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Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy. 


Neuerscheinungen


Sinfonie A-Dur (»Italienische«) MWV N 16, Fassungen 1833 und 1834. 
Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie I, Bände 6 und 6A


Herausgegeben von Thomas Schmidt-Beste, Breitkopf & Härtel, Wies­baden/Leipzig/Paris. Band 6: 2010, XXV + 165 Seiten, 10 Abbildungen, Festeinband; Band 6A: 2011, XXI + 94 Seiten, 7 Abbildungen, Festeinband


Von Mendelssohns A-Dur-Sinfonie MWV N 16 – der sogenannten »Italienischen« – liegen zwei Fassungen vor: eine Erstniederschrift, vollständig in vier Sätzen, die im April 1833 als Kommission der Philharmonic Society unter Leitung des Komponisten in London uraufgeführt wurde (und dort auch noch drei weitere Aufführungen erlebte), sowie eine 1834 begonnene Neufassung, die allerdings nur die Sätze 2 bis 4 umfasst und erst in jüngster Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Aus Sicht des Komponisten waren beide Fassungen dieses heute so populären Werkes für Aufführung und Publikation gleichermaßen ungeeignet: Die erste Fassung wurde zwar gespielt, nahm damit kurzzeitig auch aus Mendelssohns eigener Sicht »Werkcharakter« an – aber er zog sie schon kurze Zeit später zurück und verwarf sie letztlich. Auf der anderen Seite steht eine Fassung, deren musikalische Grundsubstanz der Komponist offenbar als »Verbesserung« empfand, die aber allem Anschein nach nur das erste Stadium einer zweiten Fassung darstellt, da sie einerseits Torso blieb (zu der geplanten Revision des 1. Satzes kam es nicht mehr) und andererseits der für Mendelssohn typische intensive Revisions- und Kürzungsprozess nie stattfand.


Beide Fassungen liegen jetzt in getrennten Bänden vor, einschließlich ­aller Streichungen und Korrekturen und der vollständigen Transkription von elf Blättern, die Mendelssohn schon während des Kompositions- und Revisionsprozesses der Erstfassung im Frühjahr 1833 aus der autographen Partitur entfernte. Diese Blätter zeigen, wie Mendelssohn schon während der Erstniederschrift der Sinfonie mit der Werkstruktur rang, etwa durch Umdisposition des Schlussgruppenthemas aus der Exposition des Kopfsatzes, das in der fertigen Komposition als »neues Thema« erst in der Durchführung erscheint. Auch im Autograph der Zweitfassung finden sich Korrekturen in erheblichem Ausmaß, die dokumentieren, wie der Komponist, von der Erstfassung ausgehend, teilweise in mehreren Stufen zur neuen Version gelangte. Seine Umwelt – auch das typisch – konnte dagegen nicht nachvollziehen, was Mendelssohn an seiner Sinfonie zu bemängeln hatte, zumal sie bei ihrer Uraufführung von Publikum und Kritik äußerst positiv aufgenommen worden war. Sowohl Mendelssohns Schwester Fanny als auch sein Freund Ignaz Moscheles zogen die Erstfassung der (zugegebenermaßen unfertigen) Revision vor.


Die in dieser Form außergewöhnlichen Einblicke in die Kompositionswerkstatt Mendelssohns dokumentieren einmal mehr die mittlerweile vertraute »Revisionskrankheit« des Komponisten, zumal er sich in der bedeutendsten Instru­mentalgattung – der großen Sinfonie – nach dem c-Moll-Jugendwerk op. 11 MWV N 13 und der verworfenen »Reformationssinfonie« MWV N 15 erheblichem Erfolgsdruck ausgesetzt sah; ein Druck, dem er zumindest nach eigener Einschätzung auch hier nicht standhielt. Die Philharmonic Society versuchte noch bis 1841, den Komponisten zu einer Fertigstellung der Zweitfassung zu bewegen, aber ohne Erfolg; erst mit der Vollendung, Aufführung und Publikation der a-Moll-Sinfonie op. 56 MWV N 18 sollte es Mendelssohn gelingen, in dieser für ihn so wichtigen Gattung zu einem befriedigenden Abschluss zu kommen.


Elias op. 70 MWV A 25, Klavier-Bearbeitungen. Leipziger Ausgabe der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Serie VI, Band 11 B 


Herausgegeben von Christian Martin Schmidt, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden/Leipzig/Paris 2011, XXI + 316 Seiten, 10 Abbildungen, Festeinband


Ungewöhnliche Bedeutung kommt bei dem Oratorium Elias op. 70 MWV A 25
der Klavier-Bearbeitung des Komponisten zu, welche er wie bei so vielen anderen Werken mit Orchester auch hier verfertigte und die er wie zumeist noch vor den Stimmen und der Partitur der Öffentlichkeit im Druck präsentierte. Zwar ist diese Bearbeitung hier nicht als Fassung eigenen Rechts und für Klavier zu vier Händen, wie bei den Orchesterwerken, sondern als zweihändiger Klavier-Auszug vornehmlich zu Einstudierungszwecken konzipiert. Dennoch spielt sie im Produktionsprozess der definitiven Fassung und bei der endgültigen Formulierung des englischen Textes eine wesentliche Rolle. Denn die Überarbeitung des Werkes, die Mendelssohn unmittelbar nach der Uraufführung begann, ging Hand in Hand mit der Erstellung des Klavier-Auszuges und der Vorbereitung von dessen Drucklegung; diese zeitliche Parallelität hat dazu geführt, dass die vielfältigen Quellen der reduzierten Fassung die Chance bieten, den Fortgang der kompositorischen Arbeit gewiss nicht lückenlos, aber doch in großen Zügen nachzuvollziehen.


Der Klavier-Auszug wird mit dem dazugehörigen Kritischen Bericht vorgelegt. Der Band enthält überdies zwei weitere Bearbeitungen mit Klavier­begleitung, die Mendelssohn von Einzelsätzen des Werkes hergestellt hat: das Arrangement der Ouverture für Klavier zu vier Händen und das der Aria Nr. 21 Höre, Israel für Sopran und Klavier zu zwei Händen.


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Heft 7 (2011)
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1867-7061

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