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Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy.


Weitere geistliche Werke für Solostimmen, Chor und Orchester bzw. für Solostimmen und Orchester. Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie VI, Band 6


Herausgegeben von Clemens Harasim, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig/Paris 2014, XLVII + 344 Seiten, 10 Abbildungen, Festeinband


Keine der neun in diesem Band edierten Kompositionen gelangte zu Mendelssohns Lebzeiten in den Druck. Demzufolge stützen sich die Editionen ausschließlich auf handschriftliche Quellen. Dabei reicht das Spektrum von ›Ein-Quellen-Werken‹, wie dem in Paris entstandenen Kyrie MWV A 3 (1825), den für den Berliner Domchor bestimmten Chorälen »Herr Gott, dich loben wir« MWV A 20, »Allein Gott in der Höh sei Ehr« MWV A 21 und »Vom Himmel hoch, da komm ich her« MWV A 22 (jeweils 1843) sowie dem Salve Regina MWV C 2 (1824), zu denen jeweils nur die autografe Kompositionspartitur überliefert ist, bis hin zum »Tu es Petrus« MWV A 4 (1827), zu dem neben der Kompositionspartitur acht ­autornahe Partiturhandschriften erhalten sind. Darunter befinden sich frühe Widmungsabschriften, Abschriften für den Frankfurter Caecilienverein und späte Leipziger Abschriften, deren Kollationierung ergab, dass Mendelssohn nach Abschluss der Komposition trotz mehrmaliger Versuche, dieses Stück drucken zu lassen, keine wesent­lichen Um­arbeitungen mehr vornahm. Zum für die Sängerin Pauline Milder-Hauptmann bestimmten Ave maris stella MWV C 3 (1828) ist teilweise ein Stimmensatz erhalten, der zeigt, dass das Stück auch ohne die Begleitung der Orgel aufgeführt worden ist. 


Zu zwei späten geistlichen Stücken Mendelssohns konnten während der Arbeit an dem Band bislang unbekannte Quellen ausfindig gemacht und ausgewertet werden. Zum Accompagnato-Rezitativ »The Lord God Almighty« MWV C 4, das Mendelssohn laut Berichten des 19. Jahrhunderts während einer Konzertpause beim Birmingham Musical Festival am 28. August 1846 komponierte, nachdem man festgestellt hatte, dass zur im zweiten Teil des Programmhefts abgedruckten Einleitung zu Händels Chor »God save the Queen« keine Musik vorhanden war, existiert ein früher englischer Druck. Zum Lauda Sion MWV A 24, das zu den bedeutendsten Kirchenwerken Mendelssohns zählt, konnte das komplette Stimmenmaterial zur Uraufführung anlässlich des 600-jährigen Jubiläums des Fronleichnamsfestes in Lüttich am 11. Juni 1846 wieder aufgefunden werden. Die etwa 90 Einzelstimmen geben uns gemeinsam mit der bereits bekannten Dirigierpartitur genaueste Auskunft über die Gestalt des erklungenen Auftragswerkes und die Umstände der Aufführung, die unter Anwesenheit des Komponisten und unter Leitung des Auftraggebers Henri Magis-Ghysens stattfand. Außerdem konnten nun mithilfe der Stimmen und weiterer neuaufgefundener Dokumente die Abläufe der Vorbereitungen wie die Stimmenausschrift nach der Partitur und eines nachgesandten Satzes sowie Änderungen Mendelssohns während der Hauptprobe rekonstruiert werden. Überdies ist dieser Fund für die Mendelssohnforschung insofern etwas Besonderes, weil es sich dabei um das einzige bekannte komplett erhaltene Uraufführungsmaterial eines Mendelssohnwerkes überhaupt handelt. Weiterhin konnte eine Partiturabschrift, die als Stichvorlage für den postumen Erstdruck des Lauda Sion op. 73 diente, entdeckt werden. Es handelt sich um eine weitere Abschrift, die von Mendelssohns Witwe Cécile an den Schott-Verlag übersandt worden war. Mit der Auswertung der zwar wohl noch zu Lebzeiten Mendelssohns angefertigten Abschrift konnte nun endgültig verifiziert werden, dass die Druckfassung op. 73 nicht vom Komponisten autorisiert ist und somit allein die Fassung der Uraufführung die Grundlage der Edition des Lauda Sion bildet. 


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Heft 13 (2014)
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ISSN:
1867-7061

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