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Klösterreich – ein neuer Blick auf Sachsen 
vor der Reformation


Wozu Klosterbücher? Klöster, Stifte und Kommenden in der 
europäischen, deutschen und sächsischen Geschichte1

»Klösterreich« – der Obertitel dieses Beitrags soll weder schlechtes Deutsch noch ein mäßiger Witz sein, sondern spielt auf ein Buch an, das Joachim Angerer vor mehr als 30 Jahren veröffentlicht hat und das seitdem in zahlreichen Neuauflagen herausgekommen ist.2 Als »Klösterreich« behandelte Angerer in seinem sachkundig geschriebenen und hervorragend bebilderten Buch die Stifte und Klöster in Bayern, Österreich und der Schweiz; sie boten ihm den Ausgangspunkt, um exemplarisch die Geschichte der alten Orden zu erzählen – der Benediktiner und Zisterzienser, der Augustiner-Chorherren und Prämonstratenser. Schon in der Einleitung verrät der Verfasser, dass er nicht nur Katholik, sondern auch selbst Ordensangehöriger ist. Joachim Angerer wurde 1954 zunächst Benediktiner in Scheyern, trat 1969 aber zum Prämonstratenserorden über und war von 1986 bis 2004 Abt des Chorherrenstifts Geras in Niederösterreich.3 Durch mehrere Bücher hat Angerer seinen Ruf als Kenner der Ordensgeschichte, vor allem der spätmittelalterlichen Melker Kloster­reform und der monastischen Musikpflege, begründet.


Dieser Ausgangspunkt erlaubt es, zwei Fragen zu stellen, die von grundsätz­licher methodischer und qualitativer Natur für unser Thema sind: 1. Ist Kloster- und Ordensgeschichte nicht Aufgabe jener, die dazu im wahrsten Sinne des Wortes berufen sind, nämlich der Ordens- und Kirchenmänner selbst? 2. Ist die Bezeichnung Sachsens vor der Reformation als »klösterreich« angemessen und ist die Klostergeschichte damit ein Zugang, der geeignet ist, neue Einblicke in die Geschichte des Landes zu eröffnen?


I.


Zur ersten Frage ist zu bemerken, dass Kloster- und Ordensgeschichte tatsächlich bis weit in das 20. Jahrhundert eine Domäne der Kirchenhistoriker und der Ordensleute war. Es ist schon fast eine Plattitüde, darauf hinzuweisen, dass Klöster und Stifte im Mittelalter ein Hort der Schriftlichkeit und eine Wiege der Geschichtsschreibung waren. Von den bedeutenden Handschriftenbeständen der Universitätsbibliothek Leipzig stammt der Großteil – wohl 60 bis 70 % – aus den sächsischen Kloster- und Stiftsbibliotheken, die im Zuge der Reformation aufgehoben wurden.4 Wie uns der Mittelalter- und Landshistoriker Hans Patze gelehrt hat, steht am Anfang der territorialen Geschichtsschreibung die klösterliche Stifterchronik, für die sich aus vielen Teilen des mittelalterlichen Europa Beispiele anführen ließen.5 Für Hans Patze wohl eine frühe Erkenntnis, denn er stammte aus dem sächsischen Pegau und kannte deshalb gewiss schon zeitig die Pegauer Annalen, deren einzige Handschrift übrigens in der Universitätsbibliothek Leipzig verwahrt wird. Der Weg vom lokalen Befund zur bahnbrechenden Erkenntnis kann manchmal kurz und im Wortsinne ­naheliegend sein.


In den Territorien der Reformation brachen – wie in Sachsen – mit dem 16. Jahrhundert das monastische Leben und damit auch die klösterliche Geschichtsschreibung ab. Anderswo hingegen entfalteten einzelne Klöster und Kongregationen in der Frühen Neuzeit bedeutende gelehrte Leistungen – man denke nur an die Mauriner und die Bollandisten in der Barockzeit, die ebenso an der Wiege einer methodenorientierten kritischen Geschichtswissenschaft stehen wie süddeutsche und österreichische Benediktiner, die große Quellen­editionen begründet haben, welche heute noch nicht ersetzt sind.6 Im Schwarzwaldkloster St. Blasien begründete Abt Martin Gerbert (1720–1793) im späten 18. Jahrhundert das groß angelegte Projekt der »Germania Sacra«, einer umfassenden Diözesangeschichte Deutschlands.7

Die Klostersäkularisation in Deutschland (1803) hat diesen Bestrebungen den Todesstoß versetzt, doch hat sich im Laufe des 19. Jahrhunderts die ordensgeschichtliche Forschung neu formiert. Die »Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige« erscheinen bis heute in ununterbrochener Folge seit 1880, und dies ist nur eines von mehreren Periodika zur Geschichte des Benediktinerordens. Auch die Zisterzienser, die Prämonstratenser sowie mehrere Bettelorden unterhalten zumeist traditionsreiche ordensgeschichtliche Periodika. Manche Orden betreiben auch eigene Forschungsstellen oder Forschungsverbünde regionalen oder globalen Zuschnitts wie beispielsweise die Bayerische Benediktinerakademie mit ihrem Projekt »Germania Benedictina«, das Institut zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens (IGDom), die Fachstelle Franziskanische Forschung in Münster und das Institutum Historicum Augustinianum in Rom. Wer die Arbeit dieser Einrichtungen und den Inhalt der Fachzeitschriften verfolgt, muss bei allem Respekt vor dem noch immer Geleisteten feststellen, dass die ordenseigene Forschung seit Jahrzehnten nachlässt. Dafür gibt es verschiedene Gründe, doch wird man vor allem auf die gravierenden Nachwuchsprobleme und die abnehmende Zahl der Klöster und Konvente verweisen müssen. Darüber hinaus spielt die Ordensgeschichte offenbar auch als Element des Selbstverständnisses eine geringere Rolle, ein Trend, der von der schwindenden Prägekraft des Faches Katholische Kirchengeschichte noch verstärkt wird. Die Zeiten, in denen ein Benediktinerhistoriker wie Kassius Hallinger (1911–1991) noch Impulse für ganze Forschungstrends geben konnte (hier die Consuetudines-Forschung8) oder ein Augustiner-Eremit wie Adalbero Kunzelmann die Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten in sieben Bänden im Alleingang zu schreiben vermochte,9 sind offenbar vorbei. Umso mehr Aufmerksamkeit verdient jeder Forschungsbeitrag, der noch aus den Orden ­
kommt.


Die Ordensgeschichte erhält aber schon seit Längerem ihre entscheidenden Impulse von anderer Seite, nämlich von der sogenannten »Profangeschichte«. Vor allem die Mittelalterforschung und die Landesgeschichte sind hier hervorzuheben, wobei – sehr generalisierend betrachtet – zwei große Forschungsstränge zu unterscheiden sind: Die eine Richtung ist eher auf einzelne Orden, Kongregationen und Klöster ausgerichtet, die andere ist stärker vergleichend angelegt.


Zunächst zur Einzelforschung, wie diese Richtung hier der Einfachheit halber tituliert werden soll, ohne jeden pejorativen Unterton. Unter dem Dach der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft begründete der begnadete Wissenschaftsorganisator und Historiker Paul Fridolin Kehr 1917 das Projekt einer neuen »Germania Sacra«, konzipiert als »Historisch-statistische Beschreibung der Kirche des Alten Reiches«, zunächst übrigens mit einem Arbeitsschwerpunkt in Mitteldeutschland.10 Das Ziel war (und ist) eine möglichst vollständige, ­flächendeckende Bearbeitung aller Bistümer, Klöster und Stifte. Der Plan war maßlos – und die stattlichen 50 Bände, die nach fast einem Jahrhundert Arbeit vorliegen, verdeutlichen nur, wie unerreichbar das Ziel ist. Seit 2007 wird das Germania-Sacra-Projekt unter dem Dach der Göttinger Akademie der Wissenschaften mit einem verschlankten Konzept fortgesetzt.11 Nicht nur im Rahmen dieses Vorhabens ist viel für die Erforschung der Klöster und Stifte geschehen. Vor allem seit der Mitte des 20. Jahrhunderts haben Untersuchungen über einzelne Klöster und Stifte schlagartig zugenommen, gefördert von der landesgeschichtlichen Fundierung allgemeiner Mittelalterforschung wie der lange vorherrschenden mediävistischen Ausrichtung der Landesgeschichte. Gewisse Schwerpunkte zeichnen sich dabei ab. Neben Monographien über zahlreiche Benediktiner- und Zisterzienserklöster fallen vor allem Studien über Bettelordenskonvente, Frauenstifte und weltliche Kollegiatstifte ins Auge. Damit es nicht bei allgemeinen Andeutungen bleibt, sei exemplarisch hervorgehoben, dass eine Monographie wie die von Barbara Frank über das Erfurter Benedik-


Abb. 1: Herbert Grundmann. Abb. 1: Herbert Grundmann.

tinerkloster St. Peter 12 der Forschung überhaupt erst die Augen geöffnet hat für die alltägliche Praxis der Bursfelder Klosterreform und die zweibändige Dissertation von Gerhard Fouquet über das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter hat eine mehrfach nachgeahmte Modellstudie für das alteuropäische Funktionieren von Freundschaft, Patronage und ­Klientelbildung ­geliefert.13 Manche ›steile‹ These vergleichender Geschichtsbetrachtung wird sich an solchen wohlfundierten Fallstudien messen lassen müssen.


Entscheidende Impulse für eine profangeschichtlich ausgerichtete Ordens- und Klosterforschung kamen aber von einer ganz anderen Richtung. Die Spur führt nach Leipzig und in den Umkreis des Historikers Walter Goetz (1867–1958), zu dessen Interessen u. a. Franz von Assisi gehörte.14 Sein bedeutendster Schüler war Herbert Grundmann, der 1933 von der Leipziger Philosophischen Fakultät mit einem umfangreichen Buch über »Religiöse Bewegungen im Mittel­alter« habilitiert wurde.15 Den bahnbrechenden Neuansatz lässt schon der etwas umständliche Untertitel der Monographie erkennen: »Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den ­Bettelorden und der religiösen Frauen­bewegung im 12. und 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik«. Unter dem neuen Begriff der »religiösen Bewegung« fasste Grundmann jene Formen der »vita religiosa« zusammen, die von der bisherigen Forschung säuberlich geschieden worden waren: Denn die katholische Geschichtsschreibung hatte sich nur mit den Orden und Kongregationen befasst und diese zumeist als einen Teil ihrer Kirchengeschichte isoliert betrachtet. Die protestantische Geschichtsforschung hingegen hatte sich auf die Geschichte der Sekten und Ketzereien konzentriert, die als mittelalterliche Vorläufer der Reformatoren angesehen wurden. Die gemeinsamen Wurzeln und Entwicklungs­linien der religiösen Bewegungen des 13. Jahrhunderts blieben damit verborgen. Grundmann monierte des Weiteren die ­religiöse und kirchliche Verbundenheit der bisherigen Forschung, die – ob nun katholisch oder protestantisch – sich vorwiegend für jene Gebilde interessierte, »die noch für die religiöse und kirch­liche Verfassung der neueren Zeit lebendige Bedeutung haben oder wenigstens – wie die Sekten – als ›Vorläufer‹ der späteren Entwicklung gelten konnten.«16 Vor diesem Hintergrund wird verständlich, wie die vergleichend angelegten Forschungen Grundmanns bahnbrechend wirkten. Das »Meisterstück« hat, wie Grundmanns Meisterschüler Arno Borst im Nachruf hervorhob, »das Bild vom Mittelalter um eine Dimension bereichert«, eben die religiösen Bewegungen.17

Was gilt es nun also zu erforschen: Klöster und Orden, Kongregationen und Reformverbände oder religiöse Bewegungen? Der Neuansatz Grundmanns wirkt auf den ersten Blick bestechend und überzeugend und er trifft für das 
13. Jahrhundert zweifellos ins Schwarze, als sich die verschiedenen religiösen Gemeinschaftsbildungen und Lebensformen noch in einem Aggregatzustand befanden. Aber man kann andererseits auch nicht übersehen, dass die Anlehnung an die Ordnungsmodelle der Amtskirche ebenso sinnvoll sein kann, ­sobald aus dem Aggregatzustand etwas Neues, Verfasstes, Strukturelles geworden ist. Bekanntlich hat schon Franz von Assisi in seinen letzten Lebensjahren unter diesem Wandlungsprozess von einer offenen religiösen Gemeinschaftsform zu einem verfassten Orden gelitten und ihn nicht mittragen wollen.18 Aber auch dieser Wandel ist eine historische Tatsache, die es ernst zu nehmen und in der Forschung konzeptionell umzusetzen gilt.


Was ist also zu tun? Im Sinne Paul Fridolin Kehrs und vieler Nachahmer institutionelle Einzelforschung leisten, also die Geschichte einzelner Klöster, Kongregationen und Orden schreiben? Oder im Sinne Herbert Grundmanns die Einzelgeschichten im Kontext der religiösen Bewegungen aufgehen lassen? Wir meinen, dass sich tatsächlich diese Alternative gar nicht stellt, weil es sich um zwei Seiten einer Medaille handelt. Dabei können sich Kloster­-
bücher als vermittelnde Grundlagenwerke bewähren, denn auf der einen Seite ist klar, dass es weder möglich (noch wünschenswert) ist, jedes Kloster und Stift monographisch zu untersuchen, dass auf der anderen Seite aber verlässliche Hand­bücher der geistlichen Institutionen einer Landschaft mit den nötigsten Basisinformationen als Grundlage vergleichender Forschung unverzichtbar 
sind.


In jedem Fall aber stellt die Geschichte der Orden und Klöster – und damit soll zum Ausgangspunkt der ersten Frage zurückgekommen werden – eine Aufgabe der Geschichtswissenschaft dar, die dankbar von den Ergebnissen der ­ordenseigenen Forschung, die hier und da noch geleistet wird, profitiert, aber eigene Wege geht. In den letzten Jahrzehnten sind vielfältige Impulse von so unterschiedlich ausgerichteten Gelehrten wie – in alphabetischer Folge – Kaspar Elm in Berlin,19 Gert Melville in Dresden,20 Gerd Tellenbach in Freiburg,21 Matthias Werner in Jena22 und Joachim Wollasch in Münster23 ausgegangen. Momentan formiert sich die nächste Generation und es wird ­interessant sein, ob und wo sich neue Schwerpunkte der Ordensforschung ­herausbilden 
werden.


II.


Die zweite Frage, die einleitend aufgeworfen wurde, zielt auf die Einordnung Sachsens in die Kloster- und Stiftslandschaften Europas. Denn dass die Klöster und Stifte Sachsens nicht für sich stehen, sondern stets in den größeren Zusammenhängen der monastischen Geschichte Deutschlands und Europas zu sehen sind, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Die Ausbreitung und Organisation der mittelalterlichen Orden und Kongregationen nahm auf territoriale, diözesane oder nationale Grenzen natürlich keine Rücksicht. Die mitteldeutschen Zisterzienserabteien gingen alle auf die Filiation von Morimond in Burgund zurück. Das Benediktinerkloster Pegau wurde im 11. Jahrhundert vom fränkischen Münsterschwarzach aus gegründet und gehörte im 15. Jahrhundert zur Reformkongregation von Bursfelde an der Weser. Die großen Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner, die in Sachsens Städten zahlreich vertreten waren, gehörten auch in den Kontext einer die ganze lateinisch-westliche Christenheit umspannende Ordensorganisation. Dies bekam am eigenen Leib der Augustinermönch Martin Luther zu spüren, der 1510/11 von Erfurt nach Rom aufbrach, um aus Sorge um den Fortbestand der Observanz an den Ordensgeneral in Rom zu appellieren.24

Um es auf eine allgemeinere und grundsätzlichere Ebene zu heben: Die Geschichte der geistlichen Gemeinschaften in Sachsen ist schon deshalb in isolierter landesgeschichtlicher Perspektive gar nicht zu schreiben, weil die Impulse stets von außen kamen, weil eben die Etablierung und Ausbreitung der Orden, Klöster und Stifte Teil jenes großen Ausgleichsvorgangs war, der aus dem Kolonisations- und Missionsgebiet zwischen Saale und Oder in einem jahrhundertelangen Prozess einen Teil Mitteleuropas gemacht hat.25 Die Abfolge der Ordensgründungen und Reformbewegungen, Elemente einer überregionalen, europaweiten Vernetzung und Verflechtung, zeugen von der anhaltenden Aktualität und Attraktivität religiöser Gemeinschaftsbildung im Mittel-
alter.


In den von Sorben besiedelten Gebieten östlich von Elbe und Saale sind bereits 968 mit der Gründung des Erzbistums Magdeburg und der diesem ­unterstellten Bistümer Merseburg, Zeitz und Meißen die Voraussetzungen für die Christianisierung der Bevölkerung und die kirchliche Durchdringung des Landes geschaffen worden.26 In dem sehr ausgedehnten Bistum Meißen blieb die geistliche Gemeinschaft, die sich in der Burg Meißen um den Bischofssitz scharte, auf lange Zeit allerdings die einzige kirchliche Institution, die sich wohl erst im Laufe des 11. Jahrhunderts zu einem Domkapitel formierte. Ebenso verhielt es sich an den Bischofssitzen Merseburg und Zeitz. Letzte-
rer wurde allerdings 1028 nach Naumburg an der Saale verlegt. Sowohl in ­Merseburg als auch in Naumburg entstanden schon in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts weitere geistliche Gemeinschaften. Beide Bistümer erfassten im Mittelalter große Teile Nordwestsachsens.


Außerhalb der Bischofssitze verlief die Gründung von Klöstern und Stiften hingegen zunächst schleppend. Erst 1091 entstand mit dem Benediktinerkloster St. Jakob in Pegau an der Weißen Elster (südwestlich von Leipzig) das erste Kloster östlich der Saale. Das Patrozinium des hl. Jakobus, dessen Kultzentrum bis heute Santiago de Compostela in Spanien ist, verdeutlicht, wie schnell sich die Verehrung dieses damals aktuellen Modeheiligen fast bis an den Rand der damaligen christlichen Welt verbreitet hat.27 Die von deutschen Siedlern getragene Ostsiedlung des 12. Jahrhunderts hat dann die Integration des Kolonisa­tionsgebietes östlich der Saale befördert und damit neue strukturelle Rahmenbedingungen für die Gründung von Klöstern und Stiften geschaf-
fen.28

Im Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen haben während des Mittel­alters 73 Klöster, Stifte und Kommenden bestanden (Bistum Meißen 40, Merseburg 13, Naumburg 12, Prag 6, Magdeburg 1, Regensburg 1). Diese präzisen Angaben sind ein erstes Ergebnis der laufenden Arbeiten am »Sächsischen Klosterbuch« und der dafür angestellten Vorarbeiten, nämlich der Erarbeitung einer »Klosterkarte Mitteldeutschlands« unter der Leitung von Enno Bünz durch Sabine Zinsmeyer und Dana Kasprick. Vergleicht man die geographische Verteilung der geistlichen Gemeinschaften, wird sofort deutlich, dass ihre Zahl in Sachsen wesentlich geringer war als in den westlich von Saale und Elbe ­anschließenden Altsiedellandschaften Thüringens und Sachsen-Anhalts. Doch zeigt der überregionale Vergleich nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Unterschiede. Von Pegau (Bistum Naumburg) und Chemnitz (Bistum Meißen, gegründet 1143) einmal abgesehen, spielten in Sachsen Benediktiner-Mönchsklöster überhaupt keine Rolle, da sie in Konkurrenz zu den neuen Orden der Zisterzienser oder der Augustiner-Chorherren schon seit dem 
12. Jahrhundert religiös weniger attraktiv waren, ganz anders übrigens als die benediktinisch oder zisterziensisch geprägten Frauenkonvente, die vor allem im Laufe des 13. Jahrhunderts in großer Zahl gegründet wurden.29 Weiter fällt in den mitteldeutschen Diözesen die geringe Zahl von weltlichen Kollegiatstiften ins Auge, die in den älteren Diözesen Süd- und Westdeutschlands vor allem von den Bischöfen gegründet wurden.30 Sieht man einmal von einigen wenigen spätmittelalterlichen Stiftsgründungen ab, hat im Bistum Naumburg nur das Kollegiatstift St. Peter und Paul in Zeitz (11. Jahrhundert) bestanden, im Bistum Meißen die Kollegiatstifte St. Marien in Wurzen (1118), St. Georg in Großenhain bzw. Zscheila (zwischen 1209 und 1225) und St. Peter in Bautzen (vor 1218).


Die Entfaltung des Städtewesens im Zuge der Ostsiedlung schuf die Vor­aussetzungen für die Niederlassungen der neuen Bettelorden. Franziskaner, Dominikaner und Augustiner-Eremiten waren in vielen sächsischen Städten schon seit dem 13. Jahrhundert präsent und entfalteten durch ihre Predigt­tätigkeit eine große Anziehungskraft.31 Im späten Mittelalter ist es kaum noch zu neuen Klostergründungen gekommen, doch wurden die geistlichen Gemeinschaften nun von vielfältigen monastischen Reformbewegungen wie der be­nediktinischen Reform von Bursfelde (Niedersachsen), der sächsisch-thürin­gischen Observanz der Augustiner-Eremiten oder der Franziskanerobser-
vanten erfasst. Dabei spielten landesherrliche Initiativen eine wichtige 


Abb. 2: Lage der Klöster im mittelalterlichen Leipzig. Abb. 2: Lage der Klöster im mittelalterlichen Leipzig.

Rolle.32 Als letzte Neugründung entstand auf Initiative Herzog Georgs von Sachsen 1515 das Cölestinerkloster auf dem Königstein (Erzbistum Prag) bei Pirna.33

In der Reformationszeit wurde das Ende der Klöster und Stifte in Sachsen durch Martin Luthers Auseinandersetzung mit der bindenden Kraft der Mönchs­gelübde theologisch vorbereitet und durch das Ziel der Landesherren, eine Neuordnung des Kirchengutes durchzuführen, zusätzlich befördert. Im ernestinischen Kurfürstentum Sachsen begann dieser Vorgang bereits unter Kurfürst Johann dem Beständigen 1525, im albertinischen Herzogtum Sachsen hingegen erst nach dem Tod Herzog Georgs des Bärtigen unter Heinrich dem Frommen 1539. Dabei wurde die Aufhebung der Klöster gerade im Kurfürstentum durch die Selbstauflösung mancher Konvente seit 1521 erleichtert. Die Aufhebung der Klöster im ernestinischen Sachsen seit 1531 und im albertinischen Sachsen seit 1539/40 versetzte der monastischen Lebensform den Todesstoß.34

Das Ende der geistlichen Gemeinschaften im Zuge der Reformation markiert eine tiefe Zäsur der Geschichte Sachsens im Übergang vom späten Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Von landesherrlicher Seite wurde mit den Klöstern eine geistliche Lebensform beseitigt, ohne die die Christianisierung und kulturelle Formierung Europas schwerlich denkbar wäre. Jahrhundertelang dienten die geistlichen Gemeinschaften als Stätten des Gebets und der Memoria für die Stifterfamilien. Klöster und Stifte waren vor dem Aufkommen der Universitäten durch ihre Schulen und Bibliotheken wichtige Horte der Bildung, des literarischen Lebens und der Geschichtsschreibung. Für große Teile der Bevölkerung auf dem Lande waren die Klöster zudem Grundherren, die freilich nicht nur Abgaben und Dienste verlangten, sondern ihren Hintersassen auch Schutz und Schirm gewährten und in Notzeiten halfen. Mit dem Untergang der Klöster endet das Mittelalter in Sachsen. Nur unter den besonderen verfassungsrechtlichen Bedingungen der Oberlausitz, die erst 1635 an Kursachsen fiel, haben sich mit dem Kollegiat- bzw. Domstift in Bautzen sowie den beiden Zisterzienserinnenklöstern Marienstern bei Kamenz und Marienthal bei Zittau drei geistliche Gemeinschaften erhalten, deren Geschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht.


Abb. 3: Kloster Marienstern (Oberlausitz). Abb. 3: Kloster Marienstern (Oberlausitz).

III.


Klosterbücher gehören seit dem Beginn der wissenschaftlichen Landes­geschichtsforschung Ende des 19. Jahrhunderts zum Arbeitsprogramm vieler landesgeschichtlicher Forschungsinstitutionen und haben in den letz-
ten Jahrzehnten einen hohen methodischen Standard erreicht. Das Genre »Klosterbuch« stellt ein Gesamtinventar der innerhalb eines bestimmten Gebietes nachweisbaren Klöster und Stifte dar, die nach einem einheitlichen, auf Vergleichbarkeit zielenden Schema verzeichnet und beschrieben wer-
den.35

Klosterbücher liegen mittlerweile in unterschiedlicher Beschreibungsdichte und Qualität für Pommern, Hessen, Westfalen, Württemberg und Brandenburg vor. Das »Brandenburgische Klosterbuch« hat hohe Maßstäbe gesetzt.36 In Bearbeitung sind zur Zeit Klosterbücher für den rheinischen Teil Nordrhein-Westfalens37, für Mecklenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Für das besonders klosterreiche Bayern liegen zumindest Klosterbücher für einzelne Orden vor.38 Neben Sachsen-Anhalt und Thüringen war Sachsen bis vor Kurzem das einzige Bundesland, in dem noch kein Klosterbuch bearbeitet wurde. Für alle drei Bundesländer bietet nun die bereits erwähnte Karte »Klöster, Stifte und Komtureien in Mitteldeutschland vor der Reformation« mit dem zugrundeliegenden Klosterverzeichnis zumindest eine erste verlässliche Informationsbasis, von der weiterführende Arbeiten ausgehen können. Die Bearbeitung von Klosterbüchern der Länder Thüringen39 und Sachsen-Anhalt wird Aufgabe der dortigen landesgeschichtlichen Forschung sein. Insgesamt betrachtet sind Thüringen und Sachsen-Anhalt als Klosterlandschaften aber doch besser aufgearbeitet als Sachsen. Angesichts des defizitären Forschungsstandes in Sachsen erscheint die Erarbeitung eines Klosterbuches, das den Ausgangspunkt für alle weiterführenden Forschungen bilden würde, deshalb als besonders ertragreich und dringlich.


Was ist nun das Ziel des Projekts und welchen Bearbeitungsprinzipien folgt es? Das »Sächsische Klosterbuch« wird sich an dem bewährten Muster der entsprechenden Publikationen für Brandenburg und Westfalen orientieren40 und soll für jedes Kloster und Stift nach einem einheitlichen, auf Vergleichbarkeit zielenden Gliederungsschema die historischen Basisdaten der jeweiligen Institution bieten: Lage (geographisch, kirchlich, territorial), Benennung (Patrozinium, Ordenszugehörigkeit), geschichtliche Entwicklung der Institution (Gründung, Gründer, Verfassung, soziale Zusammensetzung, geistliches und geistiges Leben, Wirtschaft und Besitz), Archiv, Bibliothek, Bau- und Kunstdenkmäler einschließlich archäologischer Befunde, Listen der Institutsvorstände, schließlich Quellen- und Literaturangaben. Das Bearbeitungsgebiet entspricht dem heutigen Freistaat Sachsen.41

IV.


Für die Bearbeitung des »Sächsischen Klosterbuches« sind drei Jahre vorgesehen.42 In dieser Zeitspanne sind, wie bereits erwähnt, alle Klöster, Stifte und Komtureien sowie das Domstift Meißen zu erforschen, welche bis zur Reformation in Sachsen entstanden sind. Es handelt sich dabei um 73 Einrichtungen, von welchen sechs verlegt wurden und eine Institution, das Säkularkanonikerstift Großenhain/Zscheila, zwei Standorte besaß.


Die Bearbeitungszeit wurde in drei, etwa jährliche Bearbeitungsphasen eingeteilt: In der ersten Phase entstanden Vorarbeiten zum Klosterbuch. Für die zweite Phase ist die Artikelerstellung vorgesehen. Im dritten Jahr wird die Redaktion und Kartierung erfolgen. 


Im Folgenden werden die bisherigen Ergebnisse vorgestellt:


Für die Verwaltung der umfangreichen Informationen zu den sächsischen Klöstern wurde zunächst eine Datenbank angelegt. Sie ist im Jahr 2010 allmählich vervollständigt worden und enthält jetzt neben den Grunddaten der Institutionen die erarbeiteten Bibliographien, die Angaben zu den Autoren und den jeweiligen Bearbeitungsstand.


Grundlegende Informationen wie Ordens- und Bistumszugehörigkeit, Gründungs- und Schließungsjahr konnten aus der »Klosterkarte Mitteldeutsch-


Abb. 4: Ausschnitt aus der Karte zum »Sächsischen Klosterbuch«. Abb. 4: Ausschnitt aus der Karte zum »Sächsischen Klosterbuch«.

lands«43, auf die bereits verwiesen wurde, übernommen werden. So war es ­unter anderem der Kartografin Dana Kasprick möglich, eine Klosterkarte für Sachsen zu erstellen, die auf diese Vorarbeiten zurückgriff.


Zu jedem Kloster wurden umfangreiche Bibliographien erstellt. Diese listen nicht nur Literatur zur betreffenden Institution, sondern auch Titel zur Regional- und Landesgeschichte mit kirchen-, wirtschafts- und sozialhistorischen Schwerpunkten auf. Während der Erstellung der Bibliographien wurde deutlich, wie groß der Bearbeitungsbedarf zu den sächsischen Klöstern tatsächlich ist. Walter Schlesingers »Kirchengeschichte Sachsens im Mittel-
alter«44 von 1962 bildet bis heute den aktuellsten Forschungsstand zu den meisten Institutionen ab. Eine Ausnahme bilden die Klöster Altzelle und Nimbschen. Zu dem bedeutendsten der sächsischen Klöster, dem Zisterzienserkloster Altzelle, sind gerade in den vergangenen Jahren wichtige Studien erschienen. Zu nennen ist hier vor allem der Sammelband »Altzelle. Zisterzienserabtei in Mitteldeutschland und Hauskloster der Wetti-
ner«45. Das Zisterzienserinnenkloster Nimbschen wurde durch Anne-Katrin Köhler umfassend untersucht.46 Daran schließt sich eine kleine Anzahl von Institutionen an, die erstmals (jedoch nicht grundlegend) erforscht wurden. Das Kartäuserkloster Crimmitschau47 sowie die Augustiner-Chorherrenstifte in Meißen48 und Zschillen49 zählen dazu. Den größten Anteil bilden schließlich die Institutionen, die nicht oder nur schlaglichtartig untersucht wurden.50 Für etwa ein Viertel der Klöster und Stifte liegen Urkundenbücher 
vor.51

Um den Anforderungen einer modernen Klosterbuchbearbeitung gerecht zu werden – und hier sei nochmals auf das »Brandenburgische Kloster-
buch«52 verwiesen – werden die Klöster, Stifte und Komtureien aus verschiedenen Perspektiven untersucht. Neben dem historischen Schwerpunkt finden die Bau- und Kunstgeschichte, die Archäologie sowie die Bibliotheksgeschichte Beachtung. Im ersten Bearbeitungsjahr wurden hierfür Autoren und Kooperationspartner gewonnen. In diesem Zusammenhang konnten die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig 53, vertreten durch Dr.  Christoph ­Mackert, das Landesamt für Archäologie sowie das Landesamt für Denkmalpflege Sachsen für eine Mitarbeit gewonnen werden. Das Hauptstaatsarchiv Dresden unterstützt das Projekt ebenfalls.


Um einen Überblick über noch existierende (jedoch unbekannte) Handschriften und Inventarstücke klösterlicher Provenienz zu bekommen, wurden ausgewählte sächsische Bibliotheken, Kirchenarchive und Museen angeschrieben. Die so gewonnenen Informationen werden an die Autoren weitergeleitet und finden ihren entsprechenden Platz im Klosterbuchartikel.


Wie die Gliederung im Artikel umzusetzen sei, stellt Dirk Martin Mütze für das Augustiner-Chorherrenstift St. Afra in Meißen im Anschluss dar. Um die Beschreibung einer gänzlich andersgearteten Institution mit dem Musterschema durchzuführen, wurde das Kloster Riesa ausgewählt. Die Besonderheit hierbei sind drei Umgründungen, bevor das Kloster schließlich als Benediktinerinnenkloster etwa 250 Jahre bis zur Einführung der Reformation bestand. Auch anhand dieses Artikels wurden Bearbeitungsschwierigkeiten besprochen, auf welche die Autoren dann gezielt hingewiesen werden 
können.


Für das Jahr 2011 ist die Artikelerstellung geplant. Nachdem sich die Autoren mit dem Musterartikel und den Bibliographien vertraut gemacht haben, ist für das Frühjahr 2012 ein Autorentreffen54 vorgesehen. Es soll vor allem dazu dienen, Probleme bei der Artikelerstellung zu thematisieren. Es bietet den Bearbeitern der verschiedenen Fachbereiche die Möglichkeit, sich auszutauschen und abzustimmen.


Im Jahr 2012 wird dann die redaktionelle Bearbeitung der Artikel im Vordergrund stehen. Der Abschnitt über die Wirtschaftsgeschichte wird jeweils um eine Besitzstandskarte erweitert. Lagepläne sowie Grundrisse der Klosteranlagen sollen umgesetzt werden.


V.


Im Folgenden soll anhand einiger Daten aus der Geschichte des Afrastifts in Meißen ein kleiner Eindruck von dem vermittelt werden, was den Leser später im endgültigen Artikel des Klosterbuchs erwartet.55

Zwei Daten bilden den zeitlichen Rahmen der Geschichte des Afrastifts: 
1. 1205 richtete Bischof Dietrich II. von Kittlitz an der Afrakirche in Meißen ein Augustiner-Chorherrenstift ein. Ziel war es, die Seelsorge in der riesigen Parochie und der Stadt Meißen zu verbessern. 2. 1539 resignierte der letzte Propst von St. Afra. Er handelte eine ansehnliche Rente sowie das Wohnrecht im Stift aus und verzichtete auf die Prälatur. 


Glaubte man den Ausführungen des Historikers Walter Schlesinger, so wäre der Raum zwischen diesen beiden Daten sehr schnell gefüllt. Er konstatierte in seiner »Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter« einerseits, dass es sich zwar um eine bedeutende Stiftung des 13. Jahrhunderts handelte, der es jedoch an äußeren Ereignissen fehlte. Er schrieb: »Die Geschichte des Stifts ist arm an äußeren Ereignissen. Seine Aufgaben waren ihm vorgezeichnet, und zu ihrer Erfüllung standen die notwendigen Mittel zur Verfü-
gung.«56

Schlesingers Einschätzung erweckt den Eindruck, die Geschichte des Stifts ließe sich ohne Weiteres auf zwei bis drei Seiten zusammenfassen, doch sind im »Sächsischen Klosterbuch« immerhin 20 Seiten hierfür vorgesehen. Dies sollte nun nicht etwa die Kreativität und Fantasie des Autors beflügeln, sondern entspricht vielmehr dem Stellenwert in der sächsischen Klosterlandschaft, der Quellenlage und den baulichen Hinterlassenschaften dieser Einrichtung. Dies sind die Kriterien, die für die Größe eines Artikels im »Sächsischen Klosterbuch« ausschlaggebend sind. Tatsächlich zeigt sich, dass die 20 zu füllenden Seiten eine starke Beschränkung auf das Wesentliche bedeuten, wie es in der Gliederung der Artikel zum Ausdruck kommt:


  1. Allgemeines

    1. Topographie

    2. Kirchliche Zugehörigkeit

    3. Territoriale Zugehörigkeit


  2. Grunddaten

    1. Gründungsjahr/Ersterwähnung, Gründer

    2. Vorgängereinrichtungen

    3. Patrozinium

    4. Aufhebung/letzte Erwähnung


  3. Geschichtlicher Überblick

    1. Abriss der Kloster-/Stiftsgeschichte

    2. Nachnutzung und späteres Schicksal von Kirche, Kloster/Stiftsgebäuden und -anlage


  4. Verfassung und Organisation

    1. Stellung im Orden und im Bistum

    2. Größe, Herkunft und soziale Zusammensetzung

    3. Vorstände, Dignitäten, Ämter und Konvent/Kapitel

    4. Immunität und Vogtei, herrschaftliche Einbindung, politische Beziehungen


  5. Grundherrschaft, Besitz und Wirtschaftsführung

    1. Besitzgeschichte und -organisation

    2. Handel und Gewerbe, Markt- und Münzrecht

    3. Stadthöfe, Termineien, Terminierbezirke

    4. Infrastruktur

    5. Gerichtsrechte 


  6. Religiöses und geistiges Leben

    1. Einfluss auf andere Institutionen

    2. Spiritualität und geistliche Tätigkeit

    3. Kultur und geistiges Leben


  7. Archäologie, Bau- und Kunstgeschichte

    1. Kloster-/Stiftsanlage

    2. Inventar und Bauausstattung


  8. Siegel

    1. Kloster-/Stiftssiegel

    2. Siegel der Vorsteher und einzelner Mitglieder


  9. Quellen und Literatur

    1. Archivalien und Handschriften

    2. Gedruckte Quellen

    3. Literatur

    4. Karten, Lagepläne, Grundrisse

    5. Historische Ansichten


Die ersten beiden Kapitel dienen der zeitlichen und räumlichen Verortung der jeweiligen Institution. Kapitel 3 gibt einen kurzen allgemeingeschichtlichen Überblick, während Kapitel 4 bis 6 sich einzelnen Aspekten der Geschichte zuwenden. Kapitel 4 dient der Einbettung in die religiöse Landschaft, Punkt 5 vertieft die Wirtschafts- und Besitzgeschichte und im 6. Kapitel steht das geistige und geistliche Leben im Vordergrund. Besonders in Kapitel 7 kommt die Kooperation mit den Landesämtern für Archäologie und Denkmalpflege 
zum Tragen – dieses widmet sich nämlich den baulichen und kunsthistorischen Hinterlassenschaften der Klöster. In Punkt 8 erfolgt die Beschreibung der Siegel, die auch bildlich wiedergegeben werden. Die Grundlagen der historischen Bearbeitung der Klöster – also Quellen und Literatur – führt das letzte Kapitel auf.


Nach dieser Erläuterung der Gliederung soll diese kurz exemplarisch mit einigen wenigen Daten aus der Geschichte des Afrastifts gefüllt werden. 


Abb. 5: Meißen, Blick auf den Chor der Afrakirche.
 Abb. 5: Meißen, Blick auf den Chor der Afrakirche.


[Zu Kapitel 1 und 2] Ein genaues Datum der Entstehung der Afrakirche kann nicht angegeben werden. Wahrscheinlich wurde auf dem Afraberg bereits im ausgehenden 10. Jahrhundert eine erste Kirche errichtet, die jedoch kleiner war als der heutige Bau. An dieser Kirche errichtete Bischof Dietrich II. von Kittlitz 1205 das Augustiner-Chorherrenstift. Schon bald begannen die Chorherren mit dem Bau von Wirtschafts- und Konventsgebäuden sowie dem Neu- bzw. Ausbau der Kirche. Noch heute zeigt sich die Afrakirche mit ihrem geraden Chor­abschluss in ihrer mittelalterlichen Baugestalt. Wie und wann die Kirche zu ihrem in Mittel- und Ostdeutschland seltenen Patrozinium kam, ist un­gewiss.


[Zu Kapitel 3 und 4] Gehörte das Afrastift nicht zu den herausragenden und für die Geschichte des Augustiner-Chorherrenordens wichtigen Niederlassungen, so war es doch für die Stadt Meißen sowie ihr Umland und zeitweise für das Bistum von großer Bedeutung. Über 300 Jahre waren die Chorherren für die Seelsorge in der Stadt und in den mehr als dreißig Dörfern in der Umgebung zuständig. In den ersten Jahrzehnten fanden sich einzelne Chorherren und Pröpste immer wieder im Umfeld der Meißner Bischöfe. Sie leiteten Synoden und waren als juristischer Beistand anderer Klöster und Stifte gefragt. Dementsprechend war die soziale Herkunft der Kanoniker: Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts kam etwa die Hälfte des Konvents, der in der ­Regel zwölf Chorherren umfasste, aus adligen Familien der Meißner Gegend. Die andere Hälfte der Kanoniker entstammte ratsfähigen und wohlhabenden Bürgerfamilien aus Dresden und Meißen. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Stift ausschließlich durch Adlige geleitet. Erstmals an der Wende zum 15. Jahrhundert findet sich ein Bürgerlicher als Propst des Stifts in den Quellen. Die übrigen Ämter, wie das des Priors, des Kustos, des Siechenmeisters, des Kantors oder des Küchenmeisters spielten nur eine untergeordnete 
Rolle.


[Zu Kapitel 5] Der lokale Adel, der maßgeblich an der Einrichtung des Afrastifts beteiligt war, nahm auch in der weiteren Stiftsgeschichte eine entscheidende Position ein. Ein Engagement der Markgrafen von Meißen ist hingegen nicht belegt.


Im 14. und 15. Jahrhundert erfuhr das Stift einen enormen Zuwachs an Besitz. Kern der Einkünfte bildeten die Dörfer, die zur Afraparochie gehörten. Besitzerweiterungen kamen besonders im Norden hinzu. Die Chorherren waren in der Regel Grundherren in den Dörfern und hatten als solche die niedere Gerichtsbarkeit inne. Ein weiteres Standbein der Einkünfte bildete die Eigenwirtschaft des Stifts, wobei die Landwirtschaft des Stiftshofes eher bescheiden war. Sie wurde jedoch durch vier Vorwerke ergänzt. Eines der wichtigsten ­betrieben die Chorherren in Brockwitz, etwa 7 km elbaufwärts. Hier hatten sie im Laufe der Zeit das gesamte Dorf und die umliegenden Felder an sich gebracht. Zudem verfügten sie über das Patronatsrecht der Kirche.


[Zu Kapitel 6] Vermutlich versorgten Chorherren aus St. Afra diese Kirche als Pfarrer. Gleiches gilt für die Meißner Frauenkirche, die Kirche in Wilschdorf bei Dresden und zeitweise für die Kirche in Lommatzsch. Diese Aufgaben hatten zur Folge, dass nicht immer alle Chorherren im Afrastift zugegen waren. Sie konnten auch beurlaubt werden, um ihren Heimatort oder die Universität zu besuchen. Es ist gegenüber anderen Mönchsorden eine der Besonderheiten des Augustiner-Chorherrenordens, dass es keine strenge Klausur gab. Um zumindest ansatzweise das gemeinsame Leben zu wahren, verpflichteten sich die Brüder zu einem jährlichen Kapitel im Afrastift.


Das Leben der im Stift anwesenden Kanoniker war geprägt durch die Ordensregel und eigene Konstitutionen. Zu ihren Aufgaben gehörte die Verrichtung der reichlich gestifteten Totenmessen. Das Anniversarium, in dem diese verzeichnet waren, hat mehr als 170 Einträge. Die Messen wurden an den Grabmälern der Verstorbenen oder an von ihnen gestifteten Altären gehalten. Erhalten haben sich in der Afrakirche acht Grabsteine bzw. Epitaphien der Familie von Schleinitz, der Familie, die auch sonst zahlreiche Spuren in der Afrakirche hinterlassen hat.


Doch man gedachte nicht allein der adligen Wohltäter des Stifts, sondern auch Personen anderer geistlicher Einrichtungen. Zu diesem Zweck wurden Gebetsverbrüderungen mit den Benediktinerklöstern in Pegau und Admont und mit dem Cölestinerkloster auf dem Oybin bei Zittau geschlossen. Aufgenommen wurde das Afrastift auch in die Gemeinschaft der guten Werke des Franziskanerordens durch dessen Prediger Johannes Kapistran. Seine Predigten und die in dieser Zeit durchgeführten Reformen hatten nachhaltigen Einfluss auf die Stiftsgeschichte. Geistiges und geistliches Leben schienen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts neue Impulse zu erhalten. So mehrten sich Stiftungen zugunsten der Ausgestaltung der Liturgie. Die Chorherren bekamen Messbücher, liturgische Gewänder oder Geld zum Orgelbau gestiftet. Ebenso sind umfangreiche Bücherstiftungen für diese Zeit belegt. Dabei zeigt sich aus der dürftigen Überlieferung, dass es sich mehrheitlich um theologische und kanonistische ­Literatur handelte. 1504 erbauten die Chorherren eine ­eigene Bibliothek. Bei der Auflösung des Stifts umfasste sie über 380 Bücher und war damit keine große, aber doch eine beachtliche Büchersammlung. Dies korrespondiert mit dem Stand der Bildung der Konventsmitglieder. Bereits bei der Gründung wurde hier eine Schule für zwölf Schüler eingerichtet. In ihr erhielten auch die zukünftigen ­Kanoniker ihren Unterricht. Im 15. und 16. Jahrhundert finden sich Chorherren aus St. Afra an der Universität Leipzig und ­einige wenige auch in Erfurt.


Diskutiert wurde in der älteren Forschung die Frage der Kontinuität der Schule der Chorherren hin zur Fürstenschule. Gerade die Bibliotheksgeschichte macht deutlich, dass eine solche Kontinuität nicht gegeben war. In der Schul­bibliothek fanden sich nämlich keine Werke des früheren Chorherrenstifts.


[Zu Kapitel 7] Zugleich bestand doch zumindest in der Nachnutzung der Gebäude eine äußerliche Kontinuität. Für die Stiftsanlage war der Einzug der Fürstenschule Fluch und Segen gleichermaßen. Zum einen haben sich, wenn auch mit zahlreichen Um- und Ausbauten, die Gebäude des Wirtschaftshofes erhalten. Andererseits wurden große Teile der Klausur abgerissen. Die Kirche konnte äußerlich ihre mittelalterliche Bausubstanz bewahren. Im Innern ­fanden umfangreiche Umbauten statt, denen viele Grabdenkmale zum Opfer fielen. 


Auch konnte keiner der 13 mittelalterlichen Altäre bewahrt werden. Sichtbar sind dagegen noch heute die drei Kapellen: die Barbarakapelle im Kreuzgang, die sogenannte Schleinitzkapelle, die dem Leichnam Christi geweiht war, und die dem Erzengel Michael geweihte Taubenheimkapelle.


Die Ausstattung dieser Kapellen und der Kirche mit beweglichen Kunstgegenständen ist bis auf wenige Stücke verloren gegangen. Jedoch sind wir über sie recht gut informiert. Zum einen wurde 1525 ein Register angelegt, in dem die silbernen Gottesdienstgerätschaften verzeichnet wurden. Zum anderen findet sich in den Akten der Sequestration eine Aufstellung der im Stift vorgefundenen wertvollen Textilien.


[Zu Kapitel 8 und 9] Manch materieller Verlust ist doch zumindest ansatzweise durch die schriftliche Überlieferung zu kompensieren. Insgesamt kann die Quellenlage als gut beurteilt werden. Im Hauptstaatsarchiv liegen knapp 200 Urkunden, die im Wesentlichen im Urkundenbuch der Stadt Meißen ediert sind. Die zweite wichtige Quelle ist das Chartularium des Stifts, welches sich in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden befindet. Ebenfalls in der Landesbibliothek liegt ein Nekrolog oder Anniversar. Ergänzt werden diese Quellen durch zahlreiche Akten, die besonders in der Zeit der Reformation angelegt wurden.


Dies war ein kleiner Einblick in die Geschichte des Afrastifts, der anhand weniger Beispiele den Aufbau eines Klosterbuchartikels verdeutlichen sollte.


Besitzstandkarten, Auf- bzw. Grundrisse der Gebäude und historische oder aktuelle Ansichten ergänzen den schriftlichen Teil. Ebenso werden die Siegel der Vorstände und Dignitäten sowie der Konvente abgebildet. 


Abb. 6: Konventssiegel des Augustiner-Chorherrenstifts St. Afra zu Meißen. Abb. 6: Konventssiegel des Augustiner-Chorherrenstifts St. Afra zu Meißen.

Der Aufbau der Klosterbuchartikel ist der Versuch einer umfassenden Beschreibung der Geschichte der ehemaligen und noch existierenden Klöster im Freistaat Sachsen. Dabei bietet der genormte Aufbau der Artikel ideale Möglichkeiten des Vergleichs der verschiedenen Institutionen miteinander. Da sich die Struktur der Artikel stark am »Brandenburgischen Klosterbuch« orientiert, ist auch der Vergleich über heutige Ländergrenzen hinweg gegeben. Damit leistet das Klosterbuch nicht nur einen Beitrag zur Kloster- und Ordensgeschichte, sondern ebenso zur vergleichenden Landesgeschichte.


VI.


Abschließend sei die Frage gestellt, welche Ergebnisse das Projekt erwarten lässt und welche Perspektiven es eröffnen kann. Das »Sächsische Klosterbuch« wird ein erster wichtiger Schritt zur gründlicheren Erforschung Sachsens als Klosterlandschaft sein. Angesichts des insgesamt defizitären Forschungsstandes in Sachsen wird praktisch jeder Artikel über ein Kloster oder Stift einen Erkenntnisfortschritt darstellen und durch den Nachweis der Quellen und ­Literatur gegebenenfalls den Ausgangspunkt für weitere Arbeiten bilden können. Auch die Planungen künftiger institutioneller Urkundenbücher der Klöster und Stifte im Rahmen des »Codex diplomaticus Saxoniae« – ein gemeinsames Vorhaben der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V. Dresden – werden von diesen Vorarbeiten profitieren können.57 In ähnlichem Maße wird die Katalogisierung der mittelalterlichen Handschriften in sächsischen Bibliotheken, wie sie beispielsweise von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig gefördert wird, aus den Ergebnissen des Klosterbuches Gewinn ziehen können, handelt es sich bei den Handschriftenbeständen doch überwiegend um geistliche Provenienzen.58 Auch die Ausweitung des interakademischen Editionswerkes »Die deutschen Inschriften« auf den Freistaat Sachsen, die dringend zu wünschen wäre, könnte von einem »Sächsischen Klosterbuch« als Referenzwerk erheblich profitieren.59

Das »Sächsische Klosterbuch« bietet aber nicht nur Anknüpfungspunkte für laufende Großprojekte, sondern wird auch – obschon natürlich keine umfassende Bearbeitung der einzelnen Institutionen geboten werden kann – übergreifende, vergleichende Fragestellungen ermöglichen. Landesgeschichtliche Forschung ohne Rückbindung an die allgemeine Forschung ist undenkbar. Zu nennen wäre hier etwa die Ausbreitung einzelner Orden und religiöser Bewegungen wie der Zisterzienser oder der Mendikanten im 12. und 13. Jahrhundert, das Bemühen um die Ordensreform bei den Benediktinern, den Augustiner-Chorherren oder den Bettelorden im späten Mittelalter, oder schließlich das Ringen um die Bewahrung klösterlichen Lebens oder dessen Preisgabe im Zeitalter der Reformation. Die Feststellung, dass »die Reformation Luthers aus dem Mönchtum gekommen«60 sei, zielt namentlich auf die Augustiner-Eremiten, den Orden Martin Luthers, dessen observante Reformbewegung ihr Zentrum in Mitteldeutschland hatte und auch die sächsischen Klöster in Altendresden, Grimma und Waldheim einschloss. Die Erforschung der spät­mittelalterlichen Voraussetzungen Luthers, zu denen ganz entscheidend seine monastischen Wurzeln gehören, hat der neueren Reformationsforschung wichtige Impulse gegeben.61 Auf der anderen Seite dürfen auch die monastischen ­Beharrungskräfte im ausgehenden Mittelalter und in der Reformationszeit nicht unterschätzt werden. Auslöser der Ablassdiskussion seit 1517 war das Wirken des Ablasspredigers Johannes Tetzel, der aus Pirna stammte und Mitglied des Leipziger Dominikanerkonvents war.62 Neben 
Albertus Magnus dürfte er wohl der populärste deutsche Dominikaner überhaupt sein.


Jenseits der Reformbewegungen und -bestrebungen spielten die Klöster und Stifte in den kirchlichen Strukturen eine wichtige, immer wieder unterschätzte Rolle. Viele Kloster- und Stiftskirchen dienten zugleich als Pfarrkirchen, zahlreiche geistliche Gemeinschaften besaßen zudem Pfarreien (Patronate und Inkorporationen). Dass »der monastische Sektor der mittelalterlichen Kirche […] unabhängig neben dem Gemeindesektor außerhalb der Pfarrorganisation« stand, ist ebenso unrichtig wie die Annahme, dass alle Klöster »nicht den Bischöfen zugeordnet« waren.63 Vielmehr spielten Klöster und Stifte innerhalb der kirchlichen Verwaltungsstrukturen der Bistümer eine wichtige Rolle (z. B. als Archidiakonatssitze), einzelne Vorsteher und Mitglieder hatten Funktionen im Rahmen der geistlichen Gerichtsbarkeit und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Grundlegung einer europäischen Rechtskultur. In diesen Zusammenhang gehört auch die jüngst geäußerte These, der Sachsenspiegel dürfte unter Rückgriff auf kanonistische Handschriften des Klosters Altzelle aufgezeichnet worden sein.64

Das geistige Leben der Klöster und Stifte gilt es, anhand der Bibliotheksbestände, die zu erheblichen Teilen in den sächsischen Bibliotheken noch nicht wissenschaftlich katalogisiert sind (dies gilt für die mittelalterlichen Handschriften, noch stärker aber für die viel zahlreicheren Inkunabeln und die Drucke des 16. Jahrhunderts), weiter zu erforschen.65 Welche Bedeutung die sächsischen Klöster z. B. für die Universität Leipzig hatten, ist durch die jüngsten Forschungen zur Universitätsgeschichte wieder deutlich geworden. Das Zisterzienserkloster Altzelle unterhielt in Leipzig ein ordenseigenes Studienkolleg, das bis zur Reformation 400 Zisterziensermönche durchlaufen 
haben.66 Damit ist aber noch nicht die Frage beantwortet, welchen Anteil die Religiosen anderer Orden an der Leipziger Studentenschaft hatten, und überhaupt, welche Bedeutung dem Universitätsstudium in den Klöstern und Stiften zugemessen wurde. Eigene Konturen besaß demgegenüber das Studium der Weltgeistlichen in den Dom- und Kollegiatstiften. Nur ein Teilaspekt, die enge Verknüpfung der mitteldeutschen Domkapitel mit der Universität Leipzig, ist vor Kurzem erstmals systematisch dargestellt worden.67

Klöster und Stifte waren nicht nur Stätten religiöser Askese und Gottsuche, des kontemplativen Lebens und des gelehrten Studiums, sondern sie waren als Schnittstellen von Kirche und Welt auch Großgrundbesitzer und damit Wirtschaftsfaktoren. Besitz und Einkünfte der geistlichen Institutionen wurden als Grundherrschaften organisiert und verwaltet. Für einen erheblichen Teil der Landbevölkerung waren die geistlichen Grundherrschaften der alltägliche Lebensrahmen in wirtschaftlicher, rechtlicher und sozialer Hinsicht. Die Erforschung des kirchlichen Grundbesitzes vermag damit einen wichtigen Beitrag zur ländlichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte und zu den materiellen Rahmenbedingungen der Vormoderne zu bieten. Die bisherige landesgeschicht-
liche Forschung in Sachsen hat sich ganz überwiegend mit den landesherr­lichen Domänen (Ämtern) beschäftigt, fast gar nicht aber mit dem Kloster- und Stiftsbesitz.68 Kaum wahrgenommen wurde bislang die Tatsache, dass auch viele Bettelordenskonvente im Laufe des späten Mittelalters im Widerspruch zu den Ordensstatuten zu Grundbesitzern geworden sind69 und damit interessante Fragen zum Verhältnis von religiöser Norm und Wirklichkeit auf-
werfen.


Damit sei abschließend noch einmal verdeutlicht, dass ein »Sächsisches Klosterbuch« – wie es auch die für andere Landschaften schon vorliegenden Werke zeigen – keineswegs nur für die Kirchengeschichte unseres Landes selbst von Wert ist. Die Erforschung der Klöster und Stifte bildet einen integralen Bestandteil der Landesgeschichte, ordnet diesen zugleich aber in den Kontext der deutschen und europäischen Geschichte ein.


  1. 1Erweiterte Fassung der Vorträge im Akademie-Kolloquium der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig am 28. Januar 2011. Die Abschnitte I–III und VI wurden von Enno Bünz, Abschnitt IV von Sabine Zinsmeyer und Abschnitt V von Dirk Martin Mütze verfasst.

  2. 2Joachim Angerer, Klösterreich. Die Stifte und Klöster in Bayern, Österreich und der Schweiz, Wien 1978, hier benutzt in der 3. Aufl. Linz 1996; zuletzt Neuausgabe Wien 2003.

  3. 3Siehe über ihn den informativen Wikipedia-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Angerer (22.1.2011).

  4. 4Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Christoph Mackert, Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig.

  5. 5Hans Patze, »Adel und Stifterchronik. Frühformen territorialer Geschichtsschreibung im hochmittelalterlichen Reich«, in Blätter für deutsche Landesgeschichte 100 (1964), S. 8–81 und 101 (1965), S. 67–128; ders., Klostergründung und Klosterchronik, ebd. 113 (1977), S. 89–121; beide Aufsätze wiederabgedruckt in Peter Johanek, Ernst Schubert und Matthias Werner (Hg.), Ausgewählte Aufsätze von Hans Patze (Vorträge und Forschungen 50), Stuttgart 2002, S. 109–249 und S. 251–284.

  6. 6Siehe exemplarisch Andreas Kraus, Bayerische Geschichtswissenschaft in drei Jahrhunderten. Gesammelte Aufsätze, München 1979.

  7. 7Georg Pfeilschifter, Die St. Blasianische Germania sacra. Ein Beitrag zur Historiographie des 18. Jahrhunderts (Münchener Studien zur historischen Theologie 1), Kempten 1921.

  8. 8Joachim F. Angerer u. a. (Hg.), Consuetudines monasticae. Eine Festgabe für Kassius Hallinger aus Anlass seines 70. Geburtstages (Studia Anselmiana 85), Rom 1982. Siehe auch den Nachruf von Pius Engelbert, »Kassius Hallinger (1911–1991) und die Erforschung des hochmittelalterlichen Mönchtums«, in Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 79 (1993), S. 278–294.

  9. 9Adalbero Kunzelmann, Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten, 7 Bände (Cassiciacum 26, 1–7), Würzburg 1969–1976.

  10. 10Dazu Natalie Kruppa, »Die Alte Folge der Germania Sacra – die Bistümer Brandenburg und Havelberg«, in Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 49 (2003), S. 325–335. Zum Projekt insgesamt Irene Crusius, »Die Germania Sacra. Stand und Perspektiven eines langfristigen Forschungsprojekts«, in Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters 52 (1996), S. 629–642. – Helmut Flachenecker, »Kirchengeschichtsschreibung zwischen Liturgie und Statistik« (Vom Liber Pontificalis zum Langzeitprojekt »Germania Sacra«), in Sbornik Katolické teologické fakulty 5 (2003), S. 131–161. – Enno Bünz, »Die ›Germania Sacra‹« [Leserbrief], in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.3.2006, S. 8.

  11. 11Zur neuen Konzeption Jasmin Hoven u. a., »Die Neuausrichtung der Germania Sacra an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen«, in Blätter für deutsche Landesgeschichte 143 (2007), S. 231–241. Siehe auch das knappe Geleitwort der Projektveranwortlichen Helmut Flachenecker, Frank Rexroth und Hedwig Röckelein in Wilhelm Kohl, Das Bistum Münster 10: Das Zisterzienserinnen-, später Benediktinerinnenkloster St. Aegidii zu Münster (Germania Sacra. Die Kirche des Alten Reiches und ihre Institutionen, 3. Folge 1), Berlin u. a. 2009, S. V, und die Homepage des Göttinger Akademievorhabens: http://www.uni-goettingen.de/de/77052.html (30.3.2011).

  12. 12Barbara Frank, Das Erfurter Peterskloster im 15. Jahrhundert. Studien zur Geschichte der Klosterreform und der Bursfelder Union (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 34 = Studien zur Germania Sacra 11), Göttingen 1973.

  13. 13Gerhard Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter (ca. 1350–1540). Adlige Freundschaft, fürstliche Patronage und päpstliche Klientel, 2 Teile (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 57), Mainz 1987.

  14. 14Siehe die Aufsatzsammlung von Walter Goetz, Italien im Mittelalter 1, Leipzig 1942. – Ein Verzeichnis der Schriften von Goetz bei Matthias Middell, Weltgeschichtsschreibung im Zeitalter der Verfachlichung und Professionalisierung. Das Leipziger Institut für Kultur- und Universalgeschichte 1890–1990, 3 Bände (Geschichtswissenschaft und Geschichtskultur im 20. Jahrhundert 6/1–3), Leipzig 2005, hier Bd. 3, S. 1091–1094, der im Übrigen in Bd. 2, S. 423–649 Goetz als Direktor des Leipziger Instituts für Kultur- und Universalgeschichte (1915–1933) behandelt.

  15. 15Herbert Grundmann, Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der religiö­sen Frauenbewegung im 12. und 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen Grund­lagen der deutschen Mystik (Historische Studien 267), Berlin 1935; unveränd. ND Darmstadt 1960 (ergänzt um den Anhang: Neue Beiträge zur Geschichte der religiösen Bewegungen im Mittelalter), seitdem zahlreiche Neuauflagen und Übersetzungen ins Englische und Italienische.

  16. 16Grundmann, Religiöse Bewegungen, ND (Fn. 15), S. 6 f.

  17. 17Arno Borst, »Herbert Grundmann«, in Deutsches Archiv für die Erforschung des Mittelalters 26 (1970), S. 327–367, hier S. 332–334.

  18. 18Raoul Manselli, Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich u. a. 1984, S. 238–240.

  19. 19Franz J. Felten u. a. (Hg.), Vita Religiosa im Mittelalter. Festschrift für Kaspar Elm zum 70. Geburtstag (Berliner Historische Studien 31), Berlin 1999.

  20. 20Ders. u. a. (Hg.), Institution und Charisma. Festschrift für Gert Melville zum 
65. Geburtstag, Köln u. a. 2009.

  21. 21Josef Fleckenstein und Karl Schmid (Hg.), Adel und Kirche. Gerd Tellenbach zum 65. Geburtstag dargebracht von Freunden und Schülern, Freiburg im Breisgau u. a. 
1968.

  22. 22Enno Bünz, Stefan Tebruck und Helmut G. Walther (Hg.), Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Festschrift für Matthias Werner zum 65. Geburtstag (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 24 = Schriftenreihe der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung 19), Köln u. a. 2007.

  23. 23Mechthild Sandmann, Angelus A. Häußling und Mechthild Black-Veldtrup (Hg.), Wege zur Erforschung der Erinnerungskultur. Ausgewählte Aufsätze von Joachim Wollasch. Mit einer Einführung von Rudolf Schieffer (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinertums 47), Münster 2011.

  24. 24Heinrich Böhmer, Luthers Romfahrt, Leipzig 1914. – Volker Leppin, Martin Luther (Gestalten des Mittelalters und der Renaissance), Darmstadt 2006, S. 57–61.

  25. 25Dazu exemplarisch: Peter Moraw, Eberhard Holtz und Michael Lindner (Hg.), Akkulturation und Selbstbehauptung. Studien zur Entwicklungs­geschichte der Lande zwischen Elbe/Saale und Oder im späten Mittelalter (Berichte und Abhandlungen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Sonderband 6), Berlin 2001.

  26. 26Grundlegend ist noch immer Walter Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, 2 Bände (Mitteldeutsche Forschungen 27/1–2), Köln u. a. 1962 (ND 1983), doch reicht die Darstellung nur bis 1300.

  27. 27Klaus Herbers und Enno Bünz (Hg.), Der Jakobuskult in Sachsen (Jakobus-Studien 17), Tübingen 2007.

  28. 28Enno Bünz (Hg.), Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 23), Leipzig 2008.

  29. 29Ein ganz ähnlicher Befund zeigt sich im mittelalterlichen Brandenburg, siehe Enno Bünz, »Das mittelalterliche Brandenburg als Geschichts- und Klosterlandschaft. Zum Erscheinen des Brandenburgischen Klosterbuchs«, in Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 53 (2007), S. 285–317. – Judith Oexle, Markus Bauer und Marius Winzeler (Hg.), Zeit und Ewigkeit: 128 Tage in St. Marienstern, Ausstellungskatalog der Ersten Sächsischen Landesausstellung, Halle 1998. – Karlheinz Blaschke, Heinrich Magirius und Siegfried Seifert (Hg.), 750 Jahre Kloster St. Marienstern. Festschrift, Halle 1998. – Mike Huth (Redaktion), Benediktiner in Sachsen. 888 Jahre Kloster Riesa. Begleitbuch zur Ausstellung Stadtmuseum Riesa (Reihe Weiss-Grün. Sächsische Geschichte und Volkskultur 37), Dößel 2007.

  30. 30Enno Bünz, Die Dom- und Kollegiatstifte in den Bistümern Meißen, Merseburg und Naumburg – geographisch, chronologisch und typologisch betrachtet in Dirk Martin Mütze (Hg.), Regular- und Säkularkanonikerstifte in Mitteldeutschland (Bausteine aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde. Kleine Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 21), Dresden 2011, S. 143–178.

  31. 31Roland Pieper und Jürgen Werinhard Einhorn, Franziskaner zwischen Ostsee, Thüringer Wald und Erzgebirge. Bauten – Bilder – Botschaften, Paderborn u. a. 2005. – Kunzelmann, Geschichte (Fn. 9), hier Bd. 1: Das dreizehnte Jahrhundert, und Bd. 5: Die sächsisch-thüringische Provinz und die sächsische Reformkongregation bis zum Untergang der bei-
den. – Klaus-Bernward Springer, Die deutschen Dominikaner in Widerstand und Anpassung während der Reformationszeit (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens, NF 8), Berlin 1999.

  32. 32Enno Bünz und Christoph Volkmar, »Das landesherrliche Kirchenregiment in Sachsen vor der Reformation«, in Enno Bünz, Stefan Rhein und Günther Wartenberg (Hg.), Glaube und Macht. Theologie, Politik und Kunst im Jahrhundert der Reformation (Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt 5), Leipzig 2005, S. 89–109, hier S. 103 f.

  33. 33Karl Borchardt, Die Cölestiner. Eine Mönchsgemeinschaft des späteren Mittelalters (Historische Studien 488), Husum 2006, S. 361.

  34. 34Enno Bünz, »Das Ende der Klöster in Sachsen. Vom ›Auslaufen‹ der Mönche bis zur Säkularisation (1521 bis 1543)«, in Harald Marx und Cecilie Hollberg (Hg.), Glaube und Macht. Sachsen im Europa der Reformationszeit. Aufsätze, Dresden 2004, S. 80–90.

  35. 35Vgl. Bünz, Brandenburg (Fn. 29), zu den Klosterbüchern und -verzeichnissen verschiedener Landschaften hier bes. S. 287–296.

  36. 36Hermann Hoogeweg, Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern, Stettin 1924–1925. – Wilhelm Dersch, Hessisches Klosterbuch. Quellenkunde zur Geschichte der im ­Regierungsbezirk Kassel, im Kreis Grafschaft Schaumburg, in der Provinz Oberhessen und dem Kreis Biedenkopf gegründeten Stifter, Klöster und Niederlassungen von geistlichen Genossenschaften (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 12), Marburg 1915, 2. ergänzte Aufl. 1940 (ND 2000). – Karl Hengst (Hg.), Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, Teil 1: Ahlen-Mülheim, Teil 2: Münster-Zwillbrock (Veröffentlichungen der His­torischen Kommission für Westfalen 44, 2), Münster 1992. – Wolfgang Zimmermann und Nicole Priesching (Hg.), Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart, Ostfildern 2003. – Heinz-Dieter Heimann u. a. (Hg.), Brandenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte und Kommenden bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, 2 Bände (Brandenburgische Historische Studien 14), Berlin 2007 (ND 2010).

  37. 37Mittlerweile erschienen ist: Manfred Groten u. a. (Hg.), Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815, Teil 1: Aachen – Düren (Studien zur Kölner Bistumsgeschichte 37), Siegburg 2009.

  38. 38Zu den laufenden Projekten siehe die Hinweise bei Bünz, Brandenburg (Fn. 35), S. 292 ff.

  39. 39Das Internet-Projekt »Thüringisches Klosterbuch«, das 1997–2002 von Karl Heinemeyer bearbeitet und von der Historischen Kommission für Thüringen gefördert wurde, ist eine nutzlose Projektruine, siehe die Homepage: http://www2.uni-erfurt.de/monasticon/eingang.htm (3.7.2011).

  40. 40Zum Westfälischen Klosterbuch siehe die Besprechung von Enno Bünz in Jahrbuch für Regionalgeschichte und Landeskunde 20 (1995/96, erschienen 1998), S. 341; zum Brandenburgischen Klosterbuch siehe oben Fn. 29.

  41. 41Lediglich das Brandenburgische Klosterbuch verzeichnet nicht nur die Institutionen in den heutigen Ländern Brandenburg und Berlin, sondern auch diejenigen in der Mark Brandenburg und dem Markgraftum Niederlausitz in den Grenzen von 1575, doch ist dieses Verfahren wenig praktikabel.

  42. 42Die Finanzierung des im Januar 2010 begonnen Projektes erfolgt durch das Sächsische Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

  43. 43Vgl. hierzu den Aufsatz von Sabine Zinsmeyer, »Eine Klosterkarte für Mitteldeutschland – Idee, Realisierung, Präsentation«, in Mütze, Regular- und Säkularkanonikerstifte (Fn. 30), S. 229–243.

  44. 44Schlesinger, Kirchengeschichte (Fn. 26).

  45. 45Martina Schattkowsky und André Thieme (Hg.), Altzelle. Zisterzienserabtei in ­Mitteldeutschland und Hauskloster der Wettiner (Schriften zur sächsischen Landes­geschichte 3), Leipzig 2002.

  46. 46Anne-Katrin Köhler, Geschichte des Klosters Nimbschen. Von der Gründung 1243 
bis zu seinem Ende 1536/1542 (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 7), Leipzig 2003.

  47. 47Harm Wiemann, Geschichte des Augustiner-Klosters St. Martin und der Karthause bei Crimmitschau, Crimmitschau 1941.

  48. 48Theodor Flathe, »Das Kloster der Augustiner Chorherren zu Sanct Afra in Meißen«, in Archiv für Sächsische Geschichte NF 2 (1876), S. 61–85, S. 97–142. – Eine grundlegende Bearbeitung erfährt das Augustiner-Chorherrenstift St. Afra zu Meißen aktuell durch das Dissertationsprojekt von Dirk Martin Mütze (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V.).

  49. 49Zu Zschillen, heute Wechselburg: W. Clemens Pfau, Grundriß der Chronik des ­Klosters Zschillen. Mit Untersuchungen über die vor- und frühgeschichtliche Zeit der Wechselburger Gegend, sowie über das Gebiet des Rochlitzer Gaues oder Zschillner Archidiakonats (Mitteilungen des Vereins für Rochlitzer Geschichte 5), Rochlitz 1909.

  50. 50Hierunter zählen unter anderem die Komtureien in Hirschfelde und Dommitzsch, das Nonnenkloster Staucha/Döbeln, das Augustiner-Eremitenkloster Waldheim und das Augustiner-Chorherrenstift Leipzig.

  51. 51Der Codex diplomaticus Saxoniae (im Folgenden CDS) enthält Urkundenbücher zu den Klöstern in Altzelle, Chemnitz, Dresden, Freiberg, Grimma, Kamenz, Leipzig, Löbau, Meißen, Nimbschen und Pirna. – Im Sächsischen Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10710, existieren Vorarbeiten zu Urkundenbüchern und Urkundenabschriften von ganz unterschiedlicher Qualität und Quantität zu: Bautzen, Crimmitschau, Döbeln, Frankenhausen, Geringswalde, Grünhain, Klösterlein, Marienstern, Marienthal, Oschatz, Pegau, Plauen, Reichenbach, Remse, Riesa, Seußlitz, Sornzig, Waldheim und Zschillen.

  52. 52Heimann, Brandenburgisches Klosterbuch (Fn. 36).

  53. 53Eine Projektskizze befindet sich auf der Homepage der Universitätsbibliothek Leipzig: http://www.ub.uni-leipzig.de/site.php?page=projekte/handschriften/klosterbuch
&lang=de&stil=fc (4.7.2011).

  54. 54Vorhergehende Autorentreffen fanden am 11. Mai 2011 in Leipzig und am 20. Mai 2011 in Dresden statt.

  55. 55Das Afrastift wurde hier ausgewählt, da der Artikel für das Klosterbuch bereits vorliegt und als Musterartikel für die Bearbeitung dient. Können an dieser Stelle auch nicht die ausgewerteten Quellen im Einzelnen benannt werden, sei jedoch auf die wichtigste Literatur zum Afrastift hingewiesen: Johann Friedrich Ursinus, Den Ursprung der Kirche und des Klosters Sanct Afra in der Stadt Meißen, Leipzig 1780; Friedrich Maximilian Oertel, Das Münster der Augustiner Chorherren zu St. Afra in Meißen, Leipzig 1843; Flathe, Sanct Afra (Fn. 48); Schlesinger, Kirchengeschichte (Fn. 26), Bd. 2, S. 245–247.

  56. 56Schlesinger, Kirchengeschichte (Fn. 26), S. 246.

  57. 57Matthias Werner, »›Zur Ehre Sachsens‹. Geschichte, Stand und Perspektiven des Codex diplomaticus Saxoniae«, in Tom Graber (Hg.), Diplomatische Forschungen in Mitteldeutschland (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 12), Leipzig 2005, S. 261–301. – Tom Graber, »Codex diplomaticus Saxoniae«, in Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde 1997–2007 (Spurensuche 1), Dresden 2007, S. 78–83. – Tom Graber und Mathias Kälble, »Der Codex diplomaticus Saxoniae. Mediävistische Grundlagenforschung an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig«, in Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Heft 5 (2010), S. 169–176. – Ulrike Siewert, »Das Dresdner Urkundenbuch. Ein aktuelles Vorhaben im Rahmen des Codex ­diplomaticus Saxoniae«, in Neues Archiv für Sächsische Geschichte 81 (2010), S. 263–267.

  58. 58Siehe als Fallstudie Christoph Mackert, »›Repositus ad bibliothecam publicam‹ – eine frühe öffentliche Bibliothek in Altzelle?«, in Tom Graber und Martina Schattkowsky (Hg.), Die Zisterzienser und ihre Bibliotheken. Buchbesitz und Schriftgebrauch des Klosters Altzelle im europäischen Vergleich (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 28), Leipzig 2008, S. 85–170. – Ulrike Spyra u. a. (Bearb.), Katalog der Handschriften der Domstiftsbibliothek Bautzen. Mit einer Einführung von Enno Bünz (Quellen und Materia­lien zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 4), Leipzig 2011 (im Druck).

  59. 59Dies verdeutlicht: Matthias Donath (Hg.), Die Grabmonumente im Dom zu Meißen (Quellen und Materialien zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 1), Leipzig 2004. Eine Veröffentlichung der Epitaphe und ihrer Inschriften der einstigen Leipziger Dominikanerkirche wird durch Rudolf Hiller von Gaertringen vorbereitet.

  60. 60Johannes Schilling, Klöster und Mönche in der hessischen Reformation (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 67), Gütersloh 1997, S. 128.

  61. 61Dies zeigt eindrucksvoll Leppin, Martin Luther (Fn. 24).

  62. 62Zu einem neuen Bild wird die Publikation zur Tagung »Die Leipziger Dominikaner (Pauliner), ihr Studium und die Universität im Mittelalter« beitragen, die vom ­Institut zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens im deutschen Sprachraum (IGDom) und dem Lehrstuhls für Sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig vom 22. bis 24. Oktober 2009 in Leipzig veranstaltet wurde. Siehe den Tagungsbericht von Klaus-Bernward Springer, »Die Dominikaner und die Leipziger Universität. Fachtagung im Aurelius-Arkenau-Haus in Leipzig-Wahren«, in Kontakt. Freundesgabe der Dominikaner der Provinz Teutonia 38 (2010), S. 18–20.

  63. 63So Karlheinz Blaschke, »Kirchenorganisation um 1500. Beiheft«, in Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Hg.), Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, E II 1, Dresden u. a. 2008, S. 20.

  64. 64Peter Landau, »Der Entstehungsort des Sachsenspiegels. Eike von Repgow, Altzelle und die anglo-normannische Kanonistik«, in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 61 (2005), S. 73–101.

  65. 65Siehe dazu die Beiträge in Enno Bünz (Hg.), Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Neue Forschungen zur Kommunikations- und Mediengeschichte um 1500 (Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde 15), Leipzig 2006.

  66. 66Siehe Enno Bünz, »Kloster Altzelle und das Bernhardskolleg in Leipzig«, in Graber und Schattkowsky, Zisterzienser und ihre Bibliotheken (Fn. 58), S. 247–288.

  67. 67Markus Cottin, »Die Leipziger Universitätskanonikate an den Domkapiteln von Meißen, Merseburg und Naumburg sowie am Kollegiatstift Zeitz im Mittelalter (1413–1542). Rechtliche, wirtschaftliche und prosopographische Aspekte«, in Detlef Döring (Hg.), Universitätsgeschichte als Landesgeschichte. Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen. Tagung der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig vom 7. bis 9. Oktober 2004 (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, 4), Leipzig 2007, S. 279–312.

  68. 68Siehe z. B. das gelegentlich noch immer als Standardwerk zitierte Buch von Friedrich Lütge, Die mitteldeutsche Grundherrschaft. Untersuchungen über die bäuerlichen Verhältnisse (Agrarverfassung) Mitteldeutschlands im 16.–18. Jahrhundert, Jena 1934.

  69. 69Als Fallstudie jüngst Enno Bünz, Martin Luthers Orden in Neustadt an der Orla. Das Kloster der Augustiner-Eremiten und seine Mönche (Beiträge zur Geschichte und Stadtkultur 13), Jena 2007, S. 70 ff. und S. 76 ff.
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Heft 7 (2011)
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1867-7061

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