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Relationes. Schriftenreihe des Vorhabens »Wissenschaftsbeziehungen im 
19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin« bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Neuerscheinungen 2013 und 2014


Lebendige Verbindungen. Biobibliographisches Lexikon der Biochemiker zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert

Von Marta Fischer (Relationes, Band 12), Shaker, Aachen 2013, 237 Seiten, Festeinband


Das Biobibliographische Lexikon der Biochemiker, die im 19. und frühen 
20. Jahrhundert die Wissenschaftsbeziehungen zwischen dem deutschen Sprachraum und dem Russischen Reich in dieser neu entstehenden Disziplin repräsentierten, stellt eine direkte Fortsetzung der institutionengeschichtlichen und bibliografischen Darstellung der Physiologischen Chemie in Relationes 7 dar, vergrößert aber den erfassten Personenkreis auf fast das Doppelte. Damit ist nunmehr nach der Physiologie (Relationes 3 und 9) die zweite experimentelle Richtung medizinischer Grundlagenforschung in ihren bilateralen Bezügen dokumentiert. Die Einträge sind auch in der Online-Personendatenbank des Projekts (http://drw.saw-leipzig.de/personendatenbank.html) zu finden. Die Lebensläufe der ersten Biochemiker lassen erkennen, dass dieses Fach­gebiet sehr heterogene Wurzeln hatte und in Anwendung und universitärer Anbindung ganz diverse Richtungen einschlug: Die Akteure kommen sowohl aus der Medizin als auch aus der Chemie und Pharmazie, und die Arbeitsgebiete der Wissenschaftler können sich mit der Physiologie, der klinischen Medizin, der Balneologie und der Pharmakologie bis hin zur Agrartechnik überschneiden: All das macht die Analyse der Spezialisierungstendenzen in den neuen experimentellen Grundlagenfächern überaus lohnend, denn jede Disziplin hat in Abhängigkeit von regionalen Besonderheiten eine eigene Entwicklung 
erfahren.


Formeln und Sterne. Korrespondenz deutscher Gelehrter mit der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg. Briefe von Johann Wilhelm Andreas Pfaff, Johann Sigismund Gottfried Huth, Wilhelm Struve, Martin Bartels, Magnus Georg Paucker aus der Autographensammlung von Wilhelm Stieda in der Universitätsbibliothek Leipzig


Von Karin Reich und Elena Roussanova (Relationes, Band 13), Shaker, 
Aachen 2013, 435 Seiten, Festeinband


Mit dem nun vorgelegten Band, für den mit Karin Reich eine international renommierte Wissenschaftshistorikerin als Erstautorin gewonnen werden konnte, erweitert sich nochmals das in der Reihe Relationes abgebildete Fächerspektrum: Nach einem interdisziplinären Tagungsband (Relationes 6) und nachdem Relationes5 allgemeine Wissenschaftsdiskurse des 19. Jahrhunderts aufgegriffen und Relationes10 Botanik und Zoologie berührt hatten, kommen nunmehr auch Mathematik, Astronomie und Physik in den Blick. Die Autorinnen knüpfen mit dieser Briefedition inhaltlich und methodisch an ihr großes gemeinsames Projekt zu Carl Friedrich Gauß und Russland an. Bei der Auswahl der Korrespondenzen für den vorliegenden Band waren ebenfalls Personennetzwerke ausschlaggebend: Die Briefpartner Pfaff, Huth, Struve, Bartels und Paucker waren miteinander bekannt und teilweise verwandt, und sie teilten viele ihrer wissenschaftlichen Interessen. Gleichzeitig sind sie durch ihre Entwicklungswege und ihre Leistungen ausgezeichnete Repräsentanten der deutsch-russischen Wissenschaftsbeziehungen in der ersten Hälfte des 
19. Jahrhunderts. Eine Besonderheit des Bandes ist die Orientierung auf die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg, vertreten durch deren Ständige Sekretäre Nikolaus und Paul Heinrich Fuß, sodass hier die Rolle dieser Akademie bei der Vermittlung und Koordinierung von inter­nationalen Wissenschaftsbeziehungen im Mittelpunkt steht – für ein Akademieprojekt ein wichtiger Untersuchungsgegenstand. Eine Beziehung speziell zu Leipzig und zur Sächsischen Akademie der Wissenschaften ist darüber hinaus dadurch gegeben, dass das Material aus der Autografensammlung des Ordentlichen Mitglieds Wilhelm Stieda stammt, der 1904 als Ordinarius für Nationalökonomie in die Philologisch-historische Klasse aufgenommen worden war; Stiedas Nachlass wird heute in der Leipziger Universitätsbibliothek Albertina aufbewahrt.


Akteure und Agentien. Biobibliographisches Lexikon der Pharmakologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert


Von Marta Fischer (Relationes, Band 14), Shaker, Aachen 2014, 295 Seiten, Festeinband


Auch das Biobibliographische Lexikon der Pharmakologen, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen dem deutschen Sprachraum und dem Russischen Reich verdeutlichen, knüpft direkt an eine vorausgehende institutionengeschichtliche und bibliografische Darstellung des Faches an (Relationes 8), wobei der erfasste Personenkreis allerdings mehr als doppelt so groß ist. Das Fach »Arzneimittellehre« war in seinen Anfängen noch nicht scharf abgegrenzt, weder von der Pharmazie noch von Physiologie und Biochemie. An den vielen Querverweisen ist die Nähe zu den benachbarten Fächern und damit auch zwischen den bereits vorliegenden Bänden des Lexikons erkennbar. Der Eintrag zu dem berühmten Physiologen Ivan Petrovič Pavlov ist jetzt in Relationes 14 beispielsweise speziell auf seine pharmakologischen Arbeiten zugeschnitten; manche Pharmakologen wurden bereits bei den Physiologen (Relationes 9) gewürdigt, andere sind bei den Biochemikern zu finden (Relationes 12). Wenn auf der anderen Seite hier auch eher klinisch tätige Mediziner erfasst sind, die keine Spezialisten auf einem experimentellen Gebiet waren, so haben diese als akademische Lehrer, durch persönliche Kontakte oder durch Anregung interdisziplinärer Untersuchungen eine fördernde Rolle gespielt. Gerade auf dem Gebiet der Geschichte von Arzneimitteln gibt es zur Zeit vielfältige Forschungsaktivitäten, zu denen der hier vorliegende Band einen wichtigen Beitrag leisten kann, denn die hier ausgewertete und präsentierte russischsprachige Literatur wird sonst im deutschen Sprachraum kaum rezipiert: So ist zum Beispiel bisher gänzlich unbekannt, dass auf dem Gebiet der Pharmakologie die Spezialisierung im deutschen Sprachraum verglichen mit Russland erheblich langsamer verlief.


Klischee – Karriere – Krieg. Ausprägungsformen deutsch-russischer Beziehungen von der Frühen Neuzeit bis zum Ersten Weltkrieg


Herausgegeben von Ortrun Riha (Relationes, Band 15), Beiträge von Judith Raue, Ron Hellfritzsch und Vera A. Sokolova, Shaker, Aachen 2014, 249 Seiten, Festeinband.


Da entsprechend einer Empfehlung des Wissenschaftsrats auch bei Akademieprojekten die Nachwuchsförderung eine große Rolle spielt, macht dieser Band der Schriftenreihe Relationes die Forschungen von jungen Historiker(innen) auf dem Gebiet der deutsch-russischen Beziehungen einem interessierten Publikum zugänglich. Judith Raue untersucht in ihrer – auch preisgekrönten – Dresdener Magisterarbeit von 2006 Geschlecht und Körper. Stereotype über Polen und Russen im ethnografischen Diskurs der Frühen Neuzeit. Dieses Thema erweitert gewissermaßen als Vorgeschichte zum Projekt dessen zeit­lichen Horizont, aber auch das Methodenspektrum um Völkerkunde und Geschlechtergeschichte. Ron Hellfritzsch hat sich in seiner in Jena angefertigten Bachelorarbeit von 2012 mit David Hieronymus Grindel (1776–1836) beschäftigt. Dieser Mittler deutsch-baltischen Wissenschaftsaustauschs passt durch sein fachübergreifendes Wirken als Apotheker, Chemiker und Arzt hervorragend zum Projekt und vertieft exemplarisch die in Vorbereitung befindliche Überblicksdarstellung zum deutsch-russischen Wissenschaftsaustausch auf dem Gebiet der Pharmazie. Der Beitrag der russischen Aspirantin Vera A. Sokolova zur Tätigkeit des Russländischen Roten Kreuzes im Ersten Weltkrieg ist in diesem Gedenkjahr (1914–2014) von besonderer Aktualität.


Hygiene als Leitwissenschaft. Die Neuausrichtung eines Faches im Austausch zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert. Internationale Tagung, Leipzig, 7./8. 10. 2013


Herausgegeben von Ortrun Riha und Marta Fischer (Relationes, Band 16), Shaker, Aachen 2014, 393 Seiten, Festeinband.


Der vorgelegte Tagungsband beleuchtet das facettenreiche und den medizinischen Diskurs des 19. Jahrhunderts prägende Thema »Hygiene« aus der Per­spektive von Medizin- und Wissenschaftsgeschichte, aktueller Hygiene, Sozial-, Kultur- und Kunstgeschichte. Die Konzentration auf den gemeinsamen Gegenstand ermöglicht trotz der unterschiedlichen Perspektiven eine gute inhaltliche Kohärenz der interdisziplinären Beiträge. Zwischen den Artikeln sind Querverweise eingefügt, und das Personenregister bietet darüber hinaus eine Möglichkeit, den Vernetzungen im Detail nachzugehen. Die Anordnung der Beiträge ist zum einen chronologisch, zum andern thematisch: Traditionelle und spekulative Ansätze der Hygiene im 18. und frühen 19. Jahrhundert stehen am Anfang und bilden gleichsam die Grundlage für die Hypothese von Neubeginn und Aufstieg des Faches. Danach werden die beiden miteinander konkurrierenden Schulen von Robert Koch und Max Pettenkofer in den Blick genommen, die beide die Hygiene experimentell unterfütterten. Pettenkofers Weg der Anwendung mathematischer, physikalischer und chemischer Messmethoden wurde ganz überwiegend auch von den einflussreichen russischen Hygienikern eingeschlagen, die den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs dominierten, während mikrobiologische Untersuchungen eher auf den kleinräumigen Einsatz in Klinik und ärztlicher Praxis beschränkt blieben. Der zweite Teil des Bandes ist den sozial- bzw. gesundheitspolitischen Aspekten der Hygiene gewidmet, wobei Eugenik und Lebensmittelsicherheit eine heraus­gehobene Rolle spielen, aber auch das Problem der Abwasserbeseitigung wird exemplarisch beleuchtet. Abschließend werden anhand der großen internationalen Hygiene-Ausstellungen die Öffentlichkeitswirksamkeit und das Prestige der neuen Leitwissenschaft aufgezeigt.


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Heft 13 (2014)
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ISSN:
1867-7061

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