 11–37.
  5. 5Zu den Konsequenzen für die Darstellung von Landesgeschichte siehe Werner Freitag, »Regionalgeschichte, Landesgeschichte, Bundeslandgeschichte. Zu den Möglichkeiten sachsen-anhaltischer Landesgeschichtsforschung des Mittelalters und der Frühen Neuzeit «, inSachsen und Anhalt 24 (2002/3), S. 73–82.
  6. 6Dazu Bünz, »Sachsen« (Fn. 1), S. 156–158.
  7. 7Rudolf Kötzschke und Hellmut Kretzschmar,Sächsische Geschichte. Werden und Wandlungen eines Deutschen Stammes und seiner Heimat im Rahmen der deutschen Geschichte, Dresden 1935 (Band 1: Rudolf Kötzschke, Vor- und Frühgeschichte, Mittelalter und Reformationszeit; Band 2: Hellmut Kretzschmar, Geschichte der Neuzeit seit der Mitte des 16. Jahrhunderts); zweite, überarb. Aufl. in einem Band, Frankfurt a. M. 1965 (gegenüber der Ausgabe von 1935 wurden einige zeitbedingte Formulierungen getilgt); dritte Aufl. Frankfurt a. M. 1977; Nachdrucke Augsburg 1995 und Würzburg 2002.
  8. 8Rudolf Kötzschke, »Über Bedeutung und Pflege der sächsischen Landesgeschichte«, inNeues Archiv für sächsische Geschichte 37 (1916), S. 201–265, hier S. 206.
  9. 9Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 256–271; Enno Bünz, »Ein Landeshistoriker im 20. Jahrhundert: Rudolf Kötzschke (1867–1949) zwischen methodischer Innovation und Volksgeschichte«, inBlätter für deutsche Landesgeschichte 141/142 (2005/6, erschienen 2008), S. 347–367, hier S. 352–355.
  10. 10Kötzschke, »Über Bedeutung« (Fn. 8), S. 205. Zum methodischen Anspruch ähnlich Ders., »Nationalgeschichte und Landesgeschichte«, inThüringisch-Sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst 13 (1923/24), S. 1–22; wiederabgedruckt in Pankraz Fried (Hg.), Probleme und Methoden der Landesgeschichte (Wege der Forschung 492), Darmstadt 1978, S. 13–37, hier S. 14 f.
  11. 11Siehe zuletzt Ulrich von Hehl und Markus Huttner, »Geschichte«, in Ulrich von Hehl u. a. (Hg.),Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Band 4: Fakultäten, Institute, Zentrale Einrichtungen, Leipzig 2009, Halbband 1, S. 157–196, hier S. 164–166 mit weiterführenden Hinweisen.
  12. 12Rudolf Kötzschke,Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden an der Ruhr, Leipzig 1901 = Habil.-Schrift Leipzig 1899. Zur Biographie Kötzschkes siehe Bünz, »Ein Landeshistoriker« (Fn. 9), S. 349 ff.
  13. 13Geschichtsforschung in Sachsen. Von der Sächsischen Kommission für Geschichte zur Historischen Kommission bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1896–1996, Redaktion: Reiner Groß u. a. (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 14), Stuttgart 1996. Zum rheinischen Vorbild siehe Wilhelm Janssen, »Karl Lamprecht und die Institutionalisierung der rheinischen="endnote-content-28"><a href="#endnote-28" class="EndNote" zschke und das Leipziger Seminar (Fn. 3), S. 189–198.
  14. 14Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 266 ff.; Enno Bünz, »Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde an der Universität Leipzig. Zum 100. Jahrestag der Gründung am 1. Oktober 2006«, inJubiläen 2006. Personen – Ereignisse, hg. vom Rektor der Universität Leipzig, Leipzig 2006, S. 75–80.
  15. 15Über Ratzel zuletzt Helga Schmidt, »Geographie«, in von Hehl u. a. (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Band 4 (Fn. 11), Halbband 2, S. 1309–1332, hier S. 1313–1315. Seinen Einfluss auf Kötzschke behandelt Esther Ludwig, »Rudolf Kötzschke – Das schwere Bemühen um die Bewahrung der ›unantastbaren Reinheit des geschichtlichen Sinnes‹«, in Held u. a. (Hg.), Rudolf Kötzschke und das Leipziger Seminar (Fn. 3), S. 21–70, hier S. 24–26.
  16. 16Dazu Ludwig, »Rudolf Kötzschke« (Fn. 15), S. 34 und früher schon Alois Gerlich,Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Genese und Probleme, Darmstadt 1986, S. 78.
  17. 17Rudolf Kötzschke, »Meitzen als Historiker des Siedlungs- und Agrarwesens«, inDeutsche Geschichtsblätter 11 (1910), S. 273–278; Ders., »Nachruf für August Meitzen«, in Historische Vierteljahrsschrift 13 (1910), S. 441 f.
  18. 18Siehe dazu die Beiträge in Enno Bünz (Hg.),Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 23), Leipzig 2008. Zu den mittelalterlichen Urkunden Sachsens insgesamt Ders., »Ostmitteldeutsche Urkundenüberlieferung. Zum Editionsstand der mittelalterlichen Urkunden in Sachsen«, in Luise Czajkowski u. a. (Hg.), Ostmitteldeutsche Schreibsprachen im Mittelalter (Studia Linguistica Germanica 89), Berlin u. a. 2007, S. 125–153.
  19. 19Rudolf Kötzschke, »Die Grundkarten«, inDie historisch-geographischen Arbeiten im Königreich Sachsen. Im Auftrag der Königlich Sächsischen Kommission für Geschichte zusammengestellt von Rudolf Kötzschke u. a., Leipzig 1907, S. 33–39. Zur Einführung in das Kartenwerk siehe auch Hubert Ermisch, Erläuterungen zur historisch-statistischen Grundkarte für Deutschland im Maßstab 1 : 100 000 (Königreich Sachsen), Dresden 1899.
  20. 20Rudolf Kötzschke, »Der Flurkartenatlas«, in Die historisch-geographischen Arbeiten im Königreich Sachsen (Fn. 19), S. 62–68.
  21. 21Karlheinz Blaschke,Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen. Einführung, Leipzig u. a. 1998, S. 9.
  22. 22Rudolf Kötzschke,Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen. Aus dem Nachlaß hg. von Herbert Helbig (Forschungen zur deutschen Landeskunde 77), Remagen 1953.
  23. 23Die historisch-geographischen Arbeiten im Königreich Sachsen (Fn. 19).
  24. 24Vorwort Karl Lamprechts in Die historisch-geographischen Arbeiten im Königreich Sachsen (Fn. 19), S. 2. Zu den genannten Atlasvorhaben siehe nun Enno Bünz, »Der Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen. Ein landesgeschichtliches Grundlagenprojekt «, inNeues Archiv für sächsische Geschichte 76 (2005), S. 319–334, hier S. 319 f.
  25. 25Hermann Aubin,Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande. Anregungen in vier Vorträgen, Bonn 1925, davon der programmatische Beitrag »Auftrag und Wege der geschichtlichen Landeskunde« wiederabgedruckt in Ders., Grundlagen und Perspektiven geschichtlicher Kulturraumforschung und Kulturmorphologie. Aufsätze zur vergleichenden Landes- und Volksgeschichte aus viereinhalb Jahrzehnten. Anläßlich der Vollendung des 80. Lebensjahres des Verfassers in Verbindung mit Ludwig Petry hg. von Franz Petri, Bonn 1965, S. 17–26. Vgl. Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 272 f., und Wilhelm Janssen, »Geschichtliche Landeskunde. Ein programmatischer Neuansatz der Landesgeschichte im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts«, in Gerhard Rehm (Hg.), Adel, Reformation und Stadt am Niederrhein. Festschrift für Leo Peters, Bielefeld 2009, S. 287–297.
  26. 26Willi Oberkrome,Volksgeschichte. Methodische Innovation und völkische Ideologisierung in der deutschen Geschichtswissenschaft 1918–1945 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 101), Göttingen 1993; Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 303 ff. Zum »Völkischen« nach dem Ersten Weltkrieg zuletzt Hildegard Châtellier, »Deutsche Geschichtsschreibung der Zwischenkriegszeit. Vom Historismus zur ›Volksgeschichte‹ «, in Thomas Keller (Hg.), Leben und Geschichte. Anthropologische und ethnologische Diskurse der Zwischenkriegszeit, München 2006, S. 291–308, und Friedrich Lenger, »Eine Wurzel fachlicher Innovation? Die Niederlage im Ersten Weltkrieg und die ›Volksgeschichte‹ in Deutschland. Anmerkungen zu einer aktuellen Debatte«, in Horst Carl (Hg.), Kriegsniederlagen. Erfahrungen und Erinnerungen, Berlin 2004, S. 41–55.
  27. 27Man vergleiche nur Kötzschke, »Über Bedeutung« (Fn. 8) von 1916, und Ders., »Nationalgeschichte und Landesgeschichte« (Fn. 10) von 1923/24.
  28. 28Dazu ausführlich Mühle, Für Volk (Fn. 4), S. 78–83.
  29. 29Esther Ludwig, »›Ein sonniges Neuland‹ oder der Historiker als ›Diagnostiker am Leibe des Volkes‹. Zum Verhältnis von politischem Legitimationsbedarf und wissenschaftlichem Erkenntnisinteresse anhand der Kontroverse der ›Kötzschke-Schule‹ mit Adolf Helboks Volkstumsgeschichte«, inWestfälische Forschungen 46 (1996), S. 49–72.
  30. 30Esther Ludwig, »Das ›Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde‹ an der Universität Leipzig in den Jahren 1933–1941«, inJahrbuch für Regionalgeschichte und Landeskunde 20 (1995/96), S. 153–164; Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 277–279; von Hehl und Huttner, »Geschichte« (Fn. 11), S. 179 f.; Ulrich von Hehl, »In den Umbrüchen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Universität Leipzig vom Vorabend des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1909 bis 1945«, in Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Band 3: Das zwanzigste Jahrhundert 1909–2009, Leipzig 2010, S. 13–329, hier S. 234 f.
  31. 31von Hehl und Huttner, »Geschichte« (Fn. 11), S. 183.
  32. 32Kötzschke und Kretzschmar, Sächsische Geschichte (Fn. 7), Band 1, S. 1. In den Nachkriegsausgaben (Fn. 7), S. 17 wird statt von »arteigenem« nur noch von »dem Volkstum « gesprochen.
  33. 33Mühle, Für Volk (Fn. 4), S. 152–165; Franz Irsigler, »Vergleichende Landesgeschichte «, in Carl-Hans Hauptmeyer (Hg.),Landesgeschichte heute (Kleine Vandenhoeck- Reihe 1522), Göttingen 1987, S. 35–54, hier S. 38–43. Siehe auch den Rückblick von Hermann Aubin, »Gemeinsam Erstrebtes. Umrisse eines Rechenschaftsberichtes«, in Ders., Grundlagen und Perspektiven (Fn. 25), S. 100–124, hier S. 109 f. zum Leipziger »Kulturraum«-Werk.
  34. 34Siehe die Würdigung in Rudolf Große (Hg.),Sprache in der sozialen und kulturellen Entwicklung. Beiträge eines Kolloquiums zu Ehren von Theodor Frings (1886–1968) (Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-Historische Klasse 73,1), Berlin 1990; Günther Öhlschläger und Ludwig Stockinger, »Germanistik«, in von Hehl u. a. (Hg.), Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009, Band 4 (Fn. 11), Halbband 1, S. 534–561, hier S. 548–550; von Hehl, »In den Umbrüchen« (Fn. 30), S. 230–232.
  35. 35Hermann Aubin, Theodor Frings und Josef Müller,Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden. Geschichte, Sprache, Volkskunde (Veröffentlichung des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Bonn), Bonn 1926; unveränderter Nachdruck mit einem Vorwort zur Neuausgabe von Franz Petri und Nachworten zum geschichtlichen und volkskundlichen Beitrag von Hermann Aubin und Matthias Zender, Bonn 1966. Zur Konzeption Mühle, Für Volk (Fn. 4), S. 469–472, und Nikolay-Panter, »Geschichte« (Fn. 4), S. 26–30.
  36. 36Dazu zuletzt Franz Irsigler, »Landesgeschichte als regional bestimmte multidisziplinäre Wissenschaft«, in Lieselott Enders und Klaus Neitmann (Hg.),Brandenburgische Landesgeschichte heute (Brandenburgische Historische Studien 4), Potsdam 1999, S. 9–22.
  37. 37Wolfgang Ebert, Theodor Frings, Käthe Gleißner, Rudolf Kötzschke und Gerhart Streitberg, Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten (Veröffentlichung der Forschungsinstitute für Kultur- und Universalgeschichte und für neuere Philologie, Abt. ältere Germanistik, sowie des Instituts für Heimatforschung an der Universität Leipzig), Halle/Saale 1936.
  38. 38Dieses und die folgenden Zitate ebd., S. IX.
  39. 39Mühle, Für Volk (Fn. 4), S. 72 ff.
  40. 40Ebert u. a., Kulturräume und Kulturströmungen (Fn. 37), Vorwort S. XII.
  41. 41Wolfgang Ebert, »Zur Geographie des Obersächsisch-Thüringischen Raumes«, in Ebert u. a., Kulturräume und Kulturströmungen (Fn. 37), S. 1.
  42. 42Ebd., S. 3.
  43. 43Ebd., S. 12. Vgl. Günther Schönfelder, »Otto Schlüters Mitteldeutscher Heimatatlas und Beiträge zur Landeskunde im mitteldeutschen Raum«, inHercynia NF 41 (2008), S. 159–187.
  44. 44Ebert, »Zur Geographie« (Fn. 41), S. 12.
  45. 45Rudolf Kötzschke, »Geschichte«, in Ebert u. a., Kulturräume und Kulturströmungen (Fn. 37), S. 68. Zum »Mitteldeutschland«-Begriff siehe nun die z. T. kontroversen Beiträge in Jürgen John (Hg.),»Mitteldeutschland«. Begriff – Geschichte – Konstrukt, Rudolstadt u. a. 2001, und dazu meine Besprechung in Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 55 (2005), S. 315–317.
  46. 46Theodor Frings, »Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten «, in Ebert u. a., Kulturräume und Kulturströmungen (Fn. 37), S. 273.
  47. 47Ebd., S. 314 (die zitierten Worte sind gesperrt gesetzt).
  48. 48Ebd., S. 316.
  49. 49Irsigler, »Landesgeschichte« (Fn. 36).
  50. 50Nikolay-Panter, »Geschichte« (Fn. 4), S. 29 f.
  51. 51Siehe dazu Bünz, »Sachsen« (Fn. 1), S. 170–172.
  52. 52Siehe Wieland Held, »Die Bemühungen um die Weiterführung der wissenschaftlichen Traditionen des Leipziger Seminars für Landesgeschichte und Siedlungskunde nach 1935«, in Held u. a. (Hg.), Rudolf Kötzschke und das Leipziger Seminar (Fn. 3), S. 71–90, bes. S. 71–74, und die in Fn. 30 genannte Literatur.
  53. 53Siehe die Forschungsbilanz von Hans Walther, »Sprachgeschichtlich-landesgeschichtliche, insbesondere siedlungsgeschichliche Lehre und Forschung im mitteldeutschen Osten in der Nachfolge Rudolf Kötzschkes«, in Held u. a. (Hg.), Rudolf Kötzschke und das Leipziger Seminar (Fn. 3), S. 145–188; Hans Walther,Namenkunde und geschichtliche Landeskunde. Ein einführender Überblick, Erläuterungen namenkundlicher Fachbegriffe, Auswahlbibliographie zur Namenkunde und Landeskunde Ostmitteldeutschlands. Mit einem kurzen Wegweiser durch das Studium und Beiträgen aus Ostthüringen und Westsachsen (1996 ff.), hg. von Ernst Eichler, Karlheinz Hengst und Jürgen Udolph, Leipzig 2003. Zur Einordnung auch Winfried Müller, »Landes- und Regionalgeschichte in Sachsen 1945– 1989. Ein Beitrag zur Geschichte der Geschichtswissenschaften in der DDR«, in Blätter für deutsche Landesgeschichte 144 (2008, erschienen 2010), S. 87–186, hier S. 153.
  54. 54Ernst Eichler und Hans Walther (Hg.),Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, 3 Bände, bearb. von Ernst Eichler, Volkmar Hellfritzsch, Hans Walther und Erika Weber (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 21), Berlin 2001.
  55. 55Wilhelm Janssen, »Landesgeschichte im Nachkriegsdeutschland«, in Ulrich Reuling und Winfried Speitkamp (Hg.),Fünfzig Jahre Landesgeschichtsforschung in Hessen (Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 50, 2000), Marburg 2000, S. 403–421; Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 328–347; Enno Bünz, »Walter Schlesinger (1908–1984) – ein Lebensbild«, in Walter Schlesinger, Beiträge zur Geschichte der Stadt Glauchau, unter Mitarbeit von Thomas Lang hg. von Enno Bünz (Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 18), Dresden 2010, S. 11–22.
  56. 56Siehe dazu Müller, »Landes- und Regionalgeschichte« (Fn. 53), S. 102–115.
  57. 57Die ideologischen Bedingungen und fachlichen Grenzen wurden in zahlreichen Publikationen benannt von Karlheinz Blaschke, siehe z. B. »Die ›marxistische‹ Regionalgeschichte. Ideologischer Zwang und Wirklichkeitsferne«, in Georg G. Iggers u. a. (Hg.),Die DDR-Geschichtswissenschaft als Forschungsproblem (Historische Zeitschrift, Beiheft 27), München 1998, S. 341–368, und – polemisch überzogen – zuletzt »Sächsische Landesgeschichte und marxistisch-leninistische Regionalgeschichte. Zum Gedenken an den 60. Todestag von Rudolf Kötzschke am 3. August 2009«, in Sächsische Heimatblätter 55 (2009) Heft 4, S. 355–364. Siehe dagegen die Stellungnahme von Rudolf Groß, »Forschungen zur sächsischen Landesgeschichte nach Rudolf Kötzschke – eine persönliche Bemerkung «, in Sächsische Heimatblätter 56 (2010) Heft 1, S. 31–35. Zur Genese der DDR-Regionalgeschichte nun differenzierend Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 352–356, und als umfassende kritische Bilanz Müller, »Landes- und Regionalgeschichte« (Fn. 53), S. 115–147.
  58. 58Karl Czok,Über Traditionen sächsischer Landesgeschichte (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Philologisch-historische Klasse, Band 123, Heft 4), Berlin 1983, S. 7.
  59. 59Ebd., S. 8.
  60. 60Ludwig, »Ein sonniges Neuland« (Fn. 29), S. 72 verweist auf einen unpublizierten Vortrag, den der Kötzschke-Schüler Walther Schlesinger vor dem Sächsischen Altertumsverein in den 30er Jahren gehalten hat und worin er sich »von der geopolitischen Einseitigkeit, die den Menschen nicht zum Herrn, sondern zum Sklaven des Raumes machte«, distanzierte.
  61. 61Vgl. Müller, »Landes- und Regionalgeschichte« (Fn. 53), S. 131–170.
  62. 62Siehe dazu Fn. 68.
  63. 63Karl Czok (Hg.),Geschichte Sachsens, Weimar 1989, S. 14. Siehe die Rezension von Karlheinz Blaschke, in Blätter für deutsche Landesgeschichte 126 (1990), S. 723–726.
  64. 64Siehe die Beiträge in Hauptmeyer (Hg.), Landesgeschichte heute (Fn. 33). An Positionsbestimmungen der Landesgeschichte fehlt es in neuerer Zeit nicht. Neben dem grundlegenden Aufsatz von Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), und dem Buch von Gerlich, Geschichtliche Landeskunde (Fn. 16), sei hier u. a. verwiesen auf: Werner Buchholz (Hg.),Landesgeschichte in Deutschland. Bestandsaufnahmen – Analyse – Perspektiven, Paderborn usw. 1998; Heinz Dopsch, »Vergleichende Landesgeschichte in Österreich: Realität, Vision oder Utopie?«, in Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark 91/92 (2000/2001), S. 53–92; Ludwig Holzfurtner, »Landesgeschichte«, in Michael Maurer (Hg.), Aufriß der Historischen Wissenschaften, Band 2: Räume (Reclams Universal-Bibliothek 17028), Stuttgart 2001, S. 348–414; Alois Schmid, Landesgeschichte in Bayern. Versuch einer Bilanz (Hefte zur bayerischen Landesgeschichte 4), München 2005; Joachim Schneider, »Deutsche Landesgeschichte im Wandel? Programmatik in überregionalen Bestandsaufnahmen seit etwa 1970 und künftige Entwicklungschancen«, in Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 70 (2007), S. 33–55; Werner Freitag, »Was ist wissenswert? Alte und neue Fragen einer Landesgeschichte für Westfalen«, in Werner Freitag und Peter Johanek (Hg.), Bünde – Städte – Gemeinden. Bilanz und Perspektiven der vergleichenden Landes- und Stadtgeschichte, Köln u. a. 2009, S. 1–15.
  65. 65Über Wieland Held siehe meinen Nachruf mit Schriftenverzeichnis inBlätter für deutsche Landesgeschichte 138 (2002, erschienen 2005), S. VII–XV. Der Chemnitzer Landeshistoriker Groß ist durch eine Festschrift geehrt worden, die ein Verzeichnis seiner Schriften und der von ihm angeregten Dissertationen enthält: Renate Wißuwa u. a. (Hg.), Landesgeschichte und Archivwesen. Festschrift für Reiner Groß zum 65. Geburtstag, Dresden o. J. (2002), S. XVII–XXXIX.
  66. 66Blaschke, Atlas zur Geschichte und Landeskunde (Fn. 21), S. 9.
  67. 67Karlheinz Blaschke, »Als bürgerlicher Historiker am Rande der DDR. Erlebnisse, Beobachtungen und Überlegungen eines Nonkonformisten«, in Karl Heinrich Pohl (Hg.),Historiker in der DDR (Kleine Vandenhoeck-Reihe 1580), Göttingen 1997, S. 45–93; mit einem zusätzlichen Dokumentenanhang auch selbständig unter demselben Titel (Reden und Aufsätze zur sächsischen Geschichte 2), Dresden o. J.
  68. 68Eine Bibliographie seiner Veröffentlichungen bis 1997 in Uwe John und Josef Matzerath (Hg.),Landesgeschichte als Herausforderung und Programm. Karlheinz Blaschke zum 70. Geburtstag (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 15), Stuttgart 1997, S. 799–831, von 1997 bis 2002 in Karlheinz Blaschke, Beiträge zur Verfassungsund Verwaltungsgeschichte. Ausgewählte Aufsätze. Aus Anlass seines 75. Geburtstages hg. von Uwe Schirmer und André Thieme (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 5), Leipzig 2002, S. 601–612, von 2002 bis 2007 in Winfried Müller (Hg.), Perspektiven der Reformationsforschung in Sachsen. Beiträge des Ehrenkolloquiums zum 80. Geburtstag von Karlheinz Blaschke (Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 12), Dresden 2008, S. 153–166.
  69. 69Karlheinz Blaschke (Hg.),Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Neubearbeitung, bearb. von Susanne Baudisch und Karlheinz Blaschke, 2 Bände (Quellen und Materialien zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 2), Leipzig 2006. Das Werk wird als Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden laufend aktualisiert, siehe: http://hov.isgv.de (28.11.2010).
  70. 70Das Vorhaben wurde ebenfalls am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden bearbeitet: http://isgv.serveftp.org/repsax (27.11.2010). Siehe den Vorbericht des Bearbeiters André Thieme, »Die kursächsischen Amtserbbücher aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und ihre digitale Erfassung«, inNeues Archiv für sächsische Geschichte 74/75 (2003/4), S. 413–422.
  71. 71Karlheinz Blaschke (Hg.),Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Dresden u. a. 1998 ff. Siehe dazu Bünz, »Atlas« (Fn. 24), S. 323–334, sowie zahlreiche einschlägige Beiträge über Stand und Perspektiven des Vorhabens in Sächsische Heimatblätter 52 (2006) Heft 1.
  72. 72Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 1997–2007 (Spurensuche 1), Dresden 2007. Siehe auch die Homepage des Instituts (www.isgv.de) (2.12.2010) und die jährlichen Arbeitsberichte in Neues Archiv für sächsische Geschichte.
  73. 73Eine Gesamtbibliographie der Arbeiten Rudolf Kötzschkes wird erscheinen in100 Jahre Landesgeschichte (Fn. 3). Die von Kötzschke betreuten Dissertationen verzeichnet Uwe Schirmer, »Graduierungsschriften am Leipziger Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde (1906–1950). Ein Forschungsbericht«, in Held u. a. (Hg.), Rudolf Kötzschke und das Leipziger Seminar (Fn. 3), S. 91–144.
  74. 74Karlheinz Blaschke,Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze, unter Mitarbeit von Uwe John hg. von Peter Johanek (Städteforschung, Reihe A, 44), zweite, unveränd. Aufl., Köln u. a. 2001.
  75. 75In diesen Kontext gehört z. B. das DFG-Projekt »Ländlicher Alltag auf dem Weg in die Moderne. Sächsische und oberlausitzische Agrargesellschaften zwischen Rétablissement und 1. Weltkrieg (1763–1914)«, das von 2006 bis 2010 im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden von Elke Schlenkrich und Ira Spieker bearbeitet wurde. Siehe als erstes Ergebnis: Ira Spieker, Elke Schlenkrich, Johannes Moser und Martina Schattkowsky (Hg.),UnGleichzeitigkeiten. Transformationsprozesse in der ländlichen Gesellschaft der (Vor-)Moderne (Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 13), Dresden 2008.
  76. 76Geschichte der Universität Leipzig in fünf Bänden, hrsg. im Auftrag des Rektors von der Senatskommission zur Erforschung der Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Leipzig 2009–2010.
  77. 77Ich verweise auf die zahlreichen Monographien und Sammelbände der »Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte (BLUWiG)«, Reihe A und Reihe B, Leipzig 2002 ff. Meine eigenen einschlägigen Arbeiten sind über das Schriftenverzeichnis der Homepage des Lehrstuhls für Sächsische Landesgeschichte leicht zu ermitteln (http:// www.uni-leipzig.de/histsem/index.php?id=publikationen) (2.12.2010). Einschlägige Magisterarbeiten und Dissertationen meiner Schüler Thomas Lang, Fanny Münnich, Jens Schubert, Alexander Sembdner, Julia Sobotta und Marek Wejwoda sind teils abgeschlossen, teils noch in Bearbeitung.
  78. 78Zuletzt Enno Bünz, »Neun Teufel, die den Pfarrer quälen«. Zum Alltag in den mittelalterlichen Pfarreien der Oberlausitz, in Lars-Arne Dannenberg und Dietrich Scholze (Hg.),Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz (Schriften des Sorbischen Instituts. Spisy Serbskeho instituta 48), Bautzen 2009, S. 19–54; Enno Bünz, »Markgraf Wilhelm I. von Meißen und die Kirche«, in Wilhelm der Einäugige, Markgraf von Meißen (1346–1407). Tagungsband (Saxonia. Schriften des Vereins für sächsische Landesgeschichte 11), Dresden 2009, S. 54–66; Enno Bünz, »›Denn tuchmachern stehet zu vorsorgenn‹ – Überlegungen zur Ordnung der Löbauer Spielprozession von 1521«, in Volkskunde in Sachsen 22 (2010), S. 9–50. Die früheren Arbeiten sind auf meiner Lehrstuhl-Homepage (Fn. 77) genannt. Einschlägige Magisterarbeiten und Dissertationen meiner Schüler sind in den letzten Jahren von Markus Cottin, Tim Erthel, Antje J. Gornig, Michael Hofmann, Hermann Kinne, Dirk Martin Mütze, Christian Sobeck, Julia Sobotta, Frank-Joachim Stewing, Christoph Volkmar, Sabine Zinsmeyer und Anja Zschornak begonnen bzw. schon abgeschlossen worden.
  79. 79»Sächsisches Klosterbuch. Systematische Beschreibung der mittelalterlichen Klöster und Stifte im Gebiet des Freistaates Sachsen« (http://web.isgv.de/index.php?page=1039) (2.12.2010). Vgl. Enno Bünz, »Das mittelalterliche Brandenburg als Geschichts- und Klosterlandschaft. Zum Erscheinen des Brandenburgischen Klosterbuchs«, inJahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 53 (2007), S. 285–317.
  80. 80Irsigler, »Landesgeschichte« (Fn. 36), S. 15.
  81. 81Ludwig Petry, »In Grenzen unbegrenzt. Möglichkeiten und Wege der geschichtlichen Landeskunde«, inJahresgabe des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz 1961, Mainz 1961, S. 3–17; wiederabgedruckt in Fried (Hg.), Probleme und Methoden der Landesgeschichte (Fn. 10), S. 280–304.
  82. 82Siehe dazu Werner, »Zwischen politischer Begrenzung« (Fn. 2), S. 362 f.; Irsigler, »Vergleichende Landesgeschichte« (Fn. 33); Dopsch, »Vergleichende Landesgeschichte« (Fn. 64); Schneider, »Deutsche Landesgeschichte« (Fn. 64).
  83. 83Gewissermaßen als kleinster gemeinsamer Nenner, wie Irsigler, »Vergleichende Landesgeschichte« (Fn. 33), S. 39 betont.
  84. 84Aubin, Geschichtliche Landeskunde (Fn. 25), S. 17.
  85. 85Doris Bachmann-Medick, »Spatial turn«, in Dies.,Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Reinbek 3. Aufl. 2009, S. 284–328; Jörg Döring u. a. (Hg.), Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Bielefeld 2002.
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Heft 6 (2011)
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